Zum Hauptinhalt springen

Filmwerkstatt: Ellipse und Zeitsprung - Seite 2

Seite 2 von 3

2. Die erzählerische Ellipse

Einfache Regel: Wenn nichts passiert, muss man auch nichts zeigen. Das klingt logisch, dennoch haben selbst Profis damit Schwierigkeiten, alles Unnötige aus dem Film zu entfernen. Im Amateurfilm trauen sich die Filmer noch nicht einmal die Umbaupausen im Theaterstück zu kürzen. Glauben Sie es: Sie tun dem Zuschauer nur etwas Gutes, wenn lange Festreden auf einen Kernsatz reduziert werden oder lange Gänge (Theatersprache: Jemand läuft von A nach B) einfach weggelassen werden. Gewöhnen Sie sich an, überhaupt niemanden von A nach B laufen zu lassen, wenn unterwegs nichts Einschneidendes passiert. Fragen Sie sich immer bevor Sie auf den Auslöser drücken: "Welche Geschichte erzähle ich" – und: "Ist das, was ich gerade filme, wichtig dafür". Versuchen Sie, nur ein einziges Kernthema filmerisch zu erfassen. Beim Dreh kommt dennoch mehr als genug Material zusammen, die knallharte Wahl erfolgt erst in der Montage – und da sollte wirklich alles rausfliegen, was nichts in der Story verloren hat. Filmzeit ist zu wertvoll. Wer Unterhaltungsfilme analysiert, wird sogarfeststellen, dass jeder Drehort mittlerweile auf eine kurze Kernsequenz reduziert ist, dann kommt schon ein elliptischer Sprung zu einer anderen Location. Die bange Frage des Anfängers: "Passt denn dann auch noch alles irgendwie zusammen?", beinhaltet den gesamten Rest der Filmkunst, von Continuityfragen bis zur Bühnen und Szenengestaltung. Und: Vordenken muss der Dramaturg die Ellipse noch immer: Was verkraftet mein Zuschauer: Das Wichtigste ist aber ganz einfach und mit Ellipse Nr. 3 zu erklären:

thumb_VAD0208_scene3_2 Wenn nichts passiert: Dann muss auch nichts gezeigt werden. thumb_VAD0208_scene3_1 Gedankliche Ellipse: die Bewegungsrichtung bleibt, der Drehort ändert sich. Zu sehen in jeder Verfolgungsjagd.

3. Die gedankliche Ellipse

Wie gesagt: Jemand geht aus dem Bild– jemand kommt an. Was dazwischen war, interessiert nicht. Der Zuschauer ersetzt alles dazwischen mit seinem Vorstellungsvermögen perfekt und reagiert eher ärgerlich, wenn er mit derlei Sinnlosem konfrontiert wird. Achten Sie nur darauf, dass der Darsteller auf der jeweils anderen Bildseite in die Szene tritt, als er sie verlassen hat. Das ist wichtig, um den Schnitt sanfter zu gestalten. Auch Hollywood dreht bis heute noch jede Verfolgungsjagd so, das nur die spektakulären Stunts hintereinander geschnitten werden – bei weitem nicht die gesamte Jagd – und dennoch die Bewegungsrichtung der Fahrzeuge beibehalten wird. Links rein, Rechts raus heißt die Faustregel.

 

Autor:
Bildquellen:
160x600

Weitere Praxis-Artikel

Praxistest: Datacolor LightColor Meter – mehr als ein Belichtungsmesser

| Magazin Praxis
Mit dem LightColor Meter betritt Datacolor Neuland und kombiniert einen Belichtungsmesser mit einem Farbmessgerät. Warum man so deutlich leichter eine ausgewogene Beleuchtung hinbekommt und warum ein solches Werkzeug der kamerainternen…

Filmarena: Preiserhöhungen – unvermeidbar, aber unangenehm

| Magazin Praxis
In den letzten Monaten war das Thema der Inflation groß, so groß, dass auch die Kreativbranche gezwungen ist seine Preise an die veränderten Begebenheiten anzupassen. Doch wie geht man hier taktisch am besten vor und welche Tipps für…

Finanzierung in der Medienbranche: Schufa, Creditreform und Fallstricke

| Magazin Praxis
Auch im zweiten Teil zum Thema Finanzierung steht uns Jörg Pieper von TecumFinance Rede und Antwort. Dabei befassen wir uns mit der Schufa und der weniger bekannten, aber für Selbstständige wichtigen Creditreform, sowie versteckten Fallen…
160x600