Workshop: ProDad ProDrenalin in der Praxis
Boote im Schnee? Sieht man sich die zahllosen Ski- und Snowboard-Filmchen an, die Actioncam-Jünger in Massen über die Videokanäle in die digitale Welt "hinausblasen", möchte man das beinahe glauben. Da schwankt der Protagonist, da torkelt der Horizont, als seien beide von einem in schwerem Seegang schaukelnden Seelenverkäufer aus in den Sucher genommen worden. Gratulation, wer da vom Zuschauen nicht nach spätestens zwei Minuten seekrank wird.
Nun hat der Actionfilmer auf einer Skipiste nicht unbedingt die Zeit und Möglichkeiten, mittels aufwändiger Stative und Steadicams wackelfreie Bilder hinzubekommen. Muss er auch nicht, denn das lässt sich erledigen, nachdem der Film im Kasten ist. ProDrenalin heißt das Programm, mit dem sich aus unruhigem Rohmaterial mit wenigen Klicks akzeptable Streifen erstellen lassen. Es stabilisiert das Bild, korrigiert den Fischaugen-Weitwinkel und mildert den Rolling-Shutter-Effekt. Überdies ist es möglich, mit ProDrenalin Bildrauschen, Kontrast, Farbe und Helligkeit zu optimieren.


In der Programmleiste oben lassen sich von links nach rechts die verschiedenen Optimierungsmöglichkeiten abarbeiten. Zunächst muss man den Film, den man bearbeiten möchte, im Feld oben links in das Programm importieren. Ist das geschehen, entfernt man im nächsten Feld den Fischaugen-Effekt. Dazu gibt man das Profil der verwendeten (Action-)Cam, in diesem Fall eine GoPro 3 Black Edition/Auflösung 1440 ein. Die ProDrenalin-Macher haben eine Reihe von Kameraprofilen gespeichert.
Weitere sollen per Update hinzukommen. Ist das der eigenen Cam noch nicht dabei, kann man dies mittels einer Kalibrierung über die beiden Knöpfe „Kameraprofil erzeugen" und „Bearbeiten/Import" selbst erledigen. Am vorliegenden Beispiel sieht man, wie die Krümmung verschwindet. Man erkennt aber auch, dass bei der Neuberechnung des Bildes links und rechts zwei schwarze, "halbe Tonnen" entstanden sind. Dazu später mehr.
Im dritten Feld von rechts – Video FX Vorlagen – kann der User Farbsättigung, Kontrast, Helligkeit und Weißabgleich verändern. Das geschieht über die Voreinstellungen oben im Feld, die Software-Schöpfer Prodad dem Programm spendiert hat. Wem das nicht ausreicht oder nicht gefällt, der kann zusätzlich unter dem Reiter Clip-Einstellungen an den Reglern rechts auf dem Bildschirm das Bild feintunen.
Kommen wir zum vierten Arbeitsfeld: der Stabilisierung. Die meisten Cams arbeiten mit CMOS-Bildsensoren. Die haben bauartbedingt eine Schwäche: Sie stellen schnell bewegte Motive bisweilen krumm, verzerrt oder wabbelnd dar. Gleiches kann passieren, wenn der Filmemacher seine Kamera rasch schwenkt, oder sie auf ein vibrierendes Objekt montiert hat, beispielsweise auf den Lenker eines Mountainbikes.
ProDrenalin bietet auch hier eine Lösung an: Ein Klick auf das untere der beiden Kästchen, und der unerwünschte Rolling-Shutter-Effekt wird deutlich abgemildert. Vollends ausmerzen kann das Programm ihn aber nicht.


Setzt man zudem das Häkchen im oberen Kästchen, korrigiert ProDrenalin verwackelte Freihandaufnahmen. Ein Fortschrittsbalken erscheint auf dem PC-Bildschirm. Er zeigt an, dass das Programm den Film neu analysiert.
Im Feld ganz rechts - Virtuelle Kameraanpassungen mit Namen – steht die Option zur Verfügung, ins vorliegende Bild hineinzuzoomen oder aus ihm heraus. Im vorliegenden Beispiel verschwinden durch das Zoomen ins Bild die beiden schwarzen Tonnen, die bei der Entfernung des Fischaugeneffekts entstanden sind.
Überdies lassen sich mittels dieses Tools stürzende Linien entfernen, die entstanden sind, weil der Kameramann die Cam schräg zum Motiv gehalten hat – was bei Actionaufnahmen vorkommen soll.
ProDrenalin bietet überdies ein praktisches Gimmick, mit dem sich das Ergebnis begutachten lässt, bevor man es abspeichert. Im Feld Ansicht stehen dazu mehrere Optionen zur Auswahl: Der User kann – auch während der Film läuft – zwischen dem Original und den vom Programm korrigierten Film hin und her schalten. Oder aber er lässt sich den Unterschied zwischen beiden durch einen vertikalen beziehungsweise horizontalen Trennstrich anzeigen. Dazu einfach die gewünschte Option wählen und auf den blauen Knopf oberhalb der Zeitleiste am unteren Rand des Bildschirms klicken.
Ist man zufrieden mit dem Resultat, muss man den Film nur noch an einem sicheren Ort bunkern. Dazu auf das rote Feld Exportieren oben links gehen, Zielordner und gewünschte Qualität (niedrig – mittel – hoch) angeben, Rauschfilter ein- oder abschalten, den roten Knopf per Mauskilck drücken – fertig.


Fazit:
Prodad stellt mit ProDrenalin ein simpel und intuitiv zu handhabendes Werkzeug bereit. Wer trotzdem mal nicht weiter weiß, findet in der verständlichen Hilfe schnell die Lösung. Aber - Prodrenalin ist kein Wundermittel. Aus einem schlechten Film macht die Software keinen guten. Doch das Programm verwandelt blasse, verzerrte und/oder verwackelte Streifen in durchaus ansehnliche Bilder. Die dafür verlangten knapp 50 Euro sollten es dem ambitionierteren Actionfilmer schon wert sein, dass der Betrachter seiner Werke nicht seekrank wird.
(Peter Borchers / pmo)
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