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Zoom M3 MicTrak – Stereo-Shotgunmikrofon und 32 Bit-Rekorder

Das M3 MicTrak sieht auf den ersten Blick aus wie ein klassisches On-Camera Shotgun-Mikrofon, wartet aber nicht nur mit Stereo-Funktionalität, sondern ebenso mit einem internen 32 Bit-Rekorder auf. Wir konnten das Gerät über den kompletten Sommer testen und zeigen Euch hier die Ergebnisse.


VA sound logo 50px IM TEST:Zoom M3 MicTrak, 199 Euro

In unserem großen Ratgeber „Kameraton aufrüsten“ rieten wir dazu, zuerst in ein vernünftiges On-Camera Shotgun-Mikrofon zu investieren. Obwohl das M3 MicTrak mit 199 Euro nicht ganz günstig ist, ist es nicht nur für Profis eine Überlegung wert. Denn es nimmt wie die internen Mikrofone eines Camcorders ein Stereo-Signal auf und bietet so lebendigere Aufnahmen als die Mono-Konkurrenz, schirmt aber dank Interferenzrohr-Bauweise stärker gegen ungewünschte seitliche Störungen ab als interne Mikrofone oder Feldrekorder - so zumindest die Theorie. Darüber hinaus hat Zoom dem MicTrak ein internes Aufnahmegerät spendiert, welches mit 32 Bit-Float-Quantisierung aufzeichnet. Dass damit Übersteuern quasi der Vergangenheit angehört, haben wir – ihr ahnt es – ebenfalls im Ratgeber erklärt. Ist das Zoom M§ MicTrak eine absolute Allzweckwaffe oder bleibt es bei leeren Versprechungen?

Am Fußballplatz, vor der Bühne und bei Veranstaltungen musste sich das M3 MicTrak beweisen. Die Hörbeispiele liefern wir im Video.

AUSSTATTUNGAuf den ersten Blick sieht das M3 MicTrak mit seinem Interferenzrohr wie ein ganz normales Shotgun-Mikrofon aus. Wäre da nicht der seltsame Knubbel am Ende, wo sich unter einer Abdeckung ein Fach für zwei Batterien oder Akkus im Mignon-Format befindet. Dank der internen Stromversorgung kann man den Stereo-Öffnungswinkel zwischen 90° und 120° einstellen oder die Stereoaufnahme gleich ganz deaktivieren. Der zuschaltbare Low-Cut-Filter greift bei 120 Hertz, Play/Pause- und Aufnahmetaste steuern den internen Rekorder. Gleichzeitiges Pressen von Anschalter und Aufnahmetaste mit anschließendem Drücken des Play-Knopfs formatiert die Micro-SDXC-Karte, welche am hinteren Ende des Gehäuses Platz findet. Ein Kopfhöreranschluss mit eigener Lautstärkenregelung ermöglicht Tonkontrolle bei Kameras ohne Kopfhörer-Buchse wie beispielsweise Fujifilms kompakter X-T50, die TRS-Buchse übernimmt die Verbindung zur Kamera, daneben dient ein USB-C-Anschluss der Verbindung zum Schnittrechner.

Zoom M3 MicTrak Stereoschalter

Auf der Oberseite befinden sich alle Einstellungs-Tasten. So kann man während des Betriebs beispielsweise das Stereopanorama verändern oder gleich ganz ausschalten.


FUNKTIONSWEISEWie kreiert das M3 MicTrak überhaupt Stereo-Aufnahmen? Dazu macht sich das Gerät das sogenannte Mitte-Seite-Prinzip zunutze. Hier sind die Mikrofone nicht nebeneinander, sondern hintereinander und im 90°-Winkel zueinander platziert. Die eine Kapsel verfügt über eine Supernierencharakteristik, das andere über eine Acht-Richtcharakteristik. Das erste Mikrofon nimmt nun Signale von vorne, das zweite Signale von der Seite auf. Durch Addition der beiden Kanäle erhält man nun den linken, durch Subtraktion des Seiten- vom Mittensignal (also Addition des phasengedrehten Seitensignals) den rechten Stereokanal. Das jeweils andere Signal wird dabei ausgelöscht.

Zoom M3 MicTrak Mitte Seite

Mitte-Seite-Aufnahmen lassen sich auch mit zwei Mikrofonen und einem Mischpult realisieren. Mitten- und Seitensignal ergeben den linken Kanal, Mitten- und phasengedrehtes Seitensignal den rechten Kanal.

Ein Trick bei der Mitte-Seite-Aufnahme ist, dass das Verhältnis von Seiten- und Mittensignal nachträglich verändert werden kann. Dazu zeichnet das M3 MicTrak RAW-Dateien im Waveform-Format auf und stellt mit der Zoom M3 Edit&Play-Software die entsprechende Nachbearbeitungsmöglichkeit zur Verfügung. Dazu verbindet man das Mikrofon via USB-C mit dem Schnittrechner und aktiviert durch gleichzeitiges Drücken von Anschalter und Stereo-Taste die Datenübertragung. Jetzt kann man den Stereo-Öffnungswinkel einstellen, die Lautstärke einstellen und die Clips anschließend in 24 oder 32 Bit und auf Wunsch normalisiert ausgeben.

Zoom M3 MicTrak Software

Das Mikrofon zeichnet Mitten- und Seitensignal in einer Ton-Rohdatei auf. In der Software kann man nun durch das Mischverhältnis die Stereobreite im Nachhinein einstellen.

Die eigene Stromversorgung ist für den Betrieb zwingend notwendig, bedeutet im Fall des M3 MicTrak aber auch keine Synchronisation via Phantomspeisung. Kamera und Mikrofon müssen also separat an- und ausgeschaltet werden. Das erfordert Gewöhnung, denn nur wenn das Mikrofon angeschaltet ist, überträgt es auch ein Signal. Wir sind im Test dazu übergegangen, das M3 MicTrak während des gesamten Drehtages angeschaltet zu lassen – die Laufzeit ist natürlich von den verwendeten Batterien oder Akkus abhängig, war im Testzeitraum mit voll aufgeladenen Akkus jedoch kein Problem. Zoom selbst gibt für Alkaline-Batterien eine Betriebsdauer von circa zwölf Stunden an.

Zoom M3 MicTrak Akkufach

Die aktive Stromversorgung ist für den Betrieb zwingend notwendig und Fluch und Segen zugleich, bedeutet sie doch ein separates An- und Ausschalten, ermöglicht auf der anderen Seite jedoch einen Betrieb mit jeder Kamera auch ohne Phantomspeisung.


PRAXISErster Härtetest für das M3 MicTrak war eine Theater-Aufzeichnung, bei dem das Mikrofon zusätzlich zum trockenen Signal direkt aus dem Mischpult den Raumklang aufzeichnen sollte. Das gelang dem Gerät mit Bravour, denn durch die Stereo-Funktionalität überzeugen die Aufnahmen mit einer Lebendigkeit, die klassische Mono-Shotgunmikrofone nicht hinbekommen. Gleichzeitig blieb die Lautstärke des Publikums dank Interferenzrohr und 90°-Stereowinkel in einem erträglichen Rahmen. Das MicTrak schafft es, sowohl Bässe als auch Höhen gleichermaßen ausgeglichen aufzuzeichnen und natürlich abzubilden. Dieser erste Eindruck bestätigte sich während einer Konzertaufzeichnung, bei der das MicTrak wie ein klassisches On-Camera Shotgun-Mikrofon auf der Kamera montiert den Atmosphärenton aufzeichnen sollte. Und dass das Zoom auch die Mono-Aufzeichnung beherrscht, stellte der Einsatz auf dem Fußballplatz unter Beweis, bei dem eine Aufzeichnung der Spielgeräusche, nicht aber der oft unqualifizierten Kommentare der Zuschauer gewünscht war. Durch Bearbeitung der Rohdaten erreichten wir sogar ein kleines Stereo-Panorama im Atmosphärenton, ohne dass die unerwünschten Nebengeräusche störend laut wurden.

Zoom M3 MicTrak Tastenkombinationen

DIe Tastenkombination zur Speicherkarten-Formatierung ist etwas umständlich, weshalb wir dazu übergegangen sind, das Material nach der Datensicherung direkt am Schnittrechner zu löschen.

Eine Schwäche des Mikrofons ist jedoch die fehlende Pegelmöglichkeit des Ausgangs zur Kamera. Das macht die Pegelung in der Kamera zur einzigen Möglichkeit, die jedoch bei einigen Modellen und Herstellern nicht wirklich präzise ist – Panasonic beispielsweise setzt die untere Grenze bei -18dB an, was bei lauten Signalen nicht ausreicht. Klar, man kann immer auf das Rekordersignal zurückgreifen, aber angenehmer ist es, wen schon das Kamerasignal verwendbar ist. Dieses Problem trat jedoch nur bei Szenarien mit starken Pegelunterschieden wie bei der Theater-Aufzeichnung auf.

Zoom M3 MicTrak USB

Natürlich kann man das Mikrofon via TRS mit der Kamera verbinden, der Audioausgang lässt sich jedoch nicht pegeln.

 

DATEN UND TESTERGEBNISSE

Zoom M3 MicTrak Tabellenbild

Hersteller Zoom Produkt M3 MicTrak Preis 199 Euro Internet zoom-europe.com DATEN                                              Mikrofontyp Stereo-Kamera-Richtmikrofon Funktionsweise Kondensatormikrofon, zwei Kapseln in M/S-Anordnung Charakteristik Superniere/Acht Frequenzgang unbekannt Stromversorgung 2x Mignon-Batterien oder Akkus Anschluss 2x TRS (Kamera und Kopfhörer), USB Länge/Gewicht 20 Zentimeter/unter 100 Gramm Ausstattung Windschutz (klassisch), Mikrofonhalterung, TRS-Kabel va logo kl 100   Urteil sehr gut Preis/Leistung sehr gut

FAZIT

Jonas Schupp VIDEOAKTIV AutorPerfekt ist das Zoom M3 MicTrak nicht - aber ziemlich gut. Das liegt vor allem an der einzigartigen Kombination aus Shotgun-Mikrofon und Rekorder, die dank 32 Bit-Float-Aufnahme Ton ohne Übersteuerungen garantiert. Auch der Klang weiß zu überzeugen, ist natürlich und ausgeglichen. Vor allem der gute Bassanteil hat uns überzeugt. Natürlich muss man sich an die aktive Bauweise mit separatem Ein- und Ausschalten gewöhnen, andererseits macht genau diese Bauweise den Einsatz an Digitalkameras ohne Phantomspeisung erst möglich. Die Akkulaufzeit reicht dabei für einen Drehtag aus und dank der Einstellmöglichkeiten sind schnelle Anpassungen möglich. Dank Mitte-Seite-Aufnahmen sind die Roh-Tondaten im Nachhinein im Stereo-Winkel und Pegel einstellbar, was ähnlich wie bei Videoaufnahmen mit hohen Auflösungen die Flexibilität erhöht. Kleine Wermutstropfen sind die fehlende Pegelmöglichkeit für das Ausgangssignal und die etwas komplizierten Tastenkombinationen zur Speicherkaten-Formatierung oder Verbindung mit dem Rechner.Das schmälert jedoch nicht die Qualität des MicTrak, das mit 199 Euro genau die Lücke zwischen Hobbyfilmern und Profis besetzt und für beide geeignet ist.  Diese bekommen mit dem Mikrofon ein sehr gutes Stereo-Mikrofon mit sorgloser Audio-Aufnahme dank 32 Bit-Rekorder und dynamischem, natürlichem Klang – ideal als Raummikrofon, für kleine Konzertaufnahmen und als Atmosphären-Mikrofon auf der Kamera. Wir empfehlen, weitere 30 Euro für den leider optionalen Fell-Windschutz WSU-2 auszugeben, damit auch stärkerer Wind nicht den Ton trübt.+ sehr ausgewogener Klang+ Stereo-Aufnahmen+ nachträgliche Rohdaten-Anpassung möglich- keine Pegelmöglichkeit für das Ausgangssignal

 

 

Autor: Jonas Schupp / Bilder: Galak76 über Wikimedia Commons, Zoom, Joachim Sauer, Jonas Schupp MEDIENBUREAU

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