Panasonic HC-VX 989/VXF 999
Sich mit den Tonfunktionen der beiden Panasonic-Camcorder zu beschäftigen, ist etwas mühsam, denn die nur im Internet zu bekommende vollständige Bedienungsanleitung (siehe Report Seite 36 Ausgabe 06/2016) führt in ihrem immerhin drei Seiten umfassenden Inhaltsverzeichnis das Thema Audio oder gar Zusatzmikros nicht auf – wie schon die gedruckt beiliegende, 38-seitige Kurzanleitung.
Man muss sich für Informationen dazu also durchs gesamte Manual oder die Menüs der Camcorder wühlen. Nur ein Beispiel: Zu Wi-Fi-Funktionen listet die PDF-Anleitung einen Umfang von 45 Seiten! Man könnte fast meinen, man hätte ein Handy im Gebrauch statt eines Camcorders.
Mikrofon-Einsatz
Die inneren Ton-Werte der beiden 4K-Modelle sind identisch, aber bei den Äußerlichkeiten gibt es große Unterschiede. Das fängt schon beim Zubehörschuh an, den man benötigt, will man ein externes Mikrofon direkt auf dem Camcorder aufstecken.
Der Panasonic VX 989 scheint auf den ersten Blick gar keinen Zubehörschuh zu haben, tatsächlich bringt er (wie etliche Panasonic-Modelle vorher) einen aufsteckbaren Schuhadapter mit, der aber nicht wie bei bestimmten Vorgängern seitlich vorne Halt findet, sondern mittig im Heck zu platzieren ist.
Dagegen bietet der VXF 999 einen bereits im Gehäuse integrierten, versenkten Zubehörschuh, der aber bei sehr ausladend konstruierten Mikrofonen mit langen Bodenplatten verhindern kann, dass sich das Mikrofon überhaupt aufstecken lässt (siehe Bild rechts). Vorteil also auf den zweiten Blick für den VX 989 – der allerdings bei der Position der Mikrofonanschlussbuchse gleich wieder Pluspunkte einbüßt: Auch hier unterscheiden sich nämlich beide Modelle.
Beim VX 989 befindet sich die Buchse hinter dem Klappdisplay, das deshalb immer zumindest einen Spalt breit geöffnet sein muss, wenn das Mikrofon angeschlossen ist. Ist ja kein Problem, dachten sich die Ingenieure wohl: Da der VX 989 nicht (wie der VXF 999) über einen zusätzlichen Sucher verfügt, muss zum Filmen das Display eh immer aufgeklappt sein ... Das muss in der Praxis aber zum Beispiel beim Stativeinsatz im „unbemannten" Mehrkamera-Betrieb oder bei Wi-Fi-Kontrolle nicht immer der Fall sein.
Praktischer ist auf jeden Fall die Konstruktionsweise, die beim VXF 999 gewählt wurde: Hier liegt die Anschlussbuchse für Zusatzmikros auf der dem Display abgewandten Seite rechts vorne hinterm Objektiv. Der Kopfhöreranschluss liegt dagegen bei beiden Panasonic- Modellen auf der rechten Seite hinten.
Aussteuerung und Bedienung
Wer ein Zusatzmikro angestöpselt hat, wird automatisch im Bildschirmmenü darauf hingewiesen, dass zu lange Schallwandler ins Bild ragen könnten. Sehr gut! Für weitere Hinweise zur Nutzung von externen Mikrofonen oder Tonquellen tappen wir dagegen erst mal im Dunkeln: Beim „Suchlauf“ durchs 267 Seiten starke Handbuch erfahren wir immerhin schon auf Seite 8, dass sich (anders als beim Canon G40) auch Mikrofone für Plug-in-Speisung anschließen lassen.
Dem Einsatz von Rødes jungem Richtmikro-Klassiker VideoMicro steht also nichts im Weg. Gewarnt werden wir noch, dass bei der Mikrofonnutzung im Netzbetrieb Störgeräusche auftreten können. Dann solle man auf Akkubetrieb umstellen.
Leichter gesagt, als getan: Wenn man den Netzbetrieb braucht, dann in der Regel doch, weil der Camcorder im Dauerbetrieb laufen soll. Da hilft dann der Akku nichts. Verklausuliert wird auch noch darauf hingewiesen, dass beim Anschluss eines Mikrofons der „Eingangspegelmesser" (also die Aussteuerungsanzeige) im Display auftaucht, aber nur „Wenn Sie bei einer anderen Einstellung als (Auto) für (Mik. Lautst.) ein externes Mikrofon anschließen". Heißt also wohl: Im Automatik- Betrieb gibt's keine Aussteuerungsanzeige, da sich auch gar nichts pegeln lässt.
Bliebe als nächstes also herauszufinden, wie man denn das Mikro überhaupt manuell aussteuert oder wie überhaupt zunächst mal die Empfindlichkeit des Mikrofoneingangs bestimmt wird – zwei Vorgänge, die bei manchen Camcordern ein und derselbe sind, bei anderen wiederum nicht. Fündig werden wir zunächst auf Seite 83, wo bei der Audio-Symbolerklärung auf die „Einstellung der Mikrofonlautstärke" verwiesen wird. Details dazu gibt es auf Seite 100: Im Menü der Aufnahmeeinstellungen lässt sich die Art der Aussteuerung einstellen: automatisch (AGC = „Automatic Gain Control", die Automatische Verstärkungsregelung), manuell mit zusätzlicher AGC-Begrenzung, um Verzerrungen zu reduzieren, oder aber voll manuell.
Die Pegeleinstellung selbst erfolgt per Fingertipp auf eine quer in Display-Mitte liegende Anzeige für -30 bis +12 Dezibel, währen man gleichzeitig das Pegelresultat der jeweiligen Einstellung über vertikal angeordnete Aussteuerungsbalken kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren kann.
So ähnlich funktioniert das bei Top-Camcordern von Panasonic schon seit vielen Jahren.
Eine globale Umstellung von Mikrofon- auf Line-Pegel, wie beim Canon G40, bietet Panasonic also nicht. Die Art der Level-Einstellung ist übrigens sowohl fürs interne Mikrofonsystem (siehe interne Mikros) wie für externe Mikros identisch. Sollte das verwendete Zusatzmikrofon selbst auch noch eine eigene Gain-Einstellung bieten, heißt es natürlich unbedingt auszuprobieren, in welcher Kombination von Camcorder- Verstärkung und Mikro-Gain man das beste und vor allem rauschfreieste Resultat erzielt. Daran führt leider kein Weg vorbei. In der Regel erzielten wir (je nach Lautheit der Schallquelle) mit einer moderaten Einstellung am Camcorder und einem mittleren Gain am Mikrofon die beste Qualität. Extreme Einstellungen sind bei beiden zu meiden.
Interne Mikros bei Panasonic
Die eingebauten Mikrofone des Panasonic-Duos haben einiges zu bieten: Sie arbeiten im 5.1-Surround-Modus genauso wie als konventionelles Stereo- oder Zoom-Mikrofon und verfügen über speziell windgeschützte Kapseln. Folglich muss man vor dem Start erst mal den gewünschten Mikrofon-Modus auswählen. Da die Inhaltsübersicht des Handbuchs hier nicht weiterhilft, kommt man per Kameramenü über Berührung der linken „Guide“-Displayseite ins so genannte Top-Menü, in dem man sich zwischen „Aufn.-Einst“, „Foto“ und „Einrichtung“ entscheiden muss. Im ersten dieser drei Menüs lassen sich dann die nötigen Einstellungen treffen: Ob man in Surround oder zweikanalig arbeiten möchte, ob es dafür Stereo oder der Zoom-Modus sein soll und ob man unter „Ton wählen“ eines der sechs Audio-Presets Auto, Musik, Sprache, Natur, Festival oder Individuell nutzen möchte.
Nach längerer Suche im PDF-Handbuch haben wir es gefunden: Dort kann man ab Seite 97 dazu nähere Informationen nachlesen. Im Individuell-Preset lässt sich die Mikrofonvorverstärkung regeln, unter „Frequenzgang“ verbirgt sich eine Klangregelung für „Hochfrequenz“ (gemeint sind die Höhen) oder „Niederfrequenz“ (vulgo: Bässe oder Tiefen). Auch die eingebauten Mikros lassen sich wahlweise automatisch, vollmanuell oder manuell mit automatischer Begrenzung aussteuern – je nach Einstellung unter „Mik. Lautst.“
Fazit
So richtig perfekt konstruiert fĂĽr Audio-Praktiker ist keines der beiden Panasonic-Modelle. Die internen Funktionen des eingebauten Mikros sind deutlich ausgefeilter als die Voraussetzungen zur Nutzung externer Schallwandler, obwohl Panasonic solche selbst im Programm hat. Hier ist also fĂĽr die Entwickler noch Luft nach oben.
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Die beiden anderen Beiträge zur Serie sind:
- 1. Teil: externe Mikrofone an Sony-Camcordern
- 2. Teil: externe Mikrofone an Canon-Camcordern
- 3. Teil: externen Mikrofone an Panasonic-Camcordern