Amateur-Film-Praxis: Equipment und Videodreh planen
Planen, die Erste
Filmen ist nur möglich, wenn man die benötigte Technik zur Hand hat. Dabei hilft zum Beispiel eine Checkliste (Kamera, Stativ, Akku, zweiter Akku, Ladegerät, optionales Netzkabel, SD-Karten, etc.).
Ist die Technik vollständig, sollte diese auch auf Funktion geprüft werden:
Ist die Kamera in Ordnung? Und: Stimmen Datum und Uhrzeit? Das ist wichtig für die Archivierung und für eine saubere chronologische Sortierung. Besonders dann, wenn andere Personen Fotos oder Videomaterial beisteuern.Für Konzertaufnahmen, Hochzeiten oder andere Aufführungen, die sich über Stunden erstrecken, ist die Überlegung sinnvoll, ob man die verwendete(n) Kamera(s) per Netzteil betreibt. Dafür sollte man natürlich an eine adäquate Stromversorgung denken.
Wenn das nicht geht: Wie viel Kapazität haben die Akkus? Gibt es einen Platz um die Akkus nachzuladen? Ebenso wichtig: Wie viel Platz ist auf der Speicherkarte verfügbar bzw. sind genügend Bänder im Gepäck?Das sind die wichtigsten Dinge, denn ein ungeladener Akku oder eine volle SD-Karte zur unrechten Zeit – das bleibt lange im Gedächtnis.


Ebenfalls zum Thema Planung gehört es sich vor Augen zu führen, was genau gedreht wird. Denn jede Veranstaltung hat, neben Gemeinsamkeiten, auch ihre eigenen kleinen Besonderheiten. Hier ein paar Beispiele.
Geburtstag
Auch wenn der Ort der Feier meist bekannt ist, muss überlegt werden, wo die Kamera positioniert wird. Wo stört die Kamera am wenigsten, wo bekommt man das beste Bild? Das ist nicht nur bei einem runden Geburtstag wichtig. Auch Kenntniss von den geplanten Abläufen spielt da eine Rolle. Wer hält an welcher Positon eine Rede und/oder ist eine besondere Überraschung geplant, die ein Umsetzen der Kamera erfordert.
Sportveranstaltungen
Wenn nur eine Kamera zur Verfügung steht: Am besten an der Spielfeldmitte einen Platz finden, und zwar möglichst erhöht. Zumindest bei Hallensport, da dort die Spielfläche überschaubar ist. Beim Amateurfußball ist eine hohe Aufnahmeposition leider selten zu finden und das Feld ist recht groß.
Alternativ kann man beim Fußball auch eine Position hinter dem Tor einnehmen, wenn spekuliert wird, dass dort die meisten Emotionen hochkochen. Wenn dort Platz gefunden hat, macht es Sinn, zu prüfen, ob die Gegenseite des Spielfeldes ebenfalls noch gut per Teleeinstellung gefilmt werden kann. Bei anderen Veranstaltungen wie Leichtathletik oder Geräteturnen hilft es sich leicht diagonal zum Turngerät aufzustellen, um damit einen interessanteren und nicht so „platten" Blickwinkel auf die Sportler zu haben.
Hochzeit
Sollte man auf diesem Gebiet noch wenig oder keine Erfahrung haben, bietet es sich an, im Vorfeld den Standesbeamten oder Pfarrer nach deren „Arbeitsradius" zu fragen. Dieser sollte natürlich nicht durch ein herumstehendes Kamereastativ- oder einen Kameramann gestört werden. Auch wäre das vorherige Besuchen einer anderen Hochzeit zu Studienzwecken von Vorteil.
Viele Fragen zum Ablauf und zu geeigneten Kamerapostionen lassen sich dadurch vorweg klären und verhelfen einem selbst, und somit auch den Auftrag gebenden Bald-Eheleuten, zu einem besseren Gefühl.
Sollte lediglich eine Kamera zur Verfügung stehen, bietet es sich an, das Geschehen mit dieser aus der Totalen zu filmen (zum Thema Bildausschnitt in einem späteren Kapitel mehr). Allzu beherzigtes Zoomen oder ruckartige Kameraschwenks sollten dabei jedoch vermieden werden. Wenn möglich, sollte man versuchen, eine zweite Kamera des selben Modells zusätzlich zu verwenden.
Damit ist ein flexibleres Arbeiten bezüglich wechselnder Standorte möglich. Während man sich nämlich mit einer Kamera um die Nahaufnahmen des Geschehens kümmert, fängt die andere Kamera die Übersichtsaufnahme ein. Eventuelle Wackler oder unpassende Bilder der Erstkamera werden dann im späteren Schnitt mit den Aufnahmen aus der Totalen kaschiert.
Theaterveranstaltungen
Im Großen und Ganzen gelten bezüglich des Kameraeinsatzes und deren Positionierung die selben Überlegungen wie die zuvor schon genannten.


Einer der besten Plätze bei Theaterveanstaltungen ist in der Regel leider nicht so leicht zu bekommen: Der Kreuzpunkt der Raumdiagonalen im Zuschauerraum. Dort sitzt während der Proben die Regie, und das Bühnenbild wird auf den dortigen Blickwinkel konzipiert.
Einzige Chance für Bildmaterial aus dieser prädestinierten Position ist das Mitschneiden einer Generalprobe. Der Vorteil liegt dabei auf der Hand – die hoffentlich begeisterten Zuschauer können während der tatsächlichen Aufführung gefilmt werden und Beifall sowie Zwischenbilder werden für den finalen Schnitt des Films mitgenommen.
Sind die Kameras mit weiteren „Kameramännern" besetzt, muss eine sichere Kommunikation zwischen diesen sichergestellt sein – es wäre nämlich eine kleine Katastrophe, wenn zum gleichen Zeitpunkt alle Kameras schwenken, zoomen oder sogar gerade umsetzen.
Planen, die Zweite
Planen, womit man das jeweilige Ereignis auf Band oder Speicherkarte aufnimmt – das ist nur ein Aspekt der Vorbereitung.
Gleichbedeutend, wenn nicht sogar weit wichtiger, ist es, auf welche Art und unter welchen Gesichtspunkten man ein Event filmt. Die Profis machen es uns dabei vor und verwenden zur genauen Vorplanung ein Drehbuch.
Beim „richtigen" Film ist das Drehbuch eine Grundlage für die Arbeit. Für private Aufnahmen rechnet sich dieser zeitfressende Aufwand aber nicht – oder womöglich doch?
Es muss ja nicht perfekt sein, aber eine Skizze, wie der Hochzeitsfilm im Groben aussehen soll, hilft ungemein, Aufnahmen zu kreiren, die nicht aussehen, als wären sie spontan und unerwartet enstanden.
Ebenso kann ein Drehbuch für neue Ideen sorgen. Der Filmer kann abwägen, ob es nicht schon vor dem geplanten Drehtag einige Aufnahmen auf „Vorrat" eingefangen werden können. Etwa das Portal der Hochzeitskirche oder das Glockenläuten im Falle einer Hochzeitsreportage. Oder, wenn eine Urlaubsdokumentation das Ziel sein soll - das Filmen eines Flugzeugs der Airline, mit welcher man in den kommenden Tagen abreisen wird. Das Drehbuch kann ganz enscheidend sein um Zeit zu sparen, und dass Ideen nicht verloren gehen.
Bei professionellen Produktionen wird im Falle eines Aussendrehs ebenfalls recherchiert und notiert, zu welcher Tageszeit ein zu filmendes Objekt am besten vom Umgebungslicht ausgeleuchtet wird. Die Planung des Lichtes bringt erst die tollen Bilder. Zu wissen, wann was im Schatten oder im Licht liegt oder wo reizvolles Gegenlicht die Szene bescheint – all das, hilft ein Filmprojekt zu optimieren.


Fazit:
Zum Abschluss des ersten Workshopteils nochmals der Grundgedanke vom Anfang dieses Kapitels: Je genauer Vorbereitung und Ablauf geplant sind, umso präziser lassen sich Materialeinsatz, Aufnahmeorte, die nötigen Einstellungen am Equipment und die Voraussetzungen am Drehort vorplanen.
Dies war der erste Teil unseres Weihnachts-Spezials zum Thema "Tipps aus der Amateurfilmer-Praxis". Die folgenen Tage präsentieren wir folgende weitere Kapitel zu diesem Thema. Teil 1: Planung Teil 2: die richtige Kamera Teil 3: Stative aller Art Teil 4: Ton und Licht Teil 5: Bildaufteilung Teil 6: Perspektiven und Bildausschnitte Teil 7: Automatik- gegen manueller Modus Teil 8: Schnittgrundlagen Teil 9: Schnittpraxis Teil 10: Filmdesign- und Präsentation (Walter Buddelmann/mad)