Testprotokoll DJI Ronin 4D: Vollformat-Gimbal-Kamera
Im Test:DJI Ronin 4D 6K, 6999 EuroDJI ProSSD, 749 EuroDL 35mm F2,8 ASPH, 1499 Euro
Kurzbeschreibung der DJI Ronin 4D 6KDie Kamera sieht alles andere als gewöhnlich aus – und ist es auch nicht. Sie sorgt deshalb für besonderes Aufsehen, weil es die erste Profikamera mit Vollformatsensor und integriertem Gimbal ist. Dadurch bekommt DJI zudem eine weitere Achse für die Stabilisierung unter: die Z-Achse.Wir haben zum Test das günstigere Modell inklusive des per DL-Mount verbundenen, eigenen 35 Millimeter Objektiv bekommen. Gespeichert wird zudem auf die ebenfalls optionale DJI Pro SSD.
Das im Video zu sehende Videomaterial der Ronin 4D wurde mit ProRes HQ und dem DJI-Log-Profil gedreht und mittels Premiere Pro im Grading bearbeitet.
Testtag 1: In Betrieb nehmenSeit Montag ist die DJI Ronin 4D in der Redaktion und schon der Aufbau der Kamera ist ein spannendes Unterfangen. Logischerweise ist die Kamera in einem Gimbal befestigt, das wiederum, und das ist dann tatsächlich neu, auf einem federnden Arm montiert wird. Das ist schnell passiert und auch die Balance bekamen wir beim ersten Mal ganz flott hin. Doch wenn man die Kamera einschaltet, bleibt der Arm in seiner Ausgangsposition. Schnell haben wir die Arretierung des Arms an der serienmäßig mitgelieferten Basisplatte gefunden und gelöst – doch auch damit fährt dieser beim Anschalten noch nicht nach oben. Fündig wurden wir an den wenigen Tasten am Gerät: Direkt unter dem Einschalter erblickt man die Taste "4D" – und siehe da, die vierte Achse ist aktiv.

Auffällig wenige Tasten sind an der Kamera und die sind alle für das Gimbal zuständig. Wir haben tatsächlich etwas länger gebraucht um zu begreifen, dass DJI die gesamte Bedienung um den Monitor gruppiert. Wer das mal verstanden hat, sollte eigentlich mit dem Menü klar kommen – vor allem dann, wenn er schon mal die Menüs bei Blackmagic-Kameras gesehen hat. Mit den vielen Tasten, die jeweils mit den auf dem Display dargestellten Menüs korrespondieren, wird DJI allen Kritikern gerecht, die Bedienung per Touchscreen kritisch sehen. Via Touchscreen bedienen geht dennoch – doch die glänzende Oberfläche macht jeden Fingerabdruck sichtbar.

Schwieriger wurde es, als wir den im Lieferumfang befindlichen LiDAR-Sensor auf die Kamera gepackt haben. Jetzt war plötzlich die Balance nicht mehr zu finden. Wir mussten lange suchen um schließlich im Anleitungsvideo von DJI den Hinweis zu finden, dass man bei der Montage des LiDAR-Sensors ein Gegengewicht benötigt, das DJI uns leider vergessen hat beizupacken. Nichtsdestotrotz bekamen wir die Motoren die Kamera erstaunlich gut stabilisiert, ohne dass wir hier bereits eine genaue Aussage machen möchten. Das werden wir aber natürlich noch machholen, sobald das Gegengewicht (hoffentlich bis Freitag) eingetroffen ist. Denn am Freitag geht es weiter mit dem Test und dann geht es echt zur Sache, denn wir setzen die Kamera bei Dreharbeiten ein.

Spannend für uns ist dabei: Kommen wir mit dem durchaus hohen Gewicht wirklich mehrere Stunden zurecht? Bewährt sich das auf den ersten Blick gute Bedienkonzept auch in der Praxis und wie lange hält die Kamera dann tatsächlich durch? Fragen über Fragen und jetzt seid ihr dran:Habt Ihr weitere Fragen? Dann diskutiert doch einfach mit – in unserem Forum oder auf YouTube. Wir werden Eure Anregungen und Fragen in den Test einfließen lassen und können so noch passgenauer Antworten für Euch liefern.
Testtag 2: Gimbal-Balance und AusstattungDas Einrichten der Ronin 4D hat uns nun etwas längere Recherche abgerungen, denn die bereits erwähnte Gegengewichtsplatte ist auch bei DJI noch nicht bekannt. Nach längerer Recherche hat man uns nun mitgeteilt, dass diese noch nicht verfügbar ist und man den Test auch so durchführen kann, da die Motoren stark genug sind auch mit der unzureichenden Balance klar zu kommen. Das ist ohne Frage richtig, wenn auch etwas unschön, denn wenn man die Kamera ausschaltet, dann klappt die Kamera wegen der Kopflastigkeit nach vorn oder hinten. Was glücklicherweise ausbleibt, ist das von Gimbals bei Überlastung bekannte zittern in den Achsen – zumindest mit diesem Ungleichgewicht kommen die Motoren also gut zurecht, was wiederum Hoffnungen weckt, dass man durchaus schwerere E-Mount-Festbrennweiten letztlich doch verwenden kann. Allerdings muss man dann ein weiteres Gegengewicht sowohl preislich als auch vom Gewicht einkalkulieren: 299 Euro verlangt DJI für das knapp 300 Gramm schwere Gewicht, das hinten auf die Kamera geschraubt werden soll.
Im zweiten Teil unseres Testprotokolls kümmern wir uns nochmal um die Gimbal-Balance, denn offensichtlich ist es nicht ganz so einfach, die Balance einzustellen. Die im ersten Teil genannte Gewichtsausgleichsplatte für den LiDAR-Sensor kann DJI derzeit noch nicht liefern.
Zwangsläufig fordern E-Mount-Objektive natürlich auch das entsprechende Bajonett, was nochmals zu einen Gewichts- und Preisaufschlag führt. Welche Optiken DJI als kompatibel betrachtet, listet der Hersteller hier. Man merkt schon: Man muss sich mit der Kamera und der Ausstattung etwas länger als gewöhnlich beschäftigen – nicht zuletzt weil es so viele Optionen gibt. Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass die Ronin 4D eben keine klassische Kamera sondern ein Gimbal ist. Entsprechend dauert auch die Einrichtung etwas länger. Neben der Balance verlangt die Kamera eine Kalibrierung, die man über das Menü aufrufen kann.Etwas umständlicher ist die Justage der vierten Achse, denn hier erfolgt die Kalibrierung über eine Stellschraube, wobei das Menü darüber Auskunft gibt, wann die Kamera in der Balance ist. Wer nun einen Blick in die individuellen Einstellungen der Gimbalfunktionen wirft, findet noch unzählige Anpassungsmöglichkeiten. Soviel sei schon jetzt an Tag II verraten: Unbedingt nötig ist dies nicht – viel wichtiger ist es den richtigen Betriebsmodus zu wählen und die Bedienung in den Griff zu bekommen, damit man dann in der Praxis auch wirklich flott und sicher arbeiten kann.Habt Ihr weitere Fragen? Dann diskutiert doch einfach mit – in unserem Forum oder auf YouTube. Wir werden Eure Anregungen und Fragen in den Test einfließen lassen und können so noch passgenauer Antworten für Euch liefern.
Testtag 3: Ergonomie und BedienungWas uns auf Anhieb gefällt, ist der Drehregler am rechten Handgriff, mit dem sich sehr gut und sanft während des Laufens manuell die Schärfe einstellen lässt. Dank einer Skala auf der rechten Monitorseite gibt es zudem einen Anhaltspunkt, wo genau die Schärfe liegt und wer will kann zudem das Peaking aktivieren, wobei sich dann leider ein leichter roter Schleier über den ansonsten sehr hellen und klaren Vorschaumonitor legt. Gut überlegt sind dagegen die Tasten an den Griffen. So gibt es zum Beispiel auf der Innenseite des rechten Griffs eine für den Autofokus, die zwangsläufig nur dann etwas tut, wenn man den LiDAR-Sensor oben auf die Optik gepackt hat. Wie groß das AF-Feld ist, lässt sich im Menü einstellen, wobei es sich immer um eine Mittenmessung handelt. Das Verlagern des Fokuspunkts oder gar das automatische Erkennen von Gesichtern und Augen, gibt’s hier nicht.
Wir haben die Kamera nun bei einem ersten "echten" Dreh im Einsatz gehabt und stundenlang mit ihr gearbeitet. Hier zeigen wir noch live vom Drehort unsere ersten Eindrücke zum Bedienkonzept und zur Ergonomie.
Ich habe keine großen Pranken, aber eben auch nicht die kleinsten Hände. Dennoch sind mir die Griffe etwas zu voluminös, dafür gefällt mir die Schnellverstellung der Handgriffe mit der man diese schnell an die gewünschte Drehposition anpassen kann. Auch die Tasten sitzen an den richtigen Stellen und haben einen guten Druckpunkt. Die wichtigsten Bedienelemente kann man so vergleichsweise gut erreichen. Doch es gibt auch Schattenseiten, denn so schick und schnell verständlich die Belichtungseinstellungen auch sind – beim ersten Praxiseinsatz hat uns gestört, dass man den Weißabgleich nicht von den Griffen aus beeinflussen kann. Das Umgreifen, so dass man an die Taste unten am Monitor kommt, fordert aufgrund des doch sehr hohen Gewichts Zeit und Kraft. Beim Weißabgleich liefert die Ronin 4D lediglich fünf voreingestellte Werte, sowie den automatischen Weißabgleich – nicht den individuellen Weißabgleich.

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Testtag 4: perfekte Bildstabilisierung?Die ersten Testaufnahmen der Ronin 4D haben wir ja bereits in den vorangegangenen Tagen geliefert – jetzt gehen wir systematisch auf die verschiedenen Gimbal-Modi der Kamera ein. Denn das integrierte Gimbal ist natürlich das, was die erste Profikamera des chinesischen Drohnen-Marktführers ausmacht. Entsprechend bietet sie auf der Seite Schalter für die verschiedenen Gimbal-Modi, so dass man alle Achsen verriegeln, aber eben auch alle auf einen Follow-Modus einstellen darf, der dann eine dynamische Verfolgung ermöglicht. Praktisch ist die mit dem Zeigefinger erreichbare vordere Taste am linken Griff, die spontan die Achsen auf eine Ausrichtung fixiert. Mehr Dynamik ermöglicht die Ronin 4D dagegen mit dem oben angebrachten Joystick, der die vertikale und horizontale Achse steuert und dabei eine sanfte Regelung der Geschwindigkeit erlaubt. So lässt sich die Bewegung langsam anlaufen und das auch dann, wenn man gleichzeitig beide Achsen steuern will. Drückt man die vordere Tasste dann zweimal kurz hintereinander, fährt das Gimbal wieder in die Grundstellung zurück.
Bildstabilisierung in vier Achsen - das bietet die Ronin 4D als erste und derzeit einzige Kamera mit einem direkt integrierten Gimbal. Welche Modi die Kamera liefert und wie die Bilder aussehen, zeigen wir hier am vierten Tag unserer Testserie.
Dabei ist die vierte Achse das tatsächlich Neue. Der in die Kamera integrierte Arm auf dem das klassische Gimbal angebracht ist, gleicht die Auf- und Abbewegungen aus, die beim Laufen entstehen. Wer weiterhin auf den Gimbal-typischen Watschelgang denkt, erntet so Aufnahmen mit einer Bildruhe, wie sie bisher nur mit großen Steadycams möglich waren. Wer all das nicht benötigt – um beispielsweise die Kamera klassisch auf einem Stativ nutzen zu können, kann das Gimbal komplett ausschalten. Zwangsläufig müssen dann natürlich alle vier Achsen verriegelt werden, wozu DJI am Gimbal drei Schalter untergebracht hat. Die neue Z-Achse muss dagegen mit einer Schraube an der Grundplatte befestigt werden. Zumindest bei unserer Kamera blieb allerdings in der Rotationsachse etwas zu viel Spiel, was die Funktionalität als „ganz normale“ Kamera dann etwas einschränkte.

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Testtag 5: ISO-Empfindlichkeit und FazitWir haben inzwischen noch mehrmals mit der Kamera gearbeitet und dabei unsere Arbeit mit dem Autofokus perfektioniert. Das Problem des LiDAR-Sensors: Er definiert ein vergleichsweise kleines Feld in der Bildmitte. Arbeitet man in der Totalen ist dies völlig unproblematisch. Anders sieht es aus, wenn man die zu verfolgende Person sehr dicht verfolgt, was zwangsläufig, je nach Platz, eben auch vorkommt- zumal die Bildstabilisierung dies gut zulässt. Doch zwangsläufig muss man nun nicht nur aufpassen, dass die Person den Bildausschnitt nicht verlässt, sondern die Bildmitte, was den Spielraum erheblich einschränkt. Bleibt die Entfernung in etwa immer gleich, ist es deshalb sinnvoll den Autofokus abzuschalten und so das Defokussieren zu vermeiden. Erstaunt hat uns die Kamera auch bei der ISO-Reihe. Die Kamera arbeitet laut DJI mit zwei nativen Empfindlichkeiten von ISO 800 und ISO 5000. Im Menü haben wir leider keine Festlegung auf eine der nativen Empfindlichkeiten gefunden. Entsprechend gehen wir davon aus, dass die Umschaltung automatisch erfolgt. Die ISO-Reihe im Video zeigt allerdings bei ISO 5000 ein deutlich höheres Bildrauschen als bei ISO 3200 – das dürfte zwangläufig nicht so sein. Wir recherchieren hier für die abschließenden Tests für die kommende VIDEOAKTIV 3/22 selbstverständlich nocheinmal nach.
Im fünften und letzten Video unseres Testprotokolls zur DJI Ronin 4D gehen wir auf die ISO-Empfindlichkeit ein und zeigen euch entsprechende Beispielaufnahmen. Dazu gibt es ein abschließendes Fazit zur Gimbal-Kamera.
Testprotokoll-FazitDie Ronin 4D hat uns gleich mehrfach überrascht: Noch nie hat es ein Hersteller geschafft bei der Vorstellung seiner ersten Profi-Kamera ein derart gut durchdachtes Produkt zu präsentieren. Die DJI Ronin 4D hat ein Bedienkonzept bei dem man allenfalls an feinen Details etwas verändern würde. Auch die Ergonomie ist ohne Zweifel sehr gut – doch genau hier haben wir dann doch ein Manko: Die Kamera ist ein Schwergewicht, das auf die Knochen geht. Ich habe inzwischen mehrere Drehtage mit der Ronin 4D hinter mir und halte fest: Drei Stunden gehen in Ordnung – alle weiteren sind nur noch mit optionalen Investitionen wie der Schulterstütze, oder besser einem Easyrigg machbar. Beides schränkt dann allerdings die Bewegungsfreiheit ein. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass man noch selten so dermaßen gut beruhigte Bilder mit dieser eleganten Unschärfe hinbekommen hat – nicht zuletzt dank der vierten Achse. Allerdings zeigt der direkte Wechsel auf ein „normales“ Gimbal, dass das leichtere Gewicht eben auch deutlich flüssigere Bewegungen erlaubt und somit schneller zu führen ist. Zugegeben: Das ist nicht immer gefragt - aber durchaus ein Argument in der ein oder anderen Situation dann doch lieber auf das Schwergewicht zu verzichten. Und jetzt wird es spannend, ob die Kameraleute angesichts dessen bereit sind, in die nicht so ganz günstige DJI Ronin 4D zu investieren. Was denkt denn Ihr?Diskutiert mit – in unserem Forum oder auf YouTube. Wir werden Eure Anregungen und Fragen in den Test einfließen lassen und können so noch passgenauer Antworten für Euch liefern.
Autor: Joachim Sauer / Bilder: MEDIENBUREAU
Artikel begleitend zur VIDEOAKTIV 2/2022:
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Link zum Hersteller: DJ I Ronin 4D
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