Praxistest: Drei Kamera-Gimbals von FeiyuTech, Manfrotto und Zhiyun
Im Test:FeiyuTech AK 4500, 749 EuroManfrotto MVG460, 885 EuroZhiyun Crane S2, 559 Euro
Natürlich haben wir uns schon längst an die Aufnahmen mit Gimbals gewöhnt, denn genaugenommen ist die Bildberuhigung schon seit Jahrzehnten ein Thema. Der große Unterschied: Früher hat man für ein Steadycam-System tief in die Tasche greifen müssen. Und bis man das bekannte Bildberuhigungssystem dann beherrscht hat, war reichlich Körpereinsatz und Übung nötig. Alles Geschichte: Dank dreier Motoren beruhigen die Gimbals vollautomatisch, so dass sie inzwischen tatsächlich sehr leicht einsetzbar sind. Einzig der Aufbau erfordert etwas Fachwissen, denn damit die Motoren nicht so viel arbeiten müssen, muss auch hier die Kamera ausbalanciert werden. Je schwerer die Kamera, desto wichtiger ist es diese gut auszumitteln, denn sonst müssen die Motoren gegen die Schwerkraft anarbeiten. Mit der anschließende Kalibrierung ermittelt das Gimbal deshalb wie schwer die Kamera ist, damit es mittels Motorenkraft möglichst sanft den Rucklern im Bild entgegenwirken kann. Getestet haben wir das Manfrotto MVG460 und das baugleiche FeiyuTech AK 4500 gegen das Gimbal von Zhiyun Crane S2.
Im Video zeigen wir neben den Test-Gimbals auch die Gimbal-Verlängerung GimBoom von Manfrotto. In erster Linie ist das GimBoom als Verlängerung für das Gimbal gedacht und bringt die Kamera, je nach Körpergröße, auf bis knappe drei Meter. Lässt sich das Gimbal fernsteuern, wird es zum exakt ausrichtbaren Kamerakopf. Den großen Test liest man in der kommenden VIDEOAKTIV 4/2021.
Das Ausbalancieren des Zhiyun ist etwas aufwändiger, da die Verschiebesysteme etwas hakeliger sind.
FeiyuTech AK 4500/Manfrotto MVG 460Die Firma FeiyuTech ist kein Neuling im Gimbal-Markt und baut ein Gimbal, mit dem man ganz verschiedene Anwendungsszenarien abdeckt. So hält man es entweder klassisch vor sich her oder nach unten hängend. Dass FeiyuTech mit dem AK 4500 auf professionelle Anwender zielt, merkt man am Hand-Controller, der sich sowohl unterhalb der Drehachse montieren lässt, als auch getrennt vom Gimbal einsetzbar ist. Das hat wohl auch Manfrotto überzeugt, die das Gimbal, mal abgesehen vom Umlabeln auf den eigenen Namen, unverändert übernommen haben. Wir hatten beide Modelle in der Redaktion und konnten ansonsten keinerlei Unterschiede ausmachen. Im Test-Set war der Follow-Fokus Server AKF2 schon mit enthalten, der via Kabel mit dem Gimbal verbunden wird.
Das Drehrad an der Fernsteuerung lässt sich feinfühlig steuern – allerdings ist uns bei schnellen Fokusverlagerungen der Nachlauf zu lang, so dass man meist über denn gewünschten Schärfepunkt hinaus fokussiert. Wer etwas tiefer in das Gimbal Menü einsteigt, findet jedoch die Option den Anfangs- und Endpunkt der Schärfeverlagerung zu definieren und mit einer vorwählbaren Zeit ablaufen zu lassen. So kann sich die Person hinter der Kamera auf die Bildführung konzentrieren. Theoretisch lässt sich mit den Tasten des Gimbals die Kamera steuern, doch im Test klappte das weder mit den Panasonic-Modellen, noch mit der Sony FX 3. Ansonsten ist die Bedienung aber weitgehend intuitiv. In Sachen Ergonomie muss man FeijuTech/Manfrotto bescheinigen, dass der hintere Griff ein echter Zugewinn ist. Zudem liefert der Hersteller ein Verlängerungsrohr mit, das sich unten anschrauben lässt. Gerade im Zusammenspiel mit hohen Equipmentgewichten ist die bessere Hebelwirkung wirklich gut. Wir haben auf dem AK 4500/MVG460 die Panasonic S1 H zusammen mit der Meike FF Prime 50 mm getestet.Plus/Minus+ Griff mit Fokusfernsteuerung+ Griffverlängerung+ Follow Fokus im Lieferumfang- Im Test keine Kamera steuerbar
Die Funktion des seitlichen Stellrads lässt sich beim FeiyuTech/Manfrotto-Gimbal leichter während der Arbeit verstellen.
Zhiyun Crane S2Gegen das Gimbal von Feiyu Tech wirkt das Crane S2 schon fast filigran – allerdings ist es genauso auf wirklich hohe, genau genommen sogar höhere, Equipmentgewichte ausgelegt. Lästig und gleichzeitig unsinnig ist, dass man sich vor der Benutzung erst auf der Website registrieren muss. Die Kalibrierung des Equipments ist schnell passiert, auch wenn die Verschiebesysteme der Achsen deutlich weniger sanft laufen, als bei Feiyutech. Zudem ist die Kameraplatte hier nicht eine Schnellkupplung, sondern Teil des Balance-Systems. Wer die Kamera zum Akkutausch entnimmt, muss also neu nach der Balance suchen und besser neu kalibrieren. Auch hier lässt sich die Kalibrierung im Menü gut finden, braucht aber deutlich länger. Mit dem Crane 2 hatten wir dafür keine Probleme die verschiedenen Kameras anzusteuern. Bedingung ist allerdings immer, dass die Kamera an ist, bevor man das Gimbal einschaltet. Wer sich daran hält, kann über das Gimbal-Menü nicht nur die Aufnahme starten und stoppen, sondern auch auf die ISO-Empfindlichkeit, die Blende und die Belichtungskorrektur zugreifen.
Bei Zhiyun muss man die Kamera immer mit dem Justierschlitten entnehmen, so dass nach dem Akkuwechseln erst einmal eine Neujustage nötig wird.
Außerdem lässt sich so der Fokus setzen. Mit etwas Übung kann man so auch während der Aufnahme sanft die Belichtung anpassen. Da die App die Blende in 0,1er-Schritten steuert ,sind die Stufen in den Aufnahmen höchstens dann auszumachen, wenn man weiß, dass hier nachgeregelt wurde. Zhiyun liefert keine Verlängerung des Gimbals an, dabei wäre das bei höheren Kameragewichten auch sinnvoll. Wir haben immer das kleine Dreibein unten angeschraubt gelassen, denn so hat man das Gimbal schneller wieder abgestellt und die Beine waren unsere Verlängerung. Allerdings muss man sagen, dass so nochmal einige Gramm zusätzlich dazukommen. Das Gewicht der Gimbals mitsamt der Kamera kann bei rund 8,5 Kilogramm liegen – das hält man nicht ewig durch. Wir hatten in den meisten Praxiseinsätzen mit der GH 5 S ein „Kampfgewicht“ von knapp über drei Kilogramm und schon das spürt man nach mehreren Stunden Dreheinsatz deutlich in den (durchaus gut trainierten) Knochen.Plus/Minus+ leicht bessere Bildberuhigung+ besserer Einfluss im Follow-Modus auf Ausrichtung+ höhere Equipmentgewichte möglich- erste Verschleißerscheinungen
In der Praxis hat sich die GH5 S als vergleichsweise leichte Kamera auf den Gimbals bewährt. Durch den MicroFourThird-Sensor macht sie zwar keine so schöne Unschärfe, ist dafür aber zuverlässig bei der Schärfe.
GesamtfazitDas sind ohne Frage drei gute Gimbals, die im semiprofessionellen und professionellen Bereich für gute Ergebnisse sorgen. Beim Aufbau hat das Duo Feiyutech/Manfrotto die Nase vorn. Bei der Bedienung ist das Menü ebenfalls einfacher. Klarer Pluspunkt ist zudem die Fernsteuerung. Bei der Bildberuhigung sehen wir dagegen das Zhiyun in Führung. Sein Pluspunkt ist zudem die Möglichkeit mit leichtem Dreh am Griff sehr sanft den Bildausschnitt beeinflussen zu können. Der Haken für Profis könnten die gelegentlichen Aussetzer sein, die wir auch im Video thematisieren und zeigen. An einem Drehtag kommt das vielleicht einmal und nur ganz selten ein zweites Mal vor. Dennoch: Wer es sich beim Dreh nicht erlauben kann, einfach noch mal von vorne anfangen zu müssen, muss sich also woanders umschauen.
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