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Lesertest: Nikon ZR beim Dreh für Radiosender und für Imagevideos

| Joachim Sauer

Sascha Halfmann macht den Anfang unserer Lesertest-Reihe mit der Cine-Kamera Nikon ZR. Sascha ist in der Nähe von Frankfurt bei der FFH Mediengruppe als Projektmanager Digital Marketing tätig und hat zudem einen Lehrauftrag für Videoproduktion an der Hochschule Darmstadt. Für uns hat er die Nikon ZR unter anderem bei einen Dreh eines Imagevideos zusammen mit der Kit-Optik Nikkor Z 24-70 mm f/4 S sowie der Festbrennweite Nikkor Z 135mm f/1.8 S Plena eingesetzt.

Nikon ZR Lesertest Halfmann Titel 1

 

IM LESERTEST:
Nikon ZR, 2349 Euro
getestet mit Nikon Nikkor Z 24–70 mm 1:4 S, 1089 Euro
und Nikon Nikkor Z 135mm f/1.8 S Plena, 2599 Euro

 

„Das kompakte Packmaß der Kamera hat mich wirklich überrascht!“ meint Sascha Halfmann, der die Nikon ZR mit beiden Objektiven und dem Shotgun-Mikrofon ME-D10 in einer kleinen Lowepro-Umhängetasche verstaut und problemlos transportieren konnte. Sogar das 135-mm-Objektiv konnte dabei angesetzt bleiben. Die Nikon ZR ließ sich für ihn größtenteils intuitiv bedienen, ohne einen Blick in die Anleitung zu werfen. „Den Weg in das Menü finde ich allerdings etwas umständlich und es hat etwas gedauert, bis ich gemerkt habe, dass ein längerer Druck auf die Menütaste nicht ins Schnellmenü, sondern direkt ins Hauptmenü führt“, meint der Medienprofi, der auf der anderen Seite aber bescheinigt, dass Nikon-Menü klar und strukturiert aufgebaut ist. „Es gefällt mir als Sony-Benutzer sogar besser.“ Nach seiner Meinung ist es weniger verschachtelt. Mit den Videoformaten kam er gut zurecht, musste zur Bearbeitung des LOG3G10-Materials allerdings die Beta von Premiere Pro installieren, da die Version 25.6.2 die Videos nicht importieren konnte.

Sascha Halfmann hat die Nikon ZR in der Praxis bei Dreharbeiten für die FFH Mediengruppe eingesetzt und gibt seine persönliche Einschätzung auch zur Nutzung bei eigenen Medienprojekten.

ZUR PERSON

Sascha Halfmann ist ein Medienschaffender aus der Praxis und hat sowohl Mediengestalter Bild und Ton gelernt als auch einen Bachelor Onlinejournalismus. Er arbeitet im Marketing für die drei Radiosender Hit Radio FFH, planet radio und das 80er Radio harmony und hat einen Lehrauftrag für Videoproduktion an der Hochschule Darmstadt. In seiner beruflichen Laufbahn hat er unzählige journalistische Videos erstellt, war als Videojournalist bei wichtigen Gerichtsprozessen dabei, hat Imagefilme für diverse Unternehmen gedreht. Derzeit steht eine Imagekampagne für das innerhalb der FFH Mediengruppe entwickelte AI-Tool an. Normalerweise arbeitet er viel mit dem iPhone, der Sony Alpha 7 III und der Panasonic Lumix GH5, aber auch mit 360 Grad-Kameras oder Drohnen. Bei der Nachbearbeitung setzt er auf ein MacBook Pro mit M2 Pro-Prozessor, 32 GB RAM und die Schnittprogramme Adobe Premiere Pro und Final Cut Pro X.

Nikon ZR Lesertest Halfmann AnschaffungsueberlegungSascha Halfmann ist Mediengestalter für Bild und Ton und hat ein Bachelor in Onlinejournalismus. Er gehört damit perfekt in die Zielgruppe, die Nikon mit der ZR erreichen will.


ERGONOMIE

Die Nikon ZR ist ohne Frage kompakt – sehr kompakt, so dass sie für Gimbals prädestiniert ist. Das hat die Nebenwirkung, dass man für eine optimale Ergonomie die Kamera eigentlich in ein Rig setzt. Doch Sascha Halfmann arbeitet größtenteils für Social Media Videos und dann wie üblich eher ohne Rig, das schließlich auch nicht im Testumfang enthalten war. Nikon sieht die Kamera genau in dieser Zielgruppe als ideal nutzbar, so wie sie ist. Doch Sascha ist mit dem relativ kleinen, wenig ausgeprägten Handgriff der Nikon ZR nicht zufrieden: „Ich hatte oft das Gefühl, die Kamera liegt mir nicht sicher in der Hand. Dies hat sich vor allem bei der Nutzung mit dem Nikkor Z 135 mm bemerkbar gemacht.“ Er vergleicht dabei die Nikon ZR mit seinem eigentlichen Arbeitswerkzeug, der Sony Alpha 7 III und meint, dass sich die Nikon „einfach nach weniger Kamera anfühlt, was aber auch wieder zu einem einfacheren Handling ohne viel Gewicht führt.“ Beim großen Monitor bestätigt Sascha die Einschätzung von Nikon und sieht ihn als sehr gut geeignet für die Arbeit ohne weiteres Zubehör. Besonders praktisch findet er, dass dieser bei der Produktion in 9:16 direkt in eine Hochformatansicht wechselt. Doch so gut der Monitor auch ist: Einen Sucher hätte er dennoch gerne gehabt.

Der wenig ausgeprägte Handgriff der der Nikon ZR macht ein sicheres Halten der Kamera im Vergleich mit der Sony Alpha 7 III etwas schwierig.

BEDIENUNG

Sascha dreht fast ausschließlich im manuellen Modus, regelt also Belichtung und Blende selbst. Bei seinen „Run’n‘Gun“-Einsätzen will er sich dennoch auf den automatischen ISO und den automatischen Weißabgleich verlassen und ist mit den Ergebnissen sehr zufrieden. „Das Einstellen von Blende, Belichtung und ISO-Empfindlichkeit war intuitiv. Die Einstellräder sind an den von anderen Kamerasystemen gelernten Stellen und gut zu erreichen,“ meint er. Im Fotomodus hat er hauptsächlich mit der Vollautomatik gearbeitet, da es während des Drehs schnell gehen musste und immer nur ein paar Stills der Situation gebraucht hat. „Die Ergebnisse der Automatik haben mich überzeugt,“ ist sein Resümee. Etwas gebraucht hat es, bis er verstanden hat, dass man das Hauptmenü über das längere Drücken der Menü-Taste erreicht, denn auf kurzes Drücken zeigt sich hier ein Quick-Menü mit den grundlegenden Einstellungen, mit dem er dagegen gut zurechtkam.

Nikon ZR Lesertest Halfmann GrundeinstellungenDie Menüs der Nikon ZR, sowohl das Schnellmenü als auch das Hauptmenü, sind klar strukturiert aufgebaut und selbsterklärend.


AUTOFOKUS

Beim Autofokus war Sascha mit der automatischen Motiverkennung sehr zufrieden und hatte diese Einstellung meistens aktiviert: Sowohl beim Nikkor Z 135 mm als auch beim Nikkor Z 24-70 mm konnte ich die Schärfe manuell gut ziehen und durch die Hilfsfunktion Konturfilter (Fokus-Peaking) kam ich auch schnell auf den gewünschten Schärfepunkt.“ Die Funktion per Berührung auf dem Display die Schärfe auf das gewünschte Motiv zu stellen, kannte er schon von der Sony Alpha 7 III und findet diese Funktion bei der Nikon ZR vergleichbar und sehr gut. „Bei den Motiverkennungen habe ich hauptsächlich die automatische und die Personenerkennung genutzt. Die Personenerkennung hat tadellos funktioniert und ist sogar beim Abfilmen eines Monitors auf den Augen der dort gezeigten Person geblieben.

Sascha Halfmann empfand die Personenerkennung sowie die Augenerkennung der Nikon ZR als sehr gut.

BILDQUALITÄT

Mit den Dual-Base-Iso-Werten von 800 und 6400 bietet die Nikon ZR eine solide Lichtstärke. Beide Empfindlichkeiten liefern ein gutes Verhältnis von Dynamik und Bildrauschen: „Ich konnte mit beiden Werten die meisten Lowlight-Situationen und normale Tageslichtsituationen abdecken. Ein minimales Bildrauschen ist bei ISO 6400 sichtbar. Dieses bleibt aber sehr fein und lässt sich in der Postproduktion gut bearbeiten“ beurteilt Sascha die Bildqualität. Die RED Picture Controls hat Sascha zwar getestet, aber in der Praxis nicht wirklich benutzt, da er für Social Media lieber mit natürlichen Farben und der Automatik filmt. „Bei anderen Projekten grade ich mein Material lieber selbst. So habe ich mehr Einfluss auf die Farben. Aber natürlich ist es eine Hilfe, wenn man einen bestimmten Stil haben möchte und wenig Zeit hat.“ Von den Cine-Video-Modi fand er den MSlow.-Modus am interessantesten, um schöne Zeitlupen zu realisieren.

Nikon ZR Lesertest Halfmann Dual Base ISO08_Dual Base Iso_Nikon ZR_Sascha Halfmann Die Nikon ZR zeigt in LOG3G10 mit ihren Dual-Base-ISO-Werten 800 und 6400 eine solide Lichtstärke und ein insgesamt kontrolliertes Rauschverhalten, das sich gut nachbearbeiten lässt.

Den RED R3D NE-Codec erachte Sascha als sehr sinnvoll: „Mit ihm hat man bei der Farbkorrektur alle Freiheiten und kann seinen ganz individuellen Look erzielen.“ Die Korrektur seiner Testaufnahmen hat gut funktioniert und in der Postproduktion war eine große Flexibilität gegeben. „Durch die RAW-Dateien bleiben der Dynamikumfang und die Farbinformationen gut erhalten. Man muss nur beachten, dass die Dateigrößen beachtlich sind. Eine eineinhalb Minuten lange Aufnahme hat bereits 15 GB,“ merkt Sascha an. Die interne Bildberuhigung hält Sascha für gut, aber nicht für perfekt: „Natürlich braucht es noch eine ruhige Hand und geübtes Führen der Kamera.“ Für professionelle Imagefilme ist es seiner Meinung nach empfehlenswert die Kamera mit einen Gimbal zu ergänzen, doch „um eine Reportage oder Dokumentation zu drehen, eignet sich die Kamera daher ohne Hilfsmittel.“

Nikon ZR Lesertest Halfmann BildstabilisierungDie interne Bildstabilisierung der Kamera ist solide und für Reportagen auch ohne Hilfsmittel gut einsetzbar.


AUDIO

Da Sascha Videos für drei Radiosender produziert, muss der Ton natürlich gut sein, immerhin ist Audio sein Kerngeschäft. Um möglichst viel Spielraum in der Nachbearbeitung zu haben, ist daher für ihn nahezu verlustfreies Audio wichtig. Der interne Ton der ZR war für einfache Aufnahmen durchaus brauchbar, wenn er nah genug am Geschehen oder den Protagonisten dran war. „Befindet man sich etwas weiter weg, ist der Klang ein wenig flach und dünn. Hier ist das Shotgunmikro ME-D10 mit den Modi Front, All und Rear eine gute Ergänzung“, so seine Einschätzung. Für die meisten Social Media Storys, die er gedreht hat, hat das auf jeden Fall ausreicht. Umgebungsgeräusche wurden vor allem im Front-Modus gut reduziert. Für hochwertigen Ton bleibt für ihn aber weiter eine externe Tonquelle wie ein Lavalier-Mikro oder ein Rekorder und eine Angel Pflicht. „Der hohe Dynamikumfang der 32-Bit-Float Audio bietet den Vorteil, dass Über- und Untersteuerungen kein großes Problem darstellen, da sie in der Postproduktion gut und ohne hörbaren Qualitätsverlust angeglichen werden können. Das ist für meine Arbeit auf jeden Fall hilfreich, da ich sowohl auf lauten Events als auch häufig in lauten Außensituationen bei Reportereinsätzen drehe,“ schätzt Sascha die Audioleistung der Nikon ZR.

Vor allem im Zusammenspiel mit dem Shotgunmikro ME-D10 kommt die Audioaufzeichnung auf ein ganz neues Level, wenn man ohne weitere Audioaufnahmegeräte produziert.

 

FAZIT

Joachim Sauer VIDEOAKTIV Autor

Nach meinen Erfahrungen mit der Nikon ZR ist die Kombination aus dem Nikkor ZR 24-70 mm und der Kamera auf jeden Fall eine Anschaffungsüberlegung. Der leichte, kompakte Aufbau gerade für „Run’n Gun“-Einsätze gefällt mir sehr gut. Die Nikon ZR hat mich als Filmemacher trotz kleiner Abstriche als eine vielseitige Kamera überzeugt, die vor allem mit sehr guter Bildqualität und einem größtenteils sehr zuverlässigen Autofokus punktet. Obwohl ich vorher noch nie mit einer Nikon gearbeitet habe, kam ich mit der Bedienung schnell zurecht und das Menü und die Bedienelemente sind größtenteils logisch aufgebaut und schnell erlernbar. Die Nikon ZR eignet sich sowohl als „Run’n‘Gun“-Kamera, um schnell aus der Hüfte kurze Clips für Social Media zu produzieren, aber auch – mit einigem Zubehör – für Hochglanzproduktionen. Ein ganz großes Lob geht an die vielen verschiedenen Formate von 6K bis Full HD mit den vielfältigen Codecs wie R3D ND, N-RAW, über ProRes bis hin zum kompakten und gängigen H264. Und nicht zuletzt hat mich der große Monitor sehr begeistert, der eine präzise Bildkontrolle auch ohne Vorschaumonitor zulässt.

Ganz ohne Zubehör ist die Haptik aufgrund des wenig ausgeprägten Handgriffs nicht optimal. Der fehlende Sucher und die Möglichkeit, eine zweite schnelle Speicherkarte für Backup-Aufnahmen einzulegen, haben mich ebenfalls gestört, würden mich aber nicht davon abbringen, der Kamera 5 von 5 Punkten zu geben.

+ klares Bild mit natürlichen Farben
tolle Autofokusmodi
+ idealer, großer Monitor
- etwas „fummelig“ zu bedienen

DATEN

DATEN UND TESTERGEBNISSE

Canon EOS C50 Tabellenbild

Hersteller Nikon
Modell ZR 
Preis 2349 Euro
Objektiv (Preis) Nikon Nikkor Z 24–70 mm 1:4 S (1089 Euro)
Nikon Nikkor Z 135mm f/1.8 S Plena (2599 Euro)
Internet www.nikon.de
DATEN
Aufzeichnungsformate 6K (60/50/30/25/24p),
C4K (120/100/60/50/30/25/24p)
UHD (120/100/60/50/30/25/24p)
Full-HD (240/200/120/100/60/50/30/25/24p)
Codecs (Dateiformate) N-RAW, R3D NE, ProRes RAW, H.265, H.264, MOV, MP4, MXF 
Max. Abtastung intern 4:2:0, 4:2:2, 4:4:4 (8 Bit, 10 Bit, 12 Bit)
Max. Abtastung externe Aufnahme 4:2:0, 4:2:2, 4:4:4 (8 Bit, 10 Bit, 12 Bit)
Aufnahmemedien MicroSD, CFexpress (B)
Bildwandler/Auflösung Vollformat/24,5 Megapixel
Objektivanschluss Z-Mount
Zoomfaktor/Brennweite
(KB-äquivalent)
2,9 fach/24 bis 70 mm (F4)
Gewicht mit Objektiv 1340 Gramm
BEWERTUNG
Formfaktor sehr gut
Formate  hervorragend 
Automatiken hervorragend 
Ergonomie hervorragend
Gehäuse sehr gut
Bedienung sehr gut
Autofokus hervorragend
va logo kl 100  
Urteil hervorragend
Preis/Leistung hervorragend

 

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