Report: Sensor-Technik - 100 Megapixel vs. weniger ist mehr
Die Pole Position bei filmenden Fotokameras in Sachen Pixel Count hat seit Jahren Fujifilm mit seinen Mittelformat-Kameras inne. Das neueste Modell setzt wie die Vorgänger auf einen CMOS-Wandler mit exakt 102 Megapixel (MP), der 43,8 mal 32,9 Millimeter misst und eine Diagonale von 5,5 Zentimetern hat. Dabei ist die Kamera GFX100S (großer Videotest der GFX100 hier) mit 5999 Euro weniger teuer als manche Vollformat-Spitzenkamera und kann mit ähnlichen Maßen aufwarten.
100 Megapixel vs. weniger ist mehr
Es ist schon verrückt: Seit vielen Jahren werden auch filmende Fotokameras mit der Höhe ihrer Pixel-Zahlen beworben, obwohl zumindest jeder Filmschaffende weiß, dass mehr Bildpunkte nicht unbedingt bessere Videoqualität bedeuten: Klar: Für Fotos gilt zunächst, dass mehr Pixel schärfere, höher aufgelöstete Bilder erzeugen, die man dann auch größer drucken kann. Bei feststehenden Sensor-Klassen wie Vollformat, APS-C oder 1 Zoll bedeuten mehr Pixel auf derselben Fläche aber zwangsläufig kleinere lichtempfindliche Elemente und damit weniger Lichtstärke. Deshalb gehen manche Hersteller schon seit Jahren den umgekehrten Weg: Sie statten zwar ihr Foto-Topmodell mit der aktuell maximal möglichen Pixel-Zahl aus, bieten aber zusätzlich eine videooptimierte, lichtstärkere Variante an, die mit weniger, aber dafür größeren bilderzeugenden Elementen eine höhere Lichtstärke liefert. Panasonic war diesen Weg schon bei der GH 5 S (12 statt 20 MP) iMicro-Four-Thirds-Format gegangen, aktuell auch beim Vollformater S1H (24 statt 47 MP). Sony macht es seit mehreren Baureihen bei der Alpha 7S (12 MP) ähnlich, während die Alpha-7R-Versionen auf Top-Auflösung mit 61 MP optimiert sind.
Und auch Nikon setzt bei der Vollformat-Kamera Z 6 II nur auf 24 MP statt auf die fast 46 MP der Top-Version Z 7 II. Dass das funktioniert, liegt nicht zuletzt daran, dass ohnehin nur rund 8 MP für die Erzeugung eines 4K-Videobilds nötig sind, und um die 36 MP für einen 8K-Frame. Wieso bei Fujifilm die Pixel-Rechnung trotzdem aufgeht? Schließlich hat schon das letzte Modell GFX100 (ebenfalls mit 100-Megapixel- Chip) recht gut abgeschnitten im VIDEOAKTIV-Test. Das liegt daran, dass der Mittelformat-Sensor eben auch mehr als die doppelte Fläche des normalen Vollformat-Bildwandlers hat, was zumindest keinen Nachteil gegenüber einer 50-MP-Vollformatkamera bedeutet. Allerdings: Reine Pixel-Power hilft vor allem bei Video nicht. Denn auch der Kameraprozessor muss dem Sensor ebenbürtig sein, um die Riesenmenge an Daten auch im Bildraten-Raster von 24 bis 60 Bildern in der Sekunde verarbeiten zu können. Und da kommt selbst eine Fotokamera mit ausgefuchster Serienbild- Funktion ins Schwitzen – und die Videoaufnahme bricht ab. Deshalb ist der 100-Megapixler von Fuji auch auf 4K-Auflösung mit maximal 30 Bildern in der Sekunde beschränkt – trotz Quadcore-CPU-X-Prozessor 4.
Autor: Hans Ernst / Bilder: Blackmagic, Canon, Fujifilm, Nikon, Panasonic, Red, Sony
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