Zum Hauptinhalt springen

Im Test: Rode NTG 4+ - XLR-Richtrohr-Mikrofon mit USB-Speisung

Richtrohrmikrofone gibt's wie Salz im Meer. Durchaus bekannt bei Filmern aller Art sind die Klassiker von Røde. Mit dem NTG 4+ kündigt der Hersteller ganz neue Töne an. Ob er zu viel versprochen hat, lesen Sie in diesem Test.


Der Name Røde hat bei Filmern längst einen guten Klang. Ursprünglich hatte die Firma (wie die meisten anderen Mikrofonhersteller auch) ihre Schallwandler hauptsächlich für Musiker produziert. Seit der Einführung des ersten VideoMic (Ausgabe 1/2006) und diversen Topsellern wie den Richtrohren NTG 1 und NTG 2 sowie dem schon fast legendären Stereo VideoMic Pro hat sich das geändert: Inzwischen stehen Produkte für Filmer zunehmend im Fokus der Australier.

Die Konkurrenz

Aufmacher

Was für den Cowboy das Lasso, ist für den Filmer das Richtmikrofon: ein Handwerkszeug. Damit isoliert er die für ihn wichtigen Töne aus einem Meer von Geräuschen.

Mit dem NTG 4 für 385 Euro und dem NTG 4+ für 439 Euro tritt man nun in einer Preisklasse von Richtmikros an, die man bisher nicht besetzt hatte: Renommierte Konkurrenten sind unser Referenzmikros Sennheiser MKE 600 oder das schon etwas betagte Beyerdynamic MCE 86 II S.

Aber auch Audio-Technica mit dem AT 8035 und Sony mit dem ECM-673 haben hier bekannte Vertreter, die uns für den Vergleichstest allerdings nicht zur Verfügung standen. Messen muss sich das neue Røde aber auch mit dem günstigeren NTG 2 wie teureren NTG 3 aus dem eigenen Haus.

Anschlüsse

Die Micro-USB-Buchse zum Aufladen liegt versteckt im XLR-Schaft oberhalb der Pins.

Ausstattung & Handhabung

Die mehrsprachige, auch deutsche gedruckte Kurzanleitung gibt dem Leser zunächst ein kleines Rätsel auf und empfiehlt dringend das „Aufzeichnen von Filmdialogen mit einem Bügel".Und nochmals, ein- dringlicher: „Die Verwendung eines Bügels ist in der Regel Pflicht". Der Blick aufs englische Original verrät, was tatsächlich gemeint ist: Der Einsatz einer „Boom", also einer Tonangel ... Das Mikro selbst zeigt sich in einem robusten Metallkleid – und auch bei den Neuerungen von seiner besten Seite.

Powerpack

Ein externer USB- Powerpack oder ein Computer versorgen den internen Lithium-Akku wieder mit Strom, wenn er leergelaufen ist.

Ist der interne Lithium-Akku noch geladen, lässt sich gleich mal die Inbetriebnahme prüfen. Eingeschaltet wird das Mikro im Akkubetrieb nämlich durch längeren Druck auf die kombinierte Taste für Power und -10-Dezibel-Abschwächung bei Aufnahmen in lauter Umgebung.Leuchtet die grüne Power-Diode, lassen sich per kurzem Tastendruck die drei integrierten Filter aktivieren – jeweils mit Rückmeldung über eine eigene grüne Diode in jeder Taste.Neben dem Abschwächer sind das noch ein 75-Hertz-Bassfilter gegen Windgeräusche und tieffrequentes Gerumpel sowie der Höhen-Boost, den es zum ersten Mal im Røde Stereo VideoMic X zu bewundern gab: Wird das Mikro im Außeneinsatz mit Fell- Windschutz oder Blimp betrieben, verliert das Signal nicht wie gewollt nur störende Bassfrequenzen, sondern wird auch in den Höhen etwas gedämpft.Das lässt sich mit dieser Taste durch eine Höhenanhebung um 6 Dezibel wieder kompensieren. Alle drei Schalter funktionieren elektrisch – doch die Entwickler haben mitgedacht: Auch wenn der Strom ausgeschaltet wird, merkt sich das Mikrofon sämtliche Einstellungen und startet später mit derselben Filterstellung wie beim Ausschalten.Ist der Akku nach rund 150 Stunden Einsatz leer (was er vorher über zunächst orange, dann rote LED-Farbe ankündigt), lässt er sich über eine beliebige USB-Quelle in rund zwei Stunden wieder aufladen. Kurz haben wir dafür am Mikro nach der nötigen USBBuchse gesucht: Sie ist unten im Schaft versteckt bei den XLR-Pins.

NTG 4

Das NTG 4 (rechts oben) unterscheidet sich vom NTG 4+ nur in der Baulänge, die durch den eingebauten Akku kommt. Mit Phantomspeisung funktionieren beide.

NTG 4 1

Testergebnisse

Hersteller:RødeProdukt: NTG 4+Preiss: 439 Euro

Mikrofontyp: Kondensator-RichtmikrofonCharakteristik: SuperniereFrequengang: 20-20 000 HzStromversorgung: interner Akku, PantomspeisungBass-/Wind-Cut-Off: Schaltbarer Low-Cut-FilterEmpfindlichkeit: -10-dB-PadAnschluss: 3-Pin-XLRLänge/Gewicht: 27,9 cm/175 gAusstattung: Kunsstoff-Windschutz, Stativ-Mikrofonhalter, Etui, USB-Kabel

KurzfazitKlasse Neuinterpretation eines kompakten Richtrohrmikrofons, das auf Kameras und Camcordern genauso eine gute Figur abgibt wie an der Angel oder einem Recorder. Eventuelle Kabel, Adapter oder Kamerahalterung muss man sich noch extra zulegen.

+ klangstark, sehr gute Richtwirkung+ geringes Rauschen+ integrierter Akku und Phantomspeisung kein 3,5-mm-Kameraadapter mitgeliefert

URTEIL: sehr gutPunkte (max. 100): 83 

Preis/Leistung: sehr gut

Eines geht allerdings nicht: Das NTG 4+ als USB-Mikrofon am Rechner zu nutzen – die Schnittstelle dient tatsächlich bloß als universelle Lademöglichkeit, für sonst nichts.

Wird das Mikro statt mit dem Akku per Phantomspeisung mit Strom versorgt, leuchtet die Power-LED blau. Wer nur XLRPhantompower nutzt, kann natürlich auch gleich zum NTG 4 greifen. Die Akku-Version funktioniert auch an den seltenen XLRGeräten ohne Phantom oder eventuell per Adapter an Miniklinken – das 4er nicht.

Tonqualität

Ohren auf für den finalen Lauschtest: Tatsächlich ist das NTG 4+ mit seiner neuen Kapsel hörbar rauschfreier als das ältere NTG 2 oder das Beyerdynamic MCE 86 II und in dieser Disziplin auf einem Level mit dem Sennheiser MKE 600 – das sollte selbst Broadcastern genügen.

Bei Richtwirkung und Brillanz im Klang muss sich das Røde NTG 4+ nur dem teureren und noch empfindlicheren NTG 3 geschlagen geben – und markiert künftig zusammen mit dem MKE 600 die Klassenreferenz.

Wenn es besonders laut wird, würden wir das NTG 4+ sogar vorziehen – mit einem Grenzschalldruck von 135 Dezibel ist es für wirklich alle akustischen Szenarien gewappnet.

Fazit

Das Røde NTG 4+ ist ein sehr gutes Richtmikrofon – dazu hätte es gar keinen zusätzlichen Akku mit USBLademöglichkeit gebraucht. Die meisten werden es ohnehin über XLR und Phantomspeisung betreiben, benötigen den Akku also gar nicht.

Sinnvoll ist er für die DSLRShooter, deren Kameras nicht über XLR verfügen und deshalb auch keine Phantomspeisung liefern können. Sie speisen das Mikro intern, brauchen aber dann einen XLR-auf-Miniklinke-Adapter zum Anschluss an die Kamera.

Schade, dass Røde den nicht gleich noch beigelegt hat – so könnten diese Filmer mit dem NTG 4+ sofort loslegen. Klang, Verarbeitung und zehn Jahre Garantie nach Registrierung des Produkts sprechen ohnehin für das neue Røde.

(he)

 

Beitrag im Forum diskutieren

Autor:
Bildquellen:
160x600

Weitere Sound-Artikel

Praxistest: Magix Sound Forge Pro 18 Suite - der Dinosaurier lebt

| Magazin Sound
Von Sonic Foundry über Sony zu Magix: Sound Forge ist seit den Neunzigern am Start und hat in dieser Zeit drei Besitzerwechsel und knapp drei Jahrzehnte Technologieentwicklung miterlebt. Wie reiht sich Sound Forge in das…

Tontest: Rode Wireless Micro, Go und Pro – Funkstrecken für alle Ansprüche

| Magazin Sound
Mit Wireless Mobile, Wireless Go (Gen 3) und Wireless Pro hat Røde Microphones drei Funkstrecken im Programm, die alle Bedürfnisse von Hobbyisten bis Profis abdecken sollen. Wir haben die Tonlösungen getestet und zeigen, welche Option für…

Test: Mackie CR4.5BT und CR5BT – günstige Studiomonitore mit Bluetooth

| Magazin Sound
Mackie hat mit CR4.5 und CR5 zwei Studiomonitore im Programm, die in den BT-Version mit Bluetooth ausgestattet sind und damit neben gutem Klang mehr Konnektivität versprechen und zudem einen attraktiven Preis besitzen. Wir haben die…
160x600