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Drohnentest: DJI Neo 2 – Autonom Fliegen? Mit Sicherheit!

Nach gut einem Jahr stellt DJI den Nachfolger seiner günstigen, an Einsteiger orientierten Neo-Drohne vor. Diese bietet jetzt Abstandssensoren und ein Display, was uns zur Frage verleitet, ob die Neo 2 das ideale, weil deutlich günstigere Modell für Einsteiger und Hobbyisten ist.

DJI Neo 2 Titel

IM TEST:
DJI Neo 2, 239 Euro
getestet in der Motion Fly More Combo, 579 Euro

 

Gerade mal ein gutes Jahr alt ist die DJI Neo als echte Einsteiger-Kameradrohne – doch jetzt wird sie bereits ersetzt: Durch die Neo 2, die wieder etwas teurer – aber auch viel besser wird? Genau das war für uns die Frage, denn nachdem DJIs Mavic-, Air- und Mini-Drohnen über die Jahre ebenfalls immer besser, aber auch immer teurer wurden, ist die Neo 2 nun das unteren Ende der Preisskala und damit die Einstiegsdrohne vom Marktführer. Nachbesserungspotential zur ersten Neo gibt es reichlicht: Bei ihr kritisierten nicht nur wir das sehr bunte, wenig professionelles Bild mit starkem Moiré. Mit der Neo 2 will man nun nicht nur bei der Bildqualität nachbessern, sondern bietet nun auch Abstandssensoren, damit unerfahrene Drohnen-Einsteiger erst gar nicht irgendwo gegenfliegen können. Dazu kann sie autonom ohne Fernbedienung fliegen und ist für FPV-Flugspaß mit den DJI Goggles 3 erhältlich. Wir haben Bildqualität, Sicherheit und Steuerung getestet und sind mit der Drohne autonom, „klassisch“ und mit FPV-Steuerung geflogen.

Autonom, mit RC-N3- und FPV-Fernsteuerung: VIDEOAKTIV hat die Neo 2 intensiv getestet.

GEHÄUSE

Charakteristisch für die alte Neo waren die Käfige um die kleinen Rotoren, die auch beim Nachfolger wieder an Bord sind. Sie verhindern größere Schäden, falls es doch einmal zum Unfall kommen sollte. Der – natürlich neue – Akku ist auf die Oberseite und weiter nach vorne gewandert. Damit macht er Platz für zwei optische Sensoren, die laut DJI das gesamte Umfeld abdecken. Ergänzt werden sie von einem frontseitigen LIDAR-Sensor, damit die Drohne auch bei wenig Licht zumindest frontseitig Hindernisse erkennt. Was auf der anderen Drohnenseite wie ein zweiter Sensor aussieht, ist tatsächlich ein kleines Display, dazu jedoch später mehr. Auf der Rückseite besitzt die Drohne das „DJI Neo 2 Digital Transceiver“ für die Funkverbindung, damit man die Drohne fernsteuern kann. Dieser ist mit vier Schrauben befestigt und kann zum sicheren Transport abgenommen werden. Selbst mit dem Modul kommt die Neo 2 auf ein Abfluggewicht von 160 Gramm. Sie bleibt damit komfortabel unter der Grenze der C0-Drohnenklasse von 250 Gramm und ist damit Flugscheinfrei zu fliegen.

DJI Neo 2 Abdeckung 2Äußerlich fallen direkt die optischen Sensoren und das Transmitter-Modul auf. Die Neo 2 wirkt etwas wertiger als das Vorgängermodell.


FORMATE UND AUFLÖSUNGEN

Ein Zweiachs-Gimbal stabilisiert die Kamera, die mit einem 1/2-Zoll-Sensor mit 12 Megapixeln arbeitet und damit 4K-UDH-Auflösung mit bis zu 100p im Zeitlupen- und maximal 60p im normalen Flugmodus aufnimmt. Dabei bietet die Neo sowohl das 16:9- als auch ein 4:3-Format (3840×2880 Pixel) an, dann jedoch mit maximal 60p im Zeitlupen- und 30p im normalen Modus. Das 4:3-Seitenverhältnis ist ebenso wie das angebotene 2,7K-Vertikalformat (1512×2688 Pixel, maximal 60p) für Social Media gedacht, darüber hinaus beherrscht die Neo 2 Full HD-Auflösung ebenfalls 100 respektive 60 Bildern in der Sekunde. Gespeichert wird auf den nun 49 Gigabyte großen internen Speicher, ein SD-Kartenfach ist nicht an Bord. Da die maximale Datenrate aber mit 80 Gbit/s relativ gering ist, reicht der Speicherplatz für einen Dreh bequem aus. 

DJI Neo 2 AbdeckungAuf den kleinen Sensor vereint DJI 12 Megapixel, was für Fotos mit 4000 x 3000 Pixeln ausreicht. Gefilmt wird immer im Standard-Bildprofil, der Gimbal-Schutz ist etwas umständlich in der Montage.

AKKULAUFZEIT

Mit einer Akkuladung konnten wir bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt knapp 17 Minuten filmen, bevor uns die Drohne bei einer Akkuladung von 29 Prozent dazu aufforderte, den Rückflug anzutreten. Mit Rückflugreserve halten wir somit eine Akkulaufzeit von 20 Minuten pro Akku für realistisch. Die in unserem Paket enthaltenen drei Akkus reichen damit zusammen für etwa eine Stunde Drehzeit aus. In der von uns getesteten Motion Fly More Combo ist ein Ladegerät mit 60 Watt enthalten, das alle drei Akkus aufnehmen kann und nacheinander lädt. Um drei leere Akkus vollständig aufzuladen, braucht es etwas mehr als eine Stunde, je nach vorhandener Restladung sinkt die benötigte Zeit natürlich.

DJI Neo 2 LieferumfangMit drei Akkus kommt man auf etwa eine Stunde Flugzeit, wobei natürlich Temperaturen, Wind und verwendeter Flugmodus eine verkürzende Wirkung haben können.


STEUERUNG – AUTONOM

Schon die erste Neo konnte autonom fliegen, mit der Neo 2 hat DJI diese Funktion nochmals verbessert. Der Grund dafür ist das kleine Display an der Front, so dass man nicht mehr nur über die Sprachausgabe den Modus erfährt, sondern zum ausgewählten Modus und dessen Optionen per Display informiert wird. Über zwei Steuertasten wechselt man zwischen den Modi, mit langem Druck auf die Tasten gelangt man in die beiden Menüpunkte, die DJI pro Modus anbietet. Sind die Einstellungen getroffen, drückt man auf die Aufnahmetaste und die Drohne führt das Manöver selbstständig aus – auch aus der Hand. Möchte man wieder landen, reicht es, die Hand unter die Drohne zu halten und die Neo 2 initiert selbstständig den Landevorgang.

 DJI Neo 2 Display 2Das kleine Display an der Vorderseite informiert übersichtlich über das gerade ausgewählte Manöver und dessen Parameter.

STEUERUNG – HANDY

Wer das Basismodell oder die Fly More Combo (Drone Only) für 329 Euro kauft, hat als einzige Steuermöglichkeit die Fly-App. In dieser kann man sowohl die autonomen Flugmodi editieren und starten, aber auch abbrechen. Leider lassen sich die autonomen Flugmodi nicht wie bei HoverAir flexibel editieren, stattdessen bietet die App die gleichen Einstellmöglichkeiten wie die Untermenüs am Gerät. Manuelle Steuerung bietet die App – wieder wie HoverAir – über zwei virtuelle Steuerknüppel. Genau wie beim Konkurrenten ist die Steuerung allerdings eher indirekt. Das ist okay, um eine Position anzufliegen – aber nicht um während eines Flugpfads die Drohne zu steuern. Wer seine Drohne manuell während des Filmens steuern möchte, sollte deshalb eher auf die dedizierten Fernsteuerungen setzen.

DJI Neo 2 AppWährend viele Flugmodi nur die gleichen Auswahlmöglichkeiten wie an der Drohne selbst liefern, bekommt man im Follow-Modus eine bessere Darstellung über Position und Distanz.

STEUERUNG – RC-N3 UND MOTION

Zwei Fernsteuermöglichkeiten bietet DJI in entsprechenden Paketen an: Einerseits die „klassische“ und bekannte DJI RC-N3-Fernsteuerung und zum anderen eine FPV-Möglichkeit über RC Motion 3-Steuereinheit und Goggles 3-Brille. Erstere setzt auf das Smartphone als Kontrollmonitor, welches mittels Klemme befestigt wird. Mit der Befestigung muss man etwas experimentieren, damit die Klemme nicht auf die Smartphone-Tasten drückt. Mit der ziemlich selbsterklärenden RC-N3 werden Einsteiger aber schnell zu ersten, überzeugenden Aufnahmen kommen, wobei wir für erste Schritte gerne auf unseren Workshop verweisen. Etwas komplizierter ist da die FPV-Steuerung à la Avata, wobei man nicht nur alle Komponenten nacheinander einschalten, sondern zwingend das Tutorial durchlaufen muss. Dieses erklärt jedoch sehr anschaulich die einzelnen Befehle, trotzdem kann die FPV-Steuerung am Anfang etwas überfordern und braucht Eingewöhnung.

DJI Neo 2 FPVWenn man sich an die Steuerung gewöhnt hat, machen FPV-Aufnahmen Spaß. Die Goggles 3-Brille ließ sich im Test oft nur nach mehreren Versuchen anschalten.


FLUGVERHALTEN

Klein und leicht ist die Neo 2, trotzdem steht sie bei wenig Wind stabil in der Luft. Im Cine-Modus ist die Drohne mit maximal 29 km/h relativ langsam, was einerseits gut für Einsteiger ist, uns aber oft zu langsam war. Dafür reagiert die Drohne im Cine-Modus sanft auf Steuerbefehle und ließ sich angenehm präzise steuern. Im Normalmodus ist die Kamera ungefähr so schnell wie die größeren Schwestern im Cine-Modus, wird aber vor allem bei Drehbewegungen nervöser. Im Sportmodus erreicht die Neo 2 mit 43 km/h eine ernstzunehmende Geschwindigkeit, reagiert aber auch so nervös auf Dreh- und Lenkbewegungen, dass ruhige Flüge einiges an Übung und eine ruhige Hand brauchen. Einsteigern sei aber ohnehin geraten, den Sportmodus nur nach einiger Eingewöhnung und über freiem Gelände auszuprobieren, da die Neo 2 wie jede andere DJI-Drohne in diesem Modus die Abstandssensoren deaktiviert.

DJI Neo 2 Im FlugWie laut die Neo 2 ist, steht weder an der Drohne selbst noch in den uns vorab mitgeteilten Technischen Daten. Wir halten sie aber für etwas leiser als die erste Neo, auch wenn man die Drohne auch in 50 Metern Abstand noch sehr gut hören kann.

SICHERHEIT

Die beiden optischen Sensoren sollen dank Ultraweitwinkel-Linsen 360-Grad-Hinderniserkennung bieten und in Zusammenarbeit mit dem LIDAR-Sensor die Drohne schon vor dem Aufprall stoppen. Trotzdem haben wir es „geschafft“, die Drohne gegen den Türrahmen fliegen zu lassen. Respektive die Drohne selbst, denn um die Sensoren zu testen, ließen wir die Neo 2 im Follow-Modus in den Redaktionsräumen vom Büro durch den Flur bis ins Studio fliegen. Dabei sollte die Drohne etwas über Kopfhöhe im Abstand von etwa 3 Metern der Person folgen. Dabei konnte sich die Neo 2 nicht wirklich auf eine Position einigen und knallte schließlich, als die Person durch die erste Tür lief, mit geringerer Geschwindigkeit gegen den Türrahmen. Zu Schaden kam sie dabei aber dank des Käfigs nicht. Etwas unter Kopfhöhe positioniert, schaffte die Drohne den Test jedoch mit Bravour und auch in allen anderen Testszenarien bremsten die Sensoren das Gerät rechtzeitig ab.

DJI Neo 2 CageDer Käfig besitzt kleine Spitzen an der Front, die in unserem Fall Kamera und Gimbal effektiv vor Schaden schützen konnten. Neben der Spitze hier im Bild sitzt der LIDAR-Sensor und das Feld für die Status-LEDs.


BILDQUALITÄT

Ob der 1/2-Zoll-Sensor der gleiche ist wie in der alten Neo, können wir nicht sagen, doch im Vergleich zum Vorgänger hat die Neo 2 einiges an Bildqualität zugelegt. Vor allem die Farbabstimmung ist nicht mehr so knallig und auch das Moiré tritt nicht so häufig auf, während die grundsätzliche Bilddynamik vergleichbar ist. Zu Flip und vor allem Mini 5 Pro besteht trotzdem ein deutlicher Unterschied hinsichtlich Zeichnung und Dynamik, auch weil diese nicht nur größere, feiner auflösende Sensorenbesitzen , sondern mit HLG- und D-Log M-Bilprofilen mehr Dynamik bieten. Dafür kosten sie eben auch fast doppelt beziehungsweise mehr als dreimal so viel wie die Neo 2.

DJI Neo 2 BildeindruckDas Bild der Neo 2 ist, gemessen am Preis, gut. Bei feinen Texturen wie hier Gras oder Weinreben kann Moiré auftreten.

Bei zwölf Megapixeln auf derart kleiner Sensorfläche darf man bei der Neo 2 keine Lichtstärke-Wunder erwarten. Bei ISO 200, einer Stufe über der nativen ISO-Empfindlichkeit, ist bereits ein Bildrauschen auszumachen. Das hat offensichtlich auch DJI erkannt und hilft mit einer internen Rauschreduzierung nach, denn bis ISO 800 steigt das Rauschen nur unwesentlich an, während Texturen etwas undeutlich werden. Bei ISO 1600 ist für uns dennoch die Schmerzgrenze erreicht und das Bildrauschen so stark, dass wir die Aufnahmen nur noch im Ausnahmefall verwenden würden. Alle ISO-Empfindlichkeiten darüber sind für professionelle Zwecke nicht mehr nutzbar und auch für Hobby-Filmende dürfte spätestens bei ISO 3200 Schluss sein.

DJI Neo 2 ISO1600Bei ISO 1600 ist das Bildrauschen so stark, dass wir nur noch in Ausnahmefällen auf diese Empfindlichkeit zurückgreifen würden.

 

FAZIT

Jonas Schupp VIDEOAKTIV Autor

Die Neo 2 ist ein konsequenter Schritt in die richtige Richtung und der Sicherheitszuwachs für Einsteiger ein gewichtiger Kaufgrund – denn nichts ist schlechter, als wenn die gerade erworbene Drohne in den ersten, unerfahrenen Flugversuchen direkt wieder kaputt geht. Auch deshalb sehen wir die Beibehaltung der Käfige positiv, da diese, wie im Test bestätigt, bei Unfällen Gimbal und Rotoren schützen können. Die autonomen Flugmodi sind dank Display und Tasten leichter einstellbar und mit den angebotenen Fernsteuermöglichkeiten sollten alle Einsteiger-Bedürfnisse abgedeckt sein.

Klar ist die Bildqualität der Neo 2 nicht die beste, aber im Vergleich zum Vorgänger eine deutliche Verbesserung, vor allem, was die Farbabstimmung betrifft. Es gilt nach wie vor: Wer mehr Bildqualität mit größeren Sensoren und Log-Profil will, muss auch mehr bezahlen und aktuell zu Flip oder Mini 5 Pro greifen. Erstere hat allerdings keine optischen Abstandssensoren und letztere kostet mit mindestens 799 Euro mehr als dreimal so viel wie das Neo 2-Basismodell. Günstiger als mit der Neo 2 kann man also derzeit nicht in die Drohnen-Filmerei einsteigen und gemessen an der für diesen Preis gebotenen Qualität kann es nur einen Kauftipp geben.

+ sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis
+ Sicherheit durch Sensoren
+ 4K-UHD mit bis zu 100p
- stellenweise nervöses Flugverhalten
- weder Log- noch HLG-Bildprofil

DATEN

DATEN UND TESTERGEBNISSE

Canon EOS C50 Tabellenbild

Hersteller DJI
Modell  Neo 2 
Preis 239 Euro (Basismodell)
579 Euro (Motion Fly More Combo)
Internet www.dji.com
DATEN
Abfluggewicht 0,151 Kilogramm (ohne Transmitter-Modul)
0,160 Kilogramm (mit Transmitter-Modul)
Abmessungen  147 x171 x 41 mm (flugfähig, ohne Transmitter-Modul)
167 x 171 x 54 mm (flugfähig, mit Transmitter-Modul)
Max. Flugzeit 60 Minuten
Geschwindigkeit  43 km/h 
Gimbal-Neigeachse steuerbar -90 bis +70 Grad
Rotations-/Drehachse  -
Panorama-Achse 360 Grad (durch Flugbewegung)
Kamera-Sensoren  1/2 Zoll CMOS, 12 Megapixel 
Optik (KB-äq) 120 Grad Blickwinkel, 17 mm F2.2
Adapterring 
Videoauflösung UHD 4:3 3840 x 2880 (60/50/30/25p), 
UHD (100/60/50/30/25p),
2,7K 9:16 1512 x 2688 (60/50/30/25p), 
FHD 4:3 1440 x 1080 (60/50/30/25p),
FHD (100/60/50/30/25p)
Videoformat MP4 (H.264), max. 80 Megabit/s
va logo kl 100  
Urteil  gut
Preis/Leistung sehr gut

 

Autor:
Jonas Schupp
Bildquellen:
DJI, Joachim Sauer, Jonas Schupp MEDIENBUREAU

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