Foto-Film-Praxis: das passende Filmzubehör
Ein Manko der Standbildkameras ist die Bauform, die fürs schnelle Schießen von Fotos gedacht ist. Wer die Kamera längere Zeit ruhig halten will, benötigt ein Stativ. Doch Achtung: Ein Fotostativ ist wieder fürs schnelle Einstellen der Kamera gedacht. Ein Kugelkopf lässt sich deshalb in alle drei Achsen bewegen, um auch schnell Hochkantbilder machen zu können.
Da man den Fernseher eher nicht hochkant hinstellt, macht das beim Filmen aber keinen Sinn. Dafür muss man während eines Schwenks darauf achten, dass die horizontale Ausrichtung erhalten bleibt. Deshalb arbeiten Videoprofis mit fluidgelagerten Zweiwege- Neigern, die mit in einer in der Stativschulter sitzenden Halbschale die schnelle Einrichtung der Horizontale erlauben.
Die Fluidlagerung sorgt dafür, dass die Schwenks in horizontaler und vertikaler Richtung sanft anfangen und enden können, wobei im Idealfall das Equipment austariert auf dem Kopf befestigt ist, weshalb es längs verschiebbare Stativplatten gibt.Damit ist klar: Im Idealfall ist ein Videokopf bzw. -stativ komplett anders konstruiert als der beim Fotografen bereits vorhandene – selbst dann, wenn es ein Neigekopf ist.


Doch inzwischen haben einige Hersteller die Marktlücke entdeckt und entwickeln Stative, die beiden Ansprüchen gerecht werden sollen. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist Cullmanns Stativkopf Concept One.
Der Kugelkopf lässt sich dank eines Extra-Einstellknopfs so verriegeln, dass er zum Zweiwege-Neiger wird, wobei sich die Friktion des Kugelkopfs noch beeinflussen lässt. Das funktioniert zwar nicht ganz so sanft wie mit einem Fluidneiger, dafür ist man aber deutlich flexibler im Einsatzgebiet. Doch nicht immer ist ein Stativ flexibel und schnell genug. Wer mit der Fotokamera beispielsweise auf einer Hochzeit filmen will, muss auch mal länger „aus der Hand“ arbeiten und benötigt ein Rig.
Profis setzen dabei auf eine Metallkonstruktion, die an der Unterseite eine Schulterstütze und Handgriffe bietet und oben die Kamera aufnimmt. Angenehmer Nebeneffekt: Durch das hier übliche 15-mm-Rohrsystem kann man auch eine Übersetzung für Zoom und Follow-Fokus anbringen, womit sich die beiden Drehringe der Optik leichter und exakter drehen lassen. Allerdings ist dazu auch an der Optik etwas Nachhilfe gefragt, da in der Regel ein Zahnkranz an den bisher für die Handsteuerung auslegten Ringen nötig ist.
Der Aufwand ist also entsprechend hoch. Etwas smarter und günstiger geht es auch: Zum Beispiel mit der Schulterstütze Foton Krypton Pro – wobei dann die Schärfekontrolle während des mobilen Filmens fehlt. Für den Stativbetrieb lässt sich diese jedoch ebenfalls kostengünstig, wenn auch nicht ganz so perfekt nachrüsten, zum Beispiel mit dem FocusMaker. Die nur 85 Gramm leichte Kunststoffkonstruktion wird mittels Gummibändern um das Objektiv geschnallt und bietet eine „Untersetzung“ durch einen längeren Hebel.
Zudem gibt es hier eine Skala und Anschläge, die in der Praxis das gezielte Fokussieren und eine Schärfeverlagerung erst ermöglichen. Wer die Schärfe beim Filmen exakt beurteilen will, benötigt einen externen Monitor, denn im Videomodus zeigt eine Spiegelreflexkamera wegen des hochgeklappten Spiegels kein Sucherbild. Doch selbst wenn man eine Sony- SLT-Kamera mit teildurchlässigem Spiegel oder eine spiegellose Systemkamera im Einsatz hat: Die Auflösung des Displays reicht nie aus, um die Bildschärfe wirklich exakt beurteilen zu können. Neuere Kameras wie beispielsweise die Panasonic GH4 haben deshalb eine sogenannte Peaking-Funktion.



Dabei werden scharfe Kanten durch eine farbige Markierung hervorgehoben. Das hilft bei der Beurteilung der Schärfelage im Bild, kann einen externen Monitor aber nicht ersetzen. Externe Monitore in Full-HDAuflösung sind derzeit noch relativ teuer – für Hobbyisten reicht auch ein Exemplar mit einer Auflösung von 1024 x 768 Pixel, solange es die Möglichkeit gibt, auch eine 1:1-Ansicht zu wählen und so nur einen Ausschnitt zu zeigen, bei dem man die Schärfe definitiv korrekt sieht.
Einen recht eleganten Zwischenweg geht Atomos mit der nach japanischen Kriegern benannten Recorder-Serie. Sie umgehen den größten Nachteil der Digitalkameras, die in Europa wegen des höheren Zolls auf Camcorder mit einer Aufnahmebegrenzung von knapp 30 Minuten ausgeliefert werden. Nahezu alle Fotokameras der letzten beiden Baujahre können über den HDMI-Ausgang ein verlustfreies Bild ausgeben, das die Recorder dann aufzeichnen. Das Besondere an den Atomos-Geräten: Sie bieten auch gleich den integrierten Monitor für die Bildbeurteilung.
Dies war der zweite Teil unseres Weihnachts-Spezials zum Thema "Filmen mit Digitalkameras". Die folgenden Tage präsentieren wir diese weiteren Kapitel zum Thema:
Teil 1: Bildfolge Teil 2: Filmerzubehör Teil 3: Bildgestaltung Teil 4: Import Teil 5: Geschichten erzählen Teil 6: Feinschnitt Teil 7: Ton und Mischung Teil 8: Bild- und Farbkorrektur Teil 9: Filmexport & PräsentationAutor: |
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