Tontest: Zoom H5studio – Feldrecorder mit Pegelrädern
| Jonas Schupp
Zoom platziert mit dem H5studio einen neuen Feldrekorder über die etablierten H4essential und H6essential. Bietet der neue Rekorder mit 32 Bit-Aufnahmefunktion und Rädern für die Aussteuerung mehr als die beiden Mitbewerber?
IM TEST: Zoom H5studio, 399 Euro
Wer sich aktuell einen Feldrekorder kaufen will, hat im Grunde nur zwei Hersteller zur Auswahl: Tascam und Zoom. Letztere offerieren vom kleinen Handy-Rekorder H1essential über Stereo-Mikrofonrekorder wie dem M3 MicTrak bis zum Broadcast-Mixer F8n für nahezu jede Anforderung und Budget den passenden Rekorder. H1essential, H4essential und H6essential konnten bereits im VIDEOAKTIV-Praxistest bereits mit ihrer Aufzeichnung in 32 Bit sowie gutem Preis-Leistungsverhältnis überzeugen. Nun ist der H5studio dran, welcher zwar nicht den essential-Namen trägt, aber doch in Design und Funktionen stark an diese Reihe erinnert und gleichzeitig die Pegelräder der Studio-Serie trägt. Rein von der Bezeichnung müsste er genau die Lücke zwischen H4essental (239 Euro) und H6essential (359 Euro) besetzen, ist jedoch teurer als beide Mitbewerber. Lohnt sich der Aufpreis?
AUFBAU
Schaut man sich den H5studio an, fallen direkt zwei Dinge auf: Zum einen die großen Mikrofone in leider nicht veränderbarer X/Y-Anordnung, wobei das Modul insgesamt abnehmbar ist. Am Modul befindet sich außerdem ein 3,5mm-Miniklinkenanschluss. Das zweite auffällige Merkmal sind die vier Einstellräder für den Pegel, zwei mehr als beim ursprünglichen H5. Die oberen Räder sind dabei für das Mikrofon-Modul, die unteren für Kanal 1und 2 zuständig. Als professionelle Audioanschlüsse für diese Kanäle dienen zwei XLR/Klinke-Kombibuchsen auf der Unterseite. Zur Verbindung mit der Kamera hat Zoom einen TRS-Anschluss an der Seite platziert, direkt daneben findet man eine zweite 3,5mm-Buchse mit eigener Pegelung für Kopfhörer. Gegenüber davon sorgen der USB-C-Anschluss und der Slot für das optionale Bluetooth-Modul für digilate Konnektivität. Den noch verfügbaren Platz nehmen die beiden Menü-Steuerelemente (Rad und Enter-Taste) sowie der micro-SD-Kartenslot ein. Insgesamt wirkt das Gehäuse im „Plastic Fantastic“-Design nicht besonders stabil, ist aber sauber verarbeitet und hat allen Tests standgehalten.
Zur Montage besitzt der Recorder ein Gewinde an der Rückseite, welches bei der Montage leider das Akkufach blockiert.
BEDIENUNG
Zentrales Element des H5studio ist der zwei Zoll (5 cm) große, nicht berührungsempfindliche Bildschirm. Hier bekommt man eine kompakte Übersicht über die Aufnahme und die Pegel der Kanäle XY, 1 und 2 sowie des Ausgangssignal. Aufgrund der geringen Skalenhöhe ist die grafische Überprüfung aber nicht so detailliert, wie wir uns das gewünscht hätten – da man per Taste zwischen 32 Bit- und 16 beziehungsweise 24 Bit-Aufnahme umschalten kann, ist im letzteren Modus eine präzise Skala ein Muss. Die bekannten Tasten für Spurenaktivierung, Aufnahme und Transport erlauben schnelle Arbeit und mit der Kombination aus Drehrad und Enter-Taste navigiert man schnell durch die unterschiedlichen Menüs. Von den vier Bedienrädern ist das zweite (rechts oben) standardmäßig deaktiviert, damit man das XY-Mikrofon mit einem Regler pegeln kann und so beide Mikrofone immer gleich laut sind. Ebenso kann man, wenn man beispielsweise eine Stereo-Aufnahme mit externen Mikrofonen realisieren will, Kanal 1 und 2 verknüpfen und damit den vierten Drehregler (rechts unten) deaktivieren. Die Pegelung von Kanal 1 und 2 übernimmt dann allein das dritte Rad.
Das Display ist übersichtlich und informiert, wenn Drehregler durch verlinkte Kanäle deaktiviert sind.
Wem zwei XLR-Klinke-Eingänge nicht reichen, kann statt des XY-Stereopaars optional ein Modul mit zwei weiteren Anschlüssen (EXH-6e, 125 Euro) ein Modul mit Interferenzrohr (SSH-6e, 129 Euro) oder ab 2026 ein Funkstrecken-Modul mit zwei Sendern (WLM-1, Preis noch unbekannt) anschließen. Diese nutzen das „Capsule System 3.0“ und sind damit nicht nur mit dem Testgerät, sondern auch den H6-Varianten essential und studio kompatibel. Ebenso optional ist der bekannte Bluetooth-Adapter BTA-1 für 46 Euro, der eine Fernsteuerung über die Zoom Handy Control & Sync-App ermöglicht – leider nur für iOS-Geräte. Die Samplingrate für Aufnahmen ist zwischen 44,1 und 192 kHz einstellbar, im Interface sind lediglich bis zu 48 kHz möglich, womit aber immer noch der Studiostandard erfüllt wird.
Das XY-Mikrofonmodul ist abnehmbar und besitzt einen eigenen Miniklinkenanschluss.
PRAXIS
Zuallererst: den 16/24 Bit-Aufnahmemodus haben wir während den Praxistests nicht genutzt. Warum? Schlicht und ergreifend, weil die 32 Bit-Aufnahmen die zusätzliche Sicherheit boten, bei sehr leisen und sehr lauten Signalen gleichzeitig noch einen nutzbaren Pegel zu haben – wie in unserem ausführlichen Ratgeber zu diesem Thema erklärt. Außerdem gestaltet sich das Auspegeln dank der Räder ebenso bequem und präzise, deutlich angenehmer als noch bei H4esserntial und H6essential. Einzig mehr Widerstand dürften die Räder besitzen, um besser gegen versehentliches Verstellen gefeit zu sein und eine noch genauere Pegelung zu ermöglichen. Doch auch so kann man die Eingangssignale sanft anpassen und erhält somit einen sofort verwendbaren Ton – mit zusätzlicher Sicherheit durch 32 Bit-Aufnahme.
Ein typischer Aufbau während des Tests war die Platzierung vor dem FOH-Mischer bei Veranstaltungen. Mit internen Mikrofonen und Stereo-Mix-auf den XLR-Eingängen bekommt man einen lebendigen und trotzdem klaren Klang.
Praktisch ist die Möglichkeit, den Recorder nicht nur durch vier AA-Batterien, sondern auch mittels USB-C-Eingang und Powerbank zu versorgen. Wir haben so eine fünfstündige Veranstaltung komplett am Stück aufgezeichnet, wobei am Ende noch drei der vier Ladestands-LEDs der Powerbank leuchteten, sprich zwischen 50 und 75 Prozent Restladung vorhanden waren. Bei jener Veranstaltung sowie weiteren Praxistests bewährte sich der H5studio, den dank der Pegelräder konnten wir die Signale der internen Mikrofone und den via XLR zugespeisten Ton vom Mischer-Ausgang genau aufeinander abstimmen und so Aufnahmen mit klarem und trotzdem lebendigem Ton erschaffen. Die internen Mikrofone liefern dabei einen ohne Frage professionellen Ton mit beeindruckend sattem Bassanteil. Gerade bei besagter Veranstaltung lieferten sie den Löwenanteil des Basses und gaben den Raunklang nahezu genauso wieder, wie wir ihn mit den Ohren feststellen konnten. Damit liegt der H5studio in Sachen Tonqualität über den Essentials, vor allem in den unteren Frequenzen – was aber ob des Preisunterschieds auch erwartbar ist.
FAZIT
Für uns ging es Eingangs um die Frage, ob der H5studio den Aufpreis zur Essental-Serie wert ist. Nach eingehendem Test können wir sagen: ja, aber mit kleinen Einschränkungen. Denn natürlich hat der H5 zwei XLR-Anschlüsse weniger als der H6 und der H4 bietet mit nahezu gleichen Eigenschaften das bessere Preis-Leistungsverhältnis. Dafür sind dessen Mikrofone fest installiert und bei beiden Essentials muss die Aussteuerung etwas umständlich über Menürad- und taste erfolgen. Klanglich ist der H5 beiden Feldrecordern überlegen und dank der Bedienräder gelingt die Pegelung schnell und genau. Die Bedienräder dürfen aber bei weiteren Studio-Modellen mehr Widerstand besitzen.
Um es auf den Punkt zu bringen: Der H5studio bietet besseres Handling und den besseren Klang. Amateure sind eventuell schon mit dem H4essential zufrieden, Profis jedoch, für die der Aufpreis weniger ins Gewicht fällt als der Zugewinn an Klangqualität und Nutzerfreundlichkeit, sollten eher zum H5studio greifen. Für uns rechtfertigt das letztendlich auch den Kauftipp für das „sehr gute“ Gerät.
+ rundfunktauglicher Klang + intuitive Bedienung + Stromversorgung über Powerbanks möglich - Pegelräder mit zu wenig Widerstand
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