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Test 3D-Camcorder: JVC TD1, Panasonic TM900 und Sony TD10

Die großen Camcorder-Hersteller haben Spitzen-HD-Camcorder 3D-fähig gemacht. Wie das Ergebnis aussieht und ob man das braucht, klärt dieser Test.


 

Zu diesem Test haben wir unser in der Print-Ausgabe 4/2011 vorgestelltes Wertungsverfahren für die 3D-Fähigkeiten der Camcorder von einer Verbal- zu einer Punktwertung weiterentwickelt, die wir unseren Lesern natürlich nicht vorenthalten wollen. Wie schon im Heft zu lesen war, hat die 2D-Wertung nach Punkten der Panasonic TM900 gewonnen. Wer hat wohl im reinen 3D-Vergleich punktemäßig die Nase vorn?

Die Doppelaugen-Camcorder nehmen zwei um den Augenversatz (die Parallaxe) versetzte Bilder und Signalströme auf. Das Verfahren ist stets dasselbe, die Aufzeichnung jedoch bei allen Probanden verschieden. Wir haben die 3D-Qualitäten der Spitzencams in einem Vergleichstest unter die Lupe genommen.

Das ist also die Spitze der Fahnenstange 2011: Passend zu ihren neuen TV-Geräten bringen Sony und Panasonic 3D-Cams heraus. JVC als alter Video-Innovator steht nicht nach. Die Mission: Lebensechte Erinnerungen für Jedermann zu schaffen. Noch sind 3D-Filmer echte „early adopters", und gar manchen treibt die Frage um, ob denn die großzügige Investition in deutlich über 1000 Euro begründbar ist – wenn man zum Fernsehgucken dann eine Spezialbrille braucht.

Dazu drei Fakten: Zum Einen sehen die 3D-Bilder aus den Camcordern mit Brille betrachtet wirklich hell, klar und räumlich aus. Zum zweiten unterscheidet sich dann das Hobby Videofilmen und die dabei entstehenden privaten Erinnerungsschätze wieder deutlich vom TV- und PC-Einerlei, die Vorführung wird zum Event – wie seinerzeit bei der Diaschau. Zum Dritten sind diese 3D-Cams auch gute-2D-Cams der letzten Generation, sollten also auch beim sanften Übergang ins 3D-TV unterstützen.

3D-Aufmacher_S1 Doppelaugen: Panasonic kostet mit Vorsatz 1500 Euro, Sony ist mit 1600 dabei, und die JVC TD1 macht 3D für 1800 Euro. TM900K_3D_slant Panasonic TM900: Der Vorsatz VW-CLT1 wird aufgeschraubt und ist beinahe so lang wie die Kamera selbst.

Konzepte

Die TD1 von JVC ist die schickste, auffälligste, griffigste und teuerste Kamera des Vergleichs. Sie hat das mit Abstand weichlaufendste Zoom und das lichtstärkste Objektiv. Sie verzichtet auf den Sucher, setzt wie die Sony TD10 ganz auf das Display zur Bildkontrolle, bringt aber zur Schärfekontrolle praktische Hilfsmittel wie das Peaking (Farbränder um scharfe Bildelemente) mit. Sonys TD10 und die TD1 von JVC nehmen zwei Bilder gleichzeitig auf zwei Full-HD-Sensoren auf. Wird nur in 2D aufgenommen, ist nur das linke Auge im Dienst. Dann wird ganz gewöhnlich in AVCHD-Qualität aufgezeichnet.

Alle drei Cams speichern auf SDHC/SDXC-Speicherkarten und besitzen einen internen Speicher. JVC und Sony kommen mit 64-GB-Tank, bei der Panasonic TM 900, die der besseren Vergleichbarkeit wegen gewählt wurde, sind es 32 GB. Die Geschwister dieser Familie SD909 und HS 900 bedienen entweder nur Karte oder nur Festplatte als Speicher. Da das Panasonic-Konzept völlig unterschiedlich ist lässt sich auf alle drei Modelle ein Weitwinkel-Vorsatz aufschrauben. Die 3D-Optik ist also keine Baugruppe des Camcorders, sondern kostet 300 Euro und ist unter der Bezeichnung VW-CLT1 zu haben. Er besitzt zwei wesentlich näher nebeneinander angebrachte Linsengänge, die jeweils ein Bild verzerren und auf je eine Hälfte des Standard-Full-HD-Sensors quetschen. Es entsteht so direkt ein Doppelbild, Side by side genannt, das ganz gewöhnlich aufgezeichnet wird. Ohne Vorsatz ist der TM900 ein Spitzen-2D-Camcorder, entsprechend klein und handlich – und er besitzt auch einen Sucher.

 

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3D-Dateiformate

Bei der Panasonic TM900 geschieht die Aufzeichnung – wie bei 2D üblich – im AVCHD-Format. Das Doppelbild kann ganz normal verarbeitet und überall angezeigt werden. Doch ist die Auflösung gegenüber Full-HD halbiert, und nur ein 3D-tauglicher Fernseher legt die beiden halben Bilder passend übereinander, auf dass sie per Stereobrille betrachtbar werden.

Bei Sony gibt es ein neues Dateiformat zu bestaunen. Es heißt mvc, was für Multiview Video Coding steht. Es ist in der Lage, die Signale beider Augen zu einem Datenstrom von 28 Mbit/s zu verwursten. Leider nur versteht den derzeit (Mai 2011) niemand außer Sony selbst. Deshalb kann man die Dateien nur mit dem mitgelieferten Picture Motion Browser oder mit den neuesten Versionen von Sony-Vegas (10d – Link zur News) bearbeiten. Das Anschauen der MP4-Dateien selbst gelingt jedoch in 2D problemlos, da das mvc-Signal für die meisten Player wie ein Standard AVC/H.264-Signal aussieht. Entsprechend zeigen sie das linke Auge.

JVC bietet bei der TD1 die freie Auswahl: Entweder wird hier ein Sony-ähnliches (aber leider nicht identisches) mvc-Signal mit stattlichen 34 Mbit/s Datenrate geboten. Oder es kommt ein Side by side-Signal wie bei Panasonic zum Zuge, als AVCHD-Variante. Diese ist dann natürlich bereits jetzt mit Programmen wie Magix Video Deluxe ab Version 17 zu schneiden. JVC will erst ab Juli eine Software ausliefern, mit der es möglich sein soll, von mvc in AVCHD zu konvertieren. Damit wäre dann eine zukunftsfähige Aufzeichnung möglich, denn mvc bietet eben gegenüber Side by side die doppelte Horizontalauflösung. Wer mehr über die 3D-Videoverfahren wissen will: hier gibt es unser 3D-Wissen-Booklet.

TM900_3D_back Panasonic TM900: Nach jedem Aufsetzen des Vorsatzes erscheint eine Kalibriereinstellung im Menü, um die Linsen aufeinander anzupassen. TM900K_slant-LCD_60P Abschrauber: Ein ganz normaler Camcorder mit Objektivring und vielen manuellen Einstellmöglichkeiten ist der TM900 ohne Vorsatz.

3D-Ausstattung

Keine Angst, 3D-Filmen ist nicht schwerer als 2D-Filmen – egal, was gestandene Kameramänner erzählen, die sich jahrelang mit Stereo-Rigs, also Systemen mit zwei Camcordern abmühten. Bei den Probanden muss eigentlich nur der Hebel umgelegt werden, und schon ist die 3D-Aufnahme am Start. Bei JVC und Sony gibt es einen zweiten Hebel, oder besser eine Taste, die auch das Display auf 3D umstellt, doch nur bei Sony erscheint dann auch ein brillantes dreidimensionales Bild, dank der verwendeten Lens-barrier-Technik, die jedem Auge des Betrachters einen eigenen Bildauszug zulenkt. Bei der TD1 funktioniert diese Technik noch nicht so ausgereift, der Einblickwinkel ist zu eng, die Bilder fallen leicht auseinander. Hier sollte man die Schärfe dringend bei 2D-Ansicht kontrollieren.

Panasonic besitzt erst gar keinen 3D-Monitor, braucht ihn auch nicht, denn die 3D-Wirkung kann ohnehin nicht eingestellt werden. Der Vorsatz schaltet sämtliche manuellen Funktionen ab (bis auf die Gegenlichtkorrektur), und auch das Zoom ist blockiert. Bei JVC sinkt die Zoomleistung auf 5fache Brennweitenverlängerung, bei Sony bleibt sie bei 10fach. Wie die Bildwinkel erscheinen, zeigen die Beispieldateien, die Sie hier betrachten und alternativ herunterladen können.

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Zur 3D-Filmerausstattung. 3D-Cams sollten natürlich genauso manuell bedienbar sein wie 2D-Cams. Sony hat darum ein Multifunktionsrad vorne neben der Optik, bei JVC sitzt es hinten, am rückseitigen Bedienfeld. Darüber werden die Funktionen a la Fokus, Blende, Verstärkung, Weißabgleich schnell, aber nur nacheinander eingestellt. Bei beiden Modellen gibt es keine Einschränkungen gegenüber 2D, im Gegenteil: Eine besondere Funktion namens Konvergenz oder Parallaxenverschiebung kommt dazu. Gemeint ist eine Anpassung der Deviation, also des Abstandes, um den die Bilder der beiden Linsen bei der Überdeckung voneinander abweichen. Wir finden, man sollte diese Einstellung aber der klaglos arbeitenden Automatik überlassen, beim manuellen Eingriff besteht nur die Gefahr zu übertreiben und so lange zu drehen, bis das Bild im Vorder- oder Hintergrund auseinanderfällt – also am Fernseher nicht mehr automatisch von den Augen „zusammenschielbar" ist.

Sony bietet zudem im Menü eine Auto-3D-Objektivkalibrierung, die sehr einfach funktioniert: Kamera ruhig- und auf das Objekt einstellen, dann ok drücken. Leider gibt die Kamera keinen Hinweis, wann diese Kalibrierung durchzuführen wäre, und selbst durch heftigeres Schütteln gelang es uns nicht, die Linsen aus der Ruhe zu bringen. Wir vermuten, dass dies eine Fernpunktjustierung ist, bei der die Kamera die maximale Deviation für Hintergrundelemente festlegt. Eigenartigerweise fehlt bei JVC eine derartige Einstellung völlig, während Panasonic darauf bei jeder Justage des Vorsatzes besteht.

Sony-HDR-TD10E_Main2 Sony HDR TD10: Das hochauflösende Display mit 410 000 Pixel und guter autostereoskopischer Anzeige ist das Kapital, mit dem Sony wuchert. Sony-HDR-TD10E-von-Sony_05 Lieber Schieber: Der große Schiebeknopf stellt die Sony HDR-TD10 von normalem 2D- auf 3D-Betrieb um.

3D-Bedienung

Die Gerätebedienung selbst ist natürlich bei Panasonic am einfachsten. Hat man den etwas schwer aufzudrehenden Vorsatz einmal auf dem Gerät und die Justageprozedur überstanden, filmt sich

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