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Die Freiheit des Bildes

Das Urheberrecht schützt neben einer Reihe anderer kultureller und geistiger Werke auch solche der Baukunst – sogar in Videoform. Egal, ob Profi oder Amateur: Wenn Filmer mit dem Camcorder Städtereisen unternehmen, kommen sie mit vielen Architekturaufnahmen nach Hause. Doch auch wenn es sich dabei um ganz alltägliche Motive handelt, sind verschiedene juristische Fallstricke bei der Herstellung und Verwertung von Gebäudeaufnahmen zu beachten.


 

Die wichtigsten sind das Urheberrecht des Architekten und die Rechte des Eigentümers des jeweiligen Gebäudes. Um den urheberrechtlichen Schutz zu genießen, bedarf es keines besonders hohen Anspruchs an die Fassadengestaltung des Gebäudes oder individueller baulicher Details. Er tritt bereits ein, wenn nur ein geringes Maß an schöpferischer Leistung des Architekten zu erkennen ist.

Da das Urheberrecht des Architekten erst 70 Jahre nach dessen Tod endet, kann es selbst für Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert noch eine Rolle spielen. Das Urheberrecht des Architekten führt grundsätzlich dazu, dass Dritte ohne Einwilligung des Urhebers keine Vervielfältigungen (dazu zählen auch Fotografien) des urheberrechtlich geschützten Werks anfertigen dürfen.

Eine Ausnahme gewährt die so genannte Straßenbild- oder Panoramafreiheit.

Gemäß § 59 UrhG dürfen Bauwerke, die sich an öffentlichen Wegen, Straßen oder Plätzen befinden, mit den Mitteln der Malerei oder Grafik oder durch Lichtbild oder Film vervielfältigt, verbreitet und öffentlich wiedergegeben werden. Diese Ausnahme bezieht sich aber nur auf die äußere Ansicht des Gebäudes.

Innenaufnahmen sind dagegen ohne Einwilligung des Urhebers unzulässig. Bei Außenaufnahmen ist zu beachten, dass die Straßenbildfreiheit zu Gunsten des Filmers nur dann greift, wenn das Gebäude vom öffentlichen Raum aus frei sichtbar ist.

Totale_Straenbildfreiheit Alt und neu: Das Gebäude aus dem 15. Jahrhundert unterliegt keinerlei Urheberrecht mehr. Beim direkt daneben stehenden Museumsneubau sieht das schon anders aus. Detail_freiheit2 Erlaubt: Der Blick von der Straße aus auf das Gebäude fällt unter die „Straßenbildfreiheit". Vom öffentlichen Raum aus kann der Filmer jederzeit Aufnahmen von Gebäuden machen.

Aufnahmen von einem nicht öffentlich zugänglichen Standort aus, etwa von einer gegenüberliegenden Wohnung oder von einer Leiter, sind unzulässig. Das gilt selbst dann, wenn das Gebäude ansonsten von der Straße aus gut zu sehen ist. Auch das Eigentum an dem Gebäude kann Videoaufnahmen entgegenstehen.

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So kann der Grundstückseigentümer unter bestimmten Voraussetzungen die Anfertigung oder zumindest die kommerzielle Verwertung von Videoaufnahmen des auf dem Grundstück befindlichen Gebäudes untersagen. Diese Befugnis des Eigentümers leitet die Rechtsprechung aus dessen Hausrecht her. Auch hier lässt die Rechtsprechung zu Gunsten des Kameramanns die Straßenbildfreiheit greifen, wenn er zur Anfertigung der Fotografie das fremde Grundstück nicht betreten muss. Aber selbst wenn der Eigentümer grundsätzlich Aufnahmen seines Eigentums gestattet, heißt das noch nicht, dass diese auch kommerziell verwertet werden dürfen. Das muss er zusätzlich genehmigen.

Detail_keine_freiheit Gratwanderung: Schon der Blick aus dem alten Museum auf den Eingang des neuen ist kritisch. Bei Aufnahmen, die der Filmer nicht von der Straße aus macht, benötigt er genau genommen eine Einwilligung des Architekten. Christian_Langlotz Christopher Langlotz ist Rechtsanwalt in der Kanzlei Bronhofer Lukac Langlotz & Partner in München. Er hat sich auf Urheber-, Marken- und Wettbewerbsrecht spezialisiert. FAZIT

Beim Aufnehmen von Gebäuden sollten Filmer Sorgfalt walten lassen. Gegebenenfalls sollten sie sich mit dem Architekten oder dessen Erben und dem Eigentümer des Gebäudes über eine Einwilligung in die filmerische Verwendung und insbesondere in jede Verwertung, die nicht privaten Zweckendient, verständigen. Sonst kann es teuer werden.

(Christopher Langlotz/jos)

Totale_Straenbildfreiheit