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Hands-on: Canon R6 Mark II im Videotest

Seit einer Woche testen wir die Canon EOS R6 Mark II in der Praxis und haben uns dabei auch intensiv mit dem verbesserten Autofokus und dem Bildstabilisator auseinandergesetzt. Zudem liefern wir hier die wichtige ISO-Belichtungsreihe.


VA kamera logo 50px Im Hands-on:Canon EOS R6 Mark II, 2899 Europlus Objektiv - RF 50mm F1.2, 2699 Euro

Zwischen der klar im Amateurmarkt angesiedelten EOS R7 (hier im Test) und der wiederum auf professionelle Filmemacher zielenden R 5 C ist nun die R6 Mark II positioniert, die Canon als Hybrid-Kamera an Foto- und Videographen verkaufen möchte. Wirklich neu ist der 24,2 Megapixel Sensor, wobei Canon auch den Bildprozessor überarbeitet hat. Die neue Version des Digic X-Prozessors macht den Autofokus besser – und zwar viel besser, auch wenn wir hier dem Test beziehungsweise unseren Testaufnahmen schon vorgreifen. Auch der Bildstabilisator profitiert von der gestiegenen Leistung. Dabei ist die in der Redaktion eingetroffene Canon EOS R6 Mark II noch ein Vorserienmodell, weshalb wir die Kamera noch nicht endgültig bewerten. Aber was Sie im Video sehen, zeigt ganz offensichtlich schon in die richtige Richtung.

Joachim Sauer hat die Canon EOS R6 Mark II aus der Vorserie wieder mit auf Dreharbeiten genommen und zeigt in der Praxis, was sie kann.

BEDIENUNGCanon hat auch das Bedienkonzept leicht überarbeitet, wobei der Schalter für die Umschaltung zwischen Foto und Video der deutlichste Hinweis auf die Hybrid-Funktion und gleichzeitig die wichtigste Änderung ist. Denn mit diesem Schalter ermöglicht es Canon zwei unterschiedliche Menüs für die zwei Funktionen aufzurufen und somit bedarfsgerecht unterschiedliche Einstellungen zu hinterlegen. Dabei sieht das Menü weiterhin so aus, wie man es als Canon-Nutzer kennt. Das ist für Canon-Fotografen gut, doch besonders übersichtlich ist es nicht. Auch wenn nun bei der Fotofunktion die Videoeinstellungen fehlen, haben die Kameraeinstellungen immer noch zehn Untermenüseiten. Zumindest wir finden es schwierig sich zu behalten, welche Einstellung sich auf welcher der Untermenüseiten befindet. Genaugenommen ist man also immer am Suchen, was immerhin dank Touchscreen recht schnell gelingt. Allerdings sollte man dabei halbwegs treffsicher mit dem Finger unterwegs sein, denn die Ziffern des Untermenüs sind doch recht klein. Wir nutzen, unter anderem weil wir Displays mit Fingerabdrücken nicht mögen, eher den Joystick, mit dem man nicht ganz so schnell aber sicher durchs Menü surft. Was uns allerdings derzeit noch stört, ist die vergleichsweise lange Einschaltzeit. Zwar zeigt die Kamera unmittelbar nach dem Hochfahren bereits ein Bild, doch auf Tasten reagiert sie erst nach elf Sekunden. Wir hoffen mal, das liegt noch an der Vorserie.

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Klar gekennzeichnet: Unsere EOS R6 Mark II stammt noch aus der Vorserie. Sehr gut gefällt uns der Einschalter und der Umschalter zwischen Foto und Video (links), der damit auch das Menü umschaltet.

Noch schneller gehts, wenn man das neue Schnellzugriffsmenü verwendet, über das man zum Beispiel zügig bei der Tonaussteuerung, den Videoeinstellungen oder den individuellen AF-Funktionen ankommt. So hat man zumindest mal die am häufigsten benötigten Einstellungen im Schnellzugriff. Sehr ausgewogen liegt die Kamera, zumindest mit dem RF 50mm, in der Hand. Der Griff für die rechte Hand ist ergonomisch. Die auf der Kameraschulter gut positionierte und leicht ertastbare Recordtaste erreicht der Zeigefinger blind. Wer Angst hat doch mal zu spät die Aufzeichnung zu starten, kann die Pre-Recording-Funktion zuschalten und bekommt so wahlweise die letzten drei oder fünf Sekunden noch mit auf die Speicherkarte geschrieben. Apropos: Canon hat sich für die günstigeren SD-Karten entschieden. Da diese geringere Schreibraten bieten, hat dies Auswirkungen auf die Formatunterstützung.

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Neu ist das Quick-Menü, das man mit der rechten Taste über das Drehrad erreicht. Der Sucher hat nicht ganz die Qualität der EOS R5.


VIDEOFORMATEMit ihren 24,2 Megapixeln wäre die EOS R6 Mark II eigentlich auch für 6K-Videoauflösung gut geeignet, doch sie zeichnet maximal mit 4K/UHD-Auflösung auf. Einen Crop-Faktor gibt es, zumindest in den meisten Formaten, dennoch nicht, denn die Kamera liest den Sensor komplett als 6K-Video aus und macht damit ein Oversampling. Echte 4K (C4K mit 4096 x 2160 Pixel) bietet die Kamera nicht. In UHD (3840 x 2160 Pixel) hat man die Wahl zwischen 25 und 50 Bildern, wobei man die R6 Mark II natürlich auf NTSC umschalten und somit auch 30 oder 60 Bilder zur Wahl hat. Gespeichert wird stets als MP4, wobei Canon eine „Light“ Variante mit um die 120 Megabit in der Sekunde und eine geringer komprimierte Version mit circa 220 Megabit pro Sekunde anbietet.

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Die Kamera warnt klar: Wer höhere Auflösung und Bildraten wählt, darf nicht erwarten, dass die Kamera durchgehend aufzeichnet. Das Problem tritt aber erst bei langen Interviews oder Eventaufzeichnungen auf.

Beides setzt hochwertige SDXC-Speicherkarten auch bei Daueraufzeichnung nicht unter Stress, doch bei letzterem Format warnt unsere Kamera, dass sie eventuell wegen zu viel Wärme ausschalten kann. Tatsächlich ist uns das im Langzeittest nicht passiert, wobei wir derzeit zwangsläufig eher kühlere Raumtemperaturen haben. Canon geht von einer Aufzeichnungslänge von rund 50 Minuten in UHDp50 aus – wir haben die Aufzeichnung nach einer Stunde beendet. Selbstverständlich kann man mit der Kamera auch Full-HD-Auflösung aufnehmen – etwas untypisch stehen hier aber auch nur 25 bis 60 Bilder pro Sekunde zur Wahl. Wer einen externen Recorder an die kleine Mini-HDMI-Buchse anschließt, darf zudem die höhere Auflösung direkt sichern. Hier bietet die Kamera 6K ProRes-RAW-Videos mit 4:2:2 und 10-Bit und 60 Bildern an – zumindest mit dem Atomos Ninja V+ Recorder. Künftig soll die R6 MII auch intern RAW-Daten mit 3,7K aufzeichnen, doch unsere Vorserie kann dies noch nicht.

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Gespeichert wird auf zwei SDXC-Karten, wobei man beide Karten zur Sicherheit parallel oder für mehr Kapazität nacheinander beschreiben kann.


AUTOFOKUSEiner der großen Vorteile beim Auslesen des kompletten Sensors: die bekannt gute Dual Pixel CMOS AF II Fokussierung funktioniert auch im Videomodus. Die Umschaltung zwischen den verschiedenen Erkennungsmodi ist durch das Quickmenü schnell passiert – aber unserer Meinung nach eigentlich kaum nötig, denn die Automatik erkennt sehr gut, was sich vor der Linse bewegt. Etwas anders sieht es zwangsläufig aus, wenn mehrere Objekte miteinander konkurrieren. Soll eine Person auf dem Bahngleis aufgenommen werden, wird es bei einem dahinter einfahrenden Zug schwer – zumindest solange man in der Totalen ist. Je nach Situation muss man also dennoch den Motivmodus wechseln, doch dafür bekommt man einen Autofokus, der selbst bei Offenblende erstaunlich exakt auf dem gewählten Motiv sitzt und sich dabei allenfalls von hoher Geschwindigkeit durcheinander bringen lässt.

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Canon baut in die EOS R6 Mark II leider nur die Mini-HDMI-Schnittstelle ein, die aus professioneller Sicht etwas zu labil ist. Dennoch lässt sich darüber ein ProRes-RAW-Videosignal in 6K ausgeben.

Richtig begeistert hat uns zudem die Möglichkeit den Autofokus wirklich auf eine Person zu setzen, so dass der Hintergrund auch dann unscharf bleibt, wenn die Person das Bild verlässt. Kommt sie wieder ins Bild, wird die Schärfe schnell aber nicht hektisch angepasst. Problematisch wird es nur dann, wenn man weit außerhalb der Schärfe, also zum Beispiel einige Meter hinter der ursprünglichen Position ins Bild kommt. Dann ist auch die Person unscharf und die Kamera hat keine Chance sie als Person zu erkennen. Falls Sie es noch nicht gemacht haben: Hier lohnt sich der Blick ins Video auf Seite 1, wo wir dies genau zeigen. Der Vollständigkeit halber sei hier aber auch nochmal erwähnt: Natürlich kann man auch weiterhin manuell die Schärfe an die passende Stelle setzen, wobei eben die bereits bekannte Anzeige mit den drei Dreiecken dabei hilft zu erkennen, wann die Schärfe auf der gewünschten Ebene liegt.


BILDQUALITÄTAuch beim Bildstabilisator hat die Kamera gewaltig zugelegt: Unsere lichtstarke 50 Millimeter Festbrennweite bietet keine Stabilisierung – entsprechend kommt es auf die optische Stabilisierung über den Sensor an. Wir wollen den leidigen Vergleich mit dem Gimbal nicht machen, denn realistisch bekommt man so immer nur kurze Passagen während man sich bewegt ruhig aufgezeichnet. Das wird zwar mit dem durch elektronische Berechnung verstärkten Modus besser, doch der Crop, der dabei entsteht, ist schon heftig und auch der Nachzieheffekt wirkt nicht mehr so elegant. Festhalten kann man jedoch: Solange sich die Kameraleute nicht selbst bewegen, sondern eher statisch stehen und ein bewegtes Objekt verfolgen, funktioniert die optische Bildstabilisierung sehr gut.

Rollig Shutter web

Die Bewegungsunschärfe zeigt, dass es sich hier bereits um einen schnellen Schwenk handelt. Der Rolling-Shutter-Effekt ist bei langesamen Bewegungen kaum sichtbar – doch auch hier hält sich die Verzerrung der Längsholme des Regals noch in Grenzen.

Ebenfalls deutlich verbessert ist der Rolling Shutter, der nun auch technisch auf dem Niveau der EOS R 5 sein soll. Wir haben entsprechende Aufnahmen im Testvideo und erkennen keine stark kippenden Linien. Das Niveau der EOS R 5 scheint die Kamera durchaus zu erreichen, wobei wir hier zur abschließenden Bewertung dann doch lieber die Serie abwarten. Etwas überrascht hat uns die Kamera in der C-Log-3-ISO-Belichtungsreihe, denn sie zeigt hier bereits bei der Basisempfindlichkeit von 800 ein leichtes Farbrauschen, das zwar bis ISO 3200 noch erträglich, aber eben auch erkennbar ist. Allerdings betonen wir hier nochmal: Wir haben uns die Vorserie angeschaut!

ISO3200 Clog web

Bei ISO3200 im C-Log-Modus ist das Bildrauschen schon sehr deutlich zu erkennen. Geht man in den Standard-Modus ...

Deutlich besser sieht das im Standard-Modus aus, bei der wir bis ISO 3200 deutlich zufriedener sind, ISO 6400 aber auch nur noch in Ausnahmefällen verwenden würden. Erst mit der Rauschunterdrückung wird das besser. Zwangsläufig führt die Rauschunterdrückung abe zu einem Schärfeverlust, den wir zumindest in den meisten Situationen jedoch für verkraftbar halten. Aber auch hier gilt: Einfach mal ins Testvideo schauen. Und wer jetzt zu kritisch ist: Abwarten, wir testen dann auch die Serie.

ISO6400 Aufteilung web

… sieht das Bild bei einer ISO-Stufe darüber vergleichbar aus. Die Rauschreduzierung bügelt das schon sehr gut aus, doch dabei verliert das Bild auch an Schärfe und Zeichnung (Wellen im See).


FAZIT

Joachim Sauer VIDEOAKTIV AutorIst eine Kamera für 2.899 Euro (nur Body) noch in der Amateurliga oder schon deutlich im professionellen Segment? Letztlich lässt sich diese Frage nicht abschließend beantworten, denn oftmals investieren Privatleute mehr Geld in ihr Hobby, als Profis in das Arbeitswerkzeug. Genau deshalb ist die EOS R6 Mark II an dieser Schnittstelle – und erfüllt damit nicht nur eine Hybridfunktion zwischen Foto und Video, sondern auch zwischen Amateur- und Profiansprüchen. Absolut überzeugend finden wir den Autofokus, der damit nun unserer Meinung nach die Führung übernommen hat und die Diskussion, ob eine Fotokamera bei Reportagen als echter Camcorder-Ersatz durchgeht, überflüssig macht – zumindest in Bezug auf den Autofokus. Trotz eleganter Unschärfe im Hintergrund muss man bei der EOS R6 Mark II keine Bedenken vor Fokuspumpen haben. Letztlich zieht die Kamera die Schärfe wohl in den meisten Fällen wesentlich besser, als man dies von Hand hinbekommt. Das sie „nur“ UHD aufzeichnet, ist hier eher ein Argument für die Kamera: Gerade im anvisierten Segment wird kaum jemand bereit sein nochmal so viel, oder sogar mehr, wie die Anschaffungskosten der Kamera, in die Nachbearbeitung zu investieren, damit man höhere Auflösung und Datenraten dann auch verarbeiten kann. Da reicht es wahrscheinlich schon, dass man mindestens nochmal so viel wie die Kamera kostet auch in Objektive investieren muss.+ sehr guter Autofokus+ gute Bildstabilisierung+ gute Ergonomie- Bildrauschen derzeit im C-Log-Modus relativ hoch (Vorserie!)

Autoren: Joachim Sauer / Bilder: Joachim Sauer MEDIENBUREAU

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