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Objektiv-Test: ZhongYi Mitakon - Cine-Objektive für MFT-Kameras

Cine-Objektive für MFT-Kameras gibt es immer mehr, nicht zuletzt dank Panasonics GH6 oder auch der Z Cam E2. Neben bekannten Herstellern wie Zeiss, Meike oder Samyang hat nun auch der chinesischer Hersteller ZhongYi Cine-Optiken für besagte Kameras im Angebot. Das "Mitakon Speedmaster Set" soll vor allem durch Lichtstärke und Preis überzeugen. Ob das funktioniert, haben wir getestet, sowohl in Wort wie Bild.


VA kamera logo 50px Im Test:ZhongYi Mitakon Speedmaster Cinema Lens Combo Set – MFT, 1570 Euro

MFT und Kino – passt das? Aber sicher! Nicht zuletzt mit Panasonics GH6 und der Z-Cam E2 sind explizit für Film ausgerichtete Kameras am Markt und Hersteller wie Meike, Samyang oder auch Zeiss führen Cine-Optiken für das MFT-Bajonett im Sortiment. Zu letzteren gesellt sich auch ZhongYi aus China, die gleich mit zwei gewichtigen Argumenten auftrumpfen: Ihr Dreier-Set aus 17, 25 und 35mm-Festbrennweiten ist mit T1.0 besonders lichtstark, zudem müssen Filmer für das Set gerade einmal 1600 Euro auf den Tisch legen, in manchen Onlineshops sogar weitaus weniger. Zum Vergleich: Zeiss verlangt mit 4165 Euro weit mehr als das doppelte – für ein einziges 25mm-Objektiv. Der Punkt für den Preis geht damit schonmal an die China-Optiken. Aber wie sieht es bei Qualität und Leistung aus?

Wir haben die günstigen Cine-Objektive von ZhongYi bei einigen Drehs dabei gehabt und so die Grenzen in der Praxis ausgelotet. Was wir von Euch wissen wollen: Passt ein Autofokus zu Cine-Objektiven? Hier geht es zur Umfrage.

AUSSTATTUNGDie drei Mitakons werden im gut gepolsterten Plastikkoffer geliefert, für eine Transportmöglichkeit ist also schon gesorgt. Die 35mm-Optik bekommt man allerdings nur schwer aus ihrer Aussparung, denn sie ist etwas länger als ihre beiden Kolleginnen. Abgesehen davon gleichen sich alle drei Objektive: Das Metallgehäuse ist robust und wertig verarbeitet. Auch sind die Optiken sehr kompakt und nur 600 Gramm leicht, was gerade bei der Montage auf ein Gimbal von Vorteil ist. Vorne können Filter mit 77mm-Durchmesser aufgeschraubt werden. Wie bei Cine-Optiken üblich, findet man Blenden- und Fokusring an den gleichen Stellen, was einen einfachen Umbau am Filmset erlaubt. Die Beschriftung des Fokusrings mit Abständen in Zoll kann gewöhnungsbedürftig sein, ist aber im Kino-Bereich üblich.

ZhongYi Abmessungen

Wie bei Cine-Optiken üblich, sind bei allen drei ZhongYis die Fokus- und Blendenringe an der gleichen Stelle. Das ermöglicht einfachen Wechsel während des Drehs.

Nicht ganz einheitlich sind die Drehwinkel für Fokus und Blende bei den drei Mitakons: Die 35mm-Optik verfügt über einen Drehwinkel von 161° für den Fokus und 64° für die Blende, die 25mm-Version hat mit 151° und 60° den kürzesten, das 17mm-Objektiv mit 176° und 75° den längsten Regelweg. Bei der Naheinstellgrenze liegen die drei mit 35 respektive 25 und 30 Zentimetern wieder näher beieinander, mit einer Blende von T1 bis T16 wieder vollends gleichauf. Selbstverständlich ist die Blende nicht gerastert und stufenlos verstellbar. Wir testeten das ZhongYi-Set sowohl auf dem Stativ, als auch mobil auf dem Gimbal – selbstverständlich bei echten Dreheinsätzen.

ZhongYi Lieferumfang

Die Objektive kommen im gut gepolsterten Koffer. Das ganze Set kostet im Handel zum Testzeitpunkt gerade einmal 1100 Euro. Das DJI Ronin RS3 mit LiDAR-Sensor gehört natürlich nicht dazu – aber auch auf dem Gimbal haben wir die Optiken betrieben.


PRAXISDank ihrer kompakten Maße lassen sich die Objektive sehr entspannt mitsamt GH6 auf dem Gimbal montieren und ausbalancieren, auch mit angebautem LiDAR-System. Die Brennweiten mit 17 beziehungsweise 25 und 35mm-Brennweite mögen auf den ersten Blick etwas verwirrend anmuten; ZhongYi hat diese Maße aber bewusst gewählt. Denn im Vergleich mit Vollformat-Kameras liefern MFT-Kameras bei gleicher Brennweite nur einen halb so weiten Blickwinkel. Das Äquivalent für die drei ZhongYis im Kleinbild-Format wären also Objektive mit 35, 50 und 70 Millimeter Brennweite. Damit decken die Mitakons Normal- und leichte Telebrennweiten ab, einzig der Weitwinkelbereich wird mit dem 17mm-Objektiv nur dürftig bedient.

ZhongYi 35mm Bokeh web

Die Mitakons verfügen über acht (17mm) oder neun (25mm und 35mm) Blendenlamellen. Das Bokeh ist jedoch immer hart und eckig.

Ein weiteres Problem von MFT-Kameras ist ihre geringere Tiefenunschärfe bei gleicher Brennweite im Vergleich zu Vollformat- oder APS-C-Kameras, denn der Kundenwunsch nach Bildern mit „Kino-Look“, also eben geringe Schärfentiefe, ist längst Alltag. Mit den drei Objektiven konnten wir aber auch an der GH6 Bilder mit einem hübschen, unscharfen Hintergrund erzielen – dank T1.0 als Offenblende. Wobei uns das Bokeh nicht überzeugte, denn trotz neun Blendenlamellen (acht beim 17mm-Objektiv) werden Lichtquellen in der Unschärfe neun- respektive achteckig und mit klaren Kanten dargestellt.

ZhongYi 25mm Fokusatmen web

Bei dem 25- sowie dem 35mm-Objektiv tritt ein starkes Fokusatmen auf. Die 17mm-Variante verhält sich hingegen ruhig.


Auch sollte man aufpassen, dass die Lichtquellen nicht direkt in die Linse strahlen, denn alle drei Mitakons neigen zu drastischem Lens Flare. Gerade bei Offenblende tritt schnell ein extrem großer matter Lens Flare auf, was wenig elegant sondern nur störend aussieht. Während Nachtaufnahmen strahlte das Licht einer nahen Straßenlaterne wie eine Sonnenkorona in die äußeren Bildbereiche, je nach Winkel traten zudem deutliche Flecken auf. Bei vorbeifahrenden Autos ist die Korona zwar weg, die Flecken blieben aber. Eine Matte-Box sollte also auf jeden Fall mit eingeplant werden. Zudem muss man mit einem deutlichen Fokusatmen beim 25- und 35mm-Objektiv leben. Beim 17mm-Mitakon konnten wir hingegen nahezu kein Fokusatmen auszumachen.

FAZIT

Jonas Schupp VIDEOAKTIV AutorNatürlich kann man an ein Cine-Set für weniger als 1500 Euro nicht dieselben Ansprüche stellen als an eine Linse für über 4000 Euro. Die ZhongYi-Optiken haben dementsprechend auch mit starkem Lens Flare, eckigem Bokeh und - bei den längeren Brennweiten - mit deutlichem Fokusatmen zu kämpfen. Ist man sich dessen bewusst, finden die Linsen aber ihre Berechtigung am Filmset: Denn mit T1.0 sind sie nicht nur sehr lichtstark, sondern ermöglichen eine schicke Unschärfe auch an kleinen und engen Drehorten. Wir haben sie in erster Linie dann eingesetzt, wenn bei einem klar geplanten Lichtset keine Kamerabewegung nötig war. So zum Beispiel in zwei Gastronomie-Küchen, bei denen wir nur einmal die Schärfe einstellen mussten. Das Resultat waren harmonische Bilder mit schöner Unschärfe – und das mit einer MFT-Kamera. Mehr zu Cine-Objektiven für alle Anschlüsse und Budgets erfahrt ihr unter anderem in unseren Artikeln zur Sigma High Speed Zoom Line und der High Speed Prime Line sowie bei unserem Test der Irix 30mm-Optik.+ Lichtstärke+ kompakt und leicht- starker Lens-Flare- eckiges Bokeh

ZhongYi 17mm Lens Flare 1 web

Mit einer Offenblende von T1.0 sind die Objektive sehr lichtstark. Leider tritt aber auch ein sehr starkes Lens Flare auf.

ZhongYi 17mm Lens Flare 2 web

Bei etwas geschlossener Blende und nur seitlichem Lichteinfall ist der Lens Flare immer noch deutlich vorhanden, aber wesentlich angenehmer.

ZhongYi 17mm Unschaerfe web

Ihre Stärken spielen die Mitakons in engen Drehorten aus. Dank T1.0 sind auch mit MFT-Kameras Bilder mit geringer Tiefenschärfe realisierbar.

Autoren: Jonas Schupp / Bilder: Joachim Sauer, Jonas Schupp MEDIENBUREAU

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