Zum Hauptinhalt springen

Filmwerkstatt: Continuity - Teil 2

Seite 2 von 2: Teil 2

Mit der Chronologiethematik verwandt, dennoch von völlig eigener Bedeutung und der Verpflichtung an das Filmmedium geschuldet, ist die Continuity. Sie bezeichnet die Verpflichtung , des Filmteams darauf zu achten, dem Hang zur natürlichen Entropie entgegenzuwirken. Anders ausgedrückt: Sämtliche Versuche des Filmteams, eine unnatürliche Ordnung in der Wirklichkeit herzustellen, also Dinge zu arrangieren, in Szene zu setzen oder auch nur ausgewählte Teile der Wirklichkeit zueinander in Beziehung zu setzen – sind mit zunehmender Zeitdauer dazu verdammt, sich in Auflösung zu begeben. Nichts Geplantes hat Bestand – Davon sollte der Filmer zumindest ausgehen. Die Welt besteht aus einer natürlichen Unordnung und alle Stoffe versuchen zu entfleuchen und sich in einem Raum gleichmäßig zu verteilen. Das hat Folgen – nicht nur für den Spielfilm, wo für die Continuity ein eigener Aufpasser eingeteilt ist. In der Tat hat sie dort aber immense Bedeutung, denn ein Bruch der Continuity hat dort stets einen Bruch der Handlungslogik zur Folge.

MB_Filip4 Beispielsequenz: Das Instrument wird aufgebaut, gefolgt von einem Interview, dass mit Belegbildern vom Üben unterbrochen wird. MB_Filip7 Beispielsequenz: Schließlich verlässt er das Haus, um am Konzert zu spielen. All dies sind nötige Bestandteile eines Videos über den ersten großen Auftritt - und alle suchen die richtige Gewichtung.

Konkret:

- Ist die Zigarette nach einem Umschnitt länger als davor, stimmt etwas nicht (Kurzzeitlogik)

- Sind am Ende des Dialogs Wolken am Himmel, das Gras nass, wo am Anfang eitel Sonnenschein war – muss dazwischen etwas passiert sein. (Mittelzeitlogik)

- Werden die Protagonisten plötzlich blau oder rot, sonnenbestrahlt statt schattig, fand ein Weissabgleichwechsel oder ein Wetterwechsel zwischen den Szenen statt.

- Sollen handelnde Personen über mehrere Tage an Szenen partizipieren, muss deren persönliche Logistik ständig kommuniziert und kontrolliert werden. Sonst haben Sie plötzlich Bärte, kurze Haare, andere Kleider, oder sind terminlich nicht mehr zu fassen und fehlen plötzlich im filmischen Anschluss – was bedeutet, Sie können alles vorher gedrehte wieder vergessen (Langzeitlogik).

Gegenmittel:

Aufs Wetter achten und gegebenenfalls Zwischenschnitte drehen, wenn sich die Sonne hinter Wolken versteckt. Weissabgleichsituationen wenn möglich als Preset speichern oder gleich bei festen Voreinstellungen drehen. Jedem, der an einer Inszenierung teil hat – und wenn er nur eine Requisite beschaffen muss, einen Zettel mit Uhrzeit und genauer Anweisung in die Hand drücken – und ständig mit offenem Continuityauge durch den Sucher schauen.

(mb)

dummy_neu_330
Seite
Autor:
Bildquellen:
160x600

Weitere Praxis-Artikel

Praxistest: Datacolor LightColor Meter – mehr als ein Belichtungsmesser

| Magazin Praxis
Mit dem LightColor Meter betritt Datacolor Neuland und kombiniert einen Belichtungsmesser mit einem Farbmessgerät. Warum man so deutlich leichter eine ausgewogene Beleuchtung hinbekommt und warum ein solches Werkzeug der kamerainternen…

Filmarena: Preiserhöhungen – unvermeidbar, aber unangenehm

| Magazin Praxis
In den letzten Monaten war das Thema der Inflation groß, so groß, dass auch die Kreativbranche gezwungen ist seine Preise an die veränderten Begebenheiten anzupassen. Doch wie geht man hier taktisch am besten vor und welche Tipps für…

Finanzierung in der Medienbranche: Schufa, Creditreform und Fallstricke

| Magazin Praxis
Auch im zweiten Teil zum Thema Finanzierung steht uns Jörg Pieper von TecumFinance Rede und Antwort. Dabei befassen wir uns mit der Schufa und der weniger bekannten, aber für Selbstständige wichtigen Creditreform, sowie versteckten Fallen…
160x600