Z Cinema: Nikon ZR als Vollformat-Filmkamera auf FX3-Niveau
UPDATE 19.09.2025
Auf der IBC hatten wir die Gelegenheit gleich mehrfach mit der Nikon ZR zu drehen und haben zudem auf dem Stand von Nikon ein erstes Hands-on produzieren können. Was es zu berichten und zeigen gibt sieht man im Artikel inklusive Video mit ersten Bildern, die mit der Kamera gedreht wurden.
News vom 10.09.2025 06:00 Uhr
In einem exklusiven Redaktionstermin hat Nikon VIDEOAKTIV.tv die sehr kompakte Kamera vorgestellt, mit der man, wie auch Canon bei der neuen EOS C50, recht eindeutig auf die Sony FX3 schielt – aber eben genau deshalb in einigen Eckdaten andere Schwerpunkte setzt. Ganz logisch: Die Kamera baut auf Nikons Z-Mount, wobei der Hersteller betont, dass das Bajonett die größte Kompatibilität im Markt bietet und es Adapter für Canon R-Mount, Sony E-Mount als auch für den L-Mount der Leica/Sigma/Panasonic-Allianz gibt. Gleichzeitig soll sich die Nikon ZR natürlich in REDs Cine-Reihe einfügen, weshalb die RED-Entwickler mit an Board waren und für die Integration des RED-Looks gesorgt haben. Deshalb gibt es nicht nur N-Log, sondern eben auch REDs Technical LUT und das RED-RAW-Format mit einer internen 12-Bit-Farbverarbeitung. Der Sensor kommt aus der Nikon Z6III, hat entsprechend 24,5 Megapixel sowie zwei native Empfindlichkeiten von ISO 800 und 6400. Den Dynamikbereich liegt laut Nikon bei 15+ Blendenstufen.

Das bereits bekannte und von uns getestete 28 - 135 Millimeter Powerzoom zeigt, wie kompakt die Nikon ZR ist. Dennoch sieht Nikon die Kamera als vollwertige Filmkamera für Content Creator und Broadcaster.
Der Sensor ist teilweise in Stacked-Bauweise (partially stacked) aufgebaut und erlaubt so ein schnelles Auslesen. So ermöglicht die Nikon ZR auch bei höchster Auflösung von 6K eine Bildrate von 60p, bei 4K sind es 120p und darunter 240p. Man betont, dass die Auslesegeschwindigkeiten höher als bei Sonys FX3 wären und man so Vorteile beim Global Shutter habe. Nikon integriert einen CFexpress Typ B-Speicherslot. Es gibt zwar einen weiteren Slot für Micro-SD-Karte, doch damit zielt man eher auf das Einspielen eigener LUT-Daten, für die die Kamera intern immerhin 10 Speicherplätze bietet. Auf die CFexpress-Speicherkarte lassen sich N-RAW, ProRes RAW HQ, ProRes 422 HQ oder eben H.264/H.265-MPEG-Dateien schreiben. Gleichzeitig rüstet man die Kamera für schnelle Produktionen und ermöglicht die Speicherung einer Video-Datei inklusive eines angewendeten REDs Color Picture Control, so dass man den RED-Look ohne ColorGrading hinbekommen soll.

Dank des kompakten und leichten Gehäuses und schnellem Autofokus soll die Nikon ZR gut auf einem Gimbal einsetzbar sein.
Natürlich kann man via HDMI auch einen Monitor-Recorder wie beispielsweise den Atomos Ninja anschließen, doch auch wenn Nikon leider auf einen Sucher verzichtet, bietet man ein Display mit 4 Zoll Diagonale. Das ist vergleichsweise groß und zudem zur Seite klapp- und in Selfie-Position drehbar. Es bietet die Anzeige im DCI-P3-Standard und soll eine Helligkeit von satten 1000 cd bieten. Zudem bietet die Nikon ZR auf dem Display eine 17-Punkt Echtzeit-Korrektur für LUTs an, die intern mit drei LUT-Typen von wahlweise 17, 33 oder 65 Punkten aufgezeichnet werden können. Das Display hat eine Auflösung von 1280 x 800 Pixel (1.024.000 RGB-Bildpunkte) und ist somit im 16:10 Format, wobei Nikon den „überschüssigen“ Platz oben und unten für die Randinformationen des Filmens nutzt.

So aufgeriggt erkennt man zwar die Kamera kaum noch - doch die Kamera soll auch im Zusammenspiel mit den Cine Kameras von RED eine gute Figur machen.
Nikon setzt auf ein extrem kompaktes Gehäuse und nimmt dabei in Kauf, dass der Griff wenig ergonomisch ausgeformt ist. Offensichtlich denkt man hier viel an die Anwendung auf dem Gimbal und integriert deshalb auch den eigenen Autofokus mit seiner guten Motiverkennung. Diese nutzt Nikon aber auch für den Bildstabilisator, denn der Sensor bietet eine fünf-Achsen-Stabilisierung, die im Zusammenspiel mit passenden Objektiven auch Hybrid-Modus arbeitet. Dabei orientiert sich die Kamera am fokussierten Objekt und optimiert darauf die Stabilisierung. Nur auf dem Gimbal soll die Kamera also nicht landen – viel mehr soll die Kamera schon in der Standardausstattung fürs Filmen optimiert sein. Entsprechend ist es aber auch etwas erstaunlich, dass man keinen Lüfter integriert, sondern auf rein passive Kühlung setzt. Eine Aufnahmelimit gibt Nikon nicht an, sondern definiert, dass man mit dem im Griff einschiebbarem Akku 95 Minuten, mit Netzteil sogar 125 Minuten am Stück aufzeichnen können soll. In welchem Format man diese Aufzeichnungslängen hinbekommen hat, konnte uns Nikon allerdings nicht sagen.

Das Display ist mit 4 Zoll tatsächlich vergleichsweise groß und liefert immerhin HD-Auflösung mit 1000 Candela. Auf der Rückseite steht übrigens nicht allein Nikon, sondern auch RED als Hersteller.
Ein Cage und Handgriff bietet Nikon in Kooperation mit SmallRig an – wobei der Preis bei unserem Treffen noch nicht feststand. Einen oben aufgesetzten Handgriff mit integriertem Audio und direkten Routing via „Active Interface Shoe“ gibt es nicht. XLR-Eingänge bekommt man entsprechend nur in Verbindung mit dem Tascam CA-XLR2d (hier im Test), wobei es, zumindest derzeit, auch hier keinen Active Interface-Shoe gibt, sondern man über die Toneingänge in die Kamera geht. Sicher ist dagegen, dass man ein Shotgun Mikrofon Namens ME-D10 anbieten wird, das dann über den Zubehörschuh arbeitet und nicht nur in eine Richtung nach vorn, sondern wahlweise auch nach hinten ausgerichtet ist beziehungsweise sogar den räumlichen Ton digital zur Kamera übermitteln soll. Zudem bietet die Nikon ZR bereits drei integrierte Mikrofone mit eben genau den gleichen Optionen: Nach vorn, nach hinten oder räumlich ausgerichtet. Dazu passt dann auch, dass die Kamera intern im verlustfreien 32-Bit-Float-Format den Ton speichern und somit das Risiko des Ton-Clipings minimieren kann. Den Rauschabstand gibt Nikon mit 72 dB an.

RED liefert den eigenen Look für die Kamera, der sich wahlweise auch in MPEG-Dateien einbrennen lässt.
Die Nikon ZR wird als reiner Body für 2.349 Euro verkauft und kommt im Kit mit dem bereits angekündigten und ebenfalls demnächst lieferbaren 24-70 mm F4.0 S für 2.949 Euro verkauft. Gleichzeitig schielt Nikon natürlich ein bisschen darauf, dass die Kamera gut zum hier getesteten Powerzoom Nikkor 28-135 F4 passt und die Kamera so zum echten Reportage-Profi macht. Das Richtmikrofon ME-D10 wird Nikon für 299 Euro verkaufen.
RED V-Raptor XE
RED Digital Cinema bringt zudem die V-Raptor XE, wobei wir hier noch nicht ganz so viele Daten vorliegen haben und eine entsprechende News hinterherschieben. Die optimierte Version der V-RAPTOR [X] hört auf dem Namen V-RAPTOR XE und soll kinotaugliche Funktionen zu einem erschwinglicheren Preis bieten. Die neue Kamera verfügt weiterhin über den 8K-Großformat-Global-Shutter-Sensor (VV) von RED, der bereits in der V-RAPTOR [X]-Serie zum Einsatz kam. Alles weitere folgt, sobald wir weitere Infos vom Hersteller "geangelt" haben.
Praxistest: Nikon Z6III mit Nikkor 28-135 F4 – Nikons Reportage-Profi
Newsübersicht: Kamera
Link zum Hersteller: Nikon - ZR