Amateur-Film-Praxis: die richtige Kamera
Es gibt viele Möglichkeiten bei der Wahl „seiner" Kamera und schlussendlich muss man, bei allem erhaltenen Rat, für sich selbst eine Entscheidung treffen.
Es hängt dabei nicht nur vom finanziellen Aspekt ab, sondern auch vom Handling. Wie liegt die Kamera in der Hand? Sind die wichtigen Bedienelement gut erreichbar? Wie ist die Qualität des Suchers und des Displays ...
Es gibt viele verschiedene Kameraklassen in überschaubaren Preisklassen und passendem Funktionsumfang für den Amateurbereich. Um den Überblick ein wenig zu erleichtern, sind hier die bekanntesten jeweils kurz erklärt:
Der Camcorder ist der Klassiker und wird in einer großen Bandbreite, was Preis und Ausstattung angeht, angeboten. In der Bedienung sind diese Geräte recht problemlos, da sie in den Einsteigerklassen oft über komplette Automatiken zum Steuern der Bildeinstellungen verfügen.
Bei der Ausstattung gibt es jedoch oft Unterschiede: Ist ein Sucher oder ein Mikrofoneingang vorhanden? Kann sie über eine Fernbedienung gesteuert werden?
Relativ erfolgreich sind seit den letzen Jahren spiegellose Systemkameras mit Wechselobjektiven und ebenfalls guten Eigenschaften für Videoaufnahmen.


Noch erfolgreicher sind seit geraumer Zeit sogenannte DSLRs (digitale Spiegelreflex-Kameras). Sie sind durch die größere Sensoren, oft im APS oder sogar Vollformat, für ein kinolook-ähnliches Bild mit geringer Schärfentiefe geeignet.
Allerdings ist die Handhabung im Gegensatz zum gewöhnlichen Camcorder gewöhnungsbedürftiger. Teils fehlen Automatiken für Autofokus oder eingebaute Mikrofone. Auch sollte man Kenntnisse über die fotografischen und technischen Grundlagen besitzen.
Der Aspekt der Schärfentiefe und wie sich Camcorder und DSLR darin unterscheiden (können), wird im folgenden erklärt:
Ein wichtiger Punkt dabei ist die Sensorgröße. Diese ist am Beispiel eines APS-Sensors (23,5 x 15,7 mm) deutlich größer als bei normalen Camcordern (oft nur 6,2 x 4,6 mm)
Bei kleinen Chips ist diese fast unbegrenzt, was seinen Reiz haben kann. Aber der große Sensor ermöglicht Bilder zum Beispiel mit unscharfem Hintergrund. Dieser kann bei Bedarf zur Bildgestaltung genutzt werden. Die Bedienung erfordert allerdings eine hohe Aufmerksamkeit bei den Einstellungen.
Ebenfalls sollte man ein Stativ und/oder Schulterstativ verwenden, da DSLR-Kameras oft weniger gute Bildstabilisatoren haben.
Der Henkelmann wird so genannt, weil er einen Griff am Gehäuse besitzt. Ein professionelles Werkzeug, mit vielen manuellen Bedienelementen und Anschlüssen an der Aussenseite, zum Beispiel für Mikrofoneingänge. Ein Vorteil vieler solcher Modelle ist die Möglichkeit, die Kameras auch in den Arbeitsablauf von Rundfunkanstalten im Aussenseinsatz einzubinden.
Es gibt Henkelmänner auch ín „bezahlbaren" Preisklassen. Diese werden dann im Allgemeinen als sogenannte Prosumer-Kameras bezeichnet.
Nicht zu vergessen die Action Kameras, die gerne an Helmen oder Sportgeräten montiert werden. Diese kleinen Kameras sind oft nur so groß wie eine Zigarrettenschachtel und in einem stoß- und meistens auch wassergeschützten Kunstoffgehäuse untergebracht. Einige Kameras leisten, was die Bildqualität angeht, erstaunliches und sind dabei oft noch recht preiswert.
Aufnahmemedium
Ein wichtiges Kriterium, das in heutiger Zeit fast nur noch bei der Anschaffung einer gebrauchten Kamera Beachtung finden sollte: Das Aufzeichnungsmedium. Eigentlich alle Kamerahersteller bieten nur noch Neugeräte an, die auf Speicherkarten aufzeichnen.
Liebäugelt man hingegen mit einem Gebrauchtgerät, kann man auf dem Gebrauchtmarkt ältere, aber dennoch hochwertige Modelle finden, die noch mit Bandlaufwerken auf „DigitalVideo"(DV)-Bändern aufzeichnen.


Nachteilig ist, dass der Datentransport auf den Rechner in Echtzeit erfolgt – eine Stunde Film braucht auch solange um auf den Rechner zu gelangen.
Bei Geräten mit Kartenaufzeichnung fällt dieser Prozess weg. Die Videodaten werden wie anderes Datenmaterial von der Karte, je nach Größe, relativ schnell heruntergeladen. In der Praxis werden sehr oft SD-Karten in Größen zwischen acht und 64 Gigabyte sowie CompactFlash-Karten eingesetzt.
Das Breitbildformat 16:9 ist durch den Quasi-Standard „Full-HD" mit 1920 x 1080 Pixeln zum "Normal-Format" geworden. Videomaterial im 4:3-Format mit 720 x 576 Pixeln, wie es eine DVD liefert, finden sich nur noch selten.
Da heutige Flachbild-Fernsehgeräte als Grundformat Full-HD Auflösung wiedergeben, macht es Sinn, auch in diesem Format zu filmen. Bildschärfe und Gesamteindruck liegen weit über dem Standard Definition (SD)-Format.
Fazit:
Die eine Kamera für alle Aufnahmesituationen - quasi eine eierlegende Wollmilchsau - gibt es sowohl in der Amateur- als auch in der Profi-Filmwelt nicht. Jede Kamera-Art und auch jedes Aufnahmemedium hat seine besonderen Vor- und auch Nachteile. Nur wenn der Kameramann sich über diese im Klaren ist, kann er sich für die passende Ausrüstung entscheiden und damit optimal drehen.
Dies war der zweite Teil unseres Weihnachts-Spezials zum Thema "Tipps aus der Amateurfilmer-Praxis". Die folgenen Tage präsentieren wir weitere Kapitel zu diesem Thema. Teil 1: Planung Teil 2: die richtige Kamera Teil 3: Stative aller Art Teil 4: Ton und Licht Teil 5: Bildaufteilung Teil 6: Perspektiven und Bildausschnitte Teil 7: Automatik- gegen manueller Modus Teil 8: Schnittgrundlagen Teil 9: Schnittpraxis Teil 10: Filmdesign- und Präsentation
(Walter Buddelmann/mad)