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Filmwerkstatt: Einstellungsgrößen

Die Größe, mit der ein Motiv aufgenommen wird, hat entscheidenden Einfluss auf die Bildwirkung und den Schnitt. Deshalb wird jede Einstellung schon in der Filmplanung einer der folgenden sieben in der Filmsprache definierten Gruppen zugeordnet. Kameramann, Autor und Regisseur sollten sich nur in diesen Fachtermini über die Größe eines Bildes verständigen – dann weiß jeder sofort, was gemeint ist. Verknüpft mit diesen Größen ist das Wort aufziehen, dasdie Tätigkeit des zoomens beschreibt- und zwar aus Richtung Tele kommend: Es ist also beispielsweise möglich, von einer Halbtotalen in die Totale „aufzuziehen".


 

Totale: verschafft Überblick und führt ins Handlungsgeschehen ein. Da sie von sich aus meist statisch wirkt, wird sie gern mit einer Kamerabewegung verknüpft.Um dem Zuschauer Gelegenheit zu geben, die vielen verschiedenen Bildbestandteile zu erkennen, muss sie verhältnismäßig lange gezeigt werden. Totale Einstellungen ohneBildinhaltsfülle werden schnell langweilig, da sie nur einen Überblick geben und zumeist keine speziellere Bildaussage für die Handlung liefern. Totalen gewinnen durch einen möglichst bewegten Vordergrund.

 

Halbtotale: charakterisiert und differenziert Bildinhalte. Hebt einen Gegenstand oder eine Personengruppe aus der Beliebigkeit heraus und setzt ihn in Verbindung zu seiner näheren Umgebung. Wegen der beschränkten Bildauflösung von Videosystemen und der kleinen Fernsehschirme ist die Halbtotale für normale Camcorder mit Standardauflösung die erste praktikable Einstellungsgröße. Totalen sollte man, wie es auch die Fernseh-Profis tun, meiden, es sei denn man filmt in High Definition (HDV,AVCHD). Hier können gerade die Totalen faszinierend wirken.

01_Totale_gmb Totale: Führt in das Handlungsgeschehen ein und verschafft einen Überblick. 03_Halbnah_ Halbnah: Die Halbnah-Einstellung entspricht am ehesten den natürlichen Abstandsverhältniss, aus dem ein Betrachter ein Gespräch beobachtet.

Halbnah: bildet Personen mit etwa zwei Dritteln ihrer Gesamthöhe ab. Die Halbnah-Einstellung entspricht am ehesten den natürlichen Abstandsverhältnisse, aus denen ein Betrachter eine Gesprächsgruppe auch in der Realität beobachten würde.

 

Amerikanisch: praktikable, doch unästhetische Einstellungsgröße. Schneidet Personen oberhalb der Knie ab. Sie entstand aus den Westernfilmen, bei denen das Revolverhalfter immer gerade noch im Bild sein musste.

 

Nah: zeigt Personen von der Hüfte an aufwärts. Sehr gebräuchliche Einstellung in der Videotechnik. Naheinstellungen erfassen Formen von Gegenständen sowie Gestiken und Gefühlsregungen von Akteuren. Naheinstellungen sind wertend und werden nach dramaturgischen Gesichtspunkten ausgestaltet.


Groß: Der Kopf des Darstellers wird formatfüllend abgebildet. Bei Gegenständen wird durch solche "Close up"- Aufnahmen nur noch ein Ausschnitt aus dem Ganzen gezeigt. Der Hintergrund ist meist unbedeutend, Die Wahrnehmung des Zuschauers wird gezielt gesteuert. In Spielhandlungen treten sie in Dialogen und in dramatischen Momenten auf.

 

Detail/Makro: Detailaufnahmen stellen bestimmte Strukturen der Bildobjekte und einzelne Körperpartien heraus. Sie wirken demaskierend und decken intime Gefühlsregungen auf. Falsch positioniert wirken sie eher lächerlich.Makroeinstellungen vergrößern den Abbildungsmaßstab über den menschlichen Sehbereich hinaus. Sie zeigen verborgene Feinheiten einer Mikrowelt und wirken daher surreal. Sie tragen die Faszination des Unbekannten in sich.Unharmonisch wirkt jede Einstellungsgröße, bei der Lebewesen genau an den Körpergelenken vom Bildrahmen angeschnitten werden. Auch Gegenstände erscheinen abgeschnitten, wenn der Bildausschnitt genau an einem markanten Punkt ihrer Form endet.

06_Gross_ Groß: Der Kopf des Darstellers wird formatfüllend abgebildet.

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