Test HoverAir X1 Pro Max: 8K-Kameradrohne mit ausgefeilten Flugmanövern
IM TEST:HoverAir X1 Pro Max (Basic Combo), 959 Euro
Man hat schon fast den Eindruck bekommen, außer DJI gäbe es keinen weiteren Drohnenhersteller. Doch ganz konkurrenzlos ist DJI als deutlich dominierender Hersteller dann doch nicht: Zerozero Robotics heißt die Entwicklerfirma, die bereits seit 2016 mit Drohnen auf dem Markt ist, aber inzwischen alle Kameradrohnen unter der Marke Hoverair vermarkten. Dabei erhebt man mit Hoverair den Anspruch, den Drohnenmarkt zumindest im Einsteigersegment mitzuprägen. Die X1 Pro Max ist zumindest auf dem Papier mit 8K-Videoauflösung der Konkurrenz überlegen und mit einem Gewicht von unter 200 Gramm zudem so leicht, dass Piloten ohne Kenntnisnachweis sie abheben lassen dürfen. Dazu kommen kompakte Transportmaße und eine robuste Bauweise – insgesamt also ein rundes Paket?
Joachim Sauer hat sich die HoverAir X1 Pro Max genauer angeschaut und unter verschiedenen Bedienungen fliegen lassen. Was die fliegende Kamera leistet und wie gut sie fliegt? Einfach das Video anschauen und sich selbst ein Urteil bilden! UPDATE: Wir haben die HoverAir X1 inzwischen auch gegen die DJI Flip fliegen lassen und bieten einen spannenden Vergleichstest.
AUSSTATTUNG UND OPTIONEN
Die HoverAir X1 Pro Max ist derzeit das Topmodel des Herstellers, wobei es die gleiche Dohne mit einer auf 4K-Videoauflösung reduzierten Auflösung auch als HoverAir X1 Pro 200 Euro günstiger gibt. Allerdings fehlen dann in 4K auch die Zeitraffermodi, denn die X1 Pro Max beherrscht 4K-Auflösung mit bis zu 120 Bildern, die Pro nur bis 60 Bilder. Der Hintergrund dazu: Die kleinere Drohne erlaubt lediglich eine Datenrate bis 100 Megabit/s, während die „große“ eben bis 160 Megabit/s auf MicroSD-Karte schreiben kann. Ansonsten sind die Drohnen komplett identisch und wirklich sehr kompakt. Die Propeller sitzen gut geschützt in einem festen Käfig, der aus erstaunlich weichem Kunststoff gefertigt ist. Das klingt nach einem Widerspruch, ist aber tatsächlich durch eine dickere Umrahmung und einer gleichzeitig weichen Gitterstruktur sehr clever umgesetzt. In der Basic Combo kommt die Drohne mit zwei Akkus sowie einem Ladegerät in das beide passen. Dazu gibt es neben einem leichten Stoffsäckchen für die Drohne noch eine stabile Tasche, in der man alles unterbekommt.

Der Käfig um die Propeller ist stabil und gleichzeitig sehr weich, so dass die Drohne insgesamt sehr robust ist.
SENSOREN FÜR FLUGSICHERHEIT
Bei dem geringen Gewicht ist klar, dass der eigentliche Körper der X1 Pro Max recht filigran ausfällt. Dennoch bringt HoverAir wie allgemein üblich Sensoren nach unten unter, damit die Drohne auch automatisiert landen kann. Zudem bietet die Drohne Sensoren nach hinten und wertet offensichtlich auch die Kamera aus, um nicht frontal gegen Hindernisse zu fliegen. Das funktioniert, wie wir im Test ermittelt haben, bei massiven Objekten, nicht jedoch mit kleineren Pfeilern oder gar Drähten, wie sie im Weinberg üblich sind. Aufpassen muss man bei seitlichen oder aufsteigenden Flugmanövern, denn weder seitlich noch oben auf der X1 Pro Max sind Sensoren untergebracht. Das ist gerade im Zusammenspiel mit den autonomen Flugmustern durchaus nicht unproblematisch.

Zero Zero Robotics steckt als Entwickler hinter HoverAir, wobei man eben die X1 Pro und die gestestete X1 Pro Max anbietet. Geändert sind dabei nur die Kamerafunktionen, denn die Pro Max bietet 8K-Video und in 4K die höheren Bildraten. Zudem hat die Pro Max 64 statt 32 GB internen Speicherplatz.
AUTONOMES FLIEGEN
Die Drohne kommt mit drei Tasten aus: Die Mittlere dient dem Ein- und Ausschalten, sowie dem Start des Flugs. Der um die Taste liegende Bedienring bietet die Auswahl von einem der zehn Flugmuster. Standardmäßig nimmt die X1 Pro Max dabei immer in 4K-Qualität auf und bleibt auch bei den Abständen in einem recht engen Rahmen von maximal 3 Meter um die Startfläche. Los geht es in der Regel, sobald die Drohne die Person erkannt hat. Entsprechend sollte man sie auf der Hand auf Augenhöhe halten. Welcher Mode aktiviert ist, sieht man nicht nur auf dem kleinen Display auf der Oberseite, sondern bekommt man auch durch die Sprachausgabe in englischer Sprache zu hören. Wobei der Start aus der Hand nun nichts neues ist – das können andere Drohnen ähnlich gut und kehren genauso zuverlässig zur Hand zurück, sobald das Flugmuster abgeflogen ist, wie die X1 Pro Max. Die eigentliche Besonderheit ist die Konfiguration der Flugmuster über die Hover-App.

Die HoverAir X1 Pro Max bietet nach hinten eine Kollisionserkennung via Sensor – seitlich müssen die Propellerkäfige das Schlimmste verhindern, denn hier erkennt die Drohne Hindernisse nicht.
APP-BEDIENUNG
Hover heißt die App, mit der sich die X1 Pro Max verbinden lässt. Das klappt erfreulich schnell, wobei die englischsprachige App im Testzeitraum sehr regelmäßig vor dem Start zu einem Update der Drohne auffordert. Hierbei zieht sich die App knapp 400 MB aus dem Web – das will man eigentlich unterwegs wegen des hohen Verbrauchs an mobilen Daten nicht haben, so dass man den Check besser noch in heimischen Gefilden macht. Zumal die Updates gleich mehrfach nur nach mehrere Versuchen durchliefen und somit auch zeitlich aufwändig sind. Die App an sich sieht nicht besonders schick aus, ist aber durchaus schnell verständlich.

Die Hover-App sieht nicht ganz so schick aus, bietet aber im Hintergrund viele Einstelloptionen wie die Konfiguration der Flugmuster, wobei man nicht nur den Abstand, sondern auch die Sicht- respektive die Flughöhe bestimmen kann. Die Einstellungen werden auf die Drohne übertragen und funktionieren dann auch ohne Smartphone-Verbindung.
In den Grundeinstellungen kann man jedes Flugmuster von Auflösung und Bildrate einstellen und zudem die Entfernung zum Startpunkt definieren. Ganz so hoch und weit wie das eine DJI Flip macht fliegt sie nicht: So sind beispielsweise beim Zoom out maximal 9 Meter machbar und der Radius beim Umkreisen darf zwischen 1,5 und 6 Meter sein. Allerdings sind angesichts dessen, dass man während dieses Flugmanövers keine Kontrolle über die Drohne hat, 9 Meter aus unserer Sicht schon relativ viel. Wer zum Video Ton aufzeichnen will, kann dies übrigens in der App auch aktivieren, wobei sie dann auf die Smartphone-Mikrofone zugreift und dessen Ton zum Video speichert.

Die App bietet Einstelloptionen für die Joystick-Steuerung, aber auch für die Fluggeschwindigkeit und Abstände.
GESTEUERTE FLUGMANÖVER
Wer sich mit den Flugmustern nicht zufriedengeben möchte, kann den Flug auch via App steuern. Über den Menüpunkt „Manual Control“ bietet die App eine Vollbild-Vorschau und überlagert dieses durch zwei kleine Steuerpunkten. Im Prinzip lassen sich diese wie Joysticks bedienen, nur bieten sie zwangsläufig keine Rückmeldung, was das Fliegen deutlich schwieriger und wenig Feinfühlig macht. Sanftes losfliegen und abbremsen will also geübt sein. Hinzu kommt, dass die Reaktion der Drohne auf die Steuerbefehle sehr verzögert kommt. Gut eineinhalb Sekunden bis die Drohne auf den Steuerbefehl reagiert. Wenn man die Finger von den Steuerpunkten nimmt, um die Drohne in den Stillstand zu bekommen, fliegt sie also eine erhebliche strecke weiter. Denn immerhin erreicht sie im bis zu 60 Stundenkilometer.

Wir haben die HoverAir X1 Pro Max mit dem Smartphone gesteuert, doch es gibt auch verschiedene Fernsteuerungsoptionen: Die Joysticks kosten 99 Euro, das Komplettpaket aus Beacon und Joysticks liegt bei 249 Euro.
FLUGVERHALTEN
Wenn es räumlich eng wird ist es also schon meist zu spät und die Kollision lässt sich nicht mehr vermeiden. Auf gut Deutsch: Mit der App sollte man mit reichlich Abstand zu Objekten fliegen. Was wir hier vermissen ist ein Cine-Mode für verlangsamte Flugbewegungen. Statt dessen findet man in den Settings zahlreiche Schieberegler, mit denen sich die Reaktion der Joystick, sowie das Flugverhalten einstellen lässt. Auch hier heißt es also einarbeiten, damit man die gewünschten Ergebnisse erzielen kann. Allerdings ändert das nichts daran, dass in unserem Test bei „nur“ 40 bis 50 Meter Abstand die Verbindung zwischen Smartphone und Drohne schon so unzuverlässig wurde, so dass wir weitere Reichweiten für Riskant halten. Auch wenn sich die Drohne mit der App nicht ganz so smart durch die Luft bewegen lässt: Das Flugverhalten ist tadellos: Sie steht auch bei leichtem Wind sauber in der Luft und macht nur wenig Ausgleichsbewegungen. Und mit etwas Übung respektive über die vorgegebenen Flugmuster sind die Flüge durchaus so, dass man von Cineastischen Erlebnissen sprechen kann.

Damit die autonomen Flugmuster klappen hat die Drohne unten Sensoren. Hält man die Hand unter die Drohne landet diese automatisch.
KAMERA
Die Kamera stellt die Flugpiloten vor wenig Herausforderungen, denn viel mehr wie eine Belichtungskorrektur, die Einstellung der ISO-Empfindlichkeit und der Belichtungszeit gibt es nicht. Zwar halten die Grundeinstellungen noch eine Korrektur für ND-Filter bereit, doch wir vermissen das inzwischen übliche filmen mit Log-Profil. Statt dessen gibt es aber immerhin mit „Hover Cine“ eine Aufnahmeoption mit flachem Profil und ein HDR-Profil. Zudem lässt sich die gewünschte Bildrate auswählen und festlegen ob man die Videos lieber mit H.264, oder doch besser in H.265 codiert haben möchte. Etwas bedauerlich, dass man die Drohne nicht auch im zusammengeklappten Zustand zum Filmen überreden kann.

Viel Optionen für individuelle Kameraeinstellungen bietet die App nicht, dafür funktionieren die Automatiken sehr anständig.
BILDQUALITÄT
Die HoverAir X1 Pro Max zeichnet in der Standardeinstellung ein sehr gesättigtes Bild auf, das klar auf direktes Posten via Social Media ausgelegt ist. Dabei ist das Bild stimmig abgestimmt, auch wenn man idealerweise die Tiefen noch etwas anhebt und die Sättigung leicht reduziert. Doch insgesamt entspricht es den derzeitigen Sehgewohnheiten – erfüllt aber den Anspruch von Filmschaffenden eher nicht. Dazu nutzt man dann doch besser die bereits erwähnte Grundeinstellung „Hover Cine“ und stimmt das Bild in der Nachbearbeitung passend ab. Die Bildschärfe liegt dabei unserer Wahrnehmung über der DJI Flip – auch im 4K-Modus. Wobei wir diesen prinzipiell eher bevorzugen würden, da es 8K nur in Verbindung mit maximal 30p gibt, wohingegen man bei der X1 Pro Max eben in 4K auch bis zu 120p auswählen und somit auch Zeitlupen gut umsetzen kann. Die Kamera reagiert ausgewogen und ohne merkliches Gegensteuern auf Lichtwechsel. Allerdings nimmt bei abnehmendem Licht respektive höherer ISO-Empfindlichkeit die Bildschärfe deutlich ab, dafür hält sich bis ISO 1600 das Bildrauschen in Grenzen. Alles darüber kann man immer noch anschauen, doch man sieht dass dies keine Stärke der Kamera ist

HoverAir stimmt das Bild sehr kräftig ab, so dass der Himmel schon etwas zu blau, die Reben für das Frühjahr zu grün sind. Doch insgesamt entspricht das sicher den derzeitigen Sehgewohnheiten.
DATEN UND TESTERGEBNISSE
Hersteller HoverAir Modell X1 Pro Max Preis 959 Euro Internet hoverair.com DATEN Abfluggewicht 0,196 Kilogramm Abmessungen 175 × 150 × 40 mm (flugfähig) Max. Flugzeit 11 bis 14 Minuten Geschwindigkeit 60 km/h Gimbal-Neigeachse -100 bis +35 Grad Rotations-/Drehachse - Panorama-Achse 360 Grad (durch Flugbewegung) Kamera-Sensoren 1/1,3 Zoll CMOS, 12 Megapixel Optik* 107 Grad Blickwinkel Adapterring -- Videoauflösung 8K, 24/25/30 Bilder 3840 × 2160 Pixel, 24/25/30/48/50/60/100/120 Bilder 1920 x 1080 Pixel, 24/25/30/48/50/60/100 Bilder VideoformatMP4 (H.264/H.265), max. 160 Megabit/s

FAZIT
HoverAir überrascht uns mit der X1 Pro Max mit einem tatsächlich etwas anderen Konzept als dies DJI bietet: Ein klarer Mehrwert sind die bearbeitbaren Flugmuster, so dass man häufig gar keine Fernbedienung benötigt, um den passenden Shot zu machen. Allerdings sollte man schon immer genau hinschauen, ob die Einstellungen zur Umgebung passen, denn Eingreifen kann man so nicht mehr. Genau das ist der Knackpunkt, denn das ist genau genommen nicht mit den geltenden Flugregeln vereinbar. Insofern sollte man sehr vorsichtig mit größeren Flugentfernungen sein. Immerhin kann man HoverAir bescheinigen, dass die X1 Pro Max eine clevere Konstruktion hat, und auch mal ein Absturz schadlos übersteht. Reicht eigentlich statt der doch relativ teuren X1 Pro Max die etwas günstigere X1 Pro mit 4K-Auflösung? In vielen Fällen sicherlich, zumal unsere Empfehlung auch für die Pro Max eher das Filmen in 4K mit höherer Bildrate wäre. Aber genau da liegt eben dann auch der Vorteil des teureren Modells, das eine wirklich anständige Zeitlupe hinbekommt und damit einen echten Mehrwert schafft. Angesichts des doch recht hohen Preises finden wir die Fernsteuerung lediglich via App etwas schwach. Wenigstens eine kleine Fernsteuerung mit WLAN-Antennen für eine kürzere Reaktionszeit wären wünschenswert. Auch bei der Flugzeit muss HoverAir noch etwas nachlegen: Die angegebenen 16 Minuten sind allenfalls bei wenig Vorwärtsbewegung machbar – in der Realität liegt man eher bei 12 Minuten. Dennoch ist es sehr erfreulich, dass Zero Zero Robotics offensichtlich den technologischen Anschluss gefunden hat. Insofern sind wir gespannt was der angekündigte V-Copter Falcon Mini dann kann. + Flugmuster individuell konfigurierbar + einfache Bedienung + 8K-VideoauflösungO ordentliche, aber recht bunte Bilder - Stuerung via Smartphone sehr träge - Update-Routine unzuverlässig
Autor: Joachim SauerBilder: Joachim Sauer, Jonas Schupp, MEDIENBUREAU
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