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Praxistest: Sigma fp L - die kleine Vollformatkamera für Filmer

Die derzeit kleinste Vollformatkamera hat Sigma generalüberholt und mit einem höherauflösenden Sensor ausgestattet. Die Sigma fp L ist damit eine Hybridkamera für filmende Fotografen oder fotografierende Filmer.


Im Test:Sigma fp L, 2299 EuroSigma 35 mm F2, 619 Euro

Die Sigma fp bleibt auch in der neuen L-Variante die kompakteste Vollformatkamera mit Wechselbajonett auf dem Markt. Hatte die weiterhin verfügbare Sigma fp „nur“ 24,6 Megapixel, wartet die fp L nun mit einem 61 Megapixel-Sensor auf. Mit dem optional andockbaren Sucher wird Sie auch für engagierte Fotografen interessant. Rein äußerlich sieht die neue Sigma fp L unverändert zur „alten“ fp aus. Mit dem großen Umschalter zwischen „Still“ und „Cine“ sowie der „Tone“ und „Color“-Tasten erreicht man direkt für Filmer wichtige Funktionen. Dabei gefallen uns die großen Schiebeschalter genauso gut wie die klar definierten Druckpunkte der Tasten. Dennoch fordert die Miniaturisierung bei der Bedienung ihren Preis: Da Sigma kaum mehr Tasten unterbekommen kann sind viele Funktionen ins Menü gewandert.

Unser Testvideo zur Sigma fp L begleitet den großen Test in der VIDEOAKTIV 4/2021. Hier sehen Sie neben Erklärungen zur Kamera auch ausführliche Testaufnahmen mit ISO-Vergleichen. Den Test lesen Sie in der VIDEOAKTIV 4/21, die aktuell am Kiosk zu haben ist und hier als Print-Variante versandkostenfrei bestellt werden kann.

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Die Anschlüsse versteckt Sigma hinter gummierten Klappen. Über die USB-Schnittstelle kann man direkt SSD-Speicher anschließen oder auch die Kamera mit Strom versorgen. Eine Aufnahmebegrenzung hat die Kamera nicht.

BedienungDer 8 Zentimeter Monitor auf der Rückseite ist mit 700 000 RGB-Bildpunkten immerhin scharf, aber leider fest verbaut. Das ist der Preis für die kompakte Bauweise und gerade beim Betrieb auf dem Gimbal etwas lästig. Wer bodennahe Aufnahmen macht oder über Kopf aufnimmt hat nicht mal mehr ein Schätzeisen, sondern arbeitet im Blindflug. Gerade bei einer so kompakten Kamera wäre es zudem schön, wenn sich die ein oder andere Funktion über ein Touchscreen bedienen ließe, doch das bietet das Display ebenfalls nicht. Bei den Bedienelementen vermissen wir ein weiteres Wahlrad mit dem sich die Belichtungseinstellungen intuitiver und vor allem schneller wäre einstellen ließe. Auch wenigstens eine Taste, die man individuell belegen kann, würde die Bedienung schneller machen. Der für uns beim Filmen logischste Betriebsmodus ist der manuelle, wobei wir die Belichtungszeit nach der 180 Grad Regel bei der UHD-Aufnahme auf 1/50tel eingestellt haben. Die Blende regelten wir im Zusammenspiel mit der 35 Millimeteroptik am liebsten direkt am Objektiv. Um etwas Belichtungsautomatik zu bekommen arbeitet man über die ISO-Automatik, die sich im Menü nach oben begrenzen lässt. Wir haben diese bei ISO 3200 festgesetzt; warum erklärt sich durch die Bildqualitätsbeurteilung.


Formate und SchnittstellenMit dem neuen Testverfahren haben wir gerade bei den Formaten etwas die Zügel angezogen. Wie man anhand der neu vorgestellten Kameras der letzten Monate erkennen kann, gehört UHD mit 50/60 Bildern inzwischen eigentlich zum Standard. Doch genau hier patzt die Sigma fp L, was folgerichtig im Test der VIDEOAKTIV 4/21 Punkte kostet. UHD-Auflösung mit 25 respektive 30 Bildern ist zwar in vielen Bereichen völlig ausreichend – aber eben keinesfalls gut. Der kompakten Bauweise geschuldet ist es, dass Sigma leider nur die Micro-HDMI-Schnittstelle integriert. Um übermäßige Belastungen von der sehr kleinen Buchse fern zu halten sollte man sich den massiven Blitzschuh-Adapter (HU-11) holen, der allerdings 129 Euro kostet.

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Am kompakten Gehäuse der fp L bekommt Sigma nur weniger Tasten und Wahlräder unter doch die robusten Schalter und Tasten mit guten Druckpunkt sorgen zusammen mit dem Quickmenü für eine gute Bedienbarkeit.

Er lässt sich links an der fp L mittels 1/4-Zoll-Gewinde sicher andocken und bietet nicht nur den (intelligenten) Blitzschuh, auf den man den Monitor leichter befestigen kann, sondern beinhaltet zudem eine Zugentlastung fürs HDMI-Kabel und führt, im Gegensatz zum Blitzschuh-Adapter, die USB-C-Buchse nach außen. Wer statt des Monitors lieber einen Sucher nutzt bekommt für 649 Euro einen elektronischen Sucher (EVF-11), der aufgrund der optionalen Lieferung aber nur mit halbierter Punktzahl im Testraster bewertet wird. Wichtiges Details am Rande: Die fp L hat glücklicherweise keine Aufnahmebegrenzung und lässt sich, wie inzwischen viele Kameras, über USB-C-Anschluss auch während der Aufnahme mit Strom versorgen, so dass sich via Powerbank die Aufnahmezeit verlängern lässt. Eine echte Besonderheit ist dagegen dass sich die Kamera beim Anstecken an den Rechner direkt als Webcam ausgeben kann und die bei sonst allen Herstellern nötige Softwareinstallation überflüssig macht.

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Den Aufnahmemodus zeigt die fp L im Display etwas zu dezent an. Schon etwas auffallender ist die Anzeige darunter, die das Schreiben auf SD-Karte signalisiert.

BildqualitätEs mag angesichts der inzwischen immer günstigeren Webcams, die zudem in jedem Laptop schon eingebaut sind lächerlich klingen, aber wer einmal mit dem eleganten Look gezielt eingesetzten echten Unschärfe in ein Meeting geht, trifft meist auf Erstaunen.Die künstlichen Hintergründe oder virtuell errechnete Unschärfe sieht dagegen einfach dilettantisch aus. Gerade Filmemacher sollten sich hier in der Kommunikation keine Blöße geben. Die Sigma fp L ist hier bestens geeignet – nicht nur wegen der schnellen Integration als Full-HD-Webcam, sondern auch weil die Unschärfe dank Vollformatsensor einfach klasse.Auch die bei uns meinst aufgesetzte 35 Millimeter Brennweite passt dazu schon sehr gut – wobei eben hier auch auffällt, dass sich die Kamera bei Autofokus schwer tut, sobald man nicht mehr direkt in die Kamera schaut.


Auf gut Deutsch: Die Augenerkennung klappt gut, wenn die Kamera beide Augen im Fokus hat – und das natürlich nicht nur im Webcam-Betrieb. Dreht man den Kopf seitlich fängt die Kamera leider sofort an nachzuregeln und ist dabei nicht besonders treffsicher. Sie regelt für Videoverhältnisse zu häufig und zu schnell nach und schießt immer mal wieder übers Ziel hinaus. Ist sie mal auf die Ferne eingestellt und eine Person betritt im Nahbereich die Bildfläche reagiert sie dagegen deutlich zu träge. Hier vermissen wir individuelle Einstelloptionen um die Kamera auf die jeweilige Drehsituation anpassen zu können.Das wäre besonders für den Einsatz auf dem Gimbal interessant, denn hier hat man eigentlich kaum Optionen die Schärfe kontrollieren zu können.

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Zwar sieht man beim Schritt von ISO 1 600 auf ISO 3 200 schon ein ganz leichtes Bildrauschen, doch die Detailschärfe ist noch recht ordentlich.

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Ab ISO 6400 ist das Bildrauschen dann deutlich zu erkennen und die Detailschärfe geht merklich in den Keller.

Wer sich an den nervösen Zuckungen stört muss durch eine weiter geschlossene Blende auf etwas mehr Schärfentiefe setzen. Wer die Kamera auf ein Gimbal packt und mit wechselnden Lichtverhältnissen rechnen muss freut sich über die gute ISO-Automatik, die zuverlässig reagiert und nahezu unsichtbar automatisch regelt, solange man die Obergrenze bei den schon erwähnten ISO 3200 setzt.Zwar ist auch hier schon in dunklen Bildpartien ein ganz leichtes Bildrauschen auszumachen, doch es bleibt so dezent, dass man damit leben kann. Doch schon bei der nächsten ISO-Stufe nimmt das Bildrauschen deutlich zu und die Detailschärfe leidet deutlich, so dass man ISO 6 400 also besser vermeidet.FazitDer Reiz der Sigma fp L ist die kompakte Bauweise kombiniert mit dem hochauflösenden Vollformatsensor. Sie ist damit prädestiniert für den Einsatz auf dem Gimbal, so dass der fehlende Bildstabilisator eigentlich nicht weiter dramatisch ist. Allerdings sollte Sigma noch am Autofokus arbeiten, damit man die geringe Schärfentiefe auch bei dynamischen Gimbal-Szenen noch nutzen kann. Derzeit ist man darauf angewiesen die Schärfentiefe zu erhöhen, damit der Autofokus eine Chance hat hinterher zu kommen. Wer mit Full-HD oder UHD mit 25/30 Bildern klar kommt findet in der Sigma fp L zudem eine prima Reisekamera, die nicht nur mit schicker Unschärfe, sondern auch einer hohen Fotoauflösung überzeugen kann.

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DATEN

Hersteller Sigma Modell fp L verwendetes Objektiv 35 mm F2 DG DN Contemporary Preis 2918 Euro (2299 + 619 Euro) Internet sigma-foto.de AUSSTATTUNG Aufzeichnungsformate UHD ( 30p, 25p, 24p), Full-HD (120p, 100p, 60p, 50p, 30p, 25p, 24p) Dateiformate Blackmagic RAW, Apple ProRes RAW, CinemaDNG, H.264, All-Intra, MOV Aufnahmemedien SDXC, SSD max. Abtastung intern 4:2:2, (8-Bit, 10-Bit, 12-Bit) max. Abtastung externe Aufnahme 4:2:2, (8-Bit, 12-Bit) Bildwandler/Auflösung Vollformat/61 Megapixel Objektiv-Anschluss L-Mount Zoomfaktor/Brennweite (KB-äqu.) -/35 mm (F2) Gewicht mit Objektiv 866 Gramm

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VIDEOAKTIV 4/2021: Die aktuelle VIDEOAKTIV 4/2021 kommt mit den Test der Canon EOS C500 MII, der Sony FX3, Alpha 1 und der Sigma fp L. Sie erhalten das Heft 4/2021 hier Print-Form bestellen und bekommen dieses dann bequem über den Postweg. Den kompletten Heft-Inhalt liest man im

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