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Sony 360 VME und MDR-MV1: Studiosound via Kopfhörer

Das eigene Tonstudio oder eine besondere Location originalgetreu nachbilden – diesen Anspruch erhebt Sony mit der 360VME-Software, das als Plugin auf einer Raummessung sowie einer Messung des eigenen Gehörs beruht. Wie gut das gelingt, hat VIDEOAKTIV.tv selbst ausprobiert.

Sony 360VME Titel

REPORT:
Raumklang-Nachbildung mit Sony 360 VME (und dem MDR-MV1), 269 Euro für die Jahreslizenz (399 Euro)

360 Virtual Mixing EnvironmentTechnologie, kurz: 360VME, nennt Sony seine Software-Lösung, die sich als Plugin in die Abhörkette einklingt und den Ton so aufbereitet, dass man einen Unterschied zum echten Raumklang nicht mehr feststellen können soll. 360VME reproduziert entsprechend das akustische Feld von Mehrkanal-Tonstudios auf Kopfhörer – damit sollen Kreative immersive, hochpräzise Studioumgebung an praktisch jedem Ort über Kopfhörer erleben. Das klingt eher unrealistisch – doch um es vorweg zu nehmen: Es funktioniert. Der Aufwand ist dabei allerdings nicht ganz unerheblich, denn die Software muss den Frequenzgang auf das eigene Gehör anpassen und dazu benötigt man eine entsprechende Messung. Hier kommen lokale Partner ins Spiel: Im deutschsprachigen Raum koopertiert Sony mit SMM, einem Spezialist für professionelle Studiotechnik, mit Studio-Standorten in Berlin und München. Zur Vorstellung des Systems hat Sony nach München in die Studios von msm-Studios geladen und VIDEOAKTIV.tv-Chefredakteur Joachim Sauer vermessen.

Sony 360VME GebhardJoachim Sauer konnte den immersiven Klang im msm-Studio genießen und nach einer Messung mit dem nachgebildeten Klang im Kopfhörer vergleichen.

Weil räumliche Klanginhalte in Musik, Filmen und Spielen immer mehr zunehmen, wird die Monitorumgebung von Produktionsstudios zunehmend mehrkanalig. Bislang erfolgte die Produktion räumlicher Klanginhalte in der Regel in Studios, die mit Mehrfach-Lautsprechersystemen ausgestattet sind, wobei die Anzahl kompatibler Studios begrenzt ist. Genau hier setzt Sony an und will mit der Virtualisierung von Studios das Klangfeld eines Mehrkanalstudios mit Kopfhörern reproduziert, sodass man praktisch von überall aus räumliche Klanginhalte erstellen kann. Damit soll sich dann ein einheitliches Klangerlebnis ergeben - egal ob man im Studio arbeitet oder mit den Kopfhörern. Genau diesen Beweis wollte Sony bei der Präsentation in den Münchner msm-Studios antreten und war inklusive einiger Entwickler vor Ort. 

Sony 360VME SauerDas Entwickler- und Marketing-Team von Sony war bei der Vorstellung von Sony VME vor Ort und hat die Messungen geleitet.

MESSUNG

Ab November 2025 bietet Sony seinen Kunden gemeinsam mit SMM in einer Reihe von Studios in der D-A-CH-Region Messdienstleistungen für 360VME an. Hintergrund für die Messung sind die verschiedenen Ohrpositionen und -formen, die eben zu ganz individuellen Klangerlebnissen führen, da sich beispielsweise die Laufzeiten zwischen linkem und rechtem Ohr unterscheiden. Um den Klang an das eigene Ohr anzupassen setzt Sony auf eigene Messmikrofone, die sehr nahe am Gehörgang positioniert, die eigenen Eigenschaften des Ohrs ermitteln. Für den Messvorgang abgespielt werden anfangs kurze Sweeps und im weiteren Messverlauf weißes Rauschen. Gemessen wird einmal ohne und zudem mit dem Kopfhörer. Der Messvorgang dauert nur wenige Minuten. Mit diesen Profildaten im HRTF-Format (Head-Related Transfer Function) und einer speziellen Software reproduzieren Kopfhörer virtuell die Klangfeldumgebung des Studios. Dabei unterstützt die Software maximal 16 Kanäle, so dass damit 360Reality Audio, Dolby Atmos (7.1.4 ch) sowie 5.1 Ton in der Stereoausgabe nachbildbar ist.

Sony 360VME 5Über das HRTF-Profil wird während der Wiedergabe dwer Frequenzgang und die Laufzeiten für die beiden Ohren angepasst. Das Profil basiert auf der Messung, die man im deutschsprachigen durch SMM durchgeführt wird.

WIEDERGABE

Als Basis für die Wiedergabe setzt Sony auf den neuen offenen Monitor-Kopfhörer  MDR-MV1 – betont aber auch, dass die Software prinzipiell unabhängig von einem bestimmten Kopfhörer arbeitet. Der MDR-MV1 wurde jedoch speziell dafür konzipiert und ist für räumlichen Klang optimiert. Er arbeitet mit 40mm-Treibern und bietet damit einen breiten Frequenzbereich von 5 Hz bis 80 kHz. Er hat tatsächlich ein geringes Gewichts und ist somit auch längere Zeit, sprich über mehrere Stunden, komfortabel zu tragen. Praxisorientiert bietet der Kopfhörer ein abnehmbares Kabel und kommt mit einem Adapter von 6,3 auf 3,5 Klinke. Der Kopfhörer ist ab sofort erhältlich und kostet 399 Euro.

Sony MDR MV1 2Der Sony MDR-MV1 ist ein offener Kopfhörer der für den immersiven Klang konzipiert wurde. Doch wer dieses perfekt nagebildet haben will benötigt die Sony 360VME-Software.

KLANGERLEBNIS

Meine Erwartungshaltung war hoch – und dennoch hat mich das Ergebnis extrem überrascht: Nach der nicht mal 5 Minuten dauernden Messung, konnte ich nur mit viel Mühe einen minimalen Unterschied in der Klarheit der hinteren Lautsprechern ausmachen. Ansonsten war eine Unterscheidung zwischen der Wiedergabe über die Studiohardware und über den Kopfhörer nicht auszumachen. Die Techniker von Sony und SMM betonten dabei, dass die von mir ausgemachten leichten Unterschiede in erster Linie auf der schnellen Messung beruhen. Mit etwas mehr Mühe (und weniger Kollegen, die alle das Klangerlebnis auch hören sollen) ist diese Ungenauigkeit ausgleichbar, so die Auskunft.

 

FAZIT

Joachim Sauer VIDEOAKTIV Autor

Eine echte Mehrkanal-Wiedergabe auf dem Kopfhörer und ein absolut vergleichbares Klangerlebnis wie in einem sehr teuren Studio – das ist schon eine kleine Revolution. Sony will damit den Raumklang für eine breitere Masse erschwinglicher machen.

Doch so überzeugend wie der Klang ist und es den Aufwand in Hardware deutlich geringer macht: Zum Schnäppchenpreis gibt´s das eben nicht. Denn die Basis ist eben eine Messung, die SMM derzeit mit mindestens einem halben Tagessatz von ca. 800 Euro inklusive Fahrtkosten berechnet. In dieser Zeit kann der Messtechniker je nach Aufwand den entsprechend nachzubildenden Raum, sowie zwischen 5 bis 10 Leute einmessen. Hinzu kommen aber natürlich noch die Lizenzkosten für die Sony 360 VME-Software, die im Jahr 269 Euro oder in der Monats-Lizenz 39 Euro pro Person kosten. Das ist alles andere als ein breit zugängliches Angebot – zumal derzeit eine Lösung fehlt, wenn man tatsächlich kein eigenes Studio hat, das nachgebildet werden soll. Dann müsste man zwangsläufig auf ein entsprechendes Studio, wie beispielsweise von msm-Studios in München, zurückgreifen. Doch das eigene Studio macht wohl niemand freiwillig überflüssig – das wird also, wenn die Funktion noch kommt, weitere Lizenzgebühren nach sich ziehen.

Übrigens: Deutlich erschwinglicher klingt das ganze für Studenten, denn hier macht Sony einen Sonderpreis von 98 Euro für die Jahreslizenz.  

DATEN

DATEN UND TESTERGEBNISSE

Canon EOS C50 Tabellenbild

Hersteller Sony
 Produkt  360VME
Internet Sony 360 VME 
  Sony MDR-MV1
DATEN
Anzahl Kanäle maximal 16
Unterstützte Formate  360 Reality Audio, Dolby Atmos, 5.1ch 
   
va logo kl 100  
Urteil hochspannend 

 

 

 

 

Autor:
Joachim Sauer
Bildquellen:
MEDIENBUREAU, Christine Gebhard (Film-TV-Video.de), Sony

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