Profi-Lesertest: Nikon Z50II – mit der kompakten Kamera in Schottland
Zwei VIDEOAKTIV-Lesende konnten während der letzten Monate exklusiv die Nikon Z50II testen. Den Anfang macht Kameramann und Colorist Sebastian Krausse, der die Z50II neben Dreharbeiten für Sendeanstalten, als Reisebegleitung nach Schottland mitgenommen hat.
LESERTEST:Nikon Z50II, 899 Eurogetestet mitNikkor Z DX 12-28mm f/3,5-5,6 PZ VR, 329 Euround Nikkor Z DX 16–50 mm 1:3,5–6,3 VR, 379 EuroSystempreis 1607 Euro
Mit der Z50II kombiniert Nikon einen 20,9-Megapixel-Sensor im APS-C-Format mit Expeed 7-Bildprozessor und verspricht damit eine Autofokus-Performance wie beim Topmodell Z9. Dank elektronischem Sucher und Picture Control-Taste bewirbt Nikon die Kamera als ideales, hybrides Allround-Model, wobei explizit die Videofunktionen angepriesen werden. Sebastian Krausse, seines Zeichens Kameramann, Cutter und Colorist aus Frankfurt am Main, hat schon viele Fernsehbeiträge, Imagefilme und Musikvideos gedreht und kann auf umfangreiche Erfahrungen mit Blackmagics Pocket Cinema 4K, der Panasonic GH6 sowie Kameras aus Sonys FX-Reihe zurückgreifen. Die Nikon Z50II diente nun mit dem Nikkor Z DX 12-28mm f/3,5-5,6 PZ VR und dem Nikkor Z DX 16–50 mm 1:3,5–6,3 VR als Begleitung für eine Reise nach Schottland und London. Wie sich die Kamera in Profihand dabei geschlagen hat, berichtet Sebastian Krausse hier.
Mit viel Footage aus Schottland gibt Sebastian Krausse einen Einblick in die Fähigkeiten der Nikon Z50II als Reisekamera.
SETUPSowohl das 16-50mm als auch das 12-28mm sind die wohl kompaktesten Zoom-Objektive, mit denen ich bisher gearbeitet habe. Sie sind extrem leicht und kaum länger als ein Pancake Objektiv. Das 12-28mm verändert seine Länge beim Zoomen nicht, was es ideal für den Einsatz mit einem Gimbal macht. Transportiert habe ich sie in meinem Alltagsrucksack in einem C Rope Neopren Kamerabeutel. Aufgrund der Kompaktheit von Kamera und Objektiven war eine extra Aufbewahrungsmöglichkeit nicht nötig.
Die Kamera passt in eine kleine Neoprentasche und damit in den normalen Wanderrucksack. Einen speziellen Kamerarucksack habe ich daher nicht gebraucht.
EINSTELLUNGENDie Grundeinstellungen für Codec und Framerate finden sich im Videomenü der Kamera. Auch Einstellungen für Motiverkennung/Autofokus und Intensität der Bildstabilisierung lassen sich hier vornehmen. Dieselben Einstellungen finden sich nochmals im Fotomenü. Somit lassen zwei getrennte Settings für den Foto- und Videomodus definieren. Etwas irritierend finde ich, dass es unter dem Stiftsymbol ein weiteres Menü mit Videoeinstellungen gibt. Dort gibt es zum Beispiel den Bereich (a) Fokus mit weiteren Einstellungen für das Verhalten des Autofokus. Unter (g) Video stellt man jedoch nochmals videospezifische Verhalten des Autofokus ein.
Für manche Einstellungen müssen drei verschiedene Menüseiten aufgerufen werden, wie z.B. beim Verhalten des Fokus.
AUTOMATIKENAuch wenn sich die Kamera unter anderem an Vlogger richtet, sollte man sich nicht komplett auf die Automatiken verlassen, da diese nach meiner Erfahrung nicht immer zuverlässig gearbeitet haben. In Verbindung mit der im Vorfeld eingepegelten Rode Wireless Go Funkstrecke führte die Pegelautomatik leider zu übersteuertem Ton. Hier empfehle ich, doch die manuelle Tonaussteuerung zu wählen. Die Belichtungsautomatik führte teilweise zu leicht überbelichteteten Videos. Mit der Exposure Comepensation-Taste kann man dem aber entgegenwirken.
Teilweise neigt die Belichtungsautomatik zum Überbelichten. Mit der Exposure Compensation oder manueller Belichtung kann man dem entgegenwirken.
ERGONOMIE IM VERGLEICH ZUR GH6Im Vergleich zu meiner Panasonic GH6 fiel es mir etwas leichter, die Tasten unterhalb des Auslöseknopfes zu erreichen. Der etwas kleinere Griff ist für meine Handgröße ausreichend, könnte aber für Videografen mit größeren Händen zu klein sein. Insgesamt liegt die Kamera für mich gut in der Hand - was sicher auch ein dem geringen Gewicht liegt. Die extrem leichten Objektive führen jedoch dazu, dass der Schwerpunkt der Kamera ungewöhnlich weit hinten liegt. Zwar empfinde ich das Vorhandensein eines eingebauten Blitzes als positiv, jedoch ist er so positioniert, dass sogar die kurzen Kit Objektive bereits einen Schatten auf das Motiv werfen, was man im Testvideo zum Zeitpunkt 5:25 am Foto sehen kann.
Größerer Sensor, aber kleinerer Body: Die Z50II fällt im Vergleich zur GH6 deutlich kompakter aus und liegt dabei gut in der Hand.
Trotz des größeren Sensors ist die Nikon Z50II deutlich kompakter und leichter als meine Panasonic GH6. Gleiches gilt für die Objektive, was ich auf meiner Reise als sehr angenehm empfand. Die Tatsache, dass das 12-18mm beim Zoomen nicht ausfährt, macht es perfekt für den Einsatz auf einem Gimbal, da sich der Schwerpunkt kaum verlagert. Ein vergleichbares leichtes Zoomobjektiv für Micro Four Thirds kenne ich nicht. Leider blockiert das Kabel eines angeschlossenen Kopfhörers oder Mikrofons den Schwenkbereich des Displays. Das SD-Kartenfach befindet sich unter derselben Klappe wie der Akku und öffnet nach unten. Dadurch ist ein Kartenwechsel leider nicht möglich, während die Kamera auf einem Stativ ist. Bei der GH6 ist der Speicherkartenslot hingegen seitlich angebracht.
Im Einsatz bei einem ARD-Dreh ließen sich Packshots und Schnittbilder mit der kleinen Kamera deutlich schneller umsetzen als mit der A-Kamera, einer Sony FX9. Dank des guten Bildstabilisators ging dies auch aus der Hand.
Die Grundeinstellungen, wie Blende, Weißabgleich, ISO und Verschlusszeit lassen sich schnell über die entsprechenden Einstellräder und Tasten Einstellen. Zum Ändern der ISO-Einstellung muss die ISO-Taste gedrückt und dann das Einstellrad für die Verschlusszeit gedreht werden. Hier wäre ein drittes Einstellrad schön gewesen. Bei meinem Lowlight-Test bei Dämmerung konnte ich mit ISO 1600 noch relativ rauschfreie Aufnahmen erreichen, ab ISO 3200 war jedoch insbesondere in den schwarzen und dunklen Bildanteilen ein Rauschen deutlich erkennbar. Zu bedenken ist jedoch, dass Log Material generell mehr rauscht als REC 709. Gut ist die eigene Taste für die Bildlooks, doch es gibt keine für den wichtigen Weißabgleich. Diesen erreicht man über die (i)-Taste.
Ein drittes Rad für die ISO-Einstellung und eine Taste für den Weißabgleich wären aus Sicht von Lesertester Sebastian Krausse wünschenswert.
AUTOFOKUSBis auf wenige Ausnahmen bei Dunkelheit habe ich während des gesamten Tests mit Autofokus gedreht. Die Gesichtserkennung funktionierte beim Filmen sehr zuverlässig. Beim Fotografieren wurde jedoch ab und zu unerwarteterweise der Hintergrund fokussiert. Für Aufnahmen ohne Personen als Motiv habe ich den Fokusmodus Wide benutzt, beim Filmen von Personen den Modus 3D Tracking. Die Einstellung „Focus Tracking with lock-on“ habe ich mit 4 von 5 gewählt. Dies entspricht einer recht trägen Reaktion auf neue Objekte im Bild und verhindert, dass die Kamera das fokussierte Subjekt zu schnell wechselt. Im manuellen Fokus-Modus lässt sich der Schärfeweg flexibel von 90-720 Grad nach den eigenen Vorlieben einstellen und erlaubt dadurch sogar die Benutzung eines Follow Focus. Einen Abzug in der Note vergebe ich, weil sich die unterschiedlichen Einstellungen, die man für den Fokus machen kann, auf mehrere unterschiedliche Menüs verteilen. Manches stellt man im Video Recording Menü ein, anderes im Custom Settings Menü.
Der Autofokus funktionierte meistens, wenn auch nicht immer zuverlässig. Die Objektive erzeugten bis in die Ränder scharfe Bilder, wenn auch mit sichtbaren chromatischen Aberrationen an Kontrastkanten.
DATEN UND TESTERGEBNISSE
Hersteller Nikon Modell Z50II Preis 899 Euro Objektiv (Preis) Nikkor Z DX 16–50 mm 1:3,5–6,3 VR (379 Euro) Internet www.nikon.de
DATEN Aufzeichnungsformate UHD (60/50/30/25/24p), Full-HD (120/100/60/50/30/25/24p) Codecs (Dateiformate) H.265, H.264 Max. Abtastung intern 4:2:0, 4:2:2 (8 Bit, 10 Bit) Max. Abstatung 4:2:0, 4:2:2 (8 Bit, 10 Bit) Aufnahmemedien 1x SDXC Bildwandler/Auflösung APS-C/20,9 Megapixel Objektiv-Bajonett Z-Mount Zoomfaktor/Brennweite(KB-äquivalent) 3,1 fach/24 bis 75 mm (F3,5-6,3) Gewicht mit Objektiv 685 Gramm FORMFAKTOR
hervorragend
FORMATE
sehr gut
AUTOMATIKEN
sehr gut
ERGONOMIE
sehr gut
GEHÄUSE
gut
BEDIENUNG
gut
AUTOFOKUS
gut
Urteilmax.100 Punkte
sehr gut Preis/Leistung sehr gut
FAZIT
Die Nikon Z50 II bietet wirklich viel Kamera für ihre Größe und ihren Preis. Professionelle Features wie 10-bit Video in N-Log sowie Timecode kommen hier mit einsteigerfreundlichen Funktionen wie guter Belichtungsautomatik und Bildstabilisierung zusammen. Mit den kompakten Objektiven ist sie zudem eine ideale Reise- und Vloggerkamera und eignet sich perfekt für den Einsatz auf einem Gimbal. Leider bieten die Objektive keine konstante Blende und das umfangreiche Menü kann gerade für Einsteiger überfordernd und unübersichtlich wirken. Insgesamt bietet die Kamera einen bezahlbaren Einstieg in die Nikon Welt und ausreichen Profi-Features und Potential später auf bessere Objektive umzusteigen und so mit den Erfahrungen zu wachsen.Mir persönlich fehlt für den professionellen Einsatz weniger komprimierte Codecs oder zumindest eine Auswahl der Bitrate. Außerdem bietet die Kamera keine Möglichkeit professionelle XLR-Mikrofone anzuschließen, wie es zum Beispiel bei Panasonic oder Sony mittels der dedizierten Multifunktionsschuh-XLR-Adapter möglich ist. Für den privaten Bereich insbesondere auf Reisen mit leichtem Gepäck bietet die Kamera sehr ordentliche Bildqualität in einem kompakten Packmaß.+ kompakte Maße+ sehr guter Dynamikumfang mit Log-Formato kompakte Reiseobjektive, leider wenig lichtstark- teilweise unlogische Menüführung
Autor: Michael Schmidt / Redaktion: Joachim Sauer, Jonas Schupp / Bilder: Michael Schmidt, Jonas Schupp
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