Im Test: 3 Kopfhörer für Filmer
Im Zubehörgeschäft ist Musik drin. An manchem Kopfhörer verdienen die Unterhaltungselektronik-konzerne mehr als an High-Tech-Flachbildschirmen oder Blu-ray-Laufwerken. Kein Wunder, dass sich in diesem Markt große Namen tummeln. Unter sich sind die Sonys und Philips' dieser Welt dort nicht: Das Marktsegment bietet auch Spezialisten und Nischenanbietern eine Chance.
AUSSTATTUNG
Die Polster der Hörmuscheln von Fidelio L 1 und Signature Pro sind aus Leder. Diese beiden Kandidaten überzeugen mit ihrer wertigen Verarbeitung. Philips versah den L 1 mit Drehgelenken für die Hörmuscheln, am Ultrasone Signature Pro sind diese zusätzlich klappbar. Antriebseinheiten mit vier Zentimetern Durchmesser bringen alle Modelle des Testtrios mit. Philips verspricht dank Neodym-Magneten einen besonders hohen Wirkungsgrad.
Apropos Wirkungsgrad: Alle Kandidaten haben eine niedrige Impedanz, sollten also dem Grundsatz nach auch an Camcordern laut genug spielen. Die Kopfhörer von TDK und Ultrasone sind akustisch geschlossen, was sie zusätzlich für den Einsatz am Set qualifiziert. Der Philips Fidelio L 1 ist zwar technisch ein halboffenes Modell. In der Praxis schirmt er aber Außengeräusche ebenfalls gut ab. Hintergrundinfos zu Bauart und Impedanz finden Sie unter www.videoaktiv.tv/41231 auf unserer Webseite.
Die Kabel von Fidelio L 1 und ST 700 haben die kleinen 3,5-Millimeter-Stecker. Philips und TDK legen ihren Kandidaten aber Steckadapter bei, um die Hörer an Komponenten mit großer 6,35-Millimeter-Klinke anschließen zu können. Etwas aufwändiger ist die Ultrasone-Lösung: Der Hersteller gibt dem Signature Pro gleich zwei Leitungen mit – eine mit 6,35-, eine mit 3,5-Millimeter-Klinke. Am Kopfhörer finden sie über die „B-lock" genannte Kreuzung aus Miniklinke und Bajonett sicheren Kontakt. Angenehmer Nebeneffekt dieses Mechanismus: Ist das Kabel einmal defekt, kann es ohne Lötkolben durch ein anderes ersetzt werden.
Philips verzichtet aufs B-lock, ummantelt das Kabel aber mit robustem Stoff und setzte direkt an der linken Hörmuschel eine 3,5-Millimeter-Klinkenkupplung ein. Bleibt man im Laufen mal an irgendetwas hängen, löst sich einfach die Klinkenverbindung. Dieses Prinzip nutzt Philips auch schon bei der mit dem Kleidungshersteller O'Neill entwickelten Kopfhörerserie. Netter Nebeneffekt: Man kann das Standardkabel jederzeit gegen das beigepackte mit eingebautem Mikrofon tauschen und hat so für aktuelle Mobiltelefone eine Freisprecheinrichtung. Ein Etui haben alle drei dabei.


TRAGEKOMFORT
Der TDK ST 700 drückt spürbar auf die Ohren – er sitzt fest, aber nicht übermäßig angenehm. Beim Dreh mag dies nicht stören, denn die einzelnen Takes dauern oft ja nur ein paar Minuten. Schneidet man aber einen Film oder mischt dessen Ton, nutzt man einen Kopfhörer meist über eine längere Zeitspanne. Da ist der ST 700 nicht die beste Wahl.
Deutlich angenehmer trägt sich der UltrasoneSignature Pro. Er sitzt stramm, aber drückt nicht. Am meisten überzeugte uns allerdings der Tragekomfort des Philips Fidelio L 1: Er hat ebenfalls guten Halt, liegt aber nicht so stramm an wie der Signature Pro.
PEGEL
Als Maßstab für die folgenden Hörtests dienten die altgedienten VIDEOAKTIV-Referenzen Beyerdynamic DT 770 pro (geschlossen, in der 80-Ohm-Version) und Beyerdynamic DT 800 (halboffen, 250 Ohm; beide getestet in Heft 3/2009).
Als Leisetreter entpuppt sich ausgerechnet der Kandidat mit der niedrigsten Impedanz und den nominell antriebsstärksten Magneten, der Philips Fidelio L 1. An Camcordern und Musikspielern oder Smartphones mit schwachbrüstigem Kopfhörerverstärker kann man ihn kaum sinnvoll nutzen – seine Lautstärke liegt knapp unter der des Beyerdynamic DT 770 pro. Ganz anders der günstigste Testkandidat: Der TDK ST 700 ist auch für Camcorder und mobile Musikspieler ausreichend laut.
Ein Krachmacher im positiven Sinne ist der Signature Pro von Ultrasone. Auch am schwachbrüstigsten Camcorder oder mobilen Musikspieler liefert er üppige Pegel. Das reicht, um auch noch das leiseste Rascheln zuverlässig aufspüren zu können oder zurückhaltend ausgesteuerte Aufnahmen mit üppiger Lautstärke abzuhören.
DYNAMIK
Etwas müde und mit gebremstem Schaum spielt der TDK ST 700 auf. Impulsreiche Passagen gibt er eher behäbig wieder – so richtig reißt über ihn reproduzierte Musik nicht mit. Deutlich munterer lässt es Philips' Fidelio L 1 angehen: Pizzicati tönen leicht und luftig, Percussioninstrumente haben dem Original angemessenen Schmackes. Noch etwas lebhafter und munterer kann's Ultrasones Signature Pro: Sein Temperament überragt die Konkurrenz in diesem Test. Ob Schlagzeug, Stimmen oder die Geräusche eines Film-Soundtracks: der Signature Pro gibt feinste Impulse ebenso exakt wieder wie brachiales Toben.
KLANG
Die entscheidende Testrunde für Audioprodukte ist der Hörtest (eine Liste der verwendeten Titel finden Sie über den Webtipp www.videoaktiv.tv/41231 auf unserer Internetseite). Mit fülligem, aber nicht allzu tief reichenden Bässen und etwas bedeckten Höhen spielt sich der TDK ST 700 ins obere Mittelfeld der Punkteskala. Das Schlagzeug bei „Fade" ertönt satt, aber mit etwas wenig Nachdruck, den abgrundtiefen Elektronikbässen von „Elektrokardiogramm" geht die Präzision ab. Sprecherstimmen wirken voll, aber etwas belegt, das überbrillant produzierte „Don't Stop 'til You Get Enough" tönt via ST 700 leicht matt. Zusammengefasst: Der ST 700 spielt nicht lästig, aber auch nicht herausragend.
Deutlich mehr in Szene setzt sich der Signature Pro von Ultrasone. Die bisher von uns getesteten Modelle dieses Herstellers fielen durch übertriebene, unpräzise Bässe negativ auf. Davon keine Spur beim Signature Pro: Die Basstrommel und der E-Bass von „55555" klingen satt und knackig, das basslastige Intro von „Fade" reißt mit, und der knochentrockene E-Bass von „Strangers in the Night" kommt auch genau so rüber – schön. Am oberen Ende der Frequenzskala meint's der Signature Pro aber zu gut: Das schon im Original glänzende und funkelnde „Don't Stop 'til You Get Enough" reproduziert dieser Ultrasone-Hörer giftig und lästig, die Streicher der Wiener Philharmoniker sägen und schrillen „An der schönen, blauen Donau".
Am dichtesten ans Original hält sich der Philips Fidelio L 1. Er kombiniert saubere, aber nicht übertriebene Höhen mit klaren Mitten und satten Bässen. Aus den Hörmuscheln dieses Kandidaten erklingt Michael Jacksons Klassiker „Don't Stop 'til You Get Enough" brillant – aber ohne die Gehörgänge des Nutzers zu strapazieren. Die Wiener Philharmoniker tönen, wie es ihr Name verspricht, Diana Kralls Combo in „The Look of Love" ist transparent, die Streicher seidig, aber nicht sägend – und Sprecherstimmen stimmen. Einen Patzer leistet sich aber auch der Fidelio L 1: Manche Basslagen trägt er zu dick auf. Während viele andere Kopfhörer, die es mit den tiefen Lagen zu gut meinen, einen undifferenzierten, trägen Blubbersound bieten, bleibt der L 1 dabei präzise und dynamisch. Aber gerade die ohnehin schon extremen Bässe aus Kraftwerks „Elektrokardiogramm" tönen aus dem Fidelio L 1 überlebensgroß, fast schon unangenehm körperlich spürbar, der Madonnas „Vogue" begleitende E-Bass klingt extrem spielfreudig, aber eindeutig zu satt. Ganz klar: Die Väter des Philips-Modells haben versucht, die per Definition nicht spürbaren Bässe beim Kopfhörerbetrieb durch das extra Schippchen Bass zu kompensieren. Das macht er, ohne an Impulstreue und Feinzeichnung zu verlieren – ganz im Sinne des Originals ist es aber nicht. Im Vergleich mit der Referenz Beyerdynamic DT 770 pro zieht der Philips den Kürzeren: Der Klassiker aus Heilbronn bietet ausgewogenere Bässe und etwas klarere, mehr dem Original verpflichtete Höhen.

DATEN
Hersteller Philips TDK Ultrasone Modell Fidelio L 1 ST 700 Signature Pro Garantie 2 Jahre 2 Jahre 5 JahreAUSSTATTUNG
Bauarthalboffen,
ohrumschließend
geschlossen,
ohraufliegend
geschlossen,
Ohrumschließend
Impedanz 26 Ohm 32 Ohm 32 Ohm Kabel glatt, 1,1 m glatt, 1,35 mglatt/6,35-mm-Klinke, 3 m
glatt/3,5-mm-Klinke, 1,5m
Stecker 3,5/6,35 mm, Klinke 3,5/6,35 mm, Klinke 3,5/6,35 mm, Klinke mitgeliefertes ZubehörEtui, Kabel mit Mikrofon/
Telefonfernbedienung
Etui Etui Besonderheiten - - - Internet philips.de tdkperformance.com ultrasone.com Telefon 0800-0007520 02131-226311 08158-90780TESTERGEBNISSE



Ultrasone
Signature Pro
Preis: 900 Euro
Philips
Fidelio L1
Preis: 280 Euro
TDK
ST700
Preis: 130 Euro
Der Signature Pro überzeugt mit satten, sauberen Bässen, hohem Pegel und mitreißender Dynamik. Seine Höhenbetonung könnte ihm zum idealen "Raschler-Detektor" am Set machen - der Preis ist allerdings doch sehr exquisit
Mit dem Fidelio L1 präsentiert Philips einen gut klingenden und hochwertig verarbeiteten Kopfhörer. Dank robustem Kabel und Mikrofonoption könnte er nicht nur für Filmer ideal sein - wäre da nicht der niedrige Maximalpegel Optisch und klanglich unauffällig präsentiert sich der TDK ST700. Sein Pegel reicht auch für Camcorder aus. Die gute akustische Abschirmung erkauft TDK aber mit unangenehm strammen Sitz.
+ sehr hoher Pegel
+ dynamischer Klang
+ Kabel wechselbar
- übertriebene Hochtonwiedergabe
- sehr hoher Pres
+ weitgehend ausgewogener, sauberer Klang
+ hochwertige Verarbeitung
+ für Mobiltelefone geeignet
- bei einigen Tonlagen etwas zu wuchtiger Bass
- für Camcorder zu niedriger Pegel
+ satte, aber realistische Bässe
+ hoher Pegel
- leicht dunkle Abstimmung
- begrenzte Dynamik
- zu strammer Sitz
Klang/Neutralität max 50 Pkt. Ergebnis 34 gut Dynamik max. 20 Pkt. Ergebnis 16 sehr gut Pegel max. 10 Pkt. Ergebnis 9 hervorragend Tragekomfort max. 20 Pkt. Ergebnis 14 gutUrteil
max. 100 Punkte
sehr gut
73
Preis/Leistung ausreichend Klang/Neutralität max 50 Pkt. Ergebnis 35 gut Dynamik max. 20 Pkt. Ergebnis 15 sehr gut Pegel max. 10 Pkt. Ergebnis 6 befriedigend Tragekomfort max. 20 Pkt. Ergebnis 15 sehr gutUrteil
max. 100 Punkte
gut
71
Preis/Leistung befriedigend Klang/Neutralität max 50 Pkt. Ergebnis 32 gut Dynamik max. 20 Pkt. Ergebnis 13 gut Pegel max. 10 Pkt. Ergebnis 7 gut Tragekomfort max. 20 Pkt. Ergebnis 11 befriedigendUrteil
max. 100 Punkte
gut
63
Preis/Leistung gut
Autor: |
Bildquellen: |
Weitere Sound-Artikel

Praxistest: Magix Sound Forge Pro 18 Suite - der Dinosaurier lebt

Tontest: Rode Wireless Micro, Go und Pro – Funkstrecken für alle Ansprüche
