Im Test: Olympus LS-100 und Tascam DR-100MK II
Im Test
Olympus LS 100, 449 Euro Tascam DR-100 MK II, 449 Euro
Als Tascam mit dem DR-100 im Jahr 2009 seinen ersten handlichen Mobilrecorder mit XLR-Anschlüssen vorstellte, musste der sich in seiner Preisklasse nur mit dem Konkurrent H 4 n von Zoom messen. Inzwischen ist die Konkurrenz gewachsen – auch Roland mischt mit dem R 26 im Feld der erschwinglichen Fieldrecorder mit.
Tascam selbst hat mit dem neuen DR-40 die Preisschwelle für einen solchen Recorder weit unter 300 Euro gedrückt. Nachdem nun auch Konkurrent Olympus mit dem LS-100 seinen ersten XLR-Recorder bringt, besteht für Tascam Handlungsbedarf. Resultat ist die neue MK-II-Version des „alten" Modells DR-100. Ob sie mit dem LS-100 mithalten kann?GEMEINSAMKEITEN
Die beiden Modelle sind ähnlich groß und schwer (der Tascam noch um einiges wuchtiger), allenfalls der Olympus lässt sich gerade noch in der Hand halten. Vor allem der Tascam fühlt sich auf einem Stativ oder Huckepack auf einem größeren Camcorder deutlich wohler.
Neben XLR bieten beide auch den Anschluss von externen Mikros per Miniklinke und nehmen mit bis zu 96 Kilohertz Samplingfrequenz auf - also auch oberhalb von DV und AVCHD.



Olympus LS-100
Mit den klassischen Mobilrecordern LS-5 und LS-11 hat sich Olympus auch bei Filmern einen guten Ruf erspielt – kein Wunder bei der großen Erfahrung, die man mit dem Bau von Diktiergeräten gewonnen hat. Die letzten, billigeren Fieldrecorder-Modelle (wie der winzige LS-3 und der Film-Recorder LS-20 M) hatten da nicht so ganz mithalten können.Doch wer dachte, dass Olympus mit dem ebenfalls etwas futuristischen Design des LS-100 wieder auf modischen Billig-Pfaden wandelt, wird angenehm enttäuscht: Im LS-100 steckt alles, was Olympus zu einem Schwergewicht im Recorder-Markt gemacht hat.AUSSTATTUNG UND BEDIENUNG
Das äußerst stabile Gehäuse beherbergt zwei feststehende Kondensatormikrofone in AB-Anordnung, echte Drehregler zum Aussteuern, eine menüorientierte Bedienung über ein Farbdisplay und griffige, eindeutig beschriftete Bedienelemente. Den guten ersten Eindruck trübt der LS-100 dann allerdings etwas, als sich in der Verpackung nur ein gedrucktes „Basic Manual", obendrein in acht Sprachen, findet. Das vollständige Handbuch gibt's nur als PDF-Datei im eingebauten 4-Gigabyte-Festspeicher - zu benutzen nur, wenn man einen Computer zur Hand hat oder sich vorher die 137 Seiten ausdruckt. Sicherlich auch keine besonders ökologische Variante.
Versöhnen ließen wir uns etwas durch den sonstigen Lieferumfang: Immerhin bringt der LS-100 (anders als der Tascam) serienmäßig ein Netzgerät mit. Für die Stromversorgung unterwegs sorgt ein Lithium-Ionen-Akku. Zwar hat Olympus fast alle Funktionen ins Menü gepackt, doch das ist wirklich exzellent gegliedert und nicht bloß schick. Die einzige Hürde zum Start: Man muss erst mit der OK-Taste das etwas kryptische Recorder-Bild bestätigen, um die Aufnahme starten zu können. Der Rest funktioniert einwandfrei.
KLANGQUALITÄT
In den Hörtests muss jeder Recorder beweisen, was er in der maximal möglichen Aufnahmestufe beherrscht (beim LS-100 sind das 96 Kilohertz bei 24 Bit), aber auch bei den für Videoanwendungen typischen 48 Kilohertz und 16 Bit. Außerdem testen wir die integrierten Mikros genauso wie die Klangqualität über XLR und die hier ebenfalls eingebaute Miniklinke. Hier kamen das Røde-Mikro NT 4 und das neue Audio-Technica AT 2022 zum Einsatz, und das Ganze bei automatischer wie manueller Aussteuerung. Die Resultate waren allesamt einwandfrei: guter Bass, klare Höhen, tolle Dynamik - eine glatte Eins.

Tascam DR-100 MK II
Die neue Version des bewährten DR-100 ist äußerlich kaum vom Original zu unterscheiden. Man muss schon genau hinsehen, um die Verbesserungen zu finden.AUSSTATTUNG UND BEDIENUNG
Sie beginnen bei den XLR-Anschlüssen. Die sind jetzt mit einer praktischen Verriegelung versehen, die Kabel können nicht (wie beim Konkurrenten Olympus) im Eifer des Gefechts versehentlich herausgerissen werden. Außerdem sind die XLR-Buchsen jetzt über einen Schiebeschalter von Mikrofon-auf Line-Pegel umzustellen, ohne ins eher etwas altbackene Menü wechseln zu müssen. Das wird vor allem Konzertfilmer freuen, die so einfach die XLR-Ausgänge eines professionellen Tonmischpults andocken können. Zusätzlich hat der MK II auch separate Line-In- und Line-Out-Buchsen als Stereominiklinke (3,5 Millimeter), und noch eine dritte Miniklinke für den Kopfhörer. Über die Remote-Buchse (2,5 Millimeter) nimmt der Recorder nun per beiliegendem Adapter alternativ auch S/P-DIF-Digitalton entgegen. Sehr praktisch für den Abgriff von Digitalmischern.


KLANGQUALITÄT
Viele Fieldrecorder rauschen bei Atmo-Aufnahmen in leiser Umgebung. Nicht so der Tascam. Da wusste das Vogelzwitschern zu beeindrucken, ohne dass man meinte, gleichzeitig einen Bach rauschen zu hören. Bei leichtem Wind ist der mitgelieferte Kunststoff-Windschutz aber Pflicht - sonst rumst es im Hörbild. Selbst mit den integrierten Mikrofonen taugt der MK II für hochwertige Mitschnitte, wobei vor allem die oben angebrachten, gerichteten Nieren-Stereomikros (Schalterstellung „Uni") zu benutzen sind. Hinter der zweiten Bezeichnung („Omni") stecken die nur Millimeter großen Öffnungen für das zweite Stereomikro mit Kugelcharakteristik. Das sollte nur zum Einsatz kommen, wenn es gilt, Rundum-Gespräche aufzunehmen. Damit ist zwar der Bassanteil höher, aber schon überbetont. Die gerichteten Uni-Mikros liefern einen straffen Bass, der knallhart und präzise kommt, bei einem minimal zu aggressiv klingenden Mittenbereich. Die obligatorischen Livemusik-Aufnahmen fördern auch silbrig klingende Hi-Hats von Drums zu Tage, die ohne störende Phasing-Effekte aufgezeichnet werden. Mit dem externen Kondensatormikrofon Røde NT 4 war noch etwas mehr Höhenauflösung und Stimmentrennung zu verzeichnen. Dennoch glänzt der MK II schon mit den internen Mikros, denen (wie auch beim Olympus) fast 140 Dezibel Schalldruck nichts ausmachen.


Neben teureren XLR-Modellen von Marantz konkurrieren auf dem Markt haupsächlich die Topmodelle von Roland (der R-26 mit bis zu sechs Aufnahmespuren) und Zoom (der H 4 n mit Mehrkanal-Aufnahme).
Letzterer ist relativ günstig zu haben (um 400 Euro), der Roland (475 Euro) empfiehlt sich trotz Touchscreen-Bedienung eher für Profis. Der preislich interessanteste XLR-Recorder kommt übrigens auch aus dem Hause Tascam: Der einfach ausgestattete DR-40 (Heft 1/2012) bringt die Buchsen schon für 269 Euro mit.
Fazit
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit hauchdünnem Vorsprung für den Olympus-Recorder: Er hat einfach das modernere Konzept – was aber nicht immer ein Vorteil sein muss: Denn der überarbeitete Tascam DR-100 punktete gerade mit klassischen Tugenden wie Schiebeschalter statt Menü-Scrollen oder mit stabiler Mechanik. Professionelle Event-Filmer werden ihn wegen seiner schnellen Bedienbarkeit und der verriegelbaren XLR-Buchsen vielleicht sogar vorziehen.
Andererseits: Der Olympus setzt zwar fast völlig auf Menü-Bedienung – die ist aber praktisch umgesetzt. Das Wichtigste aber für den Filmer: Beide Recorder klingen klasse. Ihre eingebauten Mikrofone können den hohen Schalldruck von Live-Konzerten mühelos ab, bändeln aber auch gerne mit externen Mikrofonen aller Art an. Beide Asse sind eine Investition fürs Leben.
(he)
Für Testtabelle mit Testergebnis laden Sie sich das kostenfreie PDF, mit freundlicher Unterstützung von Olympus, durch Klick auf das Artikelsymbol herunter:

Autor: |
Bildquellen: |
Weitere Sound-Artikel

Praxistest: Magix Sound Forge Pro 18 Suite - der Dinosaurier lebt

Tontest: Rode Wireless Micro, Go und Pro – Funkstrecken für alle Ansprüche
