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Im Test: Funkmikro-Sets von Sennheiser und Sony

Audiosignale über Funk an die Kamera zu senden, ist eine wichtige Grundlage der Fernsehproduktion. Dabei ist eine Diversity-Funkstrecke ein Muss: Sie ist weniger störungsanfällig, da das Audiosignal parallel mit zwei Antennen aufgefangen wird. Sennheiser und Sony bieten jeweils ein günstiges Set für den Einstieg in die drahtlose Übertragung.


 

 Im Test:

Sennheiser Evolution:

ENG ew 100 G3, 950 Euro ew 112-p G3, 712 Euro

Sony UWP-Serie:

UWP-V 2, 774 Euro UWP-V 6, 1.243 Euro

Sennheiser bietet Filmproduzenten in der Einsteiger-Serie Evolution jetzt zwei Varianten: Die Evolution 100 ENG G3-C, die den Frequenzbereich 734 bis 776 Megahertz verwendet, und die Evolution 100 ENG G3-E-X, die 823 bis 865 Megahertz abdeckt. Sony bietet bei der bekannten UWP-Serie momentan nur noch eine Option für die kostenpflichtigen Sendefrequenzen von 758 bis 782 Megahertz. Beide Hersteller haben unterschiedliche Konfigurationen aus Taschensendern, Aufstecksendern und Mikrofonen mit integrierten Sendern im Angebot. Von Sennheiser testeten wir das ENG-Paket Evolution G3, das über zwei Sender und eine Empfangseinheit verfügt, während uns von Sony die Version UWP-V 2 mit einem Mikrofon mit integriertem Sender und einem Empfänger zur Verfügung stand. Wichtig: Die Neuordnung der Sendefrequenzen macht es nun nötig, dass Sony und Sennheiser ihre Modellreihen an die neuen Frequenz-Bereiche anpassen.

Sennheiser Evolution ENG

Das ENG-Paket besteht aus einem Bodypack-Sender, der am Körper getragen wird, einem Sender für ein Handmikrofon und einer Empfangseinheit, die an der Kamera befestigt wird. Das erfolgt entweder mit einer Klemmvorrichtung an der Halteschlaufe oder mit einem Adapter am Zubehörschuh. Mitgeliefert werden noch ein 3,5-Millimeter-Klinke-auf-XLR-Kabel, ein 3,5-Millimeter-Miniklinken-Kabel und das Lavalier-Mikrofon ME-2 mit Kugelcharakteristik. Dieses kann man mit der mitgelieferten Klemme leicht an der Kleidung anbringen. Alternativ gibt es noch das Set ew 112-p EG3, das ohne einen Handsender ausgeliefert wird, und das Set ew 122-p EG3, das statt eines Mikrofons mit Kugeldas ME-4 mit Nierencharakteristik bietet.

Als Audioausgang im Bodypack-Sender dient eine 3,5-Millimeter-Klinke, die sich mit einem Schraubverschluss fest verankern lässt. Ein kleines Manko der sonst robust wirkenden Metallgehäuse ist das etwas wackelige Batteriefach aus Plastik. Die Antenne ist sehr flexibel, lässt sich aber nicht verstellen. Alle Einheiten können mit normalen 1,5-Volt-AA-Batterien betrieben werden. Die gedruckte Bedienungsanleitung ist übersichtlich, bietet aber nur die nötigsten Informationen. Es gibt keine Handhabungshinweise für einzelne Funktionen, ein gewisses Grundwissen wird also von Sennheiser vorausgesetzt. Dennoch ist die Handhabung denkbar einfach, und dank der automatischen Synchronisation über eine Infrarotschnittstelle kann man ohne Vorkenntnisse loslegen. Die Übertragung erfolgt in wenigen Sekunden. Natürlich können die Frequenzen für die Übertragung und die Kanäle auch manuell eingestellt werden.

02 sennheiser sd funkmicro Bodypack-Sender (rechts), Aufstecksender für normale Mikrofone (links) und der Empfänger (mitte) der sehr kompakten Evolution-Serie von Sennheiser. 03 sennheiser sd funkmicro Die Empfänger von Sennheiser und Sony im Größenvergleich. Zu erkennen ist auch das merklich größere Display der Sennheiser-Lösung.

Dazu gibt es weitere Hilfefunktionen, um freie Frequenzen zu finden. Ein Pilotton verhindert, dass das Signal einer anderen Funkstrecke aufgefangen wird. Diese- Funktion kann aber abgeschaltet werden, so dass der Empfang mehrerer Sender an einem Empfänger möglich ist.

Das Display ist zwar klein, reicht aber, um sich durch das einfach strukturierte Menü zu bewegen. Praktisch ist die automatische Tastensperre, so dass die Tasten nach zehn Sekunden nur benutzt werden können, wenn sie mit einer Tastenkombination wieder entsperrt werden. Neben dem Ladezustand der Batterie, der mit drei Segmenten nicht besonders genau ist, bietet das Display des Empfängers eine Anzeige zur Stärke des Funksignals, und Sender wie Empfänger haben eine Anzeige für den Audiopegel. Ein Peakhold zeigt an, wenn der Pegel zu hoch ist.

Allerdings verzerrt das analoge Signal nicht sofort, sondern fängt langsam an zu knistern und bleibt damit wesentlich länger brauchbar. Ausserdem werden die Audiofrequenzen für die Übertragung in Radiowellen transformiert und damit teilweise komprimiert und limitiert, dass das Signal nur in extremen Fällen wirklich verzerrt klingt. Somit erfüllt die Funkstrecke gleichzeitig die Funktion eines schwachen Limiters und verhindert oft, dass der Ton komplett misslingt.

Dazu zeigt das Display auch die Übertragungsfrequenz an. Bei beiden Sendeeinheiten lassen sich Mute-Modi mit einem Schalter aktivieren, der die Übertragung eines Signals verhindert. Ob am Bodypack oder dem Handsender ein Mikrofon- oder ein Linesignal anliegt, erkennen die Geräte automatisch. Der Pegel des Audiosignals lässt sich in in 6-Dezibel-Schritten von -30 bis +12 Dezibel einstellen.

Ein Pilotton bietet ein Steuer- oder Kontrollsignal, das unabhängig vom zu übertragenden Signal gesendet wird. Mit dem Pilotton wird sichergestellt, dass nur die Signale des dazugehörigen Senders mit dem entsprechenden Pilotton übertragen werden. Die Stärke des Signals ist auf 30 Milliwatt festgelegt. Auf offenem Feld wird von Sennheiser 50 Meter als sichere Distanz angegeben. In einem Test in einer Tennishalle ging der Empfang auch einige Meter über die Länge zweier Tennisfelder (rund 60 Meter) problemlos hinaus.

Bei Innenräumen hängt der Empfang eines Signals stark von den Hindernissen, Wänden und deren Materialien ab. Durch eine Betonwand und eine Glastür zeigten sowohl das Bodypack als auch der Handsender noch eine einwandfreie Übertragung. Selbst in einem Lastenaufzug konnte der Bodypack-Sender das Signal über drei Stockwerke mit nur zwei kleinen Aussetzern übertragen.

Der Handsender ist offenbar nicht so tolerant, denn er lieferte nur noch Rauschen, sobald sich der Aufzug zwischen zwei Stockwerken befand. Auch wenn der Signal-/ Rausch-Abstand von 60 Dezibel kein Topwert ist: Die mit dem mitgelieferten Mikrofon ME-2 übertragenen Signale zeigten nur ein geringes Grundrauschen. Die Rauschunterdrückung, die in drei Stufen eingestellt werden kann, hatte in verschiedenen Testsituationen nur einen minimalen oder gar keinen Effekt.

Das Mikrofon wird mit einem Metall-Windkorb geliefert. Der ist stabil und bietet einen guten Windschutz. Für einen variableren Einsatz empfiehlt sich das Zubehörset MZ1, das mit 100 Euro zwar nicht gerade günstig ist, aber zusätzliche Windschutz-Körbe und verschiedene Klemmvorrichtungen in Schwarz und in Weiß bietet. Das mitgelieferte Mikrofon ME-2 klingt ausgewogen und stellt die Frequenzbereiche bei Sprachaufnahmen authentisch dar. Zum 320 Euro teuren Lavaliermikrofon MKE-2 Gold besteht allerdings doch noch mal ein hörbarer Unterschied. Letzteres ist brillanter im Klang, und sowohl Sprach- als auch Musikaufnahmen klingen hörbar präsenter.

In lauter Umgebung kann die Kugelcharakteristik des ME-2 allerdings schnell an ihre Grenzen stoßen. Hier ist das ME-4 mit Nierencharakteristik für 100 Euro eine gute Alternative. Das muss allerdings auch sorgfältiger angebracht werden.


Sony UWP-V 2

Zentrale Einheit des Sony-Sets ist der Diversity-Empfänger URX-P 2, der wie bei Sennheiser an der Halteschlaufe oder am Zubehörschuh der Kamera befestigt werden kann. Das getestete Paket UWPV 2 besteht aus einem Handsender mit integriertem Mikrofon und dem Empfänger plus der nötigen Kabel. Als Pendant zum Sennheiser-ENG-Paket bietet Sony das UWP-V 6 an, das aus einem Empfänger und einem Bodypacksender plus Aufstecksender für Handmikrofone besteht.

Ein 3,5-Millimeter-Klinke-auf-XLR-Kabel und ein 3,5-Millimeter-Miniklinken-Kabel werden ebenfalls mitgeliefert. Neben den Befestigungen für den Sender (Zubehörschuh) und die Halteschlaufe (Klemme) gibt es noch eine Halterung für das Handmikrofon. Für die Klinkenverbindungen verwendet Sony ebenfalls einen sicheren Schraubverschluss. Das Batteriefach für die beiden AA-Batterien sitzt gut zugänglich an der Seite des Gehäuses und ist etwas besser verschlossen als bei dem Sennheiser-Modell. Die beiden Antennen sind mit drehbaren Gelenken ausgestattet. Obwohl das beleuchtete LCD-Display kleiner ist als bei Sennheiser, ist es gut zu lesen. Allerdings wird die Lautstärkeanzeige des ankommenden Signals sehr klein angezeigt und ist schwierig zu beurteilen. Die Batterieanzeige ist mit zwei Anzeigesegmenten nicht besonders exakt: Ein Segment kann heißen, dass die Batterie noch drei Stunden hält – oder nur eine Minute.

Die gedruckte Anleitung ist knapp gehalten, reicht aber für den Einsteig. Ein klassisches Menü gibt es nicht, die Funktionen sind über Tastenkombinationen zu erreichen. Das ist nicht kompliziert, aber auch nicht intuitiv – das Wechseln der Sendestärke etwa ist umständlich.

Ähnlich dem Pilotton bei Sennheiser sendet die Funkstrecke ein Referenzsignal aus, und nur mit dessen Empfang wird beim Empfänger auch ein Signal abgegeben. Das verhindert Überschneidungen mit anderen Sendern, kann aber nicht abgeschaltet werden. Die automatische Suche nach einem Empfänger funktioniert auch bei Sony reibungslos, dauert aber etwas länger als bei Sennheiser. Eine manuelle Einstellung der Sendefrequenz steht auch zur Verfügung.

Das Gehäuse und die Schaltelemente wirken etwas robuster als bei der Evolution-Serie. Die Schaltelemente am Gehäuse sind mit mehreren Einstellungsoptionen belegt. Während Sennheiser immer mit 30 Milliwatt sendet, kann bei Sony eingestellt werden, ob das Signal mit 2 oder 10 Milliwatt übertragen wird.

05 sennheiser sd funkmicro Das Handmikrofon der Sony-UWP-Serie zeigt eine umständliche Eigenheit: für Einstellungen muss man es aufschrauben. 06 sennheiser sd funkmicro Auch die nötigen Anschlusskabel sind enthalten im getesteten Funkmikro-Paket UWP-V 2 von Sony mit Handmikrofon UWP-X 8.

Die 2 Milliwatt sind vor allem dazu gedacht, Energie zu sparen – und sind nur zu empfehlen, wenn es keine größeren Hindernisse zwischen Sender und Empfänger gibt. Während die Übertragung bei dieser Sparleistung durch eine Glastür noch funktionierte, gab es ein Stockwerk tiefer schon Aussetzer, im Aufzug war dann gar kein Empfang mehr möglich. Mit 10 Milliwatt waren auch drei Stockwerke kein Problem, und im Aufzug waren nur ganz kurze Aussetzer zwischen den Stockwerken zu bemerken.

Bei Wänden, Türen oder weiteren Entfernungen sollte man unbedingt die höhere Leistung verwenden. Hier war der Empfang sogar besser als mit dem Handsender von Sennheiser, allerdings nicht so durchgängig ohne Störungen wie bei dem Sennheiser-Bodypack. Auch Sony konnte die Länge von zwei Tennisfeldern problemlos überbrücken. Angenehm ist die automatische Unterdrückung des Pegels, wenn die Signalstärke zu schwach wird. So gibt es kein unangenehmes verzerrtes Rauschen mehr, wenn der Empfang abbricht. Sobald das Signal wieder stärker ist, wird es auch wieder ausgegeben. Das Grundrauschen bei Sony ist etwas höher als bei Sennheiser, und auch der ausgegebene Pegel des Empfängers ist bei gleicher Dämpfung geringer. Ein Peak-Indikator zeigt sofort, wenn das Signal übersteuert. Eine kleine Schwäche offenbart sich beim mitgelieferten Mikrofon von Sony: Das Handmikrofon UWP-X 8 mit integriertem Sender ist nicht schlecht, im Vergleich zum Sennheiser MD 46 fehlt aber einfach Volumen im Klang.

Fazit

Sowohl die Sony-UWP-Serie als auch die Sennheiser-Evolution-Serie sind sehr gute Diversity-Systeme mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis, die auch für den Laien einfach zu bedienen sind. Im Gesamtpaket bietet Sennheiser etwas mehr fürs Geld, da es mehr Funktionen, eine einfachere Bedienung mit einem Menü und ein besseres Mikrofon umfasst. Zudem lässt sich der Pilotton abschalten. Allerdings macht Sonys UWP-Serie einen robusteren Eindruck, und die automatische Abschaltung des Tons bei schlechter Signalstärke sorgt beim Tonmann auf Dauer sicherlich für weniger akustischen Stress. Im Energieverbrauch war kein signifikanter Unterschied zu bemerken, bei beiden Modellen kann mit zwei AA-Batterien für gewöhnlich ein ganzer Drehtag absolviert werden. Ob Reportage mit dem Handmikrofon oder mit einem Körpersender – eine Funkstrecke ist ein Muss für jeden ambitionierten Filmer oder Profi.

Für Testtabelle mit Testergebnis laden Sie sich das kostenfreie PDF, mit freundlicher Unterstützung von Sennheiser, durch Klick auf das Artikelsymbol herunter:

 

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Mehr zum Thema Funk:

Funkfrequenzen: welche Frequenz für welchen Zweck

Mehr zum Thema Mikrofone:

Kaufberatung für Mikrofone

(Christoph Harrer)

 

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