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Amateur-Film-Praxis: Perspektiven und Bildausschnitte

Bisher behandelten wir im mehteiligen Weihnachs-Spezial zum Thema Amateur-Film-Praxis die richtige Ausrüstung und die Bildaufteilung. Im sechsten Teil widmet sich Autor und VIDEOAKTIV-Leser Walter Buddelmann verschiedenen Perspektiven im Film, zeigt wie das Motiv im Bild positioniert sein sollte und wieviel davon dann im Bild zu sehen ist.


 

Die drei verschiedenen Grundperspektiven ergeben sich durch den Höhenunterschied der Kamera zum Objekt bzw. zum Motiv.

Neben der Normalperspektive, bei welcher sich die Kamera auf der selben Höhe wie das zu filmende Objekt befindet, gibt es noch zwei weitere Perspektiv-Möglichkeiten.

Die Erste wäre die sogeannte Froschperspektive, auch Untersicht genannt. Sie lässt Motive größer wirken und verhilft ihnen zu einem imposanten Eindruck, der jedoch auf den Betrachter auch aggressiv wiken kann.

untersicht 6 10 obersicht 6 10 Von oben herab - die Vogelperspektive oder auch die Obersicht. Sie vermittelt das Gefühl des Erhabenen und kann dem Betrachter helfen, sich einen Überblick über die gesamte Szene und die darin vorkommenden Bildelemente zu verschaffen.

Ausschnitt

Als Ergänzung zur Perspektive gibt es noch einen Aspekt bei der Bildgestaltung: Den Motivausschnitt.

Hier folgendes, praktisches Beisspiel: Eine Landschaft wird in der normalen Perspektive gefilmt, jedoch einmal mit Weitwinkel- und einmal mit Teleeinstellung aufgenommen.

Die Perspektive bleibt gleich, nur der Ausschnitt verändert sich. Eine Zoomfahrt mit der Kameralinse ist also immer nur eine Auschnittsveränderung.

Der Standort ist bei beiden Bildern der gleiche – die Brennweite ist einmal kurz (zehn Millimeter, oben) und einmal lang (200 Millimeter, unten).

tele weitwinkel 6 10

Eine Bewegung der Kamera auf ein Objekt zu (oder weg) ist jedoch immer eine Perspektivveränderung. Bei einer Portraitaufnahme kann das leicht erforscht oder geübt werden:

Das Gesicht aus fünf Meter formatfüllend aufgenommen sieht anders aus als aus zwei Meter oder aus 50 Zentimeter Entfernung. Interessant dabei ist auch das Verhältnis Gesicht zum Hintergrund.

Dieses Beispiel ist mit den Brennweiten: 18/53/133 und 200 Millimeter aufgenommen worden.

Der Abstand zum Hasen ist in etwa 40/120/300 und 500 Zentimeter.

Je größer der Abstand, um so flacher wirkt die Figur.

Das lässt sich an den Füßen und an der Tischrundung erkennen.

brennsweiten 6 10 klein bildausschnitte 1 6 10 klein

Für die Bildausschnitte gibt es auch allgemeingültige- und gelehrte Bezeichnungen. Hier im Beispiel wird immer von einer Person als Motiv ausgegangen.

Die Totale zeigt die ganze Szene und vermittelt einen groben Überblick.

Die Halbtotale zeigt den Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung.

Die amerikanische Einstellung zeigt die Person angeschnitten ungefähr oberhalb der Knie und wird auch als halbnah bezeichnet.

Die Nahaufnahme ist ein Portrait mit der direkten Umgebung im Hintergrund.

Bei der Großaufnahme ist nur noch das Gesicht zu sehen, und die Detailaufnahme zeigt das Hauptmotiv dann schlussendlich "hautnah". Diese Aufnahme wird oft dazu verwendet um Mimiken und die darin enthaltenen Emotionen einzufangen.

bildausschnitt 2 6 10 klein
uebersicht bildausschnitte 6 10

Zum Schluss noch eine Zusammenfassung aller relevanten und auch "normierten" Bildauschnitte aus ein und der selben Perspektive.

Fazit:

Aus Gründen der Bildsprache ist es jedoch immer besser, neben sich immer verändernden Bildausschnitten auch andere Perspektiven zu wählen und somit dem Betrachten einen interessanten Einblick auf das Hauptmotiv zu bewahren.

Dies war der sechste Teil unseres Weihnachts-Spezials zum Thema "Tipps aus der Amateurfilmer-Praxis". Die folgenen Tage präsentieren wir weitere Kapitel zu diesem Thema.

Teil 1: Planung Teil 2: die richtige Kamera Teil 3: Stative aller Art Teil 4: Ton und Licht Teil 5: Bildgestaltung Teil 6: Perspektiven und Bildausschnitte Teil 7: Automatik- gegen manueller Modus Teil 8: Schnittgrundlagen Teil 9: Schnittpraxis  Teil 10: Filmdesign- und Präsentation 

                                             (Walter Buddelmann/mad)

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