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Test: Sony AX100 - Handhabung, Bild und Ton

Der AX 100 ist der erste echte Amateur-4K-Camcorder. Er könnte die Filmerwelt verändern – und manches Profimodell ausstechen. Wieso? Na, lesen Sie mal! Nur die schnellsten SD-Speicherkärtchen nimmt der AX 100 an – und dann auch erst ab 32 Gigabyte Kapazität. Sonst verweigert er den Dienst. Doch sind diese Karten immer noch günstiger als die XQD-Karten anderer 4K-Modelle.


 

Ausstattung und Bedienung

Sonst verweigert er den Dienst. Doch sind diese Karten immer noch günstiger als die XQD-Karten anderer 4KModelle. Und da er auch für 4K-Aufnahmen „nur“ ein halbes Gigabyte pro Minute braucht, reicht das Kärtchen fast für eine Stunde. Der schnelle Prozessor schafft es dennoch, parallel zu den HD-Aufnahmen noch kleine Dateien in MP4 mit aufzuzeichnen, in 4K geht ihm da aber die Luft aus.

Doch diese Übertragungsfunktion über Wi-Fi, egal ob zum Fernseher oder zur Fernsteuer-App im Smartphone, gehört für gestandene Filmer zur Kür. Wichtiger ist, dass eine eigene Fernbedienung beiliegt, und dass sich der Camcorder gut bedienen lässt. Letzteres ist beim AX 100 ein Genuss: Der Camcorder kann dank Ein-Zoll-Sensor mit Schärfentiefe spielen, und deshalb schalte ich bei Handdreh den Stabilisator auf Aktiv-Modus und den dreistufigen Graufilter auf der Rückseite so hoch wie möglich. Das öffnet die Blende, und der Hintergrund verschwimmt in prächtiger Unschärfe – wenn ich nicht zu weitwinklig drehe, denn bei 29-Millimeter-Maximalwinkel ist viel Raum, aber kein Platz für Unschärfe. Damit es funktioniert, stelle ich den ersten der drei Knöpfe an der Seite auf eine Belichtungszeit von 1/50 ein. Dann nehme ich den zweiten, drücke und drehe an der gleichen Rolle, die ungeschickt hinter dem offenen Display sitzt, bis die Blende den kleinstmöglichen Wert hat, ohne dass das Bild dunkler wird.

soyn ax100 hand-web So einfach kann manuelles Bedienen sein: Die Tasten für Blende (Iris), Empfindlichkeit (Gain) und Belichtungszeit (Shutter) an der Leiste unterhalb des Displays einzeln oder zusammen aktivieren und den gewünschten Wert einstellen. soyn ax100 side web Der ambitionierte Filmer steckt lieber ein eigenes USB-Kabel an, als das bruchgefährdete Kabelschwänzchen zu tolerieren

Dann aktiviere ich Knopf drei – die Blende, denn mit ihr will ich feinstufig die Belichtung motivabhängig nachregeln, wenn ich muss.Nun habe ich alle drei Parameter kreativen Filmens ohne großen Aufwand manualisiert. Die Schärfe stelle ich mit dem großen Objektivring ein, der exakt genug folgt, um Schärfeverlagerungen zu fahren. Ich schalte noch die rote Kantenahebung ein, und schon bediene ich den AX 100 wie ein Profi – fast zumindest. Wird mir das Händische zu komplex, drücke ich die Programmtaste hinter dem Display und habe wieder Vollautomatik. Drücke ich auf „Manuell“, erhalte ich eine Belichtungsautomatik, abhängig von der am Rad eingestellten Verstärkung. Warum beschreibe ich das so ausführlich? Weil es in den letzten Jahren keinen Consumer-Camcorder gab, der sich so gut manuell bedienen ließ. Und weil mein Kollege Hans Ernst über die Features der Kamera schon auf Seite 12 berichtet. Da erkunde ich doch die Bedienung weiter und freue mich über die Möglichkeit, die Belichtung wie geschildert samt Weißabgleich auch über den gut auflösenden OLED-Sucher blind bedienen zu können. Ein frei belegbarer Knopf wäre dennoch nicht schlecht gewesen, etwa für Stabilisator oder die Aufnahme-Rückschau.


Bild und Ton

Der Bildwinkel bleibt bei 4K und AVCHD gleich. Kleiner wird er, wenn der aktive Bildstabilisator arbeitet, der sich regelrecht ins Bild krallt. Der Standard-Stabi macht seine Arbeit aber auch nicht schlecht, ohne Winkelbeschnitt oder Nachziehen am Schwenkende.

Das Bildwunder begann im Kerzenlicht- Ambiente: Dort sah ich bei Full-HD zwar nicht das hellste Bild aller Zeiten (das machen Profi-Modelle wie Canon C300 oder Sony PMW-400), aber ein dem Augenschein entsprechendes Bild mit etwas Farbrauschen bei sehr realistischer Farbwiedergabe. Dieses Rauschen verschwand nach dem Umschalten auf 4K fast völlig. So ein nahezu rauschfreies 20-Lux-Szenario hatten wir noch nie! Das zeigt einmal mehr, dass es sich lohnt, 4K-Aufnahmen am Full-HD-TV anzuschauen, zumal auch die Bildschärfe bei Schwachlicht sehr hoch war.

soyn ax100 ansch1 web Dank der Vergrößerungstaste (1) gelingt die Schärfe-Bildkontrolle. Nur eine Miniklinken-Stereobuchse steht für Mikrofone zur Verfügung (2). Für den Multi-Anschluss gibt es Verbindungen zu PC, Festplatte, AV-Analogausgang oder Fernbedienung (3). soyn ax100 ansch2 web Knopf drücken, am Ring drehen und einfach manuell fokussieren (1). Diese Taste schirmt das Mikrofon gegen die Stimme des Kameramanns ab (2). Der AX 100 braucht schnelle Klasse-10-Speicherkarten mit Klasse-1 Schreibgeschwindigkeit und 32 Gigabyte Kapazität (3). Der HDMI-Anschluss ist kleiner als die Kopfhörerbuchse (4).

Die Lowlux-Funktion zur weiteren Verstärkung gibt es überdies. Sie brachte etwas mehr Kontrast, ohne das Rauschen zu mehren. Bei Indoor war auch bei AVCHD in Full- HD-Wiedergabe mit 50p das Rauschen vorbei, und die Bilder standen besser als etwa bei einem Z 100 in hellem Tageslicht. Auch die Bildschärfe überzeugte, so dass bei Tageslicht nur noch der brillante Kontrast mehr Details aus dem Bild holte. Hut ab vor Sonys Ein-Zoll-Sensor mit 20 Megapixeln, der (das war nach Betrachtung der Szenen aus dem filmenden Fotoapparat RX 10 bereits zu spüren) ein epochaler Wurf ist.

Übrigens war der Unterschied zwischen der klassischen 50i- und der 50p-Aufzeichnung in AVCHD nur marginal. Die Unschärfe bei Kanten in Schwenks war in AVCHD bereits gering und nahm bei Aufnahmen, die im datenfressenden XAVC S entstanden, nochmals leicht ab. Die 18-fach-Optik (12-fach optisch, 18-fach per ClearZoom) kann bis weit in den Telebereich hinein auf wenige Zentimeter vor der Linse scharf stellen und so immense Makroaufnahmen abbilden – die formatfüllende Biene etwa.

(mb)

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