Geräusche im Film: Tipps und Tricks zur Nachvertonung
Über den Gebrauch von Geräuschen und Sounds in der Filmvertonung
Geräusche und Soundeffekte verwendet man in der Filmvertonung je nach Filmgenre etwas anders. Ich vertone viele Dokumentationen und muss deshalb darauf achten, die Vertonung möglichst realistisch zu halten. Wenn die Dokumentation beispielsweise über Tiere ist, die alle ein eigenes Geräusch machen, dann ist der authentische Klang des Geräuschs wichtig, weil er zur Information des Zuschauers gehört. Solche Tiergeräusche kann man in der Regel kaum am Computer nachbilden und sollte man auch nicht. Schließlich steht die Dokumentation dafür, dass etwas realistisch dargestellt wird. Außerdem legen die meisten Naturfilmer hohen Wert darauf, dass exakt die Tiergeräusche zu hören sind, die beim Dreh aufgenommen wurden.Bei Spielfilmen und in der Werbung wird mit den Geräuschen und Effekt-Sounds etwas anders umgegangen. In der Werbung werden Geräusche häufig überzeichnend und plakativ eingesetzt - Realismus spielt hier gar keine Rolle. Beispielsweise machen beim Audiobranding für Marken viele Produkte Geräusche, die sonst keine machen. Außerdem wird meistens jeder kleine Akzent im Bild mitsynchronisiert und das Klanggeschehen wird dadurch komplexer und dichter. In solchen Fällen bedienen sich die Sounddesigner gerne bei speziellen Geräuscharchiven oder Sound-Librarys.


Tipps, Tricks und Tools zur Geräuschbearbeitung
Ein ganz wesentliches Werkzeug für die Geräuschbearbeitung ist der Equalizer. Wenn z.B. das Geräusch von sich aus sehr nahe klingt und es im Film aber weiter entfernt klingen soll, dann müsst ihr mit dem Equalizer die Bässe wegnehmen. Je dünner das Geräusch wird bzw. je weniger Volumen es hat, desto weiter weg klingt es. Ihr nehmt daher einfach den Lowcut und schiebt ihn hinauf bis 5-10khz, je nachdem wie stark der Effekt sein soll. Viel mehr müsst eigentlich nicht machen. Dieser Trick funktioniert übrigens natürlich auch andersherum. Ein weiterer Einsatz für den EQ: das Bild zeigt eine typische Stadtwohnung von innen und ihr wünscht euch, dass ein wenig Verkehrslärm von draußen hörbar ist. Wenn ihr in eurem Geräuscharchiv aber nur Geräusche habt, bei denen der Verkehr sehr nahe aufgenommen wurde, dann filtert ihr die hohen Frequenzen mit dem EQ bis ca. 500 Hz weg. Und schon habt ihr das typische tiefe Grummeln erzeugt, das den Eindruck vermittelt, dass man aus einer Stadtwohnung Verkehrslärm von draußen hört.
Worauf ihr noch achten könnt, ist eine einheitliche Klangcharakteristik der Geräusche. Vermeidet es, Töne und Geräusche miteinander zu verbinden, die nicht zusammen passen, wie z.B. eine alte Mono-Aufnahme mit einem neueren Sourroundsound. Sounds in Sourround klingen meistens sehr dick und wenn ihr den Film damit nicht durchgängig vertont, dann wirken diese Geräusche lauter als die Stereo- oder Monogeräusche, obwohl sie es nicht sind. Wenn möglich sollte man Geräusche auch nicht komprimieren, das Geräusch würde sonst zu unnatürlich klingen. Das Komprimieren der gesamten Audiospur des Films macht man im Prinzip komplett im Master.Überladen könnt ihr einen Film durch eine dichte Geräuschkulisse übrigens fast nie, sofern auch die Geräusche zu hören sind, die man sieht. Am besten setzt ihr immer soviel Geräusche ein, sodass ihr sagen könnt, das Bild lebt jetzt.
Über das Anlegen der Geräusche und Effekte im Video-Schnittprogramm
Beim Anlegen der Geräusche auf das Bild muss man sehr genau (framegenau) arbeiten. Wenn sich ein Geräusch entwickelt, z.B. ein Auto fährt vorbei, geht man im Schnittprogramm zu dem Punkt, bei dem das Auto am nächsten zum Zuschauer ist. Das ist der Höhepunkt, da ist es am lautesten, und daher setzt man auch dort den Höhepunkt des Geräusches hin. Dazu sieht man sich einfach die Amplitude der Geräuschdatei im Schnittprogramm an und schiebt die Datei passend unters Bild. Das gleiche gilt natürlich auch für ganz einfache Geräusche. Einfach zu dem Standbild scrollen, bei dem das Geräusch erklingen soll und dann schiebt ihr den Höhepunkt des Geräuschs dahin. Wenn das Geräusch zu lange dauert und die Szene ist wesentlich kürzer, dann schneidet ihr das Geräusch einfach links und rechts ab – Hauptsache das Geräusch ist im Höhepunkt immer synchron zum Bild.
Ganz wesentlich ist auch die Verteilung der Geräusche im Stereopanorama. Je nachdem wo das Geräusch herkommt oder hin wandert, legt ihr das Geräusch auch nach rechts oder links. Ist im Bild rechts ein brummendes Aquarium, dann legt ihr das entsprechende Geräusch im Stereopanorama natürlich auch nach rechts. Wenn sich ein Geräusch bewegt, dann muss ihr die Bewegung des Geräuschs hinpannen, was aber nicht immer funktioniert. Um bei dem Autobeispiel zu bleiben: hier das Geräusch des Vorbeifahrens zu pannen hat wenig Sinn. Es klänge einfach nicht realistisch, weil man so den Dopplereffekt nicht erzielt. In solchen Fällen benutzt ihr einfach ein fertiges Geräusch mit dem Dopplereffekt und das funktioniert dann wunderbar.
Wir danken Hermann Langschwert an dieser Stelle recht herzlich für die ausführlichen Erklärungen.
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