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Kaufberatung für Kitoptiken – was gute Kitobjektive ausmacht

Das Kitobjektiv einer Kamera ist so etwas wie die Visitenkarte des Herstellers, ist es doch vor allem bei Ein- und Umsteigern das erste Objektiv und damit ausschlaggebend für die gesamte Filmleidenschaft. Am Beispiel von Fujifilms neuer Kitoptik für die X-Serie, dem Fujinon XF 16-50mm F2.8-4.8 LM WR, erklären wir, worauf man bei Kitobjektiven achten muss.


VA kamera logo 50px IM TEST:Fujifilm Fujinon XF 16-50mm F2.8-4.8 LM WR, 799 Euro**getestet an der Fujifilm X-T50 und X-H2S

Wer sich eine neue Wechselobjektiv-Kamera anschaffen möchte, hat zwei Optionen: entweder man kauft sich nur das Gehäuse oder nimmt gleich das Paket mit einem Objektiv zum vergünstigten Preis. Klar, besitzt man bereits Objektive mit entsprechendem Bajonett, greift man lediglich zum Gehäuse und spart sich die zusätzlichen Kosten. Ist das Objekt der Begierde jedoch die erste Kamera in der Firma, Agentur oder im Privatbesitz oder wechselt man auf ein neues System, klingt das Bündel aus Kamera und Objektiv auf einmal vielversprechend. Natürlich kann man von den günstigen Kitoptiken nicht die gleichen Ergebnisse wie von teureren Modellen erwarten, doch das braucht es in vielen Fällen auch nicht. Damit dringt sich die Frage auf: wann ist ein Kitobjektiv „gut genug“?

Worauf man bei Kotobjektiven achten muss, erklärt Joachim Sauer anhand des neuem Fujinon 16-50mm F2.8-4.8 LM WR im Video und zieht dazu Vergleiche zu Kitobjektiven anderer Hersteller.

KONSTRUKTION

Nicht nur gut genug, sondern „der neue Standard“ soll das Fujinon XF 16-50mm F2.8-4.8 LM WR sein, zumindest wenn es nach dem Hersteller selbst geht. Es ist die neue teurere Kit-Option für Fujifilms Kameras wie der kompakten X-T50 und liegt mit 799 Euro satte 500 Euro über der günstigeren Option, dem XC 15-45mm F3.5-5.6 OIS PZ. Dafür bekommt man mehr Tele-Brennweite, die kleinere Blende und vor allem die schlauere Konstruktion. Denn Fujifilm kombiniert bei der Konstruktion einen Innen- und einen Außenzoom: während sich der Innenteil des Objektivs bei Veränderung der Brennweite vor und zurück bewegt, ist die Außenkonstruktion starr und bleibt deshalb in der Länge gleich. Das erleichtert den Einsatz auf dem Gimbal, da man dieses bei Veränderung der Brennweite nicht neu justieren und kalibrieren muss.

Fujinon 16 55mm Front

Das Fujinon-Objektiv besteht aus einem bewegelichen Innen- sowie einem starren Außengehäuse. Dadurch bleibt die Objektivlänge unabhängig von der Brennweite gleich.

Mit Zoom-, Fokus- und Blendenring sind alle wichtigen Bedienelemente für an Bord, letzterer lässt sich jedoch nicht entrastern. Dank den APS-C-Sensoren von Fujifilms X-Serie ist das Fujinon mit Maßen von 7,1 x 6,8 Zentimetern kompakt und mit 240 Gramm leicht ausgefallen, der Filterdurchmesser beträgt 58 Millimeter.

 

 


BRENNWEITE UND BLENDE

Spaß machen Kitobjektive dann, wenn sie zum einen großen Brennweitenbereich abdecken und zum anderen innerhalb diesem ein schönes Bild mit möglichst geringer Schärfentiefe bieten. Mit einer zum Kleinbild äquivalenten Brennweite von etwa 24 bis 75 Millimetern entspricht das Fujinon Standard-Zoombjektiven und ist damit für viele Drehsituationen gerüstet. Abstriche machen muss man hingegen bei der Blende. Ist diese im Weitwinkel mit F2.8 noch vergleichbar mit anderen Zoomobjektiven, steigt sie auf bis zu F4.8 im Telebereich an. Bei dieser Blende braucht es eine geübte Positionierung von Kamera, Objekt und Hintergrund, möchte man in seine Bilder noch den „Kino-Look“ bekommen, der aktuell in Mode ist und von vielen Kunden explizit gewünscht wird.

Fujinon 16 55mm Unschaerfe 4 8

Mit F4.8 bei 50 Millimetern ist das Fujinon in Kombination mit den APS-C-Sensoren der X-Serie kein Unschärfe-Monster, mit etwas Übung bekommt man trotzdem freigestellte Bilder mit unscharfem Hintergrund.

 

BOKEH UND LENS FLARE

Die größten Unterschiede zwischen günstigen und teuren Objektiven bestehen vor allem in der Vergütungder Linsen. Das fällt vor allem beim Lens Flare auf, der beim Fujinon – ganz im Gegensatz beispielsweise zum Sigma 24-70mm F2.8 DG DN Mark II – deutlich ausgeprägt ist, was sich in milchigen Bereichen rund um Lichtquellen und prisma-artigen Lichtbrechungen widerspiegelt.

Fujinon 16 55mm Lens Flare

Auffälligstes Merkmal des Lens Flares beim Fujinon sind die Prisma-Effekte, welche die Autoscheinwerfer verursachen.

Generell gilt die Faustregel: je mehr Blendenlamellen, umso runder das Bokeh. Fujifilm verbaut in ihrem neuen Kitobjektiv neun Blendenlamellen, im Weitwinkel bei 16 Millimetern sind damit bei Offenblende schon deutliche Ecken und Kanten auszumachen, die mit höherer Blende zunehmen. Bei 50 Millimetern hingegen ist der Lichtkreis nicht mehr so relevant, weshalb das Bokeh dann zumindest bei Offenblende rund ist.

Fujinon 16 55mm Bokeh 2 8

Bei Blende F2.8 sind im Bokeh schon deutliche Ecken und Kanten auszumachen. So kann man leicht erkennen, dass im Objektiv neun Blendenlamellen verbaut sind.

 

 


LENS FLARE UND AUTOFOKUS

Ebenso wie Bokeh und Lens Flare ist auch das Fokus Breathing, also das Atmen im Bild bei Veränderung der Schärfe. Das ist bei Fujifilms Kitobjektiv schon im Weitwinkel deutlich ausgeprägt und wird im Telebereich noch extremer. Dafür verfügt das Objektiv über eine optische Stabilisierung, was bei Kitobjektiven nicht selbstverständlich ist. In Kombination mit beweglich gelagerten Sensoren in der Kamera bekommt man so aus der Hand im Weitwinkel beruhigte Aufnahmen hin, ohne zwingend ein Gimbal zu brauchen. Die Stabilisierung aktiviert man beim Fujinon XF 16-50mm F2.8-4.8 LM WR jedoch nicht über einen Schalter am Objektiv, sondern direkt in der Kamera. Die verwedete Kamera ist am Ende auch wichtig für die Aussage über den Autofokus, weshalb wir im Test nicht nur mit der X-T50, sondern auch mit Fujifilms Filmer-Topmodell, der X-H2S. An beiden machte das Fujinon eine gute Figur und überzeugte mit gutem Erfassen und Verfolgen von Objekten. Auch wenn Fujifilm nicht ganz das Top-Niveau von Sony oder Canon erreicht, ist der Autofokus uneingeschränkt praxistauglich.

Fujinon 16 55mm Bildstabilisator

Nicht selbstverständlich für Kitobjektive ist ein Bildstabilisator. Das Fujinon kommt mit einem solchen, herstellertypisch aktivierbar über das Kameramenü.

 

 

DATEN UND TESTERGEBNISSE

Fujinon 16 55mm Tabellenbild

Hersteller Fujifilm Serie X-Serie Brennweite 16-50 Millimeter (~24-75 Millimeter KB-Äquivalent) Internet fujifilm-x.com Preis 799 Euro DATEN                                              Verfügbare Bajonette X-Mount Bildfeldabdeckung APS-C Lichtstärke F2.8 - F4.8 Länge 71 Millimeter Gewicht 240 Gramm Filterdurchmesser 58 Millimeter Frontdurchmesser 65 Millimeter Anzahl der Blendenlamellen 9 Besonderheiten Bildstabilisator BEWERTUNG                                              Lens Flare befriedigend Bokeh gut Fokus Breathing befriedigend va logo kl 100   Urteil befiedigend Preis/Leistung gut

FAZIT

Joachim Sauer VIDEOAKTIV AutorWas zeichnet eine gute Kitoptik aus? Zuvorderst muss ein Kitbojektiv einen breiten Brennweitenbereich abdecken und in diesem eine gute optische Leistung mit ordentlichem Autofokus zeigen. Es muss auch ohne weiteres Zubehör einen praktischen Nutzen haben und gute Aufnahmen ermöglichen. Wenig Lens Flare-Effekte durch eine gute Vergütung und ein schönes, rundes Bokeh dank vieler Blendenlamellen sind dann die Zugaben, die aus einer guten Kitoptik eine sehr gute machen.Das kann das Fujinon 16-50mm F2.8-4.8 LM WR nicht bieten, weshalb es in unserem rein auf Fakten basierten Test ein „befriedigend“ erreicht - jedoch muss man dabei auch berücksichtigen, das es sich immer noch um ein günstiges Objektiv handelt, von dem man keine Wunder erwaten darf. Dafür hat sich Fujifilm bei ihrem Kitobjektiv auf das Wesentliche konzentriert. Es bietet mit einer äquivalenten Brennweite zum Kleinbildformat von circa 24-75 Millimetern viel Anwendungsmöglichkeiten, F4.8 reicht im Telebereich noch für freigestellte Objekte mit unscharfem Hintergrund aus. Die schlaue Konstruktion mit Quasi-Innenzoom erlaubt den Gimbaleinsatz ohne Nachjustage und der Autofokus ist präzise. Insgesamt lässt sich festhalten: Fujifilm liefert mit dem Objektiv einen guten Einstieg in die S-Serie.+ optischer Bildstabilisator+ guter Autofokus+ gutes Preis-Leistungsverhältnis- starkes Fokus Breathing- Lens Flare

 

 

Autor: Joachim Sauer / Bilder: Jonas Schupp, Joachim Sauer MEDIENBUREAU

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