Drohnentest: DJI Mini 5 Pro – 1-Zoll-Sensor und LIDAR auf 249 Gramm
Die Mini 5 Pro ist draußen und für uns stellt sich nicht nur die Frage, was sie besser macht als die Mini 4 Pro, sondern auch, inwieweit sie sich von der günstigeren DJI Flip absetzen kann.
IM TEST:
DJI Mini 5 Pro (799 Euro)
in der Fly More Combo mit RC-N3 (Fernsteuerung), Transporttasche und drei Akkus, 999 Euro
Die Mini war lange Zeit das Einstiegsmodell in DJIs Drohnenwelt. Doch vor einem Jahre erschien bereits der Test zur DJI Neo und seit Anfang des Jahres macht die kompakte Flip als günstige, aber dennoch ernstzunehmende, professionell einsetzbare Drohne im Portfolio von DJI der einstigen Mini-Drohne Konkurrenz. Jetzt bringt DJI die Mini 5 Pro und muss einiges drauflegen, um einen echten Mehrwert für den Aufpreis zu bieten. Als kleine Einsteiger-Profi-Drohne ist sie in der Redaktion eingetroffen und wartet mit einem an die Air 3S angelehnten 1-Zoll-Sensor mit Weitwinkel-Objektiv, Dreiachs-Gimbal und LIDAR-Sensoren auf. Außerdem will DJI das Tracking verbessert haben. Dennoch: lohnt sich ein Upgrade? Und sind Einsteiger mit der Mini 5 Pro, der Flip oder sogar mit der Mini 4 Pro am besten beraten?

Während Joachim Sauer auf der IBC weilte, konnte Jonas Schupp die DJI Mini 5 Pro auf Herz und Nieren testen.
AUFBAU
Im Gegensatz zur Flip ist die Mini 5 Pro, nach wie vor leichter als 250 Gramm, ganz „klassisch“ mit ausklappbaren Rotorarmen aufgebaut. Zusammengeklappt etwa handflächengroß, liegt über Kamera und Gimbal ein überstulpbarer Plastikschutz. Dessen Montage ist etwas hakelig, da die Rotoren zum sicheren Transport in kleinen Aussparungen Platz finden sollen, die gleichzeitige Platzierung aller vier Rotoren aber einiges an Koordination erfordert. Am Ende aber wie so oft Gewöhnungssache. Positiv ist hingegen, dass die Tasche der Fly More Combo an Größe zugelegt hat, so dass Drohne, RC-2-Fernbedienung, Ladestation und Ersatzteile gleichzeitig bequem Platz darin finden. Die Kamera selbst nimmt inzwischen einiges an Raum ein, was auch am entsprechend größer geratenen Gimbal liegt.

SENSOR UND FORMATE
In der Kamera arbeitet erstmalig in der Mini-Serie ein 1-Zoll-Sensor, davor sitzt ein Objektiv mit einer kleinbild-äquivalenten Brennweite von 24 Millimetern. Laut DJI besitzt der Sensor ganze 50 Megapixel – anzunehmenderweise handelt es sich um einen Quad-Bayer-Sensor, welcher vier benachbarte Pixel mit demselben Farbfilter zu einer Einheit zusammenfasst. Das soll in besserer Bildqualität resultieren und ist beispielsweise in Smartphones gang und gäbe. Neben Fotos mit voller Auflösung bietet die Mini 5 Pro auch eine 12 MP-Option an, dies dürfte dann die „eigentliche“ Auflösung des Sensors sein. Videotechnisch schafft die Drohne UHD-Auflösung mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde im Zeitlupenmodus, im Normalbetrieb sind bis zu 60 Bilder in der Sekunde möglich. Zum Vergleich: die DJI Flip mit ihrem 1/1,3-Zoll-Sensor liegt mit maximal 100p knapp unter der Mini 5 Pro, schafft aber im normalen Modus ebenfalls bis zu 60p, ebenso wie auch die Mini 4 Pro.

Als Bildprofile steht das bekannte 709-Profil sowie HLG und mit D-Log M das „kleine“ Log-Profil von DJI zur Verfügung, um mit Look-Up-Tables (LUTs) in der Nachbearbeitung mehr Dynamik zu erzielen. Für ersteres nutzt die Mini 5 Pro den H.264-Codec mit 8-Bit-Quantisierung, HLG- und Log-Video werden mit 10 Bit im H.265-Codec aufgezeichnet. Die Abtastung ist unabhängig davon immer 4:2:0 – wer zwingend die professionellere, weil genauere 4:2:2-Abtastung für das eigene Filmprojekt braucht, muss dann eben zu den teureren Drohnen von DJI greifen. Dennoch qualifiziert D-Log M die Mini 5 Pro für den professionellen Einsatz und die Bildqualität von DJI-Drohnen reicht, einmal abgesehen von der kleinen Neo, für Social Media und kleine Werbeprojekte mehr als aus. Gespeichert wird wie üblich auf eine microSD-Karte, wobei die Drohne auch einen internen Speicher besitzt. Dieser ist mit 42 GB nicht besonders groß, aber auch mehr als ein reiner Speicher für das Betriebssystem. Wenn also die Speicherkarte unerwartet voll sein sollte, kann man immer auf den internen Speicher als Notfall zurückgreifen. Zur schnellen Datenübertragung spendiert DJI der Drohne einen USB-C-Anschluss mit einer Dateiübertragung von bis zu 230 MB/s.

FLUGEIGENSCHAFTEN
In der Fly More Combo enthalten ist die bekannte RC-2-Fernbedienung und ebenso bekannt und seit Jahren von uns bemängelt ist deren Eigenheit, immer im Normal-Flugmodus zu starten, auch wenn sich der Modus-Wahlschalter im Cine- oder Sportmodus befindet. Ein schnelles Umschalten in den gewünschten Modus direkt nach dem Anschalten ist uns deshalb zur Gewohnheit geworden, nervig ist es trotzdem. Ohne die in Europa nicht erhältliche Intelligent Flight Battery Plus schafft die Drohne eine Geschwindigkeit von 18 m/s, was 65 km/h entspricht (sonst 19 m/s respektive 68 km/h). Dabei gleicht sie laut DJI Windgeschwindigkeiten von bis zu 12 M/s (43 km/h) aus. Ebenjene Windgeschwindigkeiten hatten wir im Testzeitraum nicht, dennoch können wir der Mini 5 Pro auch in der frischen Bodensee-Brise ein ruhiges Flugverhalten bescheinigen, obwohl die Drohne teilweise mit den Böen zu kämpfen hatte. Auch wenn schwerere Drohnen naturgemäß noch ruhiger in der Luft liegen, steht die Mini stabil und ruhiger als die Flip. Im Flug reagiert die Drohne DJI-gewohnt feinfühlig auf Steuerbefehle, auch wenn sie gerade im Sportmodus einen Deut nervöser als die Air- und Mavic-Modelle ist. Eine Leisetreterin ist sie dabei aber nicht, mit 81 dB Fluglärm muss man schon weit entfernt sein, um die Drohne nicht mehr zu hören.

Einen großen Vorteil gegenüber dem Vorgängermodell und der Flip hat die Mini 5 Pro bei der Sicherheit, denn nicht nur verfügt sie über optische Abstandssensoren, welche das gesamte Umfeld abdecken, sondern besitzt ebenso nach vorne gerichtete LIDAR-Sensoren. Diese Laser-Sensoren sollen unabhängig vom Licht funktionieren und tatsächlich konnten wir die Drohne im abgedunkelten Studio nicht davon überzeugen, frontal in die Wand zu fliegen. Mehr Vorsicht ist bei der seitlichen und rückseitigen Hinderniserkennung geboten, die im Studio nicht mehr funktionierte und die Drohne bedenklich nah der Wand fliegen ließ. Bei normalen Lichtverhältnissen, ob frühmorgens, am späten Abend oder dazwischen, erkannte die Mini 5 Pro jedoch Hindernisse zuverlässig und stoppte in deren Nähe.

Die Mini 5 Pro gehört wie alle anderen Mini-Drohnen zur Klasse C0, besitzt also ein Abfluggewicht von weniger als 250 Gramm. Deshalb ist sie ohne „Führerschein“ benutzbar, wenn man sich selbst beim Luftfahrtbundesamt registriert hat und die Drohne versichert ist. Natürlich behalten alle anderen Regeln wie beispielsweise Flugverbotszonen unabhängig vom Drohnengewicht ihre Gültigkeit. Grundsätzlich ist es hilfreich, sich vor dem Dreh über Regeln und Begebenheiten des Drehorts zu informieren, da sonst im Midestfall empfindliche Geldstrafen drohen.

PRAXIS
Wichtigste Eigenschaft der Mini 5 Pro dürfte für viele aber die Bildqualität sein. Der 1-Zoll Sensor besitzt eine gute Bilddynamik auf Air 3S-Niveau und konnte sowohl bei Nacht- als auch bei Tagaufnahmen überzeugen. Bei Nacht konnten wir erstmals bei ISO 800, drei Stufen über der natürlichen ISO-Empfindlichkeit von ISO 100, ein merkbares Bildrauschen feststellen – alles darunter bleibt im vernachlässigbarem Rahmen und auch bei ISO 800 ist das Bildrauschen nicht sonderlich störend. Wie für DJI üblich packt bei zunehmenden Empfindlichkeiten eine Rauschreduzierung zu, so dass bei ISO 1600 und 3200 kein wirkliches Bildrauschen bemerkbar ist. Das geht allerdings zulasten der Schärfe, vor allem auf ISO 3200 (der höchsten Empfindlichkeit für D-Log M) werden Objekte und Kanten schwammig dargestellt. Für uns ist dank der Rauschreduzierung ISO 1600 noch für Content Creation und Social Media nutzbar, auf ISO 3200 würden wir nur in Ausnahmefällen zurückgreifen.

Was uns im Test aber aufgefallen ist, ist stellenweise deutliches Moiré. Die ist vor allem dann bemerkbar, wenn man den Digitalzoom nutzt. Wie bei Smartphones bietet DJI direkt auf der Benutzeroberfläche die Option auf einen verlustfreien Zweifach-Zoom, was einer Brennweite von 48 mm entspricht. Tatsächlich treten beim doppelten Zoom keine Auflösungsverluste ein, doch fiel in unseren Testaufnahmen das Moire bei feinen Linien besonders auf. Der Digitalzoom geht noch auf Dreifach-Zoom respektive 72 mm weiter, allerdings sind dann deutliche Bildverluste zu sehen. Die Brennweite ist mit dem rechten Rändelrad steuerbar, mangels sanfter Intensitäts-Abstufung sind aber keine professionellen Zoomfahrten möglich, was bei einer Drohne aber nicht wirklich ins Gewicht fällt.

ACTIVE TRACK
DJI will bei der Mini 5 Pro die „Active Track“ genannte, automatische Tracking-Funktion verbessert haben. Die Drohne soll nun markierte Personen und Fahrzeuge selbstständig verfolgen können, während man zeitgleich Position und Perspektive anpassen kann. Wir haben die Funktion mit gemischten Ergebnissen an Fahrzeugen getestet, was nicht nur an DJI liegt. Denn wie die Drohne auch direkt anmerkt, muss gemäß EU-Verordnung ein Abstand von 50 Metern zum Objekt gewährleistet sein. Doch auch bei ausreichend Abstand verlor die Mini 5 Pro das erkannte Fahrzeug, sobald dieses kurz hinter einem Baum verschwand und brach das Tracking ab. Korrekturen während des Trackings erfolgen stellenweise ruckartig und nicht wirklich harmonisch.

FAZIT

DJI verfolgt auch mit den neuen Additionen zum Drohnen-Portfolio eine ausgeklügelte Strategie, denn die Mini 5 Pro reiht sich ziemlich genau zwischen Flip und Air 3S ein. Sie bietet das Gewicht der ersteren mit der Bildqualität der letzteren und überzeugt mit stabilem und genauen Flugverhalten. Dank optischen Sensoren und LIDAR bietet sie mehr Sicherheit als Mini 4 Pro und Flip, was vor allem Einsteigern das notwendige Vertrauen für die ersten Flugversuche bietet. Wem das wichtig ist, ist mit der Mini 5 Pro gut beraten, zumal sie mit 65 km/h schneller fliegt als die beiden Mitbewerber aus dem DJI-eigenen Portfolio.Sonst gilt die alte Mär von besser gegen gut genug, sprich braucht es die höhere Bildqualität der Mini 5 Pro wirklich? Für Content Creation und Social Media bieten auch Mini 4 Pro und Flip eine gute Bildqualität und dank D-Log M sind sie ebenso professionell nutzbar wie DJIs neuestes Modell. Auch 60p im Normal-Modus beherrschen sie, erst im Zeitlupen-Modus bieten sie mit 100p (UHD) respektive 200p (Full-HD) etwas weniger Bilder pro Sekunde als die Mini 5 Pro (120p/240p). Wer also mit der leicht schlechteren Bildqualität und weniger Sicherheit leben kann, kann auch zu den günstigeren und weiter im Programm vorhandenen Drohnen greifen. + Sicherheit dank optischen und LIDAR-Sensoren + generelle Bildqualität + gutes, ruhiges Flugverhalten+ verlustfreier 2x-Zoom - Active Track mit Verfolgungsproblemen- stellenweise deutliches Moiré
DATEN
DATEN UND TESTERGEBNISSE
Hersteller | DJI |
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Modell | Mini 5 Pro | |
Preis | 799 Euro (DJI Mini 5 Pro) 999 Euro (DJI Mini 5 Pro Fly More Combo mit DJI RC-N3) 1129 Euro (DJI Mini 5 Pro Fly More Combo mit DJI RC-2) |
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Internet | dji.com | |
DATEN |
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Abfluggewicht | 0,249 Kilogramm | |
Abmessungen | 255 × 181 × 91 mm (flugfähig) | |
Max. Flugzeit | 21 bis 25 Minuten | |
Geschwindigkeit | 65 km/h | |
Gimbal-Neigeachse | -130 bis +63 Grad (steuerbar -90 bis +38 Grad) | |
Rotations-/Drehachse | - | |
Panorama-Achse | 360 Grad (durch Flugbewegung) | |
Kamera-Sensoren | 1 Zoll CMOS, 50 Megapixel | |
Optik (KB-äq) | 82 Grad Blickwinkel, 24 mm F1.8 | |
Adapterring | -- | |
Videoauflösung | 3840 × 2160 Pixel, 24/25/30/48/50/60/100/120 Bilder 1920 x 1080 Pixel, 24/25/30/48/50/60/100/120/200/240 Bilder |
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Videoformat | MP4 (H.264/H.265), max. 130 Megabit/s | |
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Urteil |
sehr gut |
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Preis/Leistung | sehr gut |
Autor: | Jonas Schupp |
Bildquellen: | Joachim Sauer, Jonas Schupp, MEDIENBUREAU |
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