Magix Interview: Investor legt künftige Produktstrategie fest
EDITORIAL: Magix unter neuer Leitung durch neuen Investor
Hinter Magix steht künftig die Russmedia AG mit Stammsitz in Schwarzach/Österreich. Russmedia ist ein Medien-Haus zu dem Tages- und Wochenzeitungen (u.a. 'Vorarlberger Nachrichten'), mehrere Magazine, sowie eine Druckerei gehören. Dazu hat man einen Radio-Sender und ist mit rund 40 Online-Portalen und Apps aktiv – wobei man hier in erster Linie über die 2017 gegründete und in Ruggell, Lichtenstein ansässige RM Equity Partners (RMEP) engagiert ist. Wie dies bei solchen Finanzgesellschaften üblich ist, arbeitet bei RMEP eine vergleichsweise kleine Mannschaft aus Analysten, Controllern und Account-Managern. Im Management ist unter anderem Eugen B. Russ vom familiengeführten Mutterhaus. Doch in den über Europa verteilten und aktiv gemanagten Gesellschaften sind über 600 Mitarbeiter beschäftigt.
Wie Magix künftig Kunden überzeugen will und wie der langfristige Plan aussieht, das wollten wir von Robert Rutkowski, dem neuen vom Investor bestellten CEO der Magix GmbH wissen.
Bei Magix heißt der durch RMEP eingesetzte neue CEO Robert Rutkowski und war bisher bei Erento und Campanda als Managing Director beschäftigt. Beide Onlineplattformen für das Vermietungsgeschäft sind ebenfalls Investitionen der RMEP. Robert Rutkowski bestätigt uns in unserem Interview offiziell dort auch weiterhin als Managing Director eingetragen zu sein, betont aber, dass er sich auf das Tagesgeschäft bei Magix konzentrieren will. Das dürfte derzeit auch kaum anders machbar sein, will man den Hersteller wieder flott bekommen. Immerhin macht es dieser Investor deutlich anders als der letzte, der Magix hohe Finanzierungskosten aufgebürdet hat, aber wie wir aus Unternehmenskreisen damals mitbekommen haben, nur wenig Einfluss auf die strategischen Produkt-Entscheidungen genommen hat.

Als neuer Eigner steckt der zum österreichischen Medienkonzern Russmedia AG gehörende Finanzinvestor RM Equity Partners nun hinter Magix. Er hat sich bisher eher bei Online-Marktplätzen, Apps und bei Software-as-a-Service investiert und ist somit in erster Linie bei Dienstleistern und nicht bei Herstellern engagiert.
DER WEG AUS DER INSOLVENZ
Ursprünglich war man bei Magix mit einem Zeitrahmen der „Insolvenz in Eigenverwaltung“ von maximal einem halben Jahr ausgegangen. Dass man bereits in dieser Phase eine Umstrukturierung vornimmt und Personal entlässt ist nahezu immer gesetzt – schließlich will man sich als Braut besonders hübsch machen und Zahlen vorweisen, die eine Investition attraktiv erscheinen lassen. Doch offensichtlich hat die Insolvenz doch länger gedauert, was zu einen wohl am Prozess der Investorensuche lag, letztlich aber auch an den langsam mahlenden Behördenmühlen.

Im exklusiven Interview standen uns der neue CEO Robert Rutkowski und der für Marketing und Vertrieb zuständige CMO Tom Sperner Rede und Antwort.
Der Investor hat bereits seit September 2024 seine Leute zu Magix entsandt, so dass diese die Abläufe der Entwicklung, des Marketings und Vertriebs kennen und ihre eigene Strategie entwickelt haben. Offensichtlich gab es Ende Dezember noch einmal einige Entlassungen – zumindest waren verschiedene Ansprechpartner von einem Tag auf den anderen nicht mehr erreichbar. Im Interview nennt Rutkowski nun eine Mitarbeiterstärke von 125 Leuten, wobei er betont, dass man Leute im erweiterten Management entlassen habe. Die CPOs (Chef-Produktentwickler) sowie seine Kern-Entwicklermannschaft sollen dagegen noch mit dabei sein. Rutkowski zeigt sich sicher, dass die schon länger und langfristig geplante Weiterentwicklung der Programme gesichert ist.
DAS MAGIX-PRODUKTPORTFOLIO
Die Strategie während der Insolvenz war klar: Keines der Produkte wurde aufgegeben. Lediglich die Versionsvielfalt der Produkte wurde etwas reduziert – wobei selbst das in der Realität nur teilweise umgesetzt wurde. Doch Magix hat die Preise teils drastisch gesenkt. CEO Robert Rutkowski ist dennoch mit den Erlösen während der Insolvenzzeit zufrieden und sieht Magix, letztlich natürlich auch durch die reduzierte Mitarbeiterzahl, auf Kurs. Gerade bei Investoren beliebt ist ein Verkauf einzelner Produktsegmente – was aber derzeit laut Rutkowski bei Magix nicht ansteht. Entsprechend hat man derzeit auch keinen Strategiewechsel vor. Es sollen also auch weiterhin alle Produkte weiterentwickelt werden. Im Videosegment sieht man weiterhin das größte Potential in Vegas Video, für das Magix vorrangig entwickelt und dann gezielt diese Funktionen in Magix Video deluxe integrieren will. Auch das nichts neues, sondern bereits seit über drei bis vier Jahren geübte Praxis.

Auch weiterhin will Magix das Portfolio an Audio- und Videosegment für Heimanwender und Profis anbieten. Ganz offensichtlich wirbt man derzeit mit hohen Rabatten und will damit den Umsatz stabil halten. Kein einfaches Unterfangen, denn dann muss man neue Kundschaft finden.
WAS IST BEI MAGIX NUN ANDERS?
In erster Linie hat man während der Insolvenz kräftig „aufgeräumt“ und sich von einem großen Teil der Mitarbeiter getrennt. Welche Auswirkungen das tatsächlich hat, kann man derzeit schlecht beurteilen auch wenn Rutkowski betont, dass man solche Prozesse als Investor schon öfter begleitet hat und entsprechende Werkzeuge hat, die die interne Kommunikation effizienter macht. Auch die Entwicklungsabteilung soll durch bessere Strukturen effektiver werden – wobei Magix für die Mannschaft von RMEP der erste Hersteller mit einem echten Produkt ist. Natürlich haben auch Online-Plattformen eine Entwicklung – aber das ist dann eben doch etwas anderes als ein Release einer Software zum Zeitpunkt X auf den Markt bringen zu müssen. Ob hier die Werkzeuge des Managements funktionieren, kann man schlecht vorhersehen. Sicher ist dagegen, dass man durch die Entlassungen zwangsläufig auch ein Teil des Know-hows hat gehen lassen. Rutkowski ist sich zwar sicher, dass man überall eine gute Übergabe hinbekommen habe – ob das dann auch stimmt und ausreicht, realisieren die Manager zwangsläufig erst in den nächsten Monaten.

Das bei Magix tätige Managment-Team hat bisher bei Erento, einer Online-Plattform für Vermietungen, gearbeitet. Die dort erprobten Management-Werkzeuge sollen nun auch bei Magix helfen.
Gleichzeitig will man Magix beim Marketing neu aufstellen und moderner werden. Als neuer CMO (Chief Marketing Officer), auf gut Deutsch Vertriebs- und Marketingchef, ist Tom Sperner dabei, der sich selbst auf seiner Website als SEO-Marketing-Spezialist bezeichnet und ebenfalls von Erento kommt. Es fällt nicht schwer vorherzusagen, dass man sich bei Magix relativ gezielt auf Direktmarketing und Social Media konzentrieren wird. Dabei dürfte es schwer sein die passende Argumente zu finden, denn klassischer Weise klappt Direktvertrieb über Social Media am besten mit hohen Rabatten. Doch Magix hat gerade die Preise gesenkt, was vergleichsweise leicht ist. Sie nun (auf dem Papier) wieder teurer zu machen um Luft für Rabatte zu schaffen – ein eher schwerer Weg. Doch auch hier scheint man beim Investor im Moment gelassen zu sein und setzt auf Werkzeuge, die bei vorherigen Investitionen offensichtlich erfolgreich angewandt wurden. Wobei man allerdings festhalten muss: RM Equity Partners hat sich bisher eher im Medienbereich engagiert und Onlineplattformen geformt. Ob sich die Strategie und Stellschrauben von einem Dienstleistungserbringers wie Erento auf Magix übertragen lassen? Auch das lässt sich schwer beurteilen und hier bleibt das Magix Management in unserem Interview sehr schwammig in den Aussagen, wie und mit welchen Werkzeugen man nun wirklich Magix wieder fit machen will.
ZIELE DES INVESTORS
Die Basis von RM Equity Partners ist Russmedia AG und damit ein Medienkonzern, zu dem neben Zeitungen, Zeitschriften und Büchern eben auch Onlineplattformen gehören. Damit könnte man innerhalb der Firmengruppe vergleichsweise günstig eine erweiterte Zielgruppe erreichen. Doch realistisch ist das wohl eher nicht – zum einen stellt sich die Frage ob man über solche Synergien die passenden Anwender findet und zum anderen hat ein Investor die Finanzen jedes Investments im Blick. Da sind vergünstigte Werbeschaltungen selten zielführend. Auf den ersten Blick erscheint es also durchaus mutig als Medienkonzern bei einer Softwareschmiede einzusteigen. Doch im Interview betont Rutkowski, dass man nicht nur die bestehenden Anwender weiter beliefern will, sondern auch Wachstumspotential sieht. Dass hier eher die Semiprofessionellen und professionellen Programme im Fokus sind formuliert Rutkowski relativ offen. Auf die Frage, was passiert, wenn die derzeitige Strategie nicht aufgeht und ob man bereit ist, sogar mit neuem Geld Magix nochmal unter die Arme zu greifen betont Rutkowski, dass man langfristig an Magix beteiligt sein will und schließt ein weiteres finanzielles Engagement zumindest nicht aus.

Beim Investor RM Equity Partners arbeitet ein vergleichsweise kleines Team, das letztlich nur die Invests verwaltet - nicht die Firmen selbst, an denen man beteiligt ist. Das Managment wird direkt eingesetzt, so dass man beim Investor eher Finanzspezialisten, Analysten und Controler benötigt.
PRODUKTÜBERBLICK
Kategorie Produktportfolio Audio ACID Music Studio ACID Pro MP3 deluxe MUSIC MAKER Samplitude Pro X Samplitude Pro X Suite Samplitude Music Studio SOUND FORGE Pro Suite SOUND FORGE Audio Cleaning Lab SOUND FORGE Audio Studio Sequoia Pro Video Video deluxe Video Pro X Retten Sie Ihre Videokassetten! VEGAS Pro Bildbearbeitung Photostory deluxe Photo Manager Deluxe Photostory easy Zubehör AUDIO PLUGIN UNION PRO AUDIO PLUG-INS Soundpools & Instrumente
FAZIT
Mit RMEP hat der nächste Finanzinvestor das Ruder bei Magix übernommen, der allerdings im Gegensatz zum vorherigen, sein eigenes Management in die Verantwortung nimmt. Das sind schon mal bessere Voraussetzungen als beim letzten Investor, auch wenn man sich aus Kundensicht eher einen strategischen Investor mit Branchenkenntnissen gewünscht hätte. Dass Magix zuviel Personal an Board hatte und man zu lange an alten Vertriebs- und schwierigen Entscheidungswegen festgehalten hat, war selbst von außen betrachtet deutlich. Insofern war es klar, dass die Beschäftigtenzahl massiv reduziert wird. Hier hat man die gelockerten Bedingungen innerhalb einer Insolvenz genutzt – das ist nicht schön, aber sicher notwendig. Doch da die Insolvenz (demnächst auch offiziell) beendet ist, gehen wir davon aus, dass man nun mit der verbliebenen Mannschaft weitermacht und nicht weiter reduziert. Ob man dabei die richtigen Leute geschasst und die wichtigen Entwickler bei der Stange gehalten hat, können wir nicht beurteilen. Sicher ist jedoch, dass man langjährig Verantwortliche entfernt hat, wo man durchaus kritisch bemerken muss, dass hier auch wichtige Expertise verloren geht. Dabei wird Magix, auch wenn man dies derzeit nicht formuliert, langfristig die Produktvielfalt reduzieren müssen um mit der stark verkleinerten Belegschaft noch genug Schlagkraft bei den Kassenschlagern zu haben. Das steht zwar im Gegensatz zur derzeit ausgegebenen Kontinuität im Produktportfolio – könnte aber im Idealfall eine Konzentration auf die alten Stärken bedeuten. Spannend ist zudem ob das RMEP-Management mit seinen Methoden einen angeschlagenen Softwarehersteller wieder auf die Spur bringen kann. Das wird sich vergleichsweise schnell zeigen, denn wenn Produkte nicht stabil laufen und Kunden ausbleiben dürfte die Luft schnell dünn werden. Wir prophezeien jetzt mal, dass dieser Weg etwas steiniger sein wird, wie dies der Investor derzeit sieht.
Autor: Joachim Sauer / Bilder: Joachim Sauer, Jonas Schupp, Magix MEDIENBUREAU
Viele weitere spannende Themen, Tests und Ratgeber gibt