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Kodak: Umstrukturierung des Pensionsfonds soll Filmhersteller retten

| Joachim Sauer

Kodak war ein Schwergewicht, doch nach vielen falschen Entscheidungen und einer Insolvenz 2012 steht die nächste Finanzierungslücke an. Doch immerhin gibt es aktuell wieder Aussichten – auch dank des wieder wachsenden Filmgeschäfts.

Seit Wochen geistert das nahe Ende von Kodak durch die Presse – denn in einer behördlichen Mitteilung Anfang August warnte Kodak die Anleger, dass mehr als 130 Jahre alte Fotounternehmen nicht über die nötige Finanzierung verfüge, um etwa 500 Millionen US-Dollar an fälligen Schulden zu begleichen, was Zweifel an der weiteren Fortführung des Unternehmens aufkommen ließ. Das drückte den Wert der Aktie zeitweise auf ein Wert von unter 4,30 Euro, wo er doch Anfang des Jahres endlich mal wieder ein Hoch von knapp über 8,30 hatte. Inzwischen gibt es eine Stellungnahme gegenüber The Verge, inder erklärte Kodak, dass das Unternehmen einen neuen Plan hat und Gelder aus dem eigenen Pensionsfonds verwenden will, um einen Großteil seiner Schulden vor Fälligkeit zu tilgen. Demnach ist die Anfang August ausgesprochene Warnung eine vorgeschriebene Offenlegung, da Kodaks Schulden innerhalb von 12 Monaten nach der Einreichung fällig werden. Inzwischen hat Denisse Goldbarg, CMO und Leiterin des EAMER-Vertriebs von Kodak, davon gesprochen, dass Kodak den Prozess „mit einer solideren Bilanz als seit Jahren“ abschließen werde. 

Kodak zeigt auf der eigenen Website immer noch eine seit Jahren bekannte neue Super-8-Kamera, die es bisher nicht zur Marktreife gebracht hat. 

Hier ist Goldbargs vollständige Stellungnahme: „Kodak ist zuversichtlich, einen erheblichen Teil des Terminkredits deutlich vor Fälligkeit zurückzahlen und die verbleibenden Schulden bzw. Vorzugsaktienverpflichtungen anpassen, verlängern oder refinanzieren zu können. Zur Tilgung planen wir, auf rund 300 Millionen US-Dollar an Barmitteln zurückzugreifen, die wir aus der Rückführung und Abwicklung unseres US-Pensionsfonds (dem Kodak Retirement Income Plan, ‘KRIP’) im Dezember erwarten. Die Rückführung des KRIP liegt jedoch nicht ausschließlich in Kodaks Hand und wird daher nach US-GAAP-Bilanzierungsregeln nicht als ‚wahrscheinlich‘ eingestuft, was die Fortführungsprognose ausgelöst hat. Sobald die KRIP-Rückführung abgeschlossen ist, wird Kodak praktisch schuldenfrei sein und über die stärkste Bilanz seit Jahren verfügen.“

Im Filmgeschäft ist Kodak immer noch gut positioniert und zeigt jedes Jahr zu den Filmfestivals, wie hier in Cannes 2024, wieviele bekannte Filme auf dem Filmmaterial gedreht wird. 

Dennoch sind die Wirtschaftszahlen derzeit noch klar rückläufig, wie der letzte Quartalsbericht von Kodak klar offenbart. Nach einer Börsennotiz beschäftigt Kodak derzeit immerhin noch 3.900 Mitarbeitende. Einer davon war mal Steven J. Sasson aus Brooklyn der, damals 24-Jährig, in den 70er-Jahren die Digitalkamera erfand. Die mehr als dreieinhalb Kilogramm steht heute im „National Museum of American History“ in Washington – doch Kodak ließ die Chance aus Angst sein klassisches Geschäft zu verlieren verstreichen und versenkte die Pläne für die erste Digitalkamera der Welt tief in den Schublanden. Immerhin wurden sie einige Jahre später patentiert, so dass man anschließend über Lizenzen prächtig mitverdient hat. Dennoch könnte jetzt ausgerechnet das Filmgeschäft die Rettung sein: Während digitale Fotografie den Markt dominiert, gibt es für analoge Filme eine wachsende Fangemeinde, die den authentischen, künstlerischen Charakter schätzt, der mit ihnen verbunden ist. In einem Hintergrundgespräch mit Calument haben man gegenüber VIDEOAKTIV.tv betont, dass das Filmgeschäft inzwischen wieder ein fester Bestandteil ist und nennenswert zum Umsatz beiträgt. Auch mit Fotopapieren versucht man im Markt der Ausbelichter einen Fuß in die Türe zu bekommen. Kodak produziert derzeit nicht nur Filme für Fotografen, sondern auch Super 8, 16mm als Umkehrfilm sowie 35 und 65 mm Film als Negativ und Schwarzweiß. Dazu hat man eine chemische Sparte, die stark im medizinischen Bereich unterwegs ist.  Im Markt der Digitalkameras ist Kodak nur noch im unteren Segment vertreten – mit Produkten, die als OEM-Ware mit dem Logo versehen werden.