Der Actioncam-Markt dreht sich in Richtung von 360-Grad-Kameras, weshalb GoPro statt einer neuen großen Hero dieses Jahr die Max 2 als Ersatz für die bereits ältere 360-Grad-Kamera Max vorgestellt hat. Unser Praxistest zeigt was die Kamera kann und wie man die Clips perfekt bearbeiten kann.
IM TEST: GoPro Max 2, 519 Euro
Die GoPro Max arbeitet mit zwei 1/2,3-Zoll-Sensoren und Objektiven mit Blende F 1.8. Videos zeichnet die Actioncam im 360-Grad-Modus mit 8K-Auflösung mit bis zu 30 Bildern in der Sekunde auf. In 5,6K sind dann bis zu 60 Bilder und mit 4K-Auflösung dann bis zu 100 Bilder pro Sekunde machbar, so dass sich daraus auch eine Zeitlupe generieren lässt. Die Kamera ist bis zu 5 Meter wasserdicht und wiegt 195 Gramm. Doch am Formfaktor der Max hat GoPro nichts verändert – neu hinzugekommen sind rein äußerlich Kühlrippen auf der Vorderseite – die schon zeigen, dass die Sensoren und Prozessoren im Inneren ordentlich arbeiten müssen und Kühlung wichtig ist. Entsprechend hat GoPro einen Akku mit 1.960 mAh Leistung integriert – das ist ordentlich, aber sicher auch nicht überdimensioniert, wie der Test zeigt. Aber natürlich haben wir uns nicht nur die Laufzeit angeschaut…
Joachim Sauer stellt die GoPro Max 2 nicht nur vor, sondern zeigt Aufnahmen aus der Praxis.
FORMFAKTOR
GoPro gehört im 360-Grad-Segment zu den Pionieren und hat mit dem Gehäuse auch andere Hersteller inspiriert. Die mehr oder weniger quadratische Form hat gerade im Action-Einsatz einen klaren Vorteil gegenüber der länglichen von beispielsweise Ricoh oder Insta360, denn je weiter oben am Gehäuse das Objektiv sitzt, desto stärker wirken sich Vibrationen aus. Das erkennt man im direkten Vergleich bereits bei den ersten Metern über eine Buckelpiste. Apropos Befestigung: GoPro bleibt seinen eigenen Befestigungslaschen treu, die sich wie bei den Hero Modellen nach unten klappen lassen. Alternativ gibt es das klassische 1/4-Zoll-Stativgewinde. Neu sind die Objektiv-Schutzlinsen, die sich nun tatsächlich ganz leicht mit einem Dreh tauschen lassen. Offensichtlich haben inzwischen alle Hersteller erkannt, dass die Objektiv-Schutzlinsen leicht verkratzen und man hier nicht auf einen Austausch im Werk setzen kann. GoPro liefert übrigens zudem jeweils eine Schutzkappe mit.
Eingebettet zwischen X4 Air (links, hier zum Test), und X5 (rechts, hier zum Test) fällt die kompaktere Form der Max 2 am besten auf. Das Display ist im Querformat und liefert somit ein kleineres Bild, allerdings mit mehr Übersicht.
BEDIENUNG
Wer den Kamera-Markt verfolgt, wird anerkennen müssen, dass die neue Bedienphilosophie maßgeblich von Blackmagic Design und GoPro bestimmt werden. Obwohl oder gerade weil sich die Hersteller in sehr konträren Kategorien bewegen, haben sie neuen Wind in vergleichsweise triste Menülisten gebracht. Die Max 2 zeigt wie die Hero-Kameras mit einem Wisch von oben nach unten ein Menü mit den wichtigsten Schnelleinstellungen, einmal hach links bewegt kommt man an die Speicherverwaltung und nach rechts bewegt zur Bluetooth-Kopplung, wichtig für die App oder Funkmikrofone, sowie in die Grundeinstellungen. Bis auf die unter „Regional“ versteckte Umschaltung zwischen 50 und 60 Hz kommen kaum Fragen auf. Alle Einstellungen lassen sich zudem über die Quik-App erledigen, wobei die Kopplung tatsächlich einfach ist und, anders als bei der Konkurrenz von DJI und Insta360, nicht zwingend für die Registrierung vorausgesetzt wird. Natürlich versucht auch GoPro die Kunden zu ködern – in dem Fall mit einem zeitlich begrenzten kostenfreien Zugang zur GoPro-Cloud, auf die die Kamera automatisch im heimischen Netzwerk die Dateien ablegen kann. Allerdings dauert dieser Vorgang zwangsläuft lange, dass wir dies bei vielen Inhalten für wenig praktikabel empfinden.
Die Aufnahmetaste lässt sich über das Menü so umstellen, dass die Kamera im Quickstart auch gleich einschaltet und direkt in die Aufzeichnung geht. Nochmal drücken beendet die Aufnahme und schickt die Kamera wieder in die Ausschaltung.
Insofern ist dies eine Option für kurze Social Media-Clips – wobei wir auch dann die Übertragung von der Kamera zum Smartphone und den direkten Schnitt mit der Quik-App für bequemer halten. Jede Aufnahme kann natürlich in der Quik-App zugeschnitten, gezoomt und umgewandelt werden, wobei man mit der Bewegung des Smartphones (MotionFrame) ein Reframing des Bildausschnitts hinbekommen soll. Mit Fingertipps können Objekte verfolgt, dynamische Bewegungen und Übergänge hinzugefügt werden. Apropos bequem: Wer beim Dreh keine Überraschungen erleben und lästige Update-Hinweise wegdrücken will, sollte die Kamera nach längerem „nichtgebrauch“ im heimischen Netzwerk einschalten – denn Updates gibt es, zumindest derzeit, im Zweiwochen-Rhythmus.
Die Steuerung der Kamera funktioniert via Bluetooth, wer die Vorschau sehen will muss diese getrennt aktivieren, denn dann stellt die App eine WLAN-Verbindung her für die Bildübertragung.
Der eigentliche Vorteil der Kamera ist jedoch, dass man die App nicht wirklich benötigt – es sei denn man möchte eine genauere Vorschau sehen. Denn durch das Querformat ist die Display-Darstellung vergleichsweise klein, bietet dafür aber die bessere Übersicht über die Szenerie als ein Hochformatdisplay. Wie allgemein üblich, kann man auch hier mit dem Touchscreen die Blickrichtung beziehungsweise der Vorschau verändern. Während der Aufnahme klappt dies allerdings nicht – da bietet die App dann doch einen klaren Mehrwert. Ansonsten bietet die Kamera lediglich zwei Tasten: Eine für das Ein- und Ausschalten und sowie die Aufnahmetaste, die im Menü aber als Quickstart definiert werden kann, so dass man mit einem Tastendruck das Einschalten und den Aufnahmestart erledigen kann. Unter der Klappe für den Akku befindet sich der Slot für die Micro-SD-Karte sowie der USB-Anschluss, über den sich die Kamera für längere Aufnahmezeiten mit Strom versorgen lässt. Deshalb ist die Klappe leicht zu entfernen, doch sie ist eben auch gedichtet, so dass die Kamera bis 5 Meter abtauchen darf.
Das Akkufach verdeckt auch den Speicherkartenschacht und den USB-Anschluss, über den man den Akku laden und die Kamera während der Aufnahme mit Strom versehen kann.
AKKULAUFZEIT
Die massiven Kühlrippen auf der Vorderseite zeigen Wirkung: Sie werden deutlich warm, aber ohne dass man sich an ihnen verbrennen kann. Gleiches gilt für die Unterseite der Kamera. Das Wärmemanagement sorgt aber auch dafür, dass die Max 2 die Aufnahme erst deutlich später wegen zu viel Wärme beendet – immerhin knappe 48 Minuten hielt die Actioncam durch, so dass dann nur noch eine Restkapazität von circa 10 Prozent und entsprechend noch einmal circa 5 Minuten weitere Aufnahmezeit übrig blieb. Insofern ist es nur eine geringe Beruhigung, dass sich die Laufzeit der gerade mal gute 50 Minuten reichenden Akkukapazität per USB-C-Speisung verlängern lässt. Zumal diese Werte aus dem Herbst, sprich ohne sommerliche Hitze oder direkter Sonneneinstrahlung stammen und somit in vielen Fällen die Aufnahmezeit eher kürzer ausfällt.
Die große Kühlfläche an der Vorderseite wird deutlich warm und schafft es dennoch nicht, die Kamera so weit runterzukühlen dass eine endlose Aufnahme machbar ist.
VIDEOFORMATE
Die maximale Auflösung der Max 2 liegt bei 8K, wobei sie hier leider nur mit 25 respektive 30 Bildern aufzeichnen kann. Das hat die Folge, dass man bei echter Action auf 5,6K zurückschalten muss, um wenigstens Aufnahmen mit 50/60 Bilder hinzubekommen. In 4K-Auflösung sind dann auch Zeitlupenaufnahmen mit 100/120 Bildern machbar, wobei dann die Auflösung für 360 Grad Rundumsicht schon recht klein ist. Deshalb ist es dann wohl oft sinnvoller ist, sich für eine Seite der 360-Grad-Kamera zu entscheiden und diese mit 4K-Auflösung aufzunehmen. Die maximale Datenrate liegt bei 120 Mbit/Sek, wobei man mit H.265 codiert. Die Kamera unterstützt wahlweise 8- oder 10Bit-Farbtiefe und kann mit dem LUT-Profil GP-Log arbeiten. Die Fotoauflösung liegt bei 29 Megapixel im 360-Grad-Modus oder 12 Megapixel bei der Nutzung nur einer Seite.
Welches Videoformat man eingestellt hat zeigt die Max 2 im Display an und erlaubt die schnelle Umschaltung zwischen verschiedenen Favoriteneinstellungen.
AUDIO
Die Max 2 erfasst bei 360°-Aufnahmen mit sechs Mikrofonen alle Töne um die Kamera herum – denn schließlich weiß man nicht, welchen Bildausschnitt man später nutzen möchte, beziehungsweise welche Töne dann tatsächlich wichtig sind. Entsprechend lässt sich das in der Nachbearbeitung festlegen. Doch gleichzeitig bedeutet dies, dass die Kamera in jede Richtung empfindlich für Wind ist und eigentlich immer aus irgendeiner Richtung Störgeräusche einfängt. Doch GoPro hat eine sehr wirksame Rauschunterdrückung integriert und schaltet offensichtlich die Mikrofone mit Störgeräuschen weitgehend stumm. Gleichzeitig macht die Rauschunterdrückung zwar auch den Ton insgesamt etwas dumpfer – aber dafür gut nutzbar. Im Einzelobjektiv-Modus passt die Kamera zudem der Stereoaudiobereich automatisch an das Sichtfeld der Videoaufnahme an. Zudem gibt es manuelle Optionen für die Klangerfassung von vorn, von hinten oder an das Objektiv angepasst. Sehr gut gefällt uns die leichte Integration von Bluetooth-Mikrofonen, dank derer man dann auch auf Profiniveau Kommentare einfangen kann.
Unabhängig von der Montagesituation braucht man bei der Max 2 keine extra Klemme, denn Actioncam-Halterung und Gewinde sind direkt ins Gehäuse integriert.
STABILISIERUNG
Die Bildstabilisierung ist eine der wichtigen Verbesserungen durch 360-Grad-Kameras, denn es gibt schlicht mehr „Fleisch“ um den Bildausschnitt. Entsprechend ist die Bildberuhigung auch etwas, was im Gegensatz zu Actioncams nicht fest ins Bild eingebrannt ist, sondern eine Information, die mit der Videodatei übermittelt wird. Nur so lässt sich nachträglich der Bildausschnitt und Zoomfaktor bestimmen. Entsprechend lässt sich die Bildstabilisierung über den GoPro Player ausschalten beziehungsweise einstellen lässt (siehe Arbeit am Schnittplatz). Das ist allerdings keine Besonderheit von GoPro sondern bei allen 360-Grad-Kameras identisch und begründet, warum diese Kamerakategorie gerade den Actioncams den Rang abläuft. Dennoch gibt es natürlich Unterschiede in der Wirksamkeit der Bildstabilisierung. Wir sehen hier GoPros Max 2 gleichauf mit der Insta360 X5 und somit vor der DJI Osmo360.
Für wirklich stabilisierte Aufnahmen muss man die Stabilisierung im Export-Fenster des GoPro-Players aktivieren. Bei der Max 2 muss man den Umweg über den Player aber ohnehin gehen, so dass der extra Klick nicht ins Gewicht fällt.
ARBEIT AM SCHNITTPLATZ
Anders als bei Insta360 erkennt Adobe die 360-Grad-Aufnahmen der Max 2 nicht direkt, so dass man immer auf den Umweg über GoPros eigene Anwendung gehen muss. Für den Schnittrechner bietet der Hersteller den GoPro Player an, der sehr rudimentär gehalten ist und beispielsweise nicht einmal eine automatische Korrektur des Log-Bildprofils geschweige denn eine echte Farbkorrektur ermöglicht. Dafür sorgt die angebotene HyperSmooth Pro-Stabilisierung für vollständig beruhigte Bilder auch bei starken Unebenheiten. In der Praxis haben wir alle Aufnahmen einmal durch den Player gejagt und in maximaler Stabilisierung sowie höchster Qualität in unser Schnittprogramm Adobe Premiere Pro ausgegeben.
Keyframes setzen und Stabilisierung anwenden – viel mehr ist im GoPro Player nicht möglich.
Für Premiere Pro stellt GoPro ein eigenes Plugin bereit, welches die Panoramaaufnahmen in 3D-Clips umwandelt. Im Gegensatz zum Reframe-Plugin von Insta360 hat man nicht die Auswahl zwischen verschiedenen Bildöffnungswinkeln, kann dafür aber die Verzerrung individuell anpassen. Dadurch kann man mit der Max 2 sehr flexibel agieren und Verzerrungen eliminieren oder gar gezielt hervorrufen.
Das Reframe-Plugin lässt eigentlich keine Wünsche offen und bietet flexible Anpassungsmöglichkeiten, die man auch noch animieren kann.
BILDQUALITÄT
GoPro hat jahrelang die Actioncam-Szene mit seinen Hero-Modellen beherrscht – wobei hier die ausschlaggebenden Argumente die Bildqualität und Bildstabilisierung waren. Diesen Vorsprung hat GoPro inzwischen eingebüßt – aber nur, weil die Konkurrenz gewaltig aufgeholt hat. Entsprechend gibt es an der Bildqualität nichts zu meckern. Im Standardprofil stören sich Profis vielleicht an etwas zu bunten Bildern – aber dem begegnet GoPro mit der einem guten LUT-Profil, so dass man in der Nachbearbeitung GoPro mit der einem guten LUT-Profil, so dass man in der Nachbearbeitung die Farbabstimmung nach eigenem Gusto vornehmen kann. Auf der anderen Seite entspricht die Standard-Bildabstimmung dem Zeitgeist – im Besonderen der bunten Social-Media-Welt und ist damit durchaus richtig, denn so lässt sich relativ schnell via App ein kleines Filmchen schneiden und hochladen, ohne dass man an den Bildeinstellungen drehen muss.
Unserer Meinung nach liefern die GoPro-Actioncams nach wie vor das am besten abgestimmte Bild. Auch die Max 2 macht da trotz im Vergleich kleinerer Sensoren keine Ausnahme.
Lichtstark waren GoPros Kameras noch nie und auch die Hero Max 2 ist da keine wirklich große Ausnahme. Natürlich sind Log-Formate generell rauschanfälliger, dennoch ist für uns bei ISO 800 und damit drei Stufen über der nativen Empfindlichkeit von ISO 100 das erträgliche Maximum an Bildrauschen erreicht, so dass wir diese Einstellung nur im Ausnahmefall verwenden würden. Alles darüber ist nicht mehr professionell nutzbar. Um einen Vergleich zu ziehen: Damit ist die Max 2 minimal besser als die X4 Air, reiht sich aber ein gutes Stück unter Osmo 360 und X5 ein.
Bei ISO 800 ist für uns die Schmerzgrenze erreicht und das Bildrauschen so stark, dass wie die Aufnahmen nur noch in Ausnahmefällen verwenden würden.
FAZIT
GoPro geht es bekanntlich derzeit nicht besonders gut, denn die Umsätze durch weniger Actioncam-Nachfrage gesunken. Gleichzeitig ist aber die Konkurrenz, im Besonderen von DJI und Insta360, stärker geworden und spielt mit dem Branchenprimus auf Augenhöhe. Entsprechend logisch und richtig ist der Schritt, jetzt die Max zu überarbeiten – denn hierhin entwickelt sich gerade der Markt. Die Max 2 soll entsprechend die bessere, oder zumindest flexibler einsetzbare Actioncam sein.
Die positive Nachricht dabei: Sie arbeitet deutlich zuverlässiger als das Vorgängermodell und liefert nun die passende Auflösung – auch wenn die 8K-Auflösung nur mit maximal 25/30 Bildern aufgezeichnet werden kann. Immerhin gibt es in 5,6K dann auch die passende Bildrate (50/60 Bilder), so dass die Max 2 hier gut mit der Konkurrenz mithalten kann. Gleiches gilt für die Bildqualität, wobei GoPro hier mit einem guten und gängigen Profil im Profisegment punkten kann. Auch die Bildstabilisierung bringt die Kamera auf Augenhöhe – den großen Vorsprung kann GoPro mit der Max 2 jedoch nicht herstellen. Dennoch bekommt die Max 2 von uns einen Kauftipp – wobei wir nun selbst auf den Vergleich der neuen 360-Grad-Kameras und den dann gekürten Testsieger gespannt sind!
+ Bildqualität + sehr gute Bildstabilisierung via GoPro Player + keine Zwangsaktivierung - nicht wirklich lichtstark
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