Ratgeber: Filmen im Ausland – so gelingt der Dreh in Übersee - Persönlichkeitsrechte
Seite 2 von 3: Persönlichkeitsrechte
PERSÖNLICHKEITSRECHTE - GRUNDLAGEN
Und wie sieht es aus mit persönlichen Bildrechten? Da gibt es einige Verhaltensweisen. Gehen wir zunächst von einem Beispiel aus, das so in der Praxis häufig vorkommt: Wir möchten auf einem belebten Markt drehen und Kunden und Verkäufer als Hauptbestandteil im Bild haben. Dann sollten wir mit den Menschen, die du näher aufnehmen möchtest, kommunizieren. Man muss nicht jedes Mal hinrennen und fragen, es genügen meist Zeichensprache und Augenkontakt. Die meisten Menschen werden nichts dagegen haben, wenn aber doch, wird man auch ein eindeutiges Zeichen erkennen können. Bitte akzeptiert die Ablehnung und sagt der Person zu, sie nicht aufzunehmen. Werden wir nicht beachtet, können wir einfach weiterfilmen.

Kommunikation ist wichtig - auch bei einer Sprachbarriere. Wer freundlich, respektvoll und zurückhaltend ist, kann vor Ort viel erreichen.
Ich persönlich gehe so vor: Zuerst suche ich mir drei oder vier Beobachtungspunkte auf dem Markt und bleibe dort zunächst mit dem Stativ stehen. Am besten nicht direkt mittendrin, so dass niemand gestört wird und man negativ auffällt. Von diesen Stellen aus drehe ich alles, was ich irgendwie bekommen kann: Totalen, Establisher und Handlungen, wobei bei Letzteren ein Teleobjektiv nahezu unumgänglich ist. Dann gehe ich mitten in das Geschehen und suche mir ein paar besonders schöne Bilder der Ware. Das geht recht einfach, meist kann man das Stativ an einer Ecke eines Standes platzieren, wo es niemanden stören kann, während man mit der Kamera in der Hand seine Einstellungen dreht. Idealerweise hat man natürlich eine Assistenz dabei, die das Stativ übernimmt. Dann brauche ich die Bewegung, die auf Märkten üblich ist, also Handel. Dabei sind zwangsläufig immer Menschen im Bild. Menschen, die auf einem Markt durch die Gänge gehen und der Markt in diesem Falle das eigentliche Bild darstellt, haben hier keine Bildrechte, denn sie sind nur die „Zierde“ im Bild. Nehme ich aber explizit die Verkäufer und Kunden auf, dann muss ich diese Personen um Erlaubnis bitten. Wie gesagt, es reicht hier fast immer eine Zeichensprache: Weist man freundlich kurz auf die Kamera hin, versteht das jeder. Fast nie wird es Absagen geben, oft wird man geradezu eingeladen.

Totalen dienen als Establisher und dienen am Anfang vom Dreh auch dazu, sich einen Überblick über Ort und Geschehen zu verschaffen. Dabei steht der Ort im Mittelpunkt, nicht die Personen.
PERSÖNLICHKEITSRECHTE - WAS TUN BEI ABLEHNUNG?
Ich habe schon Momente erlebt, wo ich bereits gedreht hatte und eine Person in der Menschenmenge nicht im Bild sein wollte, welches ich gerade aufgenommen hatte. Diese Person hat in einem solchen Fall kein verbrieftes Bildrecht. Aber eine Diskussion zu beginnen ist unsinnig und macht einen gerne unbeliebt, bleibt daher nett, freundlich und vor allem auf der sicheren Seite. Oft passiert es auch, dass sich Personen von der Kamera eingeschüchtert oder beobachtet fühlen und deshalb unzufrieden oder unsicher auf die Kamera schauen. Man kann die Kamera natürlich nicht wegzaubern, was aber hilft ist simuliertes Nicht-Filmen: Man stellt sein Bild genau ein, drückt auf Aufnahme und stellt sich denn passiv daneben. Wenn man dann noch einer anderen Tätigkeit nachgeht, wie zum Beispiel auf dem Smartphone zu scrollen, denkt niemand dass gedreht wird. Das entspannt die Situation vollkommen.

Wenn Personen nicht gefilmt werden wollen, gilt es das selbstverständlich zu akzeptieren. Eine Diskussion über Bildrechte loszutreten ist unsinnig und macht schnell unbeliebt.
PERSÖNLICHKEITSRECHTE - SCHRIFTLICHES
Ganz strenggenommen müsste man nun jede nah gefilmte Person einen Zettel unterschreiben lassen, um sich die Bildrechte zu sichern. Läuft der fertige Film nicht in dem Land wo auch der Dreh stattfand, sollte man sich überlegen, ob sich der Aufwand lohnt. Ich persönlich mache das auf Märkten oder auf der Straße nie und habe das noch nie bereut, auch nicht in 32 Jahren Filmproduktion. Dreht man in einer Markthalle, muss man vorher beim Hallenmanagement nachfragen. Auf besonders bekannten Märkten oder Touristenattraktionen wie zum Beispiel der Boqueria in Barcelona bekommt man eine regelrechte Drehgenehmigung und muss unterschreiben, dass man Verantwortung für die eigene Arbeit übernimmt und kein Stativ benutzt.

Beliebte Drehorte wie hier im Bild die La Boqueria in Barcelona haben oft spezielle Regeln für Filmer. Auch in diesem Fall hilft eine vorherige Kontaktaufnahme weiter.
Ich hatte bei einem Dreh schon die mündliche Zusage eines Paares, dass ich sie im Pool drehen darf, es gab sehr schöne Bilder und das Paar kam klasse rüber. Als ich dann zu Hause war, nahmen die beiden Ihr Einverständnis zurück, man wolle nicht vom Chef gesehen werden. Das war natürlich sehr ärgerlich, ich musste es aber selbstverständlich akzeptieren. Seither engagiere ich für solche Aufnahmen ein Pärchen oder auch mal eine Familie, je nach Drehort und Art des Films. Klar kostet das in den meisten Fällen Geld, doch ist man dann auf der sicheren Seite. Alles ist schriftlich abgeklärt, der Dreh macht viel Spaß und man bekommt die Bilder, die man sich wünscht.

Das Drehen mit professionellen Models kostet zwar Geld, dafür ist alles schriftlich abgesichert. Dank der Erfahrung der professionellen Darsteller kommt man oft schneller zum Ziel als mit Laiendarstellern.
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