Eigenbau: Stativ-Rucksack fĂŒr die Outdoor-Videografie
- Philipp Mohaupt
Eigenbau-Projekte von VIDEOAKTIV-Lesern sind in der Redaktion immer gerne gesehen, da sie zumeist eine sehr interessante Idee aufzeigen, die dem Filmer das Leben erleichtern kann. ZugegebenermaĂen erreichen uns solche Zusendungen leider immer seltener. Der in Eigenregie entwickelte "Stativrucksack" von Werner Hoh ist da um so spannender. Wir zeigen hier, wie das von ihm erdachte Konzept funktioniert.
Gerade fĂŒr Natur- und Tierfilmer gilt: Ist das Motiv in der Wildnis schwer erreichbar, benötigt man ein Objektiv mit langer Brennweite. Extreme Telebrennweiten sind dabei meist groĂ und schwer, setzen also eine zusĂ€tzliche UnterstĂŒtzung durch ein Stativ fĂŒr verwacklungsfreie Aufnahmen voraus. Im Normalfall wird das Stativ beim Transport dafĂŒr am Rucksack festgeschnallt. Nachteil: Die Bewegungs- und Handlungsfreiheit ist eingeschrĂ€nkt - kommt ein Motiv in Sicht, muss man den Rucksack erst abnehmen und das Stativ aufstellen. Das braucht Zeit und nicht selten ist das Motiv dann schon wieder verschwunden und der Moment verpasst.
Aus dieser Ăberlegung heraus hat sich VIDEOAKTIV-Leser Werner Hoh einen modifizierten Videorucksack "gebastelt". Sein Motto: Rucksack abstellen, Kamera aufs Stativ â fertig! In nur wenigen Sekunden. WieÂŽs funktioniert, zeigen wir und Werner Hoh Ihnen anhand dieser Bildstrecke.
Ein Kamera-Rucksack mit integriertem Stativ, der sich einfach transportieren und aufstellen lĂ€sst, klingt nach einem nĂŒtzlichen Zubehör fĂŒr Filmer. VIDEOAKTIV-Leser Werner Hoh hat im Eigenbau einen solchen Rucksack konstruiert.
Bilder + Texte: Werner Hoh (Redaktion:pmo)
Basis: Als Basis diente Werner Hoh ein Manfrotto Rucksack Pro Light mit einfachem Gurt- und Tragesystem und ein Cullmann TITAN CT 200 mit SchiebesÀulen und Spikes.
Konstruktion: An einer mit Aluprofilen verstĂ€rkten Basisplatte habe ich die Stativbeine befestigt, so dass sie seitlich am Rucksack anliegen. Mit den vorhandenen Schnallen lassen sich die Beine zum Transport befestigen. Die Gummistrips am Rucksack stabilisieren das Stativ zusĂ€tzlich, wobei dieser mittig unter der Platte hĂ€ngt. Wird der Platz zwischen Platte und Rucksack fĂŒr die Kamera nicht gebraucht, kann man mit den verstellbaren BĂ€ndern den Raum reduzieren.
Aufbau: FĂŒr Videoaufnahmen stellt man den Rucksack ab, löst die Kamera aus der Schnellwechselplatte lösen und schiebt diese auf dem Stativ ein. Jetzt richtet man diese ĂŒber die Halbschale horizontal aus und kann dann mit dem Dreh beginnen.
Aufbau: Der in Arbeitshöhe angebrachte Klemmhebel erlaubt eine schnelle Höhenverstellung des Stativs, ohne BĂŒcken in aufrechter Körperhaltung. Durch die schmutzgeschĂŒtzte Stativbein-Innenklemmung lĂ€sst sich das TITAN CT 200 im aufgebauten Zustand auch im Wasser oder schmutzigen Untergrund aufstellen, ohne dass die AusrĂŒstung im Rucksack zu Schaden kommt. FĂŒr das Filmen mit dem Superteleobjektiv ist die TragfĂ€higkeit mehr als ausreichend. ZusĂ€tzlich stabilisiert das Rucksack-Gewicht das Stativ.
Ăffnen: Zur schnellen Entnahme von Kamera und Zubehör lĂ€sst sich der Rucksack zwischen den Stativbeinen öffnen.
Stauraum: Voll bepackt fasst der Rucksack 36 Liter. Im gepolsterten Rucksack ist Platz fĂŒr eine A6500 mit einem Sigma 1,8 18-35mm auf Rig plus Atomos Shogun. Sowie einem Sigma 1.8 50-100mm und eine Sony A7s mit 150-600mm- und 10-18mm-Objektiv, einem XLR-K2M + Rode pro und Funkstrecke, eine Dedolight-Leuchte und in der rĂŒckwĂ€rtigen Tasche noch diverses Zubehör (Ersatz-Akku, Speicherkarten, Rollei Filterset).
Im Einsatz: Die Sony AX53 hÀngt mit Rig unter der Stativplatte. Mit Schnellwechselplatte und Adapter ist man schnell einsatzbereit.
Im Einsatz: Auf der Oberseite der Stativplatte neben der Halbschale lassen sich die SchÀrfezieheinrichtung und ein Mini-Slider befestigen.
Sonnen-/Regenschutz: Ein kleiner Regenschirm mit einer Halterung versehen, kann ebenfalls an der Stativplatte angebracht sein. Er spendet Schatten beim Dreh und schĂŒtzt vor Regen. Den Rucksack selbst schĂŒtzt noch die Schutzabdeckung. Wird die Abdeckung umgedreht, schĂŒtzt die silberne Seite die digitalen GerĂ€te vor zu starker WĂ€rme.
Persönliches Fazit (Werner Hoh): Der Rucksack bietet aufgrund der guten Schutzpolsterung und einem Tragesystem mit Beckengurt den erforderlichen Komfort fĂŒr den Transport ĂŒber lĂ€ngere Strecken. Durch die Konstruktion wird ein schneller Zugriff auf die Kamera, Stativ und Zubehör ermöglicht. Ein Gesamtgewicht von um die 15 Kg ist fĂŒr mich optimal, schlieĂlich muss nicht immer alles mit. Wird die gesamte AusrĂŒstung, wie beschrieben, eingepackt, wiegt der Rucksack dann aber 25 Kg. Das ist zu viel. FĂŒr die kleine Videoausstattung und persönliche GegenstĂ€nde bietet der Rucksack meiner Ansicht nach den nötigen Komfort.