Hintergrundwissen: Kopfhörer - Thema mit Variationen
Die Akustik
Ein Großteil der angebotenen Kopfhörer ist entweder offen oder geschlossen. Bei geschlossenen Typen dämpfen Hörmuschel und Polster Umgebungsgeräusche, die schallerzeugende Membran ist von der Umgebung akustisch entkoppelt. Heißt: Dieser Kopfhörertyp ist ideal für Filmer, um während des Drehs die Qualität des aufgenommenen Tons zu kontrollieren. Sie wollen ja nicht die direkten Umgebungsgeräusche hören, sondern nur, was das Mikrofon aufnimmt und hinterher auf Band oder Speicherkarte landet. Zudem schützt die geschlossene Akustik vor Rückkopplungen. Auch, wer unterwegs am Notebook Szenen sortieren oder schneiden will, ist meist dankbar, wenn er etwas vom Umweltlärm verschont bleibt.Geschlossene Kopfhörer sind tendenziell bassstärker. Im Alltag ist ihr Vor- aber auch ihr Nachteil: Wer längere Zeit unter ihnen verbringt, fühlt sich buchstäblich isoliert – für stundenlange Mischsessions oder zum Hören im ruhigen Wohnzimmer sind sie keine gute Wahl.
Offene Kopfhörer schirmen ihre Nutzer kaum oder gar nicht vor Umgebungsgeräuschen ab. Sie eignen sich daher wenig für laute Umgebungen und die Kontrolle am Set, sondern eher für die Tonmischung im Studio oder als klassischer Wohnzimmer-Kopfhörer. Für längere Hörsitzungen sind offene Kopfhörer angenehmer, potentiell klingen sie etwas weiträumiger.
Halboffene Kopfhörer sind eine Variante der offenen Bauweise: Sie schirmen den Nutzer etwas, aber nicht vollständig von der akustischen Umgebung ab, bieten aber ein ähnlich luftiges Klangbild wie offene Modelle und sind ebenso dauerhörtauglich. Für die Kontrolle des Originaltons und den Einsatz in lauter Umgebung sind sie aber nur im Notfall geeignet.


Die Bauart
Ohrkanalhörer, umgangssprachlich auch als Stöpsel bezeichnet, werden in den Gehörgang gedrückt. Üblicherweise werden Gummipfropfen in verschiedenen Größen dazu geliefert – nur dank ihrer sitzen die Ohrkanalhörer fest und klingen optimal. Die Pfropfen haben eine ähnliche Wirkung wie geschlossene Kopfhörer, schirmen die Träger also von der Umwelt ab. Nicht jeder mag die festsitzenden Stöpsel im Ohr – manchen sind sie lästig.
Im-Ohr-Hörer sitzen nicht im Ohrkanal, sondern der Ohrmuschel – diese Bauform gehört zur Standardausstattung von iPod & Co. Sie sitzen nicht so fest im Ohr wie die Ohrkanalhörer, was für viele Träger angenehmer ist. Wenn sie aber nicht richtig im Gehörgang halten, leidet der Klang. Je nach Ohr- und Stöpselform fallen sie auch beim Joggen schneller heraus.
Der Urahn der Mobilkopfhörer, erstmals mit Sonys Cassetten-„Walkman" Ende der 1970er aufgetaucht, sind die ohraufliegenden Hörer. Hier handelte es sich um eine offene Bauart mit Kopf- oder Nackenbügel. Sie sind angenehm zu tragen – einmal mehr ist ihr Vor- aber auch ihr Nachteil: Wer durch die Stadt läuft, soll natürlich ein nahendes Auto hören – dreht man die Lautstärke nicht auf gesundheitsschädliche Werte, klappt das auch.
Der Umgebungslärm kann aber die Pianissimo-Passagen eines Konzerts übertönen, was den Musikgenuss trübt. Zwischenzeitlich gibt es deswegen auch geschlossene ohraufliegende Modelle – sie empfehlen sich aber eher für Bahn und Flugzeug.Mit ohrumschließenden Kopfhörern sind die klassischen Modelle gemeint, deren Muscheln die Ohren der Nutzer völlig umschließen. Sie gibt es in akustisch geschlossener, halboffener oder offener Ausführung.
Antrieb
Die Masse der Kopfhörer arbeitet wie das Gros der Lautsprecher elektrodynamisch: Die schallerzeugende Membran ist mit Spulen aus Kupferdraht mechanisch verbunden. Die sind von Permanentmagneten umgeben. Schickt man einen Wechselstrom durch die Spulen, entsteht ein Magnetfeld. Es stößt sich vom Feld des Permanentmagneten ab, die Membran bewegt sich und erzeugt dabei Schall.Nur noch selten sind elektrostatische Kopfhörer zu finden. Hier entsteht der Schall durch die unterschiedliche elektrische Ladung der Membran und fester Metallplatten. Dieser Typ benötigt (ungefährliche) Hochspannung und damit passende Speisegeräte, verspricht aber maximale Impuls treue.
Impedanz
Dynamische Kopfhörer stellen für den Kopfhörerverstärker in Camcorder oder MP3-Spieler einen elektrischen Widerstand dar. Die Physik dahinter ist etwas komplizierter; als Vergleichsgröße spezifizieren die Hersteller den Nennscheinwiderstand („Impedanz"). Je größer der Wert, desto leistungsfähiger muss der Kopfhörerverstärker sein. Faustregel: Für Camcorder, MP3-Spieler oder Mobiltelefone sind Typen mit kleinem Impedanzwert ideal, also unter 100 Ohm. Für HiFi-Komponenten und Mischpulte sind Modelle mit 250 Ohm oder mehr ideal. Niederohmige Kopfhörer geben auch an der HiFi-Anlage einen Ton von sich, können daran aber unangenehm laut werden – im Extremfall sogar beschädigt. Hochohmige Modelle sind an Mobilequipment meist zu leise. Warum es die Unterschiede überhaupt gibt?


Spezialisten
Kopfhörer mit aktiver Geräuschdämpfung („Noise Canceling") haben Zusatzelektronik und ein Mikrofon an Bord. Es nimmt den Umgebungslärm auf, die Elektronik gibt ihn mit gedrehter Phasenlage auf die Membranen. Für den Nutzer löscht sich damit der Lärm weitgehend aus. Für Flugzeug oder Bahn eine feine Sache. Aber viele Noise-Canceling-Modelle geben keinen Ton von sich, wenn die Elektronik ausgeschaltet ist, taugen damit nicht, um die Reise als Fußgänger fortzusetzen. Manche Nutzer beklagen zudem Druck auf den Ohren.
Funkkopfhörer verzichten auf die lange Leitung zwischen HiFi- oder TV-Gerät und Nutzer. Eine Basisstation hält den Kontakt zur Schallquelle und funkt Signale zum Kopfhörer. Der hat Akkus, Empfänger und Verstärker an Bord, um die Membranen anzutreiben. Einfache Modelle funken analog per UKW - Rauschen und Spratzeln lassen sich also nicht immer vermeiden. Die Oberklasse der Kopf-Funker nutzt störungsfreie Digitaltechnik.
Empfehlenswerte Altmodelle
Klassische Bauform:
Audio-Technica ATH-M 50, 155 Euro, Urteil „sehr gut"/73 Punkte, Test in Heft 3/09
Beyerdynamic DT 770 pro (80 Ohm), 185 Euro, Urteil „sehr gut"/77 Punkte, Test in Heft 3/09 (als Referenz in diesem Test)
Beyerdynamic DT 880 pro, 269 Euro, Urteil „sehr gut"/73 Punkte, Test in Heft 3/09 (als Referenz in diesem Test)
Beyerdynamic Tesla 1, 890 Euro, Urteil „sehr gut"/81 Punkte, Test in Heft 2/10
Beyerdynamic Tesla 5 p, 890 Euro, Urteil „sehr gut"/75 Punkte, Test in Heft 1/11
Roland RH-390, 190 Euro, Urteil „sehr gut"/73 Punkte, Test in Heft 3/09
Sony MDR-7506, 161 Euro, Urteil „sehr gut"/77 Punkte, Test in Heft 3/09
Sennheiser HD 25-SP II, 125 Euro, Urteil „gut"/69 Punkte, Test in Heft 3/09
Mobilhörer:
Sony MDR-EX 300 SL, 50 Euro, Urteil Pegel: „sehr gut", Klang: „sehr gut", Test in Heft 2/10 (als Referenz in diesem Test)
Sony MDR-EX 700 LP, 300 Euro, Urteil Pegel: „hervorragend", Klang: hervorragend, Test in Heft 2/10 (als Referenz in diesem Test)


Mit diesen CDs hat VIDEOAKTIV getestet:
Leonard Bernstein – West Side Story (Auszüge), Deutsche Grammophon, Titel 5 „America".
Michael Jackson – Off The Wall, Sony BMG, Titel 1 „Don't Stop Til You Get Enough"
Jazzkantine – Jazzkantine, Sony BMG, Titel 9 „55555"
Bert Kaempfert – Strangers in the Night, Polydor, Titel 1 „ Strangers in the Night"
Kraftwerk – Tour de France (Remastered), EMI, Titel 1 „Prologue", Titel 2 „Tour De France Étape 1", Titel 9 „Elektrokardiogramm"
Diana Krall – The look of love, Verve (Universal), Titel 9 „ The look of love"
Hed Kandi Classics CD DJ Sampler Vol. 1, Hed Kandi Records, Titel 1 Solu Music feat. Kimblee: "Fade (Grant Nelson Big Room Remix)"
Madonna – Vogue, Sire, Titel 1 „Vogue (12" Version)"
Zubin Mehta, Neujahrskonzert 1990, Sony Classical, Titel 13 „An der schönen, blauen Donau"
Trancemaster Vol. 8: „Dream Structures" CD 1, Rough Trade, Titel 9 Emmanuel Top: „Turkish Bazar"
Paul van Dyk – In Between, Island (Universal), Titel 1 Paul van Dyk feat. Lo-Fi Sugar „Haunted"
(Karl-Gerhard Haas)
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