Test: Sennheiser EW-DP ENG Set und MKE Essential Omni gegen AVX
IM TEST:Sennheiser EW-DP ENG Set, 898 EuroSennheiser MKE Essential Omni, 239 Euro
2015 stellte Sennheiser die AVX-Funkstrecke vor, die seitdem in der VIDEOAKTIV-Redaktion in Kombination mit dem MKE 2-Lavaliermikrofon als AVX-ME2 MKE2 Bundle die Referenz für alle anderen Funkstrecken- und Lavalier-Mikrofontests ist. Auch im Drehalltag ist das System unsere erste Wahl, wenn es um guten Ton geht. Das hat drei Gründe: Zum einen Ist der Klang der MKE 2-Lavaliermikrofone bis heute auf einem hochprofessionellen Niveau, ist klar, ausgewogen und dynamisch, sprich sofort sendetauglich. Zum anderen halten die Akkus mit einer Laufzeit von vier Stunden am Empfänger und 15 Stunden am Sender sehr lange durch. Zwar sind die Akkulaufzeiten nach neun Jahren Betrieb auf etwa 3,5 Stunden beim Empfänger und 13 Stunden beim Sender gesunken, doch reicht das im Normalfall für einen Drehtag aus – auch weil sich der Empfänger mittels Phantomspeisung dann ein- und ausschaltet, wenn die Kamera an oder aus ist. Nicht zuletzt ist das AVX-System ausgesprochen zuverlässig. In neun Jahren Drehalltag sind Stöße und Herunterfallen unvermeidbar. All das hat die Funkstrecke ohne Funktionseinbußen überstanden und arbeitet so zuverlässig wie am ersten Tag.
Im Testvideo schalten wir immer wieder zwischen AVX mit MKE 2-Mikrofon und EW-DP mit MKE Essential Omni um, damit Ihr den Ton direkt vergleichen könnt. Wir empfehlen zum Anschauen gute Lautsprecher oder Kopfhörer.
Dabei ist das System in seinen Funktionen sehr schlicht gehalten. Pegeln am Gerät, Nebengeräusch-Reduzierung oder Low-Cut-Filter? Fehlanzeige. Zudem ist der XLR-Anschluss der AVX-Empfänger zwar professionell, für die heutzutage oft verwendeten Digitalkameras mit TRS-Anschluss aber nur umständlich nutzbar und ein Befestigen ohne Adapter ist auch nicht möglich. Deshalb sind Systeme wie beispielsweise DJI Mic, Comica Vimo Q und allen voran Rode Wireless Go, die nicht nur speziell auf den Einsatz mit Digitalkameras entwickelt wurden, sondern dank ihres günstige(re)n Preises vor allem im Bereich der Content Creation zum Standard wurden.

Wer mit Digitalkameras wie der brandneuen Panasonic Lumix GH7 filmt und das AVX nutzen will, braucht entsprechende XLR-Adapter. Digitalkameras selbst verfügen nur über einen TRS-Eingang für das Audiosignal.
WAS IST ES?Mit dem EW-DP schlägt Sennheiser jetzt die Brücke zwischen Digitalkamera und Camcorder, denn der namensgebende einkanalige Empfänger verfügt zwar über einen TRS-Ausgang, ein Adapterkabel auf XLR liegt jedoch bei. Das EW-DP ENG Set ist eine Kombination aus Empfänger und magnetischer Montageplatte, zwei Sendern (EW-D SK und EW-DP SKP) sowie dem bekannten ME 2-Lavaliermikrofon. Da Sennheiser uns im Paket das MKE Essential Omni mitgeschickt hat, welches mit 239 Euro preislich zwischen ME 2 (128 Euro) und MKE 2 (349 Euro) liegt und bisher noch nicht bei uns im Test war, entschieden wir uns, das Mikrofon gleich mit in den Test zu integrieren. Zumal wir dann mit 1137 Euro Gesamtpreis auf einem vergleichbaren Niveau mit dem 1163 Euro teuren AVX-ME2 MKE2 Bundle liegen und so auch preislich ein echter Vergleich möglich ist.

Das EW-DP ENG Set besteht aus dem Empfänger, Bodypack-Sender, Aufstecksender und ME 2-Mikrofon (v.l.n.r.). Wir entschieden uns in diesem Test jedoch für das MKE Essential Omni als Mikrofon, um nicht nur preislich, sondern auch klanglich näher am Referenzprodukt AVX-ME2 MKE2 Bundle zu sein.
EMPFÄNGERDer Empfänger ist mit 8,5 x 6,5 x 2,5cm vergleichsweise groß geraten und auch durch die beiden dreh- und knickbaren UHF-Antennen etwas sperrig. Er verfügt neben dem TRS-Audioausgang über eine 3,5mm-Miniklinkenbuchse für Kopfhörer sowie einen USB-C-Anschluss, über welchen sich der Akku aufladen lässt. Im Gegensatz zu AVX verwenden Sender und Empfänger den gleichen Akku, welcher laut Anzeige auf dem Display des Empfängers beim selbigem für acht und beim Sender für circa zwölf Stunden Einsatz ausreichen soll. Ist gerade kein geladener Akku zur Hand, nehmen die Geräte auch jeweils zwei AA-Batterien auf. Dann zeigt der Empfänger jedoch nur die Akkuladung, nicht jedoch die Einsatzzeit an. So viel sei vorweggenommen: Im gesamten Test kamen wir mit einer Akkuladung aus. Nicht nur die Akkulaufzeit, sondern auch Senderinformation und Pegel zeigt das Empfängerdisplay an, über fünf Tasten nimmt man Einstellungen an Vorverstärkung (-3 bis +42dB in 3dB-Schritten), Ausgangspegel (0, -20 und -25dB) und Kopfhörerlautstärke vor, zudem sind Kanäle und Frequenz änderbar. Löblich: Ist der Sender stumm geschaltet, zeigt der Empfänger dies direkt an.

Der Sender des EW-DP-Systems ist eine Steuereinheit mit klarem, gut einsehbaren Display. Ist der Sender stumm geschaltet, zeigt der Empfänger das direkt im Display an.
DIE SENDER Am EW-D SK, einem klassischen Bodypack-Sender, muss man nun auf einen Bildschirm verzichten, was aber kein Verlust ist. Der Anschalt-Taster ist unter die Abdeckung gerutscht und damit vor versehentlichem Drücken geschützt. Die Stummschaltung wird weiter über einen Schiebeschalter aktiviert, welcher nun aber mehr Widerstand bietet. Die Antenne ist lang und schmal, was das Verstauen in Hosen- und Jackentasche erschwert. Ein rückseitiger Clip zur Befestigung am Hosenbund ist aber auch vorhanden.

Sender und Empfänger nutzen beim EW-DP den gleichen Akku, lassen sich jedoch auch mit klassischen Mignon-Natterien und Akkus betreiben.
Der EW-DP SKP ist als Ansteck-Sender für kabelgebundene Mikrofone ausgeführt, wobei über eine TRS-Buchse auch Lavalier-Mikrofone angeschlossen werden können. 48V-Pantomspeisung wird über eine eigene Taste zugeschaltet. Der Sender kann separat auf Micro-SD-Karte aufzeichnen und speichert Audiodaten im Studiostandard mit 48kHz und 24 Bit. Die Bedienung ist allerdings etwas verwirrend: Erst muss man die Record-Taste 11 Sekunden gedrückt halten um die eingelegte Karte zu formatieren, dann startet man mit einem kurzen Drücken die Aufnahme. 3-sekündiges Halten der Aufnahmetaste beendet die Aufnahme wieder.

An den rechteckigen Aufstecksender EW-DP SKP kann man ebenfalls ein Lavalier-Mikrofon anschließen. Der Sender bietet zudem die Möglichkeit einer Sicherheitsaufnahme.
PRAXIS: REICHWEITEWenn das AVX-System eine Schwachstelle hatte, dann war das die Reichweite. Dabei war nicht die direkte Reichweite das Problem, sondern Hindernisse im Signalweg. Denn während bei direktem Sichtkontakt durchaus 100 Meter Reichweite möglich sind, kommt es bei circa 60 Metern zu Unterbrechungen im Ton, wenn der eigene Körper zwischen Sender und Empfänger ist. Das günstigere EW-DP fällt im Vergleich jedoch etwas ab. Bei direktem Sichtkontakt waren etwa 95 Meter möglich, bei Körper zwischen Sender und Empfänger brach das Signal bei etwa 55 Metern ab.
PRAXIS: ABSCHIRMUNGEine der Haupteigenschaften von Lavaliermikrofonen ist die Empfindlichkeit gegenüber der Person bei gleichzeitiger Unempfindlichkeit gegenüber Umgebungston. Das funktioniert je nach Modell mal mehr, mal weniger. In unserem Test wollten wir bei einer Veranstaltung mit Livemusik ein Interview mit dem Veranstalter führen, kamen jedoch letztendlich nicht umhin, diese Person und zwei andere aus dem Organisations-Team gleichzeitig zu interviewen. Obwohl der Interviewort abgelegen war, war die Musik von der Bühne immer noch laut und deutlich präsent. Das MKE Essential Omni schafft diese Aufgabe aber mit Bravour – obwohl es wie ein Handmikrofon gehalten werden musste. Die Stimmen der Organisatoren kamen deutlich rüber, während die Musik so leise im Hintergrund blieb, dass sie nicht störte.

Die Stummschaltung am Sender erfolgt wie beim AVX über einen Schiebeschalter. Dieser bietet jedoch beim EW-DP mehr Widerstand.
PRAXIS: KLANG Klanglich liegt das MKE Essential Omni Sennheiser-typisch in der Profiliga – angesichts des Preises war auch nichts anderes zu erwarten. Es klingt natürlich und dynamisch, ohne erkennbare Überbetonungen. Das im Einzelpreis 110 Euro teurere MKE 2 des AVX-Bundles legt diesbezüglich in allen Bereichen noch eine Schippe drauf, was sich vor allem in einer umfassenderen, akkuraten Basswiedergabe widerspiegelt. Um diese Unterschiede festzustellen, braucht es allerdings schon Studiomonitore oder gute Studiokopfhörer - einen sofort sendefähigen Ton liefern beide Modelle. Im Vergleich zu den beiden Mikrofonen klingt das ME2, welches standardmäßig den EW-DP und AVX-Sets beiliegt, deutlich dumpfer. Das MKE Essential Omni ist dementsprechend seinen Aufpreis wert, auch weil beide Funksysteme ohnehin schon an Profis mit ensprechendem Budget gerichtet sind.

Das MKE Essential Omni kommt dem MKE 2 klanglich nah, kostet allerdings 110 Euro weniger als dieses. Praktisch ist die abnehmbare Klemme zur Kabelführung an der Rückseite.
DATEN UND TESTERGEBNISSE
Hersteller Sennheiser Produkt EW-DP ENG Set / MKE Essential Omni Preis 898/239 Euro Internet sennheiser.com DATEN Bauart Mono/1-kanal-Funkstrecke (2 Sender, 1 Empfänger) / Lavalier-Mikrofon Funktionsweise kabellos Mikrofon Lavalier mit Kugel-Charakteristik Mikrofonanschluss 3,5 Millimeter Klinke Stromversorgung Akku oder 2x AA-Batterien Ausstattung Empfänger, Bodypack-Sender, Aufstecksender, ME2-Mikrofon, Klemme, Adapterkabel / Klemme
FAZIT
Mit dem EW-DP ENG Set hat Sennheiser seine Technik den Marktentwicklungen angepasst, ohne an Qualität einzubüßen. Allein schon aufgrund des Preises handelt es sich um eine Profilösung, was das Produkt mit ausgewogenem Klang und langer Akkulaufzeit bestätigt. Dabei ist es nicht mehr zwingend auf XLR-Anschlüsse angewiesen, sondern kann den Empfänger problemlos in ein Digitalkamera-Setup integrieren - zumal die magnetische Befestigungsplatte die Montage erleichtert. Die negativen Aspekte sind mehr Unannehmlichkeiten: Die Pegelung am Empfänger über die Tasten und 3dB-Schritten ist nicht ganz so präzise wie wir uns das gewünscht hätten, doch ist damit auch eine ausreichend genaue Pegelung möglich. Eher stören dann schon die Ausmaße des Empfängers und die im Vergleich zum AVX geringere Reichweite. Dennoch, im Klang liegen AVX-ME2 MKE2 Bundle und EW-DP ENG Set mit MKE Essential Omni nahezu gleichauf. Unserer Meinung rechtfertigt das MKE Essential Omni eine extra Anschaffung, da das dem EW-DP ENG Set beiliegende ME2-Mikrofon im Vergleich eher dumpf klingt. Die lange Akkulaufzeit qualifiziert das System für lange Drehtage, zumal die schlau gestalteten Akkufächer aller Komponenten auch AA-Batterien zulassen. Wie zuverlässig das System ist, kann natürlich nur ein Dauertest zeigen. Es bleibt aber dabei: Wer bereit ist, das Geld auszugeben, bekommt absolute Profiqualität und Profiklang.+ sofort sendefähiger Ton+ durchdachtes Akkukonzept+ sehr lange Akkulaufzeit- Empfänger etwas sperrig
Autor: Jonas Schupp / Bilder: Sennheiser, Jonas Schupp MEDIENBUREAU
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