50p Spezial: Videonachbearbeitung in 50p
Mit immer neuen Codec-Varianten sorgen sie dafür, dass die Programmierer nur noch hinterherrennen können, denn vorab bekommen sie die neuen Modelle nicht. So können sie also immer erst reagieren, wenn die neuen Cams am Markt sind. Eines muss man den Codec-Cracks lassen: Sie arbeiten flott.
Dabei ist das Thema 50p nicht ganz neu, schließlich ist die Verarbeitung von progressivem Video bei Schnittprogrammen schon lange gängige Praxis: HD-Video in 720p mit 50 und 60 Hertz ist schon länger standardisiert. Selbst 1080p kennen die meisten Schnittprogramme, zumindest mit der Kinofrequenz 24 Hertz. Anders sieht es bei 1080p mit 50 und 60 Vollbildern pro Sekunde aus. Da es an Aufzeichnungs- wie Abspielgeräten mangelte, war hier bisher kein Bedarf, bei 50 und 60 Hertz gab's daher nur Halbbilder im Full-HD-Format (50i/60i).
Das hat sich seit dem 1. Juli 2011 erweiterten AVCHD-Standard 2.0 grundlegend geändert. Ein Jahr nach dem ersten 50p-Camcorder von Panasonic ist bei vielen Kameras der 50p-Import schon machbar – der Haken ist die Ausgabe in 1080p50, denn hier kommt die Blu-ray als Ausgabemedium erst einmal nicht mehr vor.
Bleiben also momentan in der Praxis nur AVCHD- und H.264-Filme auf Speicherkarte, Festplatte und DVD.


Schnitt-Software
Adobe unterstützt mit „Premiere CS5.5" offiziell AVCHD mit 1080p50 und p60 und bringt entsprechende Projektvorlagen mit. Doch mit der Vorversion „Premiere CS5" klappt das, wie bei einigen Schnittprogrammen mit manuellen Eingriffen, ebenfalls. Der Import und Export gelingt, wählt der Cutter beim Anlegen einer neuen Sequenz im Reiter „General" unter „ EditingMode" die Option „Desktop".
Danach kann er Auflösung und Bildwiederholrate von Hand auf 50 Hertz festlegen. Treten im Vorschau fenster Artefakte auf, hilft es, die Wiedergabeauflösung auf „Voll" einzustellen. Auch die H.264-Ausgabe klappt problemlos: in der Voreinstellung „HDTV 1080p 25 High Quality" auswählen und die Bildwiederholrate auf 50 setzen – fertig.
Bei Apple sieht es ähnlich aus: „Final Cut Pro 7" beherrscht die AVCHD-50p-Full- HD-Videos nicht direkt, sondern nur mit Zwischenschritten. Das neue „Final Cut Pro X" verarbeitet 1080p50 dagegen reibungslos. „iMovie 11" ist noch nicht so weit – das wird wohl erst mit dem nächsten Versionswechsel dazukommen. Bei Avid hingegen ist es genau umgekehrt: Seit einem kostenfreien Update auf Version 1.1 schneidet das Schnittprogramm Avid „Studio" für Amateure 1080p50- respektive p60-Videos. Der bisherigen Einsteiger-Software „Pinnacle Studio" wird Avid die 50p-Fähigkeit voraussichtlich nicht mehr gönnen – hier stellt sich eher die Frage, ob es nach der 15. Version überhaupt noch eine neue gibt.
Das vor allem im Broad casting-Bereich verbreitete Avid „Media Composer 5.5" unterstützt 50p und 60p bei Full-HD derzeit nicht, was verständlich ist: Profiproduktionen werden nur sehr selten mit 50 Vollbildern hergestellt.
Corel hat bei der Vorstellung von „Video-Studio Pro X4" die durchgängige Bearbeitung mit AVCHD-Dateien angekündigt, solange die AVCHD-Spezifikationen eingehalten werden. Doch zu diesem Zeitpunktgehörte 50p noch nicht zur AVCHD-Norm. Entsprechend klappen Import und Schnitt, die AVCHD-Ausgabe aber nicht.
Grass Valley verknüpft seine beiden Schnitt programme für Amateure und Profis sehr stark – folglich beherrschen „Edius Neo 3" und „Edius 6" Full-HD mit Vollbildern in 50 und 60 Hertz. Wichtig für Edius 6: Beim ersten Start der Software muss der Cutter im Assistenten 50p auswählen. Über Einstellungen / Systemeinstellungen / Projekvoreinstellungen lässt sich der Assistent erneut starten und 50p einrichten. Für die 50p-Bearbeitung sollten außerdem die aktuellen Updates auf Edius Neo 3.02 respektive Edius 6.03 installiert werden.
Für Edius Neo muss der Cutter sich eine Vorlage für 1080p50 selbst anlegen. Die Ausgabe klappt lediglich als MPEG-2; in der Profi-Version ist eine H.264-Ausgabe ohne weitere Einstellungen machbar, wenn der Cutter das Projekt als 50p angelegt hat. Einzige Einschränkung: Das Container-Format muss MP4 sein, mit MTS funktioniert's nicht.
Bei Magix können sowohl "Video deluxe 17" als auch das professionell angehauchte "Video Pro X3" mit AVCHD Material im 1080p50-Format umgehen. Der Trick: In den Projekteinstellungen muss der Cutter die Frequenz manuell auf 50 Hertz setzen. Auch die Ausgabe ist kein Problem, sofern er AVCHD-DVD als Medium wählt. Besser ist es jedoch, die AVCHD-Filme auf Festplatte auszugeben, da nach Recherchen von VIDEOAKTIV nur die neuste Generation der Blu-ray-Player 1080p50 abspielt.


Die gerade vorgestellte neue Version "Video deluxe MX" hat inzwischen auch 1080p50-Projektvorlagen und exportiert das Material als normgerechte AVCHD-Datei. Die Schnitt-Software "PowerDirector 9" von CyberLink kann Full-HD 1080p50 handhaben. Bei der Ausgabe muss der Cutter aber tricksen und die Bildwiederholrate von Hand auf 50 Bilder/Sekunde einstellen. Zudem sollten Besitzer von Nvidia-Grafikkarten die Hardware-Beschleunigung CUDA deaktivieren, da das Ausspielen unter Umständen sonst nicht gelingt.
MacroSystem hat das 1080p50-Format in "Bogart SE" bereits integriert, doch derzeit spielt das Schnittprogramm die 50p-Videos dann nur in Zeitlupe ab, auch wenn der Schnitt grundsätzlich klappt. Theoretisch lässt sich über eine Beschleunigung wieder die richtige Film-Geschwindigkeit erreichen, doch echter 50p-Videoschnitt ist das dann keiner mehr.
1080p50 verarbeitet auch das Sony-Schnittprogramm "Vegas Pro 10" und "Vegas MovieStudio Platinum 11" – aber ohne Voreinstellungen. In den Projekteinstellungen wählt der Cutter dafür als „Fieldreihenfolge" "Keine, progressive" bei einer Bildwiederholrate von 50 Hertz. Die Ausgabe gelingt über "SonyAVC" sowie "progressive" als "Fieldorder". Die Bildwiederholrate muss der Cutter als "Framerate" selbst eintragen.
Bereits veröffentlicht:
50p Spezial: Welche Vorteile bietet 50p?
50p Spezial: Das bringt 50p wirklich

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