Zum Hauptinhalt springen

Jahresrück- und Ausblick 24/25: Kameratrends, Broadcast-Technik, Marktentwicklung

Abgehakt – das Jahr 2024 ist rum! Wir fassen wieder zusammen, welche Top-Produkte und Trends uns das vergangene Jahr gebracht hat und gehen auf die allgemeine Marktentwicklung ein beziehungsweise geben einen Ausblick auf die (voraussichtlichen) Trends 2025.


va editorial 50px EDITORIAL: Jahresrückblick 2024 - Ausblick 2025

Zumindest beim Ton könnte man sich in diesem Rückblick jedoch Arbeit sparen und einfach den letztjährigen Artikel kopieren. Denn der Funkstrecken-Trend hielt auch 2024 ungebremst an. Grund dafür ist DJI, die Anfang des Jahres mit dem Mic 2 die Weichen Richtung Zukunft stellten und internes 32 Bit-Recording mit gutem Ton der internen Sendermikrofone kombinierte und sich damit vor allem im Bereich der Content Creation große Marktanteile sichern konnte. Das hat natürlich Nachahmer von Comica bis Sennheiser auf den Plan gerufen. 32 Bit ist dabei das große Thema, um das fast kein neues Audioprodukt herumkam. Denn damit soll Pegeln weitgehend der Vergangenheit angehören und Übersteuerungen nicht mehr möglich sein. Dass das Thema nicht so einfach, aber 32 Bit-Technologie trotzdem bahnbrechend ist, haben wir unserem ausführlichem Ratgeber zu diesem Thema erklärt.

Jonas Schupp und Joachim Sauer lassen 2024 Revue passieren, definieren ihre Highlights nicht nur im Segment der Kameras sondern gehen auch auf die allgemeine Marktsituation ein.

KAMERAS FÜR CONTENT CREATOR

Deutlichster Trend am Kameramarkt ist die Etablierung kleiner, kompakter Kameras um die 1000 Euro, die mit professionellen Fähigkeiten wie Log-Profilen und hohen Auflösungen aufwarten können. Verantwortlich dafür sind die gestiegenen Ansprüche der Content Creator, die inzwischen genau so professionell arbeiten wie die „alten Hasen“, aber kompakte, unauffällige Kameras brauchen, die trotzdem mit großen Sensoren eine geringe Schärfentiefe bieten. Uns haben es in diesem Jahr zwei Kameras mit APS-C-Sensor angetan: zum einen die ZV-E10 II von Sony und zum anderen die X-T50 von Fujifilm. Erstere ist klar auf Content Creator und Vlogger gerichtet und konnte im Test mit langer Akkulaufzeit und Cine-Vlog-Modus überzeugen. Fujifilms X-T50 ist zwar etwas teurer und mag auf den ersten Blick eine an Fotografen gerichtete Kamera sein, doch 6,2K-Auflösung und optische Sensorstabilisierung qualifizieren die Kamera auch problemlos für Filmen auf Profi-Niveau, wie wir im Test feststellten.

Die Fujifilm X-T50 ist ein wahrer Geheimtipp für alle Content Creator. In unserem Test musste Joachim Sauer unerwartet mit der Kamera arbeiten. Wie sich die X-T50 dabei schlug, seht Ihr hier.


PROFESSIONELLE HYBRIDKAMERAS

Eine Preisklasse darüber befindet sich Panasonics neue Lumix DC-GH7, die von uns das inoffizielle Siegel „Lieblingskamera 2024“ verliehen bekommt. Wir waren mit der Kamera das halbe Jahr wöchentlich auf Drehs im Einsatz und konnten uns immer auf sie verlassen. Mit der altbewährten Leica-Kitoptik, nach wie vor einer der besten Kitoptiken am Markt, und 32 Bit-Aufnahme über den XLR 2-Adapter ist man für alle Aufgaben gerüstet, der hervorragende Bildstabilisator macht auch das Drehen aus der Hand einfach. Auch Canon hat sich nicht lumpen lassen und mit der R5 Mark II den Nachfolger der R5 vorgestellt. Während die erste Version noch mit starken Hitzeproblemen zu kämpfen hatte, sind diese nun trotz 8K-RAW-Aufnahme gelöst und die Kamera konnte im Test sowohl bei Foto- als auch bei Videodrehs überzeugen. Fehlt hier eigentlich noch die Canon C80 – aber die hat uns der Hersteller schon länger zugesagt, ohne dass sie bisher den Weg in die Redaktion gefunden hat.

Die Canon R5 Mark II ist eine Hybridkamera für Profis, die bei uns sowohl für Foto- als auch für Videoproduktionen genutzt wurde. Im Test präsentieren wir die Ergebnisse.

CAMCORDER-COMEBACK

Dass Totgesagte länger leben, haben Sony und Panasonic in diesem Jahr unter Beweis gestellt. Denn beide brachten in diesem Jahr neue Camcorder heraus, die völlig unterschiedliche Zielgruppen bedienen. Während Panasonic mit dem Lumix HC-V900 und HC-VX3 die Einsteiger im Auge hat, richtet sich Sony mit HXR-NX800 und PXW-Z200 klar an die Profis. Dabei kombinieren sie einen 1-Zoll-Sensor mit Superzoom-Optik und schaffen so ein echtes Arbeitstier mit präzisem Autofokus und – klassisch Camcorder – hervorragender Ergonomie. Mit Preisen ab 3570 Euro spielt der Sony-Camcorder in der gleichen Liga wie eine GH7 mit Zubehör, für uns ein Anlass, die alte Debatte „Camcorder gegen Digitalkamera“ neu aufleben und die beiden unterschiedlichen Systeme gegeneinander antreten zu lassen.

Der Vergleich Camcorder gegen Digitalkamera ist eigentlich ein alter Hut, doch 2024 so aktuell wie noch nie: wir lassen Panasonics GH7 gegen Sonys Z200 antreten.


MARKTENTWICKLUNGEN

Wer 2024 die Entwicklung der Videobranche verfolgt hat, dem wird aufgefallen sein dass der Markt näher zusammenrückt. JVC, einst bekannt für ihre Broadcast-Camcorder, ist quasi nicht mehr existent und OM System, die 2023 das Kamerageschäft von Olympus übernahmen, brachte lediglich minimal verbesserte Versionen von OM-1 und OM-5 ohne wirkliche Neuerungen heraus. Ein Paukenschlag war im Herbst auch die Meldung, dass Nikon den Kino-Kamerahersteller RED übernimmt. Damit steigt Nikon mit einem Schlag zu einem ernstzunehmenden Spieler im Cine-Segment auf und bietet Canon, Sony, Arri und nun auch Blackmagic Konkurrenz. Letztere sind eigentlich eher für ihre günstigen Kameras bekannt, kündigten zur IBC aber mit Pyxis 6K, Ursa Cine 12K und Ursa Cine 17K drei klar auf Kinoproduktionen fokussierte Kameras an. Vor allem letztere spricht 65mm-Großformatsensor mit 17520 x 8040 Pixeln klar Hollywood und Co. an und ist mit Preisen ab etwa 30.000 Euro vergleichsweise günstig. Weitere Konkurrenz kommt von ungeahnter Seite: Fujifilm kündigte unlängst die Eterna an und bringt damit ihre Mittelformat-Sensoren in ein Kinokamera-Gehäuse. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Kameras etablieren können – langweilig wird der Markt in jedem Fall auch im Jahr 2025 nicht.

2024 war auch das Jahr, in dem Magix Insolvenz in Eigenverantwortung anmeldete. Wir berichteten damals zuerst und sind aktuell an einem Bericht zur weiteren Entwicklung dran.

KI-TECHNOLOGIE MACHT KAMERA KONKURENZ

Die KI-Technologie war 2023 das große Thema, jetzt ist sie schon soweit Realität, dass man sie als gegeben hinnimmt. Die oft prophezeite Revolution ist das zwar noch nicht, doch entsprechend generierte Bilder und Stimmen haben in Werbung und Fernsehproduktionen Einzug gehalten. Der große Fortschritt dieses Jahr: Es werden nicht mehr nur einzelne Bilder, sondern direkt bewegte Inhalte als KI-Videos generiert. Was man also letztes Jahr noch aus einzelnen Bildern zusammengestückelt und mit leichter Bewegung versucht hat etwas Leben einzuhauchen sieht jetzt schon alt aus. Gerade hat OpenAI zum Beispiel Sora-KI vorgestellt, die zumindest stellenweise sehr realistische, an Nachrichten erinnernde Clips generieren kann. Wird die KI damit in der Zukunft unsere Jobs übernehmen? Wir wagen einen vorsichtigen Blick in die Kristallkugel und behaupten: jein. Denn während einerseits Unternehmen durch das Generieren von KI-Inhalte Geld sparen können, müssen sie auf der anderen Seite ausgeben: Denn die Flut der Inhalte wird zunehmen. Wer in den nächsten Jahren in der Videobranche arbeitet, tut gut daran das Wort „KI-Promping“ nicht nur zu kennen, sondern sich entsprechende Fähigkeiten anzueignen. Natürlich wird es komplette KI-generierte Spielfilme geben und in der Werbung respektive Social-Media hat sich KI bereits etabliert. Auf der anderen Seite erwarten wir einen Gegentrend zu „echten“ Bildern, die noch authentischer rüberkommen müssen. Denn nicht zu jeder Branche passt KI-generiertes Bildmaterial.

VA Weihnacht

VIDEOAKTIV sagt dankeschön für ein Jahr mit vielen Tests und Beiträgen und freut sich, dass Sie bei uns immer wieder vorbeischauen. Wenn Sie uns ein kleines Geschenk machen wollen: Bitte abonnieren Sie unseren kostenfreien Newsletter und geben Sie uns damit die Chance Sie regelmäßig zu informieren.

AUSBLICK (oder Einblick in unsere Meinung)

Nein, auch 2024 wurden bei weitem nicht so viele Kameras vorgestellt wie einst vor fünfzehn Jahren – aber ist das ein Grund zum Trübsal blasen? Sicher nicht: Die Kameratechnologie ist so ausgereift und vergleichsweise günstig wie noch nie. Der Markt liefert echt gute Kameras, die zumindest in Ansätzen cineastische Bilder liefern für um die 1000 Euro. Echte Profi-Kameras gibt es deutlich unter 5000 Euro und die großen Cine-Cameras sind zwar noch deutlich fünfstellig – aber inzwischen vergleichsweise erschwinglich. Gleichzeitig hat sich eine lobenswerte „Pflegekultur“ entwickelt: Nahezu jeder Hersteller hält seine Kameras mit meist kostenfreien Firmware-Updates auf der Höhe der Zeit. Das macht Investitionen langfristiger planbar, so dass diese insgesamt leichter zu stemmen sind.

Den Trend zu mehr KI sollte man dabei sportlich oder viel mehr als Anreiz nehmen: Er kann Produktionen bereichern, aber nicht ersetzen. Es kann schon sein, dass KI den ein oder anderen Einsatz von Kameras überflüssig macht – auf der anderen Seite müssen auch diese Inhalte produziert werden und das geht ohne kreatives Potential und Fachkenntnisse nicht. KI wird auch in der Post-Produktion zunehmend eine zentrale Rolle spielen. Automatisch Clips schneidet, Videos mit Effekten versehen oder bestimmte Szenen hervorheben, all das geht schon eine Weile mehr schlecht als recht. Das zu perfektionieren und damit Zeit einsparen – aber gerne doch. Gerade die zunehmend wachsende Zahl der Content Creator wird sich darüber freuen.

Sie merken schon: Wir sehen die Zukunft, trotz der sicher nicht einfachen Zeiten, positiv und geben diese positiven Schwingungen gern an Sie weiter.

Auf ein Neues im Jahr 2025 mit VIDEOAKTIV.tv.

 

Autor: Jonas Schupp und Joachim Sauer / Bilder: Joachim Sauer, Jonas Schupp MEDIENBUREAU

Viele weitere spannende Themen, Tests und Ratgeber gibt