Bruno Peter Hennek testet die Panasonic HDC-SD 100 EG
Bruno Peter Hennek aus Würzburg.
Zwischenzeitlich ist mein kurzes "Schönwettervideo" fertiggestellt worden. Man kann es hier sehen: http://www.vimeo.com/2044022 Aufnahmesituationen der ersten drei Tage mit der Panasonic HDC-SD100: Außenaufnahmen (HG1920-Modus, 13Mbps und HA1920-Modus mit 17Mbps) am trüben Oktober-Vor- und Spätnachmittag im Garten mit ein paar zusätzlichen Landschaftsaufnahmen in Weitwinkel- und max. Telestellung des Objektives sowie einige Aufnahmen mit mäßigen H/V-Schwenks deutlich unterhalb der automatischen Warneinblendung bei zu schnellen Schwenks. Am folgenden sonnigen Tag habe ich dann noch weitere Landschafts- und Gartenaufnahmen gemacht. Alle Aufnahmen sind im Standard-Automatikmodus erstellt worden. Ein bißchen habe ich mich auch mit dem iA-Modus und der 25p-Aufnahme bei Schwachlicht beschäftigt. Innenaufnahmen erfolgten gegen 16:45 Uhr: a) großes Wohnzimmer mit natürlichen Lichteinfall durch großes Wohnzimmerfenster und ohne zusätzlicher Raumbeleuchtung b) innenliegender schmaler Verbindungsgang mit Tageslicht- und etwas Kunstlichteinfall c) mittelgroßes Büro mit Lichteinfall durch ein normales Fenster und Balkontür sowie eingeschalteter Kunstlichtbeleuchtung
Stärken der Panasonic HDC-SD100: Sehr gut gefällt mir der LCD-Monitor, auch der Sucher. Die Anpassung des Suchers an die Dioptrienstärke meiner Brille klappte sehr gut. Bilddetails auf dem LCD-Monitor sind auch bei Sonneneinstrahlung darauf deutlich besser erkennbar als bei meiner HDV-Kamera. Erfreulich, dass Panasonic ein Objektiv mit 12fach Zoomfaktor verbaut hat... Gefallen tut ferner die manuelle Scharfstellung mit der vergrößerten Bildschirmmitte, leider ist die Aktivierung sehr schwer zugänglich. Die Sache mit dem Multi-Manual-Ring für eine Reihe manueller Funktionen ist ja eigentlich recht schön, wenn man nur leicht an den Schalter Auto/Manual hinter dem ausgeklappten und gekippten LCD-Monitor mit den Fingern hinkommen würde was praktisch nicht immer der Fall ist. Der OIS zeigt echt super Wirkung bei dieser leichten Kamera um die Übertragung des Handzitterns auf das Video zu unterdrücken... Ein großes Plus von mir für den separaten Micro-Anschluß samt Kopfhöreranschluß und die manuelle Aussteuerungsmöglichkeit. Schön auch, dass ein Zubehörschuh vorhanden ist. Natürlich gefällt es mir sehr, dass bei dem AVCHD-System einzelne Clips abgespeichert werden und keine Szenenerkennung bei der Übertragung auf den PC nötig ist.
Schwächen der Panasonic HDC-SD100: Die Kamera heult akustisch deutlich auf wenn man sie ein- und ausschaltet. Eigentlich dachte ich eine solche SD-Kartenkamera wäre bezüglich Eigengeräusche unhörbar? Aufgrund der Miniaturisierung und ungeschickten Anordnung von Bedienelemente und Unterbringung von Anschlüssen z.B. im Akkuschacht, ist die Kamera mit Männerhänden nur sehr umständlich zu handhaben und zu bedienen. Für mich ist vor allem der Schalter mit den Cursortasten eine Katastrophe, viel zu fummelig und ungenau um schnell durch die Menüs navigieren zu können. Bei ausgeklappten und etwas gekippten LCD-Monitor ist der Zugang zum Schalter Auto/Manual völlig blockiert. Die Aktivierung häufig benötigter Menüsettings ist viel zu zeitraubend, es fehlt die Möglichkeit ein persönliches Menü mit Favoriten anzulegen. Die Außenaufnahmen vom trüben Oktobertag wirken blaß, farbkräftigter und gesättigter dagegen die Aufnahmen bei Sonnenschein... In Landschaftsaufnahmen des trüben Oktobertages sieht man im Hintergrund keine Details mehr, feine Strukturen laufen mit Farbe zu und sehen wie Farbwolken aus, dadurch fehlt den Bildern die das HD-Format besonders auszeichnende Tiefenwirkung. Bei Umschaltung in den Landschaftsmodus bekommt man zwar eine höhere Fabsättigung in den Clips, jedoch keine bessere Hintergrundschärfe. Den Videoclips fehlt in der trüben Oktoberstimmung grundsätzliche HD-Bildschärfe - wie man sie von anderen HD-Kameras her kennt - auch im Nahbereich, z.B. Zeichnung auf Blumen, Blättern und Gegenständen. Die schwache Auflösungsleistung ist ja schon im VAD-Luminanzdiagramm belegt worden mit dem sehr früh einsetzenden Auflösungsabfall.
Viel besser sind dagegen Außenaufnahmen vom sonnigen Aufnahmetag ausgefallen, Die Clips sind scharf mit guter Detailzeichnung. Auch die Fernwirkung ist jetzt besser, wenn auch dort noch zuviel Detailarmut in feinen Objektstrukturen und Farbwolken erkennbar sind. Nahaufnahmen bei Sonneneinstrahlung sind gut, mit guter Detailzeichnung. Bei einigen Aufnahmen ist eine Kantenaufsteilung zu sehen. Eine besondere Neigung dieser Kamera zu chromatischen Aberration an Motivkanten ist mir noch nicht aufgefallen. Allerdings werden Kanten bei Bewegungen oft mit anhaftenden Artefakten begleitet, sie „schwimmen“ auch teilweise etwas. Per Akku-Betrieb läßt sich die Kamera nicht mit einem HDMI-Kabel zum HDTV hin verbinden. Der Akku muß raus, das Netzkabel muß man nun in den jetzt zugänglichen Schacht einstecken, zusätzlich muß der Fummeldeckel vor dem HDMI-Anschluß geöffnet werden um das Kabel dort anstecken zu können. Aufregendste Überraschung für mich war, dass der HDMI-Stecker meines normalen HDMI-Kabels an dem auch Sonys PS3 oder meine HDV-Kamera steckt nicht in die Panasonic-Steckdose im Akkuschacht der HDC-SD100 paßt. Man muß wohl extra das in der Betriebsanleitung erwähnten Panasonic HDMI-Kabel kaufen. Innenaufnahmen im Falle a) fallen noch gut jedoch etwas grieselig aus, im Falle b) sind sie unbrauchbar mit sehr starkem Rauschen, ausgefransten Konturen und Blockartefakten, im Falle c) recht gut brauchbar aber etwas grieselig... Bessere Innenaufnahmen bekommt man jedoch bei einer manuell eingestellten Belichtungszeit von 1/25 Sekunde, die Kamera beherrscht dann den 25p-Aufnahmemodus. Das geht aber nur wenn wenn die Option [AUT. LANGZEIT-BEL.] aktiviert ist, insgesamt muss man sich dabei recht umständlich über mehr als acht Setting-Funktionen der Kamera durcharbeiten. Nun ist noch darauf zu achten, dass man ja keine zu schnelle horizontale Bewegung mit der Kamera macht, bzw. das Objekt sich nicht zu schnell vor der Kamera selbst bewegt.
Der aufgenommene Sound klingt für mich zu „dünn“, das kann man auch am Frequenzgang im Meßdiagramm von VAD erkennen. Kratzgeräusche an den Cursortasten werden hörbar mit aufgenommen. Bei Aufnahme einer Strassenmusikergruppe werden alle Nebengeräusche rund um die Kamera herum räumlich mit den fünf Mikrofonen aufgenommen, das stört sehr und ist so für mich nicht brauchbar. Sicherungskopien vom Schnitt: Das muss man auf Daten-DVD, Bluray oder Festplatte schreiben, zurück zur SD/SDHC-Karte geht es nicht, man kann also die Kamera nicht als Player nach dem Schnitt für einen HDTV verwenden. Habe zusätzlich Tageslichtbilder zur Ergänzung einer Videokomposition außen/innen und per Blitz innen erstellt. Bedauerlich, dass als max. Bildpunktauflösung nur Bilder mit 1920x1080 Bildpunkten machbar sind, das erlaubt später im Videoschnittprogramm kaum die Anwendung von PAN & Zoom auf diese Bilder weil man dann zusätzliche Unschärfe durch Vergrößerung produziert. Innenaufnahmen ohne Blitz sind verrauscht, mit Blitz etwas grieselig. Die Aufnahmen wirken blass. Schlecht, dass man für den Mediakartenwechsel, Micro-Anschluß und Akkuwechsel die Kamera vom Stativ nehmen muss bei einem größeren Stativkopf. Mit dieser Kamera kann man leider keine Aufnahme direkt zur Festplatte des PCs machen, höchstens per HDMI wenn man den PC mit einer HDMI-Aufnahmekarte nachrüstet. Mit dem mitgelieferten HD Writer werden ganze Ordnerstrukturen der Speicherkarte auf die PC-Festplatte übertragen, das halte ich für überflüssig. Der Bedienungsanleitung fehlt ein Suchindex-Verzeichnis.
Vergleich Panasonic HDC-SD 100 gegen Sony HDR-HC 3 Was mir an meiner HDV-Kamera Sony HDR-HC3 (fime damit schon etwa 2 1/2 Jahre) besser gefällt: Die Bedienelemente an der Kamera und per Touchscreeen sind deutlich besser, schneller und sicherer erreichbar/einstellbar. Der Zugang/Anschluß an die Steckverbindungen dieser Kamera ist unproblematisch. Um den Akku oder das Band zu wechseln muß die Kamera nicht vom Stativ runter. Bessere Videobildqualität, egal ob trüber Tag oder Sonnenschein oder Innenaufnahmen in Kirchen, Gebäuden und Familienfesten. Selbst bei Lowlightbereich wie hier mit der Panasonic-Kamera vergleichend gefilmt, sind die Aufnahmen mit dem um 45 Grad gedrehten ClearVid - 1/3" CMOS-Chip rauschfrei bis sehr rauscharm. Die Detailzeichnung bei nah- und Fernaufnahmen ist gut, so wie man sie von HD-Aufnahmen erwartet. Deutlich bessere Foto-Aufnahmeergebnisse in der Größe von 2304 x 1728 Bildpunkten, groß genug für PAN & ZOOM in Videokompositionen. Ich habe schon sehr viele Soundaufnahmen von Strassenmusikergruppen z.B. gemacht, immer hatte ich dabei einen klaren und voluminösen Vordergrundsound drauf, eben von dort wo die Musik herkommt. Seiten- und Hintergrundgeräusche waren schön abgedämoft. Es kann ein persönliches Menü mit häufig benutzten Funktionen zusammengestellt werden um schnell bestimmte Einstellungen zu aktivieren. Klasse auch der Punkt-Focus für schnelle Schärfeverlagerung und die Punktbelichtung per Touchscreen. Mit der Kamera kann man direkt zum PC über die Firewire-Schnittstelle aufzeichnen, wichtig z.B. für Greenscreen-Aufnahmekontrolle und Videotransfer von Super8-Filmen. Das HDV-Material ist – anders als das AVCHD-Material - auf meinem PC mit dem Q6600-Prozessor super flüssig editierbar und die Archivierung auf miniDV-Band ist genial einfach und zudem sehr kostengünstig gelöst.
Zwischenfazit aus der Kennenlernphase: Panasonics HDC-SD100 Kamera ist meiner Meinung nach eine Schönwetterkamera. Für sonnenlose und trübhelle Tage ist die Kamera schon weniger gut geeignet (zu wenig Detailschärfe im Vorder- und Hintergrund, aus feinen Strukturen entstehen im Hintergrund Farbwolken). Im Automatik- oder iA-Modus ist diese Kamera auch weniger gut für Innenaufnahmen oder gar für Lowlight-Situationen geeignet, hier hilft nur der sehr umständlich zuschaltbare 25p-Aufnahmemodus, dann sollte man aber sehr langsam schwenken, bzw. die Objekte sollten sich nicht zu schnell vor der Kamera bewegen, sonst erkennt man keine flüssig bewegten Videos. Die Bilder sind schon alleine wegen ihrer zu geringen Bildpunktzahl für Videokompositionen/Diashows ungeeignet. Die Bedienung der Kamera ist sehr umständlich und fummelig wegen zu kleiner oder nur erschwert zugänglicher Bedienelemete bzw. schwieriger Durchschaltung durch viele Menüsettings. Ein persönliches Favoriten-Menü-Setting kann leider bei dieser Kamera nicht angelegt werden. Die Bearbeitung des Materials erfolgte auf dem neuesten Pinnacles Studio 12.1 Ultimate. Der Geradeausschnitt bereitet da keine Probleme, auch die Album-Miniaturen bauen sich schnell genug auf. Langwierig wird der Schnitt mit AVCHD-Material erst, wenn man die vorhandenen Plug-ins in voller Breite einsetzt, weil der Prozessor bei der AVCHD-Decodierung dreimal mehr Aufwand betreiben muss als bei dem Material meiner HDV-Kamera. Von der in Panasonic-Werbung getrommelten überragenden Bildqualität, den deutlich natürlicheren Farben als bei 1-Chip Kameras und insbesondere das Punkten bei Aufnahmen unter Low-Light-Bedingungen mit dem neuen 3MOS System habe ich nur kaum etwas entdecken können, außer bei voller Sonneneinstrahlung auf die aufgenommene Szene und bei Lowlight im und im 25p-Modus. Ein Vergleich von Spezifikationswerten, Meßlabordaten und Punktewerten ist zwar schon eine gute Grundlage für die Vorauswahl einer Kamera, eigene Testaufnahmen und Erfahrungen aber mit Beurteilung der Wirkung von Kamerasettings in verschiedenen Aufnahmesituationen sind durch nichts ersetzbar. Erst dann kann man zuverlässig sagen ob man die richtige neue Kamera gefunden hat oder nicht und lieber bei der alten Kamera bleibt weil sich eine erneute Investition für eine neue Kamera bei nur kleinem Qualitätszugewinn u.U. nicht lohnt.
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