Amateur-Film-Praxis: Filmstil, Nachvertonung und Präsentation
Vertonung
Der "Sound" des Filmes ist ein wichtiges Element der Filmgestaltung. Er setzt sich aus drei Einzel-Elementen zusammen:
Musik: sehr wichtig für einen emotionalen Untergrund.
Geräusche: meist der O-Ton. Machen das Bild lebendiger, authentischer.
Kommentare: begleiten das Bildgeschehen.
Musik
Die Filmmusik kann bei Bedarf auf den Schnittrhythmus des Films angepasst werden. Man nennt dies dann "auf Takt schneiden". Man kann auch einzelne "Musik/Takt-Marken" auslassen und somit einen gewissen Spannungsbogen aufbauen.
Bei Verwendung von fremder Musik sollte man auf die Rechtslage achten. Es ist möglich, dass eventuell Nutzungs-, Lizenz- und GEMA-Gebühren anfallen können (GEMA= Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte). Es gibt im Netz aber auch gema-freie Musik, die allerdings nicht frei von Urheberrechten sein muss. (mehr dazu hier)
Ebenso gibt es Musikstücke zur freien, kostenlosen Verwendungen. Bei diesen verlangt der jeweilige Urheber jedoch in den meisten Fällen eine Namens-Nennung innerhalb des Films.


Geräusche
Der O-Ton läuft im Film meist nicht durchgängig mit. Dort, wo deutliche Geräuschquellen im Bild zu sehen sind, sollte der entsprechende Ton auch hörbar sein. Mit unauffälligen O-Ton kann ein „steriler" und ruhiger Hintergrund aufgebessert werden.
Dieser muss nicht zwangsläufig vom Drehort oder sogar von der gedrehten Szene sein, sondern kann auch zuvor schon aufgenommen und nun zur Szene passend „aus der Konserve" verwendet werden. Er verhindert, dass Musik und Bild zu steril wirken und kann bei Bedarf auch einzelne Szenen mit einander verbinden.
Kommentare
Kommentare können einen Film beleben, ihn informativer machen. Oder bei falschem Einsatz aufgesetzt und unnötig wirken.
Als Beispiel hierfür lässt sich eine klassische Szene aus einer Reisedokumentation hernehmen – ein Ausflug nach Paris:
"Der Eiffelturm, Mutti steht da ganz rechts".
Dies bietet dem Zuschauer keine neue Information, denn das beschriebene ist bereits zu sehen. Besser könnte der Kommentar dazu so aussehen:
"Das ist der Eiffelturm in Paris, der uns mit seiner Höhe von 324 m sehr beeindruckte".
Dem Zuschauer wird eine Information geboten, die mit der Bildsprache schlecht darzustellen ist. Noch besser wäre in diesem Fall:
"Der französische Ingeneur Eiffel gibt diesem Turm seinen Namen. Aller Widerstände zum Trotz setzte er den Bau von 1878 bis zur Weltausstellung in Paris 1889 durch".
Filmdesign
Das Filmdesign ist die Handschrift des Films, gekennzeichnet vom Bild, Schnitt, der verwendeten Musik und den Geräuschen. Es wird zusätzlich geprägt vom Vor- und Abspann. Der Vorspann ist die Visitenkarte des Films. Er soll zeigen, was den Zuschauer erwartet und ist auch teilweise eine Art Markenzeichen des Filmers.
Jedoch sollte man sich immer überlegen, wie ausladend ein selbst erstellter Vorspann sein sollte – nicht dass dieser opulenter wirkt als der nachfolgende Film, zum Beispiel wenn es sich um „normale" Urlaubsimpressionen handelt.
Wer sich auf Online-Videoplattformen umschaut wird hierbei sicher Ausnahmen dieser Regel finden. Entscheidet man sich für einen passenden Vorspann, bietet es sich an, längerfristig zu denken.
Soll heißen, man kann den Schrifttyp oder die verwendeten Grafiken nach und nach bei Bedarf und dem Zeitgeist entsprechend leicht aktualisieren, ohne den Wiedererkennungswert zu opfern.
Der Titel des Films ist ein „Appetitanreger“. Im Titel kann schon mit statischen oder animierten Bildern gearbeitet werden. Der Titel lässt sich auch bei Bedarf zu einem späteren Zeitpunkt noch einblenden.


Der Schrifttyp steht im Zusammenhang mit dem Filmthema: Eine Hochzeit darf durchaus mit Schmuckschriften verziert werden, eine Dokumentation profitiert dagegen vielleicht eher von einer sachlichen Schrift,
Bei Zwischentitel und/oder Untertitel werden ähnliche, zu einander passende Schriften gewählt. Komponierte Schriftsätze können in der Regel als Animation abgespeichert und so beim Schneiden einfach in die Timeline des Schnittprogramms gezogen werden. Bei einem späteren, ähnlichen Projekt ist dann schon eine Vorarbeit geleistet.
Die Schriftfarbe darf sich am eben gezeigten Bildmaterial orientieren. Entweder wird ein Farbton aus dem Bild genommen oder das Gegenteil - eine komplementäre Farbe - wird verwendet.
Der Klassiker geht immer: weiße Farbe auf schwarzem Grund. Die Schrift kann auch mit einer Fläche, wie z.B. einer Bauchbinde unterlegt werden, um sich besser vom Hintergrund abzuheben.
Der Titeleditor bietet Varianten an um beispielsweise einen Schatten unter die Schrift zu legen, dieser kann nach Wunsch unscharf und transparent eingestellt werden. In manchen Fällen hilft auch eine Kontur, damit die Schrift besser lesbar ist.
Titel können auch animiert werden, dafür gibt es Vorlagen oder mit der Effektoption „Position/Größe" lassen sich eigene Ideen umsetzen. Wenn Texte im Bild sind, sollte das gefilmte Objekt im Hintergrund ruhig stehen.
Schon leichte Bewegung wirkt im Zusammenspiel mit dem statischen Text sehr unruhig. Zur Not oder zur Gestaltung wird ein Standbild eingefügt und nach dem Ausblenden des Textes wieder ins Bewegtbild übergegangen. Gibt es die Situation, dass sowohl der Text, als auch der Hintergrund sich bewegen, sollte die Bewegung der beiden Elemente in die selbe Laufrichtung gehen.
Lange Texte müssen auch lange im Bild stehen bleiben – um dem Zuschauer die Möglichkeit zur Orientierung und zum Lesen zu geben. Als Merkregel gilt: Den Text selbst laut vorsagen. Die benötigte Zeit, inklusive kleinem Zeitzusatz sollte der Text im Bild dargestellt werden.
Fundus
Der Fundus oder im Allgemeinen auch„Stock-Footage" enthält Farbflächen, Verläufe, Rahmen und Masken, Bilder für Hintergründe und Videos für die Verwendung als Effektbestanteil oder zur Animation.
Natürlich gibt es hierzu im Internet divers Quellen – selbst erstelltes Material wie zum Beispiel Mitschnitte von Feuerwerken, Aufnahmen von Blumenbeeten, Wolkenformationen etc. sind jedoch leichter und kostengünstiger verfügbar und vermitteln ein persönlicheres „Flair".


Finale
Der Film ist fertig? Dann sollte sich diesen nun eine Person ansehen, die mit der gesamten Produktion noch nichts zu tun hatte - Korrekturlesen könnte man sagen. Logische Fehler, zu schnelles oder zu langsames Tempo - der außen Stehende ist hierbei noch am wenigsten voreingenommen. Aber auch jemand vom Fach kann helfen und sehen, ob keine falschen Geschichten erzählt werden und ob die Highlights richtig gewichtet sind. In manchen Fällen ergeben sich hierbei in der Praxis Filmkürzungen von bis zu 10 Prozent, ohne dass die eigentliche Filmaussage und der Inhalt darunter leiden.
Präsentation
Der Film ist nun wirklich fertig. Er kann auf eine DVD oder Blu-Ray gebrannt werden. Zusammen mit Kapitelmenüs wird ein professionell wirkendes Ergebnis erzielt.
Bei der Erstellung des Films, insbesondere was Titel/Schriften angeht, muss ein gewisser Spielraum im Bildausschnitt bleiben, da bei der Wiedergabe der DVD auf Fernsehgeräten ein wenig Beschnitt erfolgt.
Alternativ bieten sich zum Präsentieren der eigenen Machwerke auch moderne Medienplayer an, die interne Festplatten besitzten und sich mittels Kartenleser auch direkt von der Speicherkarte „füttern" lassen.
Moderne TV Geräte wie auch Mediaplayer erlauben auch das unkomplizierte Abspielen direkt vom USB Stick. Dafür muss der Film in einem lesbaren Format für das TV Gerät exportiert werden.
Als Präsentationsplattform sollte hierbei natürlich auch Online-Video-Portale Erwähnung finden. Webseiten wie YouTube oder Vimeo erlauben es den Nutzern online gestellte Video nur einem bestimmten Zuschauer kreis zugänglich zu machen, ohne dass es in der ganzen Welt Aufsehen erregen muss.
Fazit:
Nur mit dem richtigen Zusammenspiel von Bild und Ton in Form von gedrehten Aufnahmen, generierten Titeln und dem passenden Audio-Material ergibt sich aus vielen Einzelteilen ein "rundes" Gesamtprodukt.
Dies war der zehnte und letzte Teil unseres Weihnachts-Spezials zum Thema "Tipps aus der Amateurfilmer-Praxis". Hier finden Sie die vorangegangenen Artikel der letzten Tage.
Teil 1: Planung Teil 2: die richtige Kamera Teil 3: Stative aller Art Teil 4: Ton und Licht Teil 5: Bildgestaltung Teil 6: Perspektiven und Bildausschnitte Teil 7: Automatik- gegen manueller Modus Teil 8: Schnittgrundlagen Teil 9: Schnittpraxis Teil 10: Filmdesign- und Präsentation(Walter Buddelmann/mad)
