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SWR und Sony: „Virtual Production“ als Innovationsprojekt

| Joachim Sauer

Der SWR hat bereits im September einen dreimonatigen Testbetrieb für eine „Virtual Production“ gestartet, mit dem man die Möglichkeiten virtueller Studioproduktion ausloten will.

Für das Projekt hat Sony in Baden-Baden das Studio 6 mit einer großen LED-Wand bestückt, damit Moderatorinnen, Hosts oder Schauspieler vor dieser als digitale Kulisse agieren können. Die LED-Wand ist mit den Kameras synchronisiert, so dass sich der virtuelle Hintergrund passend zur Kameraposition bewegt und das Bild realistisch wirken kann. Im Fokus der dreimonatigen Testphase steht das Format „Fehler im System“, eine interaktive Pen-&-Paper-Show, die in Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma Midflight Productions entsteht. Pen-&-Paper-Formate sind erzählerische Rollenspiele. Ein Spielleiter führt durch die Geschichte und beschreibt Orte, Ereignisse und Nebenfiguren. Die Mitspielenden übernehmen selbst erfundene Charaktere und entscheiden, wie diese handeln – unterstützt durch ein Regelwerk und Würfel, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.

Die LED-Wand kommt von Sony und ist mit den Kameras gekoppelt, so dass sich der Hintergrund mit den Kameras mitbewegen kann. 

Am 24. und 25. Oktober 2025 soll sich das Studio 6 für jeweils vier Stunden in eine dystopische Welt verandeln: Die Spielleitung übernimmt Hauke Gerdes, einer der prägenden Köpfe der deutschen Pen-&-Paper-Szene. Streamerinnen und Creator begeben sich, unterstützt durch von den Schauspielern Franciska Friede und Frederic Böhle & Ron Helbig, auf Spurensuche. Übertragen werden die Abende am 24. und 25. Oktober jeweils ab 19 Uhr live auf twitch.tv/ard. Dabei wird erstmals eine Mehrkameraproduktion mit drei getrackten Kameras live in Virtual Production umgesetzt. Zur Darstellung der virtuellen Hintergründe setzt der SWR auf eine 10 x 4 Meter große Crystal-LED-Verona-Wand mit dem neuen Trackingsystem Ocellus der Firma Sony und hat dazu mit dem Hersteller eine Entwicklungspartnerschaft geschlossen.

Die Entwicklung der Hintergründe entspringt der Spieleszene und soll dafür sorgen, dass Studioprodukionen zu günstigeren Preisen einen realen Raum vorgaukeln. 

Die sechs virtuellen Sets, in denen während des Pen-&-Papers ermittelt wird, wurden im Vorfeld im Echtzeit-Grafiksystem der Unreal Engine erstellt – eine Technologie, die aus der Computerspiel-Entwicklung stammt und zunehmend ihren Weg ins Fernsehstudio findet. Ziel ist es, reale Objekte vor der LED-Wand so einzubinden, dass sie mit den virtuellen 3D-Sets verschmelzen und die Übergänge zwischen physischer Ausstattung und digitalen Welten so realistisch wirken, dass man die Grenzen kaum noch erkennt. Durch den sogenannten Parallax-Effekt, eine Designtechnik, bei der sich Objekte unterschiedlich bewegen, um eine räumliche Tiefe und einen 3D-Effekt zu erzeugen, passt sich die Darstellung des virtuellen Hintergrunds dynamisch an die Kamerabewegung an – und das übertragene Bild wirkt realistisch.

Bildquellen: SWR