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Schnitt-Workshop III: Ton, Filmabspann und Filmexport

Die Sinne fürs Sehen zu schärfen – darum geht es auch im dritten Teil unseres Workshops. Wir erklären das Synchronsetzen von Bild- und Ton, die Tonmischung und gehen auf den passenden Abspann des Films ein. Eher technisch wird es dann beim richtigen Export des Ergebnisses; wobei die Grundregeln auch hier für alle Schnittprogramme zutreffen.


 

Wenn sich ein Filmprojekt dem Ende nähert, wird es oft etwas zäh. Man erlahmt an der vielen Detailarbeit. Dabei kommt es gerade jetzt drauf an: Mit der richtigen Tonbearbeitung am Schluss kann man oft mehr Eindruck schinden als mit der Farbstimmung, wie wir sie in Ausgabe 1/2013 erklärt haben. Der Ton muss passen und synchron zum Bild laufen, denn das Ohr verzeiht weniger als das Auge. Bereits einen Bild-/Tonversatz von drei Bildern nimmt jeder Zuschauer wahr und verliert schnell die Lust. Gleichzeitig kann die richtige Tonkulisse die Stimmung weit stärker anheizen als nackte Bilder.

Nach der Tonmischung geht der dritte Teil unseres Schnittworkshops auf den Abspann ein. Denn auch am Ende des Films gibt es Regeln, die man beachten sollte. Und schließlich erklären wir, worauf es beim Export Ihres ersten Projekts ankommt.

Als Schnittsoftware für den Workshop nutzten wir den CyberLink PowerDirector 11 Ultra, weil der eine hohe Funktionialität mit einsteigerfreundlicher Bedienung vereint. Nichtsdestotrotz lassen sich die hier beschriebenen grundlegenden Erklärungen auch mit jeder anderen Schnittsoftware umsetzen, denn in erster Linie geht es ja um die Kreativität.

Bild-/Ton-Versatz

Auch wenn das jetzt komisch klingt: Beim Schneiden des Bildmaterials muss der Cutter immer den Ton im Auge behalten. Gerade beim szenischen Arbeiten muss er bei Bewegungen nicht nur aufs Bild achten: Hat etwa der Schauspieler in einer der Einstellungen schon in der Bewegung gesprochen, bleibt aber in der Folgeszene noch stumm, hat man ein Problem: der Tonanschluss fehlt! Professionelle Filmproduktionen kennen deshalb die Stelle des Continuity, der bei den Dreharbeiten auf die passenden Anschlüsse achtet. Merkt man den Fehler erst beim Schnitt, heißt es flicken.

Eine Option: Man behilft sich mit einem Toneffekt. In unserer Szene etwa mit überlautem Wassergeräusch oder dem Schaben des Eisverkäufers im Eis. So hört man den Ton einer Nahaufnahme und kann den Dialog leichter unterbrechen. Dafür sollte man den Ton der folgenden Szene schon in die vorherige vorziehen, denn eine Überlappung in die Vorszene kündigt etwas an, während nachhängender Ton meist als Fehler wahrgenommen wird. Außerdem sollte man die Handlung bewusst verkürzen. Demzufolge schneidet man erst die Audio-Spur, sprich den Dialog, passend, damit dort keine unschönen Pausen oder seltsamen Töne enthalten sind. Anschließend sucht man den jeweiligen passenden Anschluss des Videobilds, wobei man Video- und Ton-Spur logischerweise wieder voneinander trennen muss.

01 schnittworkshop 3

Damit Ton- und Bild auch über das komplette Projekt hinweg synchron laufen, kommt der Cutter bei der Schnittarbeit nicht darum herum, Video- und Audio-Spur voneinander zu trennen. Im Power Director 11 funktioniert das mit Rechtsklick auf den Clip und anschließender Wahl von „Verlinkung von Video und Audio aufheben".

 

Weitere Schnitt-Workshops:

Schnitt-Vorbereitung, Vorspann und Einstellungslänge Handlungsschnitt, Szenenumschnitt, Zwischenschnitt und Farbgebung YouTube, Vimeo und Co. optimal nutzen Mit Effekten und Titeln Blicke auf Inhalte lenken 02 schnittworkshop 3 Mittels Keyframes lässt sich auch im Power Director 11 Ultra der Ton dynamisch ein- und ausblenden. Das Gummiband hilft hier (wie in den meiste anderen Schnittprogrammen) bei der Justage und wird mittels gedrückter linker Maustaste nach oben oder unten bewegt.

Für das Vorziehen des Tons ist ein getrennter Ton- und Videoschnitt nötig – die Gruppierung von Bild und Ton muss aufgehoben werden. Das geht beim Power Director 11 Ultra über das Menü der rechten Maustaste und heißt da „Verlinkung von Video und Audio aufheben". Anschließend ist ein Klick auf eine beliebige Stelle in der Zeitleiste nötig. Erst dann lassen sich Bildund Tonspur einzeln aktivieren und die Tonspur getrennt vom Bild schneiden.

Damit die Synchronität später nicht aus Versehen verloren geht, sollten Bildund Tonspur gleich nach der Bearbeitung wieder gruppiert werden. Auch bei fortschreitenden Änderungen im Projekt vermeidet man dadurch eventuelle Asynchronitäten. Deshalb gilt grundsätzlich: Der Ton hat Priorität, denn der Mensch hört im Allgemeinen deutlich besser, als er sieht. Doppler im Gesprochenen identifiziert der Betrachter sofort, bei einer leichten inhaltlichen Überschneidung im Bild ist das Auge hingegen großzügiger.

Im Power Director 11 lässt sich hierfür gezielt von einem Bild im Clip zum nächsten wechseln. Das funktioniert anhand der Tastenkürzel „Komma" und „Punkt" auf der Tastatur oder der Schaltflächen „Vorheriges Bild" und „Nächstes Bild" unterhalb des Vorschaufensters und hilft, Tonspur und Videobild exakt abzustimmen.

Tonmischung

Ist das Bildmaterial geschnitten, ist bereits ein Großteil der Arbeit vollbracht. Spielt man den Film ab, kann man aber meist deutliche Sprünge und Lücken in der Tonatmosphäre ausmachen. Vor allem, wenn man für den eigenen Film an verschiedenen Orten, womöglich sogar innen und außen gedreht hat. Dann fällt meist nicht nur ein unterschiedlicher Lautstärkepegel auf – auch das Ambiente ist ein anderes: Das Rauschen ist mal stärker, mal schwächer.

Bei langen Einstellungen lässt sich der Ton bequem unter die ganze Szene legen. Dafür trennt man Video- und Audiospur abermals voneinander. Bei Einstellungen im Freien, ohne markanten Ton, ist es am einfachsten, die Audio-Spur komplett zu löschen. In unserem Beispielvideo kommt es etwa zu einer Verfolgungsszene zwischen dem Eismann und dem Jungen im Freien. Dort haben wir komplett auf die Tonspur der Filmschnipsel verzichtet und sie stattdessen mit einer passenden, treibenden Musik unterlegt.


Die Alternative: Man besorgt sich die passenden Töne für die Verfolgung. Wer beim Dreh jeweils eine gesonderte, deutlich längere Tonaufnahme der Umgebung macht, hat es mit der passenden Atmosphäre einfacher. Dabei ist der Straßenlärm genauso wichtig wie der Klang eines Restaurants oder die Stille einer Kirche (ja, auch die ist ein Ton). Dazu noch ein Tipp für den Dreh: Lieber immer die Kamera reichlich länger laufen lassen und Einstellungen nicht gleich mit einer Bemerkung wie „Okay" beenden. Dann hat man es im Schnitt erheblich leichter, Tonlücken zu schließen.Allerdings soll der Dialog durch die Tonatmosphäre nicht gestört werden. Die Atmo sollte also bestenfalls dezent im Hintergrund zu vernehmen sein. Die Lautstärke stellt man dabei am geschicktesten mit dem Gummiband (Rubberband) ein, das nahezu jedes Programm auf der Tonspur zeigt. Im Power Director 11 lässt sich das Gummiband mit gedrückter Maustaste nach oben (lauter) respektive nach unten (leiser) verschieben.

Für Ein- und Ausblendungen kann man auch mit Keyframes arbeiten: Dafür setzt man zu Beginn der Spur ein Keyframe, versetzt die Zeitnadel um ein paar Sekunden nach hinten und setzt erneut ein Keyframe. Das erste Keyframe kann man nun einfach nach unten ziehen. Dadurch erhält man einen sanften Ein- oder auch Ausstieg, sprich eine automatische Anhebung und Abschwächung der Lautstärke, in der Ton-Spur.

Doch auch auf die Details will geachtet sein. Geräusche, die der Zuschauer nur unterbewusst wahrnimmt, sind manchmal wichtig für das Verständnis der Handlung. Das Quietschen einer Türe beim Öffnen oder das Summen des Handys beim SMS-Empfang kann man gezielt verstärken und für den Zuschauer besser hörbar machen. Damit signalisiert man, dass diese Handlung oder dieser Bewegungsablauf ein Schlüsselmoment darstellt. Dafür kann man kurzzeitig auch die Tonatmosphäre an sich herunterregeln.

Abspann

Bei kurzen Filmen macht man auch den Abspann entsprechend flott. Der Filmtitel und die Namen der am Projekt beteiligten Personen reichen aus. Bei einem zwei- bis vierminütigen Film genügt ein sachlicher, einfacher Abspann, der im Idealfall mit dem Titel in Einklang steht. Auf zu verspielte Produktionen sollte man (wie schon im Vorspann – siehe Ausgabe 6/2012) verzichten. Für unser Beispielprojekt nutzten wir einen einfachen Rolltitel auf schwarzem Grund und färbten die Buchstaben wie im Vorspann leicht gelblich ein. Auch den Schrifttyp wählten wir gleich, da es doch sehr befremdlich wirkt, wenn Intro und Extro des Films auf zwei unterschiedliche Schrifttypen setzen.

Moderne Schnittprogramme bieten in der Regel aber mehr als genug Vorlagen, mit denen der Einsteiger gut arbeiten kann. Im Power Director 11 Ultra wird der Neuling über die „Titelraum"-Schaltfläche der linken Navigationsleiste fündig – oder er drückt alternativ die F7-Taste. Dort lassen sich viele verschiedene Vorlagen auswählen, die man dann im Titeleditor den eigenen Vorstellungen anpassen kann. Wichtig dabei: Die Schriftgröße ausreichend groß wählen, damit der Zuschauer sie auch lesen kann. Deshalb sollte der Schriftzug nicht zu schnell oder zu langsam rollen. Auch auf eine Schrift mit Serifen sollte man im Abspann besser verzichten: Die Schriftcharakteristika sind zwar markant, aber meist dünn und können je nach gewähltem Exportformat auf dem Bildschirm flimmern. Das strengt das Auge an und ist kein krönender Abschluss für das eigene Projekt.

Überprüfen lässt sich das am besten mit der Vollbild-Vorschau-Funktion der Schnittsoftware. Dort sieht man am ehesten, wie die Schrift wirkt, und kann einschätzen, ob die Lesbarkeit garantiert ist. Optimal wäre natürlich der Fernseher als Zweitmonitor für die Vorschau.

03 schnittworkshop 3 Bei kleineren Filmprojekten wählt man auch einen kurzen Abspann. Filmtitel und Nennung der Beteiligten reichen aus. Zudem ist eine schlichte Schrift ohne Serifen in einer gut lesbaren Größe von Vorteil. 04 schnittworkshop 3 Das MPEG-2-Format bietet sich an, um einen qualitativ hochwertigen Film zu berechnen. Es umfasst Auflösungen bis zu 1920 mal 1080 Pixel und wird sowohl von Mac- als auch Windows- Rechnern unterstützt. Im Power Director 11 lassen sich die durchschnittliche wie die maximale Bitrate anpassen.

Export

Im Grunde genommen ist der Export recht einfach. Durch die Vielzahl an Formaten und Einstellparametern hat er aber seine Tücken. Das passende Format für alle Situationen gibt es nicht. Man tut sich also leichter, wenn man im ersten Schritt einfach die Einstellungen der Originaldaten übernimmt. So geht am wenigsten Qualität verloren, und die Datenrate ist nicht unnötig hoch. Damit hat man schon mal ein qualitativ hochwertiges Original.

Allein das Dateiformat sagt allerdings noch nichts darüber aus, mit welcher Kompression die Videodaten kleiner gerechnet werden. In Dateien mit der Endung „.mov" (Apple QuickTime), „.avi" (Microsoft Audio Video Interleave) oder „.mp4" kann jeweils der zurzeit gängigste H.264-Codec stecken. Es kann also sein, dass der Rechner zwar AVI-Dateien prinzipiell wiedergeben kann, aber gewisse Dateien mit einem speziellen Codec trotzdem nicht öffnet.

Selbst hinter dem inzwischen üblichen AVCHD-Videoformat können zig verschiedene Varianten stecken: Die Datenrate ist dabei genauso variabel wie die Bildrate bis hin zu 50 Vollbildern. Daneben gibt es noch die sogenannte Interlaced-Aufzeichnung mit 50 Halbbildern. Damit allein sind es schon fünf Variablen, die jeder Hersteller beliebig festlegen kann, was somit 25 verschiedene Videoformate ergibt. Tatsächlich ist die Vielfalt sogar noch größer.

Über die Schaltfläche SVRT kann man beim Power Director nachschauen, welche Parameter die Originaldaten haben. Doch Schluss mit der Verwirrung: Der Power Director kann, wie viele andere Schnittprogramme auch, die Timeline an das Originalformat anpassen und deren Einstellung für den Export übernehmen. Damit kommt man ohne großen Aufwand zu einem guten Master.

Im zweiten Schritt wählt man eine qualitativ hochwertige und wenig verlustbehaftete Variante, die jedoch eine geringere Datenrate hat. Für Mac-Nutzer bietet sich hier eine QuickTime-Datei im MOV-Format an. Auf Windows- wie auch auf Mac-Systemen ist H.264 (MPEG-4) zu empfehlen. Im Power Director 11 geht das über die Schaltfläche „Produzieren". Hier offeriert das Programm diverse Formate und lässt auch das Einstellen eigener Benutzerprofile zu. Auch hier sollten einige Parameter von den Rohdaten übernommen werden: Auflösung, Bildwiederholrate und Tonfrequenz sollte man nicht verändern. Die Datenrate wählt man bestenfalls variabel (VBR) und achtet darauf, dass der Film im sogenannten 2-Pass- Verfahren berechnet wird. Dann analysiert das Programm in einem ersten Durchgang, wo in einem zweiten Berechnungslauf die Datenrate gesenkt werden kann oder wo sie nach oben gehen muss, um die Bildqualität nicht unnötig zu verschlechtern.

Ist die qualitativ beste Videodatei gelungen sowie das kleinere Pendant für die Wiedergabe mit Media-Playern fertig, macht man sich an die Varianten für Internet, YouTube und Mobilgeräte. Der Power Director 11 bietet den direkten Upload auf die sozialen Plattformen und passt dafür die Parameter automatisch an. Auch für Geräte wie die Playstation oder gängige Smartphones liefert das Programm Voreinstellungen. Die Erstellung einer DVD oder Blu-ray ist inzwischen mit allen Programmen machbar, wobei man hier noch mal etwas Zeit fürs Menü benötigt.

(pmo/jos)

 

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