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Audio-Test: Zoom F3 - Mini-Fieldrecorder mit 32-Bit-Audio, ganz ohne Regler?

Zoom ist der Marktführer bei mobilen Audiorecordern und hat sich bei Musikern wie Filmern im Lauf der Jahre einen guten Ruf erarbeitet. Auch immer mehr Profis horchen auf, wenn der Hersteller pfiffige neue Modelle auf den Markt bringt – wie es auch der besonders kompakte Fieldrecorder F3 mit 32-Bit-Aufnahme eines ist. Mit dem F3 präsentiert Zoom allerdings einen Mini-Fieldrecorder, der nicht mal einen Aussteuerungsregler zu haben scheint. Ob das gutgeht?


Zoom F3 aufmacher

VA sound logo 50px IM TEST:Zoom F3, 415 Euro

Bekannt geworden ist der japanische Hersteller Zoom mit seinen Mobilrecordern und – was Filmer weniger wissen dürften – im Musikbereich mit seinen Effektgeräten für Saiteninstrumente. Seit einigen Jahren ist Zoom auch bestrebt, mit Fieldrecordern im professionellen Bereich Fuß zu fassen. Das erste Modell war der F8 (Heft 1/2020) brachte man zum ersten Mal einen Recorder mit „32 Bit Floating Point Audio”, einem Verfahren, das übersteuerungsfreie Aufnahmen ohne vorheriges Aussteuern verspricht. Mit dem neuen F3 präsentiert Zoom erneut einen 32-Bit-Recorder. Anders als noch der F6 nimmt er sogar ausschließlich in 32 Bit auf; damit ähnelt er dem winzigen F2(-BT), der bereits im vergangenen Jahr ganz auf 32-Bit- Audio setzte, aber nur für Miniklinken-Lavaliermikrofone ausgelegt ist.

zoom f3 anschluss hernst web

Ideal ist der 2-Spur- Recorder Zoom F3 für die separate Aufnahme von Funkempfänger- und Mikrofon-Signalen.

AUSSTATTUNG UND BEDIENUNGOptisch erinnert der F3 allerdings mehr an das Modell F1, das ebenfalls nur einen Miniklinken-Eingang sowie Zooms eigene Dock-Schnittstelle hatte. Die fehlt dem neuen F3, dafür hat er das, was Profis für beliebige externe Tonquellen am meisten brauchen: XLR-Kontakte. Da er ausschließlich darüber aufnehmen kann, lässt sich am F3 einstellen, ob über die zwei Eingangskanäle Line- oder Mikrofon-Signale entgegengenommen werden sollen und ob dafür gegebenenfalls die 24-/48-Volt-Phantomspeisung aktiviert werden muss, die Kondensatormikrofone ohne eigene Stromversorgung benötigen. Ungewöhnlich, aber im Fall des Falles sicher praktisch ist die Tatsache, dass sich sogar Line-Quellen mit Phantom-Power versorgen lassen, falls das in speziellen Anwendungen nötig wird. Damit ist man schon bei den wenigen Bedienelementen, die sich am Zoom F3 finden lassen. Die Wahl des Eingangssignals erfolgt nämlich übers Zusammenspiel mit dem monochromen Display und den darunterliegenden Tasten für Kanal 1 oder 2. Sehr praktisch, dass analog dazu direkt darüber auch die aktuelle Waveform des Signals angezeigt wird.

Zoom F3 display hernst web

Auch wenn dank 32-Bit-Audio Übersteuerungen ausgeschlossen sind, lassen sich die beiden Signale als Waveform anzeigen.

Nicht ganz so praktisch wird das Handling, wenn man über die seitliche Menü-Taste in die sonstige Funktions-Auswahl einsteigt, denn dann übernehmen die jeweils zwei Kanal-Tasten die Funktion „zurück”, „nach oben”, „nach unten” und „bestätigen”. Da heißt es also erst mal umdenken. Aber in der Regel wird man den Recorder ja nur einmal vor dem jeweiligen Dreh einstellen und ihn dann in Ruhe lassen. Welche Funktionen und Einstellmöglichkeiten hat der F3 denn überhaupt im Menü zu bieten? Unter dem Punkt „Finder” sind die bisher aufgenommenen Dateien gelistet. Im Menü „Aufnahme” sind die Dateinamen-Varianten anzuwählen, die Samplingrate, das Format Mono/ Stereo, das Pre-Recording (sechs Sekunden vor dem eigentlichen Aufnahmestart), die Sound-Markierungen und die Art der Zeitangabe auf dem Display: verstrichene oder noch verbleibende Zeit. Im Menü „Ausgang” lässt sich die „Alarmlautstärke Kopfhörer” bestimmen, das ist die Lautstärke der Signaltöne, die auf niedrige Batteriekapazität, Aufnahmestart und -ende sowie eine nicht mögliche Aufnahme hinweisen. Außerdem der Ausgangspegel für den Line-Out sowie ein spezieller Line-Out-Limiter und ein Line-Out-Delay, mit dem sich Bild-/ Ton-Laufzeitunterschiede korrigieren lassen. Unter „USB-Audio-I/F” kann man auswählen, ob der F3 beim Einsatz als Audiointerface mit einem PC/Mac oder einem Tablet anbandeln soll.

Zoom F3 speicherslot hernst web

An der linken Recorderseite findet man die MicroSDLadeklappe sowie Menü- und Laufwerkstasten.


Zusätzlich findet man einen Menüpunkt zum Datenaustausch über USB-C und die Systemangaben: Es gibt sieben Menüsprachen, darunter natürlich auch Deutsch. Datum/Zeit und LCD lassen sich hier näher bestimmen, die Art der Stromversorgung (Batterietyp und automatische Abschaltung), das Formatieren und Testen der eingesetzten Speicherkarte sowie die Bluetooth-Optionen beim Einsatz des optional zu erwerbenden Adapters BTA-1. Genau hinsehen heißt es bei der Einstellung „Mono/Stereo”. Hier entscheidet man nämlich nicht, wie der Recorder selbst aufnimmt, denn der arbeitet prinzipiell mit zwei Kanälen und zwei direkt damit verbunden Tonspuren. Vielmehr bestimmt man hier, welches Signal am Kopfhörerausgang und zudem am Line-Out Richtung Kamera anliegt: ein Mono-Mix aus Kanal 1 und 2 oder die separaten Spuren links und rechts im „Stereo-Bild”.

zoom f3 batterie hernst web

Für die Stromversorgung sind zwei handelsübliche AA-Batterien oder entsprechende Akkus nötig.

Klasse ist auf jeden Fall, dass der F3 überhaupt getrennte Miniklinken-Ausgänge für Kopfhörer und Kamera hat – denn das ist bei den kompakten Audiorecordern alles andere als selbstverständlich. Ungewöhnlich ist die Lupen-Taste unter den beiden Kanal-Anzeigen. Damit lässt sich die Verstärkung der Wellenform einstellen. Also doch ein „versteckter” Aussteuerungsregler? Ja und nein: Mit der Taste kann man für die Display-Anzeige die Höhe der Wellenform in fünf Stufen vergrößern oder verkleinern. Das ändert zwar gleichzeitig auch den Lautstärkepegel des Signals, aber nur für die Kopfhörerbuchse und den Line-Out zur Kamera. Der tatsächlich aufgezeichnete Signalpegel ist davon nicht berührt. Also: faktisch kein Aussteuerungsregler. Als Bedienungsanleitung liefert Zoom – wie zuletzt schon gewohnt – eine gedruckte deutsche Kurzanleitung mit, die natürlich nur die absoluten Grundlagen behandelt. Wer in die Details des F3-Menüs einsteigen will, kommt um das PDF-Online-Manual mit 119 Seiten für die deutschsprachige Version nicht herum. Wir greifen hier schon mal etwas vor: Noch komfortabler als die Bedienung am Gerät selbst ist die Arbeit mit einem Smartphone als Funk-Fernbedienung über Bluetooth. Dazu braucht man besagten Adapter BTA-1 für rund 40 Euro und die kostenlose App namens „F3 Control”, die es für iOS- wie Android-Mobilgeräte gibt.

zoom f3 anschluss collage web

Der Fieldrecorder F3 hat zwei Kanäle für XLR-Signale – egal ob Mikrofone oder Line- Quellen. Besonders praktisch am F3 ist, dass separate Miniklinken- Ausgänge für den Kontakt zur Kameras (Line-Out) und Kopfhörer eingebaut sind.

Damit stehen dieselben Menüpunkte wie am Gerät, aber mit direkter Touchdisplay-Bedienung zur Verfügung; die geht ausnahmsweise sogar schneller von der Hand als die 4-Tasten- Bedienung am F3. Außerdem lassen sich damit auch alle Aufnahme- und Laufwerksfunktionen aus bis zu zehn Meter Entfernung steuern. Alternativ kann der F3 über Bluetooth und den Adapter BTA-1 drahtlose Timecode-Signale von dem Generator UltraSync Blue der Firma Timecode Systems empfangen, die parallel auch an eine professionelle Kamera gehen, so dass Kamera wie Recorder mit demselben Timecode gefüttert werden, womit die spätere Synchronisation in der Nachbearbeitung gewährleistet ist. Im Timecode-Betrieb ist dann allerdings keine gleichzeitige Bedienung über die F3-Control-App möglich. Als Speichermedium dienen dem F3 Micro- SD(HC/XC)-Karten bis zu einer maximalen Kapazität von 1 Terabyte. In der Praxis sind die winzigen Speicher eher fummelig im Handling und zudem leicht zu verlieren, aber im Vergleich zu den gewaltigen Datenmengen von Videoaufzeichnungen ist der digitale Ton viel weniger speicherhungrig – und deshalb wird man die Karte nur selten noch am Drehort wechseln müssen.

zoom f3 display collage web

Die Signalart der XLR-Quellen muss man über das rudimentäre Menü mittels Tipptasten einstellen. Im F3 steckt eine Vielzahl an audiotechnischen Finessen. So lässt sich über eine Verzögerungsschaltung sogar ein Versatz von Bild und Ton kompensieren.

F3 IN DER PRAXISAufgrund seiner kompakten Maße ist der F3 in ganz unterschiedlichen Szenarien einsetzbar. Mit seinen zwei Haltebügeln für einen Gürtel lässt er sich sogar direkt am Körper tragen. Man kann ihn alternativ auch direkt an einer Mikrofonangel befestigen oder auf vielfältige Art und Weise an und auf einem Camcorder oder einer Kamera fixieren. Im Recorderboden findet sich dafür ein Gewinde für herkömmliche Videostative und damit auch für jede Art von Zubehörschuh-Adaptern, die eine Halterung für Stativgewinde nutzen können. Zoom bietet dafür beispielsweise den Adapter HS-1 für rund 20 Euro an, der unten einen Fuß für herkömmliche Zubehörschuhe und oben eine Schraube für ein Stativgewinde hat, so dass sich der F3 ganz schnell und sicher auf einem konventionellen Kamera-Schuh befestigen lässt. Mit Klett-Bändern kann man den F3 aber auch an einem Rig oder Cage problemlos anbringen, schließlich wiegt er nebst Batterien nur knapp 300 Gramm. Auch als leicht in einem Set zu versteckender Recorder kann der F3 mit externen Mikrofonen gute Dienste leisten. Ein internes Mikro hat er nämlich nicht eingebaut, auch die typische Zoom-Dock-Schnittstelle anderer Recorder (wie F1, F6 oder F8n) fehlt ihm, er konzentriert sich ganz auf professionelle XLR-Mikros oder XLR-Funkempfänger.

Zoom F3 auf Kamera hernst web

Als alternatives Tonteil kann man den Zoom F3 auf einem Camcorder befestigen. Besonders empfehlenswert für alle Aufnahmen, die anfällig für drohende Übersteuerung sind.


Natürlich ließen sich auch Miniklinken-Signale adaptieren, aber dafür würde auch der Zoom F1 genügen. Wie nahezu alle Zoom-Recorder arbeitet auch der F3 im Schnittstudio als einfaches Audiointerface über USB. Dann ist er in der Samplingfrequenz allerdings auf maximal 96 Kilohertz beschränkt, während er im reinen Recorder- Betrieb bis auf 192 Kilohertz hochgeht, was für normale Film- und Video-Anwendungen meist nicht benötigt wird. Wer jetzt Bedenken hat, dass man mit 32-Bit- Audiosignalen in der Nachbearbeitung Probleme bekommen könnte, lässt sich leicht beruhigen: Selbst viele Gratis-Audioprogramme (wie Audacity oder Acoustica) können längst mit 32-Bit-Sounds umgehen, weitverbreitete DAW-Software wie Cubase oder das von uns besonders geschätzte PreSonus Studio One ohnehin.

zoom f3 bluetooth hernst web

Mit dem optionalen Bluetooth-Adapter Zoom BTA-1 und der „F3 Control App” lässt sich der F3 über iOS- oder Android- Mobilgeräte steuern.

KLANGQUALITÄTNatürlich haben wir auch den F3 unseren üblichen Freifeld- und Studio-Tests unterzogen. Um seine Klangeigenschaften zu beschreiben, nehmen wir am besten den Begriff, den auch Audio-Profis in einem solchen Fall gerne verwenden: Der F3 klingt „transparent” – das bedeutet, dass der Recorder angelieferte Audiosignale genau so aufnimmt, wie sie tatsächlich klingen, ohne dass er eigene positive oder negative Eigenschaften – wie Anhebung/ Absenken bestimmter Frequenzen, Rauschen, Pumpen – hinzufügt. Die hohe Klangqualität verwundert nicht, schließlich stecken im F3 die Mikrofon-Vorverstärker desselben Typs wie im größeren F6. Dass Zoom den neuen Mini-Fieldrecorder gleich ausschließlich mit 32-Bit Floating Point Audio ausgerüstet hat, passt in das kompromisslos ausgelegte, professionelle Design. Verzerrungsfrei Ton für Video aufnehmen, ohne sich ums Aussteuern kümmern zu müssen – das klingt zu schön, um wahr zu sein. Ist es aber.

 

DATEN UND TESTERGEBNISSE

Zoom F3 Test kauftipp

Hersteller Zoom Modell F3 Preis 415 Euro Internet sound-service.eu DATEN                                              Abmessungen 7,5 x 7,7 x 4,8 cm Gewicht 297 g (mit Batterien) Aufnahmeformate 32 Bit Float Audio mit 44,1 bis 192 kHz; WAV/BWF Mono/Stereo, iXML Aufnahmemedium MicroSD(HC/XC)-Karte (max. 1 TB) Phantomspeisung 24/48 V Stromversorgung 2 x AA-Batterie/Akku, USB-Power, optionales Netzteil Eingänge 2 x XLR, Stereo-Miniklinke Ausgänge 1 x Stereo-Miniklinke (Kopf hörer), 1 x Stereo-Miniklinke (Line-Out), USB-C internes Mikrofon – Limiter eingebaut Besonderheiten Buchse für Bluetooth-Adapter für iOS-/Android-Fernsteuerung per „F3 Control App” KLANGQUALITÄT 50 Punkte 43,0/sehr gut AUSSTATTUNG 30 Punkte 23,0/sehr gut BEDIENUNG 20 Punkte 14,0/gut va logo kl 100   Urteilmax.100 Punkte sehr gut80 Preis/Leistung sehr gut

FAZIT

Hans Ernst VIDEOAKTIV AutorMit dem F3 hat Zoom eine praktische Alternative für alle Filmer parat, die eine professionelle 2-Kanal-/2-Spur- Aufnahmeeinheit für XLR suchen – und denen der F2 zu reduziert und der F1 ebenfalls nur auf Miniklinke beschränkt ist, die aber auch keine Multitrack-Fieldrecorder wie den F6 brauchen. Dass die Bedienung am Gerät ob des kleinen Displays und der Mini-Tasten nicht so komfortabel gelingt wie mit den hochauflösenden Touchdisplays der letzten Recorder- Topmodelle, lässt sich mit einem Smartphone korrigieren, fällt aber ansonsten nicht so sehr ins Gewicht.+ 32-Bit-Audio gegen Übersteuerungen+ kein Aussteuern nötig + Waveform-Anzeige- nur gedruckte Kurzanleitung mit dabei

 

Autoren: Hans Ernst / Bilder: Hans Ernst, Zoom

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