Professionelle Videosysteme: XDCAM erklärt
Da wird sogar mancher Profi ins Grübeln kommen: Was ist XDCAM eigentlich?Videoformat, Videosystem – oder nur eine Marketing-Bezeichnung? Genau betrachtet, ist XDCAM von allem ein bisschen, ganz profan aber zunächst einmal die Bezeichnung für eine professionelle Camcorder-/Recorder-Serie von Sony.
XDCAM, NXCAM, HDCAM
Dabei macht XDCAM, ganz grob gesagt, den Mittelbau der Profikameras von Sony aus und bezeichnet die Klasse zwischen den NXCAM-Einsteigermodellen (die in AVCHD filmen) und den High-End-Kameras der HDCAM-Reihe. Ganz so einfach – man ahnt es schon – ist es im Detail dann aber doch nicht, denn inzwischen gibt es längst auch die Varianten XDCAM HD, XDCAM EX oder XDCAM HD422, das übrigens der Handheld-Camcorder PMW-200 nutzt.
Ursprünglich startete XDCAM (ohne Zusatz) tatsächlich als erstes bandloses Profi-Videosystem von Sony, das Standard Definition auf ein neues Medium aufnahm: nämlich auf die Professional Disc, einen Ableger der Blu-ray in einer Cartridge-Hülle (siehe Ausgaben 3/2003 und 4/2005). Die für XDCAM genutzten Video-Kompressionsformate selbst waren damals aber schon alte Bekannte: MPEG-2 sowie DV-Kompression im DVCAM-Format. Alle XDCAM-Camcorder mit Disc-Aufzeichnung tragen seither das Präfix PDW, wobei das „D" in der Mitte die Scheibe signalisiert.


XDCAM (HD, EX, HD422)
Mit dem Aufkommen von High Definition entstand ein erster Ableger namens XDCAM HD. Zu der Zeit waren die damit ausgestatteten Camcorder immer noch Schultergeräte mit stattlichen Maßen und entsprechendem Gewicht. Das änderte sich mit der Einführung von XDCAM EX und dem Wechsel des Aufnahmemediums: Die EX-Camcorder setzten nicht mehr auf die optische Disc, sondern auf Speicherkarten, und zwar auf die auf der ExpressCard basierende SxS-Karte. Das ermöglichteerstmals die kompakte Bauform als „Henkelmann" beim EX 1 oder das kleine Schultermodell EX 3.
Zur Unterscheidung bekamen diese Camcorder das Präfix PMW, wobei das „M" für Memory Card, also Speicherkarte steht. Der PMW-EX 1 und der PMW-EX 3 lösten einen gewaltigen Boom aus – und bedeuteten mehr oder weniger das Ende der bandbasierten HDV-Camcorder in Sonys Profi-Sortiment, wiewohl die selbst heute noch im Lieferprogramm zu finden sind.
Ab 2008 bohrte Sony das XDCAM-Programm mit der HD422-Serie nach oben hin auf: Die bietet eine Farbaufzeichnung mit 4:2:2-Abtastung, aber auch Full-HD Auflösung und bis zu 50 Vollbilder. Mit den „Henkelmännern" PMW-100, PMW-150 und PMW-200 bringt Sony das einstige High-End-Format jetzt sogar in erschwingliche Bereiche ab 4000 Euro. Selbst Sonys neueste Digitalkino-Camcorder PMW-F 5 und F 55 oder das bekannte Modell PMW-F 3 tragen das XDCAM-Logo, wobei F 5 und F 55 erstmals auf den MPEG-4-Codec XAVC setzen. Insgesamt umfasst das XDCAM-Camcorderprogramm von Sony zurzeit 17 Kameras, darunter nur noch vier mit Disc-Aufzeichnung. Dazu gehört als „Spezialität" übrigens auch das 3D-XDCAM-Modell PMW-TD 300 (Test in Heft 4/2012).


XDCAM hat alte wie neue Videoformate in die bandlose Produktionswelt übertragen: Bis heute nehmen diese Cams auf Menü-Wunsch auch in DVCAM auf, dem professionellen Sony-Ableger des DV-Formats. Für die HD-Modi setzt Sony auf die altbewährte MPEG-2-Kompression mit Datenraten von 35 bis 50 Megabit pro Sekunde. Außerdem ist ein HDV-kompatibler Modus mit 1440 x 1080 Pixel und 25 Megabit pro Sekunde eingebaut. Als Speichermedien nutzen die PDW-Cams die Professional Disc, die PMW-Modelle die verschiedenen Spielarten der SxS-Karte. Manche Cams laufen per Adapter auch mit SDHC-Cards oder Memory Sticks – dann allerdings nicht in Spezial-Modi wie Zeitlupe.
(he)
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