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Praxistest Nikon ZR: die kleine RED-Cine-Kamera - Praxis und Fazit mit Wertungstabelle

| VIDEOAKTIV

Seite 5 von 5: Praxis und Fazit mit Wertungstabelle

 PRAXIS

Wie arbeitet es sich denn nun mit der „kleinen RED“? Um es kurz zu machen: sehr angenehm – aber nicht unbedingt wie eine Cine-Kamera, sondern doch recht deutlich wie eine Fotokamera. Was man natürlich vermisst sind ein paar Direktzugriff-Tasten und der Griff für die rechte Hand ist uns nach wie vor zu klein. Aber nach der obligatorischen Eingewöhnung kann man mit der Kamera schnell arbeiten. Anstatt Funktionen per Taste aufzurufen, erreichen wir diese im Quickmenü fast genauso schnell. Die drei oberen Direktzugriff-Tasten sind standardmäßig mit Weißabgleich, ISO und Belichtungskorrektur besetzt und so bietet die Nikon im Zusammenspiel aus Tasten, Quick-Menü und nicht nur großem, sondern auch sehr responsiven Touchscreen mit übersichtlich angeordneten Werten zwar einen leicht anderen, aber nicht weniger flüssigen Workflow. Auch wenn der Molitor in keiner Situation des Praxistests zu dunkel war – ein Sucher hätte der Kamera gutgestanden. Auch mit den Anzeigemodi des Displays haben wir etwas gekämpft, denn Hilfswerkzeuge wie ein Waveform muss man aktivieren und dann zusätzlich im Anzeigen-Menü ein weiteres Mal auf die aktuelle Displaydarstellung ein weiteres Mal zuschalten. Das ist einer von mehreren Punkten woran man erkennt, dass das Menü auf einer Fotokamera beruht, das noch nicht ganz in die Gedankenwelt der Filmschaffenden angekommen ist.

Nikon ZR Medienbureauc 1067905Dank des großen Bildschirms ist die Anzeige sehr übersichtlich. Der Touchscreen erleichtert auch den Direktzugriff durch Bedienung à la Smartphone.

 

FAZIT

Joachim Sauer VIDEOAKTIV Autor

Man merkt schon deutlich, dass Nikon sich die Unterstützung der Cine-Profis für seine erste Cine-Kamera geholt hat. „Die kleine RED“ basiert zwar sehr deutlich auf einer Fotokamera, doch die Mutation zur Cine-Kamera ist recht überzeugend. Schwächen gibt es am ehesten bei der Handhabung, da Nikon auf eine sehr kompakte Bauweise setzt und damit wenig Tasten unterbekommt – im Gegenzug seine Zielgruppe auf Gimbal-Nutzung erweitert. Auch wenn Nikon die Kamera als Cine-Cam positioniert, ist die eigentliche Zielgruppe weit größer und realistisch wohl eher selten in Kino-Segment. Mit dem guten Bildstabilisator empfiehlt sich die Kamera für Reportagen und Dokus, aber eben auch für viele Einsätze von Content Creator. Gerade auf dem Gimbal, aber auch vielen anderen Einsatzgebieten hat ein guter Autofokus eine hohe Bedeutung. Doch hier spielt die Nikon ZR derzeit nicht ganz auf der Augenhöhe von Canon oder Sony mit. Er ist nicht schlecht – aber eben gerade in der Verfolgung derzeit nicht optimal.

Dennoch kommt mit der Nikon ZR echtes Cine-Gefühl auf, wenn man das Bildmaterial anschaut. Mein Kollege hat korrekt angemerkt: Die Codecs sind „sehr knechtbar“ – sprich man kann ordentlich an den Einstellungen drehen und seinen Wunschbild generieren, ohne dass Bildinformationen flöten gehen. Dieser Vorteil macht sich auch bei den direkten RED-Looks bemerkbar, die gerade für Content Creator interessant sind, die ohne große Umwege Material online stellen wollen.
Insofern kann man festhalten: Nikon hat mit der ZR ein sauberes Erstlingswerk für den Eintritt in den Filmkamera-Markt konzipiert. Ohne die Unterstützung von RED wäre das auf diesem Niveau wohl nicht machbar gewesen. Denn genau die RED-Formate sind der Trick, dass man diese Kamera eben nicht nur als Doku- und Reportage-Kamera ernst nehmen muss, sondern eben auch als Cine-Kamera. Das ist angesichts des Preises eine saubere Leistung, die einen Kauftipp mehr als verdient.

+ Cine-Qualität in kompaktem Gehäuse
+ sehr guter Bildstabilisator
+ sehr kurze Anschaltzeit
o guter Autofokus, aber nicht auf üblichem Nikon-Niveau
- nur ein Speicherkarten-Slot
- Griff wenig ausgeformt

DATEN

DATEN UND TESTERGEBNISSE

Canon EOS C50 Tabellenbild

Hersteller Nikon
Modell  ZR 
Preis 2350 Euro
Objektiv Nikon Nikkor Z 24‑70mm f/2.8 S II (2899 Euro)
Internet www.nikon.de
DATEN
Aufzeichnungsformate 6K (60/50/30/25/24p),
C4K (120/100/60/50/30/25/24p)
UHD (120/100/60/50/30/25/24p)
Full-HD (240/200/120/100/60/50/30/25/24p)
Codecs (Dateiformate)  N-RAW, R3D NE, ProRes RAW, H.265, H.264, MOV, MP4, MXF 
Max. Abtastung intern 4:2:0, 4:2:2, 4:4:4 (8 Bit, 10 Bit, 12 Bit)
Max. Abtastung externe Aufnahme 4:2:0, 4:2:2, 4:4:4 (8 Bit, 10 Bit, 12 Bit)
Aufnahmemedien MicroSD, CFexpress (B)
Bildwandler/Auflösung Vollformat/24,5 Megapixel
Objektivanschluss Z-Mount
Zoomfaktor/Brennweite (KB-äqu.) 2,9 fach/24 bis 70 mm (F2.8)
Gewicht mit Objektiv 1340 Gramm
BILDQUALITÄT max. 30 Punkte 23,6/sehr gut
Schärfe gut
Dynamikumfang  sehr gut
Bewegungsauflösung sehr gut
Rauschen/Bildfehler gut
Lichtempfindlichkeit gut
Farbwiedergabe hervorragend
Tiefenschärfendarstellung hervorragend
Bildstabilisierung gut
Autofokus gut
TON max. 10 Punkte 8,1/gut
Tonformate PCM 2ch, PCM 4ch, AAC 2ch
manuelle Tonaussteuerung 
Mikrofon-/Kopfhörer-/XLR-Buchsen ●/●/—
Tonqualität internes Mikrofon befriedigend
AUSSTATTUNG max. 30 Punkte 21/gut
Bildstabilisator
Body/Optik
●/—
Sucher 1920000 RGB-Pixel
Display/Diagonale ●/4 Zoll (10,1 cm)
Display kippen/drehen/Touchscreen ●/●/●
Blende/Shutter/ISO manuell ●/●/●
Weißabgl. manuell/Presets/Kelvin ●/●/●
Fokus manuell per/Hilfen Fokusring, Touchscreen/Ausschnittsvergrößerung, Kantenbetonung
Farbe/Kontrast/Schärfe einstellbar ●/●/●
Zeitraffer/Zeitlupe ●/● (Full-HD max. 240p)
Log/Log-Vorschau/Raw/HDR N-Log, Log3G10/Log-Vorschau/intern+extern/HLG
LAN/WLAN/Bluetooth —/●/●
Datei-Upload/Livestreaming ●/●
Zubehörschuh Standard/intelligent ●/●
Digitalausgang USB-C, HDMI
BEDIENUNG max. 30 Punkte 23,4/sehr gut
Bedienungsanleitung mehrsprachig, PDF, online
Ergonomie befriedigend
Bedienelemente hervorragend
Menü (Benutzerführung) hervorragend
Fernsteuermöglichkeit sehr gut
Smartphone-App Nikon Imaging Cloud
va logo kl 100  
Urteil max.100 Punkte sehr gut 76,1
Preis/Leistung sehr gut

 

 

 

Seite
Autor:
Joachim Sauer
Bildquellen:
Nikon, Joachim Sauer, Jonas Schupp MEDIENBUREAU

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