Test: Panasonic Lumix DMC-GH 1
Lumix GH1: Unser Europa-Testmodell im Goldgewand wird in Deutschland nur in rot und schwarz zu haben sein.
Wechseloptik: Das 14-140mm Set-Objektiv deckt einen Brennweitenbereich von 28 bis 280mm ab. Das ist für Camcorder Weitwinkelrekord.
Die Kamera kam mit einem 14-140mm 10fach-Objektiv, was beim 4/3-Bildformat exakt einer Halbierung des Kleinbild-Formates entspricht, somit einer Verdoppelung der Brennweite bedeutet: also 28-280mm. Die Lichtstärke ist mit 4 – 5,8 für ein Fotokamera-Objektiv nicht eben berauschend, doch dafür ist es extra auf Videoanwendungen konzipiert, da es einen unhörbaren Autofokus hat und einen besonders sanften Zoomauszug. Für Kamera und Objektiv verlangt Panasonic 1500 Euro. Weitere videogeeignete Objektive sollen folgen. Für den stolzen Preis gibt es dann aber auch die handlichste Wechselobjektivcam mit 12 Megapixel auf dem Markt – mit dem hochauflösendsten Display und dem besten Elektrosucher mit 1,44 Megapixeln. Handling Man nimmt die Kamera am besten wie eine SLR um das Gewicht zwischen Einstellhand und Führungshand zu verteilen. Dann drückt man hinten mit dem Daumen der rechten Hand den Filmauslöser statt oben den Fotoauslöser und die Aufnahme startet. Die Kamera fokussiert automatisch oder manuell, automatisch allerdings sehr langsam, während die Autoblende recht zügig funktioniert – ähnlich schnell wie beim Camcorder. Das heißt, man müsste beim Verlagern des Fokusses während der Aufnahme am manuellen Ring der Kamera drehen. Das müsste man auch, um zu zoomen, denn eine Zoomwippe ist nicht integriert. Diese Ringe sind nicht auf die Filmerei optimiert und nicht während der Aufnahme aus der Hand ruckfrei zu positionieren. Schon deshalb nicht, weil ein Teil des Gewichtes eben von der Einstellhand abgefangen werden muss. Es ist für anspruchsvollere Aufgaben also unabdingbar, vom Stativ zu arbeiten – trotz des optischen Bildstabilisators im Objektiv. Als Fokussierhilfe für den Full-HD-Modus gibt es eine Bildvergrößerung, mit der das Scharfstellen auch zuverlässig gelingt – allerdings steht diese Vergrößerung so lange, dass sie das Einstellen des Motivausschnittes behindert. Druck auf Auslöser oder Set-Taste läßt die Vergrößerung verschwinden. Denoch ist Disziplin gefragt: Erst den Auschnitt einstellen und danach Fokussieren.
Video+AVCHD-Datei zur Panasonic Lumix DMC-GH 1 finden Sie hier. Das Testvideo finden Sie hier: Testvideo: Panasonic Lumix DMC-GH 1 Regelbereich: Der rote Knopf hinten ist der eigenhtliche Filmauslöser. Wird oben am Modus Rad der M-Filmer-Modus gewählt, geht es aber auch per Hauptauslöser.
Klappt: Durch das drehbare Display ergibt sich in der reinen Bildkontrolle kein Unterschied zu üblichen Camcordern der AVCHD-Liga.
Hinter dem Panasonic/Olympus Bayonett, für das es über 20 Linsen gibt, sitzt der große 4/3-Zoll Bildaufnahmechip.
Filmer finden auf dem Modus-Rad eine "manuell Filmer"-Funktion. Wird sie aktiviert stehen echte manuelle Blenden und Zeit Einstellung oder wahlweise Blenden- oder Zeitpriorität auch während der Filmaufnahme zur Verfügung. Zur Einstellung ist das Push-Dial-Rendelrad mit dem Zeigefinger zu drehen und zu drücken. Dabei übertragen sich Einstellraster-Geräusche aufs eingebaute Stereomikrofon. Alternativ kann mittels Quick-Mode-Taste eine Direktbedienung auf dem Bildschirm aktiviert werden. Die Anzeigen für Empfindlichkeit, Zeit, Blende, und allerlei andere wichtigen Funktionen leuchten mit Dreh am Rad gelb auf und können dann über ein Aufklappmenü unmittelbar eingestellt werden. Unsere Meinung: Grundsätzlich ist das eine tolle, schnelle, übersichtliche Möglichkeit zur manuellen Bedienung, die alle Touchscreens und ähnliche Bedienkonzepte üblicher Camcorder in den Schatten stellt. AE/AF-Lock, die praktische Fixiertaste für Belichtung und/oder Fokus ist während des Filmens nicht aktivierbar – aber bereits vorher. Damit lassen sich Blendenfehler oder unkontrolliertes Scharfstellen auch ohne manuelle Justage auf einfache Weise vermeiden. Auch diese Taste wünschte man sich an Camcordern ebenfalls. Bei Video-Profiobjektiven ist die Fokus- und Iris-Lock-Taste hingegen integriert. Wird der Filmermodus aktiviert, dann ist auch der Hauptauslöser für die Filmaufnahme reserviert und korrigiert bei leichtem Druck die Schärfe. Der resultierende Schärfesprung kann manche Aufnahme zunichte machen. Den Filmlook beeinflusst der Kameramann, indem er nach Druck auf die Filmmode-Taste Schärfe, Farbe, Rauschunterdrückung oder Kontrast nachstellt. Zwei Presets kann er selbst abspeichern. Auch die Empfindlichkeit in ISO-Stufen ist vorwählbar - und sogar limitierbar. Bildqualität Aus der Hand schießen macht nur Sinn, wenn der hervorragende Bildstabilisator im Objektiv in Aktion tritt, dann aber können selbst Aufnahmen bei 280mm Brennweite relativ ruhig gehalten werden. Typische HD-Camcorder haben weitaus mehr Telewirkung aber das 28mm Weitwinkel der GH1 ist eine Klasse für sich. Bei Schwenks macht die Kamera einen Progressive-Shutter Effekt, der von den 25 Bildern pro Sekunde herrührt, den die Kamera aus dem Bildspeicher ausliest. Die Bilder wirken auch sehr kinoähnlich, obwohl die Kamera Datenfiles mit 50 Bildern interlaced ausgibt. Wir filmten im FHD, dem besten von vier möglichen Modi mit einer Datenrate von 17Mbit/s. Kinoartig wirkt vor allem die fein abgestufte Farbwiedergabe und die hohe Plastizität des Bildes. Die knapp 14Megapixel des Chips werden zur Film-Aufzeichnung auf 2 Mega-zusammengefasst.
Video+AVCHD-Datei zur Panasonic Lumix DMC-GH 1 finden Sie hier. Das Testvideo finden Sie hier: Testvideo: Panasonic Lumix DMC-GH 1 Darum gehts: Durch kleine Schärfebereiche wie beim Film, kann der Filmer....
... die Aufmerksamkeit seinesPublikums bewusster lenken. (Bl:5,6/ISO100)
Anschlüsse: Ein Mini HDMI-Anschluss schafft Digitalverbindung zum TV, analog geht es mit der daneben liegenden AV-Kombibuchse. Darunter der Mikrofonanschluss für Aufsteckmikros.
Das Resultat kann sich sehen lassen: Der Kontrastbereich ist höher als bei Camcordern, das heißt, es gibt eine feinere und breitere Stufung zwischen Unter- und Überbelichtung, was viel zum guten Gesamteindruck beiträgt. Bei Schwachlicht (30Lux) zeigt sich viel fixed pattern noise, also ein Grundmuster aus senkrechten Strukturen, das wie ein festes Rauschgitter über dem Bild liegt. In unserer doch recht dämmrigen Innenraum Szene (um 100 Jux) stört es kaum, das Bild ist besser ist als das vieler Camcorder, aber wenn es weiter bergab Richtung 30 Lux-Kerzenlicht geht, sind die Camcorder deutlich im Vorteil. Der automatische Weißabgleich funktioniert schneller als bei manchem Camcorder. Die Grundstimmung der Kameras ist warm, der Farbraum im Rotbereich wird auf Video-Einheitsbrei heruntergekocht – da können gute Camcorder mehr. Allerdings ist die Farbauflösung sehr hoch. So exakt abgegrenzte rot/grün-Kanten sahen die Tester bei Konsumercamcordern bisher nicht. Am Schluss die Antwort auf die Gretchenfrage Wie gut schafft es der Prozessor, die Datenflut des Riesen- Aufnahmechips in Live-AVCHD zu wandeln: Ja, es gibt sie Klötzchenartefakte und Nein, sie fallen in aller Regel nicht störend auf, da Sie gerade in den unscharfen Bereichen des Bildes liegen, die dank kleiner Schärfentiefe häufig vorkommen. Viel Bewegung mit der Kamera oder viel Bewegung im Bild überforderte den Algorithmus bisweilen. der Kompressionsalgorithmus ist allerdings sehr clever programmiert: Er versoßt feine Strukturen zu MPEG-Brei, aber nur in ganz bestimmten Frequenzbereichen, so dass die sehr feinen Strukturen vorhanden bleiben. In eintönigen Strukturen rechnet der Codec dann aber schon Details heraus. Fließendes Wasser oder der sprudelnde Brunnen in unserer Testaufnahme stellten jedoch keine Herausforderung dar. Bei erhöhter ISO-Zahl läßt sich hervorragend mit der Tiefenschärfe spielen, zumal die Blende manuell in 1/3 LW-Stufen einstellbar ist. Das ist ein neues Erlebnis für Hobbyfilmer – die allerdings mit 1550 Euro Preisempfehlung exakt so tief in die Tasche greifen müssen wie bei Full HD-Spitzencamcordern. Wiedergabe Aus der Kamera per HDMI verkabelte TVs zeigen Bilder wie Videos fast nahtlos in buntem Wechsel hintereinander an – auf Wunsch mit Musik unterlegt, statt mit dem Mikrofonton, der durchaus verständliche Sprachaufnahmen liefert. Am Ende von Videosequenzen entsteht eine kleine Pause. Videos und Bilder haben die gleiche Auflösung – selbst am besten TV. Das ist ein originelles Erlebnis, wenn im Standbild nicht unterscheidbar ist, ob es sich um Foto oder Video handelt. Die Verwendung eines TV als Abspielgerät lohnt jedoch nur, wenn es sich um einen Full-HD-Monitor mit HDMI-Anschluss handelt. Über die normale AV-Verbindung wirken Fotos wie Video etwas armselig. Erst moderne Präsentationstechnik macht die Ergebnisse zur Augenweide. Die Wiedergabe aus dem Photoapparat läuft reibungslos, allerdings gab es bei ein paar Files kleine Aussetzer. Das könnte daran liegen, dass eine Klasse 4 SDHC-Card zum Einsatz kam, die Panasonic selbst für den Einsatz mit AVCHD-Video lizenziert hat. Doch in der Bedienanleitung wird explizit Klasse 6 empfohlen. Egal welche Karte, größer als 2 GB oder länger als 15 Minuten in Full HDQualität, dürfen die Aufzeichnungsfiles nicht werden. Wermutstropfen: Es gibt keinen Live-Ausgang weder über HDMI noch über den AV-Stecker. Fazit Tolle Bilder, tolle Farben, ruckelige Schwenks, lahmer Autofokus, Rauschen bei Schwachlicht. Wer bereit ist, vom Stativ zu filmen, und vor dem Auslösen sehr genau seine Szene zu überlegen, wird mit dieser Fotoapparat- Videofunktion viel Spaß haben. Die Messwerte und Tipps zur Nachbearbeitung der Files finden Sie wie immer in unserer Zeitschrift VIDEOAKTIV DIGITAL. Sie zeigen Ihnen direkt nach unserem unbestechlichen Messverfahren die Qualität im Vergleich mit anderen filmenden Fotoapparaten und mit Videocams (ab. 14 Juli 2009 im Handel). (mb)
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